Review

Test: MotorStorm

play3 Review: Test: MotorStorm: Apocalypse (plus drei Rennen als Video)

7.5

Nach zwei mehr oder weniger erfolgreichen Ablegern auf der PlayStation 3, in denen ihr durch den Matsch gebrettert seid und euren Kontrahenten on- wie offline Feuer unter dem Hintern gemacht hat, entschied man sich bei den Evolution Studios zu einer Kehrtwende. Riskiert man einen ersten Blick auf „Apocalypse“, dann dürfte man eher von einem neuen „Burnout“ als einem weiteren „MotorStorm“ ausgehen. Eine Neuausrichtung, die innerhalb der Community sicherlich gespaltenes Feedback hervorrufen wird.

Trotz allem brennt auch „MotorStorm: Apocalypse“ hier und da schon mal ein optisches wie auch spielerisches Feuerwerk ab, was vor allem auf die Entscheidung, sich bis zu einem gewissen Grad an Werken wie „Split/Second“ zu orientieren, zurückzuführen ist. Weshalb es trotz der guten Ansätze nicht gelang, zur Elite des Genres aufzuschließen, verdeutlichen euch die folgenden Zeilen.

Was wir cool finden

Meine Straße, mein Bike, meine Faust
Wie bereits angesprochen, wird man zunächst einen zweiten Blick riskieren müssen, um sicherzugehen, dass man es hier wirklich mit einem neuen „MotorStorm“ zu tun hat. Ist man jedoch gewillt, sich auf das neue Setting einzulassen, dann offenbart auch „Apocalypse“ die vertraute Anarcho-Action, die uns in der Vergangenheit so viel Spaß bereitet hat. Mit von der Partie sind natürlich die bekannten Fahrzeugtypen wie pfeilschnelle Motorräder, PS-starke Supersportwagen oder wuchtige Trucks, die allesamt mit individuellen Stärken und Schwächen aufwarten.

Rennen 01

Wer mit einem leichten Zweirad unterwegs ist, wird zwar enge Abkürzungen nutzen können, sollte schweren Fahrzeugen jedoch aus dem Weg gehen, um nicht auf schmerzhafte Art und Weise aus dem Sattel befördert zu werden. Sorgen, mit denen man am Steuer eines Trucks natürlