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TEST: Dragon Age 2 (plus Gameplay-Video)

play3 Review: TEST: Dragon Age 2 (plus Gameplay-Video)

8.5

Die Entwicklung eines aktuellen Video- und Computerspiels dauert im Schnitt etwa drei Jahre. Im Falle von „Dragon Age 2“ brauchte Rollenspielriese Bioware gerade einmal 18 Monate. Ob das wirklich ausreicht, um ein weiteres monumentales RPG zu produzieren? Ihr zweifelt daran? In unserem Test erfahrt ihr, wie sich „Dragon Age 2“ spielt und ob es an den grandiosen Vorgänger heran reicht.

Was wir cool finden

Spielzeit und Quests
Gleich vorweg: Wer möchte, der kann „Dragon Age 2“ geschmeidig in zwölf bis fünfzehn Stunden durchspielen. Vorausgesetzt ihr folgt stur den Hauptmissionen und schert euch nicht um Neben-Quests oder gar Gerüchte. Allerdings verpasst ihr dann auch viele unterhaltsame Charaktere und kleinere Anekdoten am Rande. Treibt ihr euch in Kirkwall herum, dann kommt ihr sicherlich auf 25 bis 30 Stunden Spielzeit – also ähnlich wie in „Mass Effect 2“.

Doch das ist eigentlich nicht weiter schlimm. Denn die Quests sprühen zumeist vor interessanten Figuren und spannenden Momenten. Etwa wenn wir in Katakomben außerhalb Kirkwalls einmarschiert, um dort einen mutmaßlichen Kindermörder dingfest zu machen. Oder wenn wir Minen auf der Suche nach furchtbaren Monstern durchkreuzen und auf eine ganze Horde von Drachen treffen. Nur selten verkommen die Aufträge zu simplen Botengängen, sondern tragen oftmals nette kleine Details zur Gesamtstory bei.

Die Hauptmissionen trumpfen dagegen mit umfangreicheren Zwischensequenzen und mehr Dramatik auf. Einmal eskortieren wir einen Kunari durch Feindesland und geraten auf dem Weg in einen Hinterhalt und in arge Erklärungsnöte. Haupt- und Nebenmissionen könnt ihr übrigens bequem im Menüpunkt Tagebuch aufrufen. Zudem werden euch die jeweiligen Aufträge auch stets auf den Übersichtskarten bei Gebietswechseln gezeigt. Das Schönste an „Dragon Age 2“ ist allerdings die Freiheit, die euch das RPG überlässt.
Urteil: Sehr gut

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Rüstungen, Tränke und Tech-Trees
Auch wenn es bei all den Schlachten und dem vielen Blut nicht immer den Anschein hat: „Dragon Age 2“ ist ein echtes Rollenspiel aus dem Hause Bioware. Zu Beginn des Spiels entscheidet ihr euch für einen weiblichen oder männlichen Hawke, sowie für dessen Klasse (Schurken, Magier, Krieger). Diese Wahl ist maßgeblich für den späteren Spielverlauf und für die Spezialisierungen, die ihr durch Level-Ups durchführen könnt.

Jede Klasse besitzt bis zu neun Tech-Trees mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Buffs. Beim Zauberer etwa gibt es Elementar- und Blutmagie. Schurken dagegen verfügen über Bereiche wie Sabotage. Innerhalb dieser Tech-Trees wählt ihr schließlich mit jedem Level-Up eine neue (aktive oder passive) Fähigkeit aus. Ihr merkt es schon: Der Umfang ist riesig und komplex. Das Experimentieren mit den verschiedenen Funktionen macht ausgesprochen viel Spaß. Kleine Hilfetexte zeigen euch dabei, welche Auswirkungen die neuen Aktionen auf eure Figur, die Party oder die Opfer haben wird. Uns ist es während der Test-Session nicht gelungen, unsere Figur in eine Sackgasse zu leveln. Alle Fähigkeiten haben ihre Daseinsberechtigung. Frust kommt von dieser Seite nicht auf.

Hinzu kommen die bereits aus „Dragon Age: Origins“ bekannten Crafting-Funktionen. Über Händler auf dem Markt bestellt ihr Tränke, Gifte und neuerdings auch Sprengmaterial. Ihr müsst dazu nur die entsprechenden Zutaten abliefern und schon erhaltet ihr das gewünschte Gebräu Freihaus.

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Natürlich findet ihr Verletzungskits, Heiltränke und jede Menge anderen Kram auch auf dem Schlachtfeld. Das Angebot an Waffen ist ein wenig kleiner als beim Vorgänger, aber immer noch umfangreich genug. Über Runen verbessert ihr Klingen etwa mit Feuerfähigkeiten. Mit Hilfe von Büchern erlernt ihr neue Fähigkeiten auch ohne Level-Aufstieg. Waffen wie etwa Streithammer, Bögen oder Kuräxte sind an die Fähigkeiten eurer Helden gebunden. Ein Magier etwa hantiert ausschließlich mit einem Kampfstab. Schurken dagegen greifen lieber zur Armbrust oder zum Dolch. So entpuppt sich manch gefundenes tolles Objekt schnell als Rohrkrepierer, da eure Figuren oftmals noch nicht bereits sind, um die Gegenstände zu verwenden. Oder weil ihr gerade keinen passenden Helden für die Waffen in euren Reihen habt. Auch wenn das jetzt frustig klingt, machen gerade diese Überlegungen „Dragon Age 2“ besonders interessant. Ihr werdet Stunden damit verbringen, die passenden Waffen, Rüstungen und Extras für eure Figuren zu finden.
Urteil: Sehr gut

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Schnelle RPG-Kämpfe
In „Dragon Age 2“ seid ihr stets mit einer Vierer-Party unterwegs. Über R1 und L1 wechselt ihr zwischen den Figuren und steuert sie aus der Verfolgerperspektive. Mit L2 pausiert ihr das Spiel, um über ein Befehlsrad Kommandos an eure Kameraden zu verteilen. Diese Funktion ist besonders in späteren Aufträgen ausgesprochen wichtig. Denn nicht nur wegen der Übersichtsprobleme werdet ihr häufiger das Geschehen anhalten müssen. Auch der Einsatz von Tränken und bestimmten Buffs läuft über das Befehlsrad. Es verleiht dem Spiel die notwendige Tiefe, die man ihm nach den ersten Stunden gar nicht recht zutraut. Erst mit zunehmender Spielzeit werden die Gegner stärker und damit steigt auch der Anspruch. Plumpes Drauflos-Kloppen führt dann kaum noch zum Sieg. Hier geht es vielmehr darum, den Anführer der Feindesbande auszumachen und schnellstmöglich auszuschalten. Zudem könnt ihr jedem Recken feste Handlungsschemata zuteilen. So nehmen sie automatisch Heiltränke, agieren aktiv oder eher zurück haltend. Dadurch sind sie eigenständig genug, um nicht zur Last zu fallen.

Einer besonderen Rolle kommen natürlich die Spezial-Fähigkeiten der Helden zu. Insgesamt habt ihr die Möglichkeit, sechs Zaubersprüche oder Buffs über das Gamepad zu verteilen. Das Kommandoschema funktioniert dabei ausgesprochen gut. Das Interface wurde für „Dragon Age 2“ noch einmal leicht überarbeitet. Am linken Bildschirmrand seht ihr nur Konterfeis, sowie Energie- und Ausdauerbalken eurer Mannen. Rechts eine Aufstellung der besagten Fähigkeiten. Was uns zum Glücklichsein fehlte, waren kleine Anzeige über die Auswirkung der einzelnen Aktionen. Gerade im Pausenmenü hätte wir uns eine Art Zusammenfassung der Durchschlags und Auswirkungen der Aktionen gewünscht. Schließlich wechseln die Funktionen allzu häufig und die Entwickler sollten nicht verlangen, dass wir zwölf oder mehr Moves samt Auswirkungen auswendig lernen.

Trotzdem: Das Kampfsystem profitiert enorm von der Tiefe des Rollenspiels „Dragon Age 2“. Auch wenn die Schlachten anfangs plump und hektisch anmuten, entwickeln sie sich mit Zeit zu einer taktischen Herausforderung. Und daran sollte eigentlich jeder seinen Spaß haben.
Urteil: Gut

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Jeder Jeck ist anders
Ähnlich wie in „Mass Effect 2“ dreht sich in „Dragon Age 2“ alles um Entscheidungen und deren Auswirkungen. So legt ihr gleich zu Beginn die Vorgeschichte eures Hawkes fest. Dies beeinflusst bereits nach wenigen Sekunden die Einstellung vieler Charaktere zu eurer Spielfigur und sogar, auf welche Darsteller ihr überhaupt im Spielverlauf trefft.

Die Präsentation der Nebencharaktere fällt in „Dragon Age 2“ deutlich flacher aus, als noch im Vorgänger. Ihre Vorgeschichte wird zumeist nur angerissen. Magier Anders etwa kennen viele noch aus „Dragon Age: Origins“. Für alle anderen bleibt er einfach ein Heiler, der die Templer verachtet. Hier hätten wir uns ein wenig mehr „Personality“ gewünscht. Immerhin feixen und plaudern die Weggefährten zwischen den Märschen miteinander und sind immer wieder für einen Schmunzler gut.

Eure Taten entscheiden schließlich über das Verhältnis zu euren Mannen und damit auch über deren Fähigkeiten. Bestimmte Aktionen erhaltet ihr erst, wenn ihr mit einer Figur verfeindet oder befreundet seid. Aber auch hier gilt: Die Auswirkungen halten sich in Grenzen, sind aber dennoch eine nette Beigabe.
Urteil: Gut

Was wir weniger cool finden

Weniger Epos, mehr Kleinklein
Wir erinnern uns zurück an „Dragon Age: Origins“. Die dunkle Brut bedroht Ferelden. Wie in den Fantasy-Streifen „Der Herr der Ringe“ brechen die finsteren Kreaturen über das Land herein und hinterlassen dabei eine Schneise der Verwüstung. Bei „Dragon Age 2“ geht es dagegen eine Spur ruhiger zu: Klar, der Anfang ist eindrucksvoll. Hawke und seine Familie flüchten vor der Brut. Die Verzweiflung und die tödliche Bedrohung ist hier spürbar. Doch sobald wir nach zirka 40 Minuten Kirkwall erreichen, bricht die Spannung ein. In der Sicherheit der festen Burgmauern gehen wir Stück für Stück dem schwelenden Konflikt zwischen den Templern und den Magiern, sowie der mysteriösen Kunari nach.

Wir wollen gar nicht über die Inszenierung der Geschichte schimpfen. Die Dialogsequenzen von „Dragon Age 2“ sind eindrucksvoll. Die Gesichter der Charaktere wurden gut umgesetzt und wirken detaillierter als im Vorgänger. Die Sprachausgabe kann sich zumeist hören lassen. Allerdings empfehlen wir die auf der Blu-Ray befindliche englische Version. Denn einige Figuren wurden im Deutschen recht seltsam besetzt.

Die Storyline selbst entfaltet sich recht langsam. Echtes Drama und handfeste Emotionen kommen aber leider zu selten auf. Dafür ist der Glaubenskrieg zwischen den Fraktionen einfach zu abstrakt und zu wenig greifbar. So fehlt es über die Spielzeit leider an denkwürdigen Augenblicken, die „Dragon Age: Origins“ oder auch „Mass Effect 2“ auszeichneten. „Dragon Age 2“ spielt zwar im direkten Genre-Vergleich in Sachen Storytelling weiterhin oben mit. Allerdings kommt es nicht mehr ganz an die RPG-Könige heran. Da wundert es wohl auch niemanden, dass „Dragon Age 2“ recht plötzlich und offen endet. Hier hat sich Bioware wohl vieles für den dritten Teil aufgehoben.
Urteil: Befriedigend

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Technische Defizite
„Dragon Age 2“ basiert auf einer aufgemöbelten Version der Eclipse-Engine, die bereits beim ersten Teil zum Einsatz kam. Leider wurden unsere ersten Befürchtungen bestätigt: „Dragon Age 2“ wirkt an einigen Stellen technisch altbacken, ja sogar ein wenig hässlich. Damit meinen wir nicht die Gesichter oder gar die Kämpfe selbst, sondern die vielen kleinen Unzulänglichkeiten, die sich „Dragon Age 2“ abseits den ganz großen Geschehens leisten.

Gerade in Sachen Texturschärfe schwankt das Rollenspiel zwischen hübsch und matschig. In Zwischensequenzen entdecken wir etwa immer wieder pixelige Schwertverzierungen oder unschöne Gewänder. Doch diese Schwächen wären zweifellos zu verschmerzen gewesen, wären da nicht noch die teilweise arg groben Umgebungsgrafiken.
Hier sind nicht nur die Texturen verwaschen, sondern zuweilen auch noch langweilig und geklont. Gerade in Innenräumen und Höhlen hatten wir das Gefühl, immer wieder durch identische und lediglich kopierte Areale zu sträunen. Das „Zu Guttenberg“-Prinzip wird leider dem Spiel nicht ganz gerecht und hängt wohl mit der kurzen Entwicklungszeit des Rollenspiels zusammen.

Insgesamt ist „Dragon Age 2“ grafisch sicherlich nicht abstoßend hässlich, aber man sieht dem Spiel einfach an, dass es dringend eine Generalüberholung benötigt. Zu den Texturproblemen gesellen sich nämlich zwischendurch kleinere Ruckler und Clipping-Fehler. Das alles hinterlässt einen faden Nachgeschmack.
Urteil: Ausreichend

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Fehlende Übersicht
Im Vorjahr gab es vielerorts noch Beschwerden darüber, dass Bioware die Iso-Perspektive der PC-Version nicht für die Konsolenfassung umgesetzt hat. Die schlechte Nachricht: In diesem Jahr wurde die Kamera noch viel statischer montiert. Ihr seid diesmal nämlich auf die Sichtkegel eurer vier Helden beschränkt und könnt dadurch das Schlachtfeld nur begrenzt einsehen. Das mag zwar realistisch sein, sorgt aber immer wieder für handfeste Übersichtsprobleme. Gerade versteckte Bogenschützen oder andere aus dem Nichts auftauchende Fernkämpfer werden euch in solchen Momenten häufig zum Verhängnis.

Daher bleibt euch in späteren Quests nichts anderes übrig, als das Spiel immer wieder zu pausieren. Nicht etwa, um Befehle zu erteilen. Das setzen wir bei jedem „Dragon Age“-Spieler voraus. Sondern um euch einen Überblick über das Geschehen zu verschaffen. Eine freie Kamera mit Zoomfunktion wäre hier wirklich sinnvoll gewesen und hätte dem Spiel deutlich mehr Taktik verliehen.

So richtig ärgerlich sind allerdings einige Ansichten in engen Dungeons. Hier kollidieren die Sichtwinkel immer wieder mit Deckenpfeilern oder anderen Objekten. Kurzum: Ihr seht einfach gar nicht, außer vielleicht braunen Balken oder grauen Felsen. Diese Probleme treten zwar aufgrund des insgesamt recht schnellen Kampfgeschehens eher selten auf, trotzdem hätten die Kämpfe noch um einiges komfortables ausfallen müssen.
Urteil: Ausreichend

System: PlayStation 3
Vertrieb: Electronic Arts
Entwickler: Bioware
USK: ab 18 Jahren
Release: 10. März 2011
Offizielle Homepage: http://dragonage.bioware.com/

8.5

Wertung und Fazit

TEST: Dragon Age 2 (plus Gameplay-Video)

„Dragon Age 2“ schafft die 8.5 doch noch. Anfangs hatten wir unsere ernsthaften Zweifel an dem Rollenspiel. Es wirkte einfach zu überhastet und mit zu wenig Liebe zum Detail entwickelt. Erst mit der Zeit entpuppte sich das Kampfsystem zu einer taktischen Schlachtplatte. Erst nach Stunden kam die Geschichte wirklich Fahrt auf. „Dragon Age 2“ gelingt es trotzdem nicht, das grandiose Vorgänger-Epos „Origins“ vom Thron zu schubsen. Dafür fehlt es einfach an Intensität und Konsequenz. So plätschert das Spiel lange vor sich hin und endet obendrein auch noch recht unbefriedigend. Lohnt sich der Kauf von „Dragon Age 2“ also? Auf jeden Fall! Denn das Kampfsystem stimmt und macht trotz technischer Defizite viel Spaß. Und gerade der für Bioware-Rollenspiele typische Tiefgang kommt auch in diesem Game nicht zu kurz. „Dragon Age 2“ ist ein erstklassiges Rollenspiel, wenn auch nicht auf dem Niveau von „Mass Effect 2“ oder „Dragon Age: Origins“.

Hotlist

Kommentare

Psycho-Ente

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08. März 2011 um 10:20 Uhr
Alekspfsler

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08. März 2011 um 10:21 Uhr
oStyLeZ-II

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xXBreakerXx

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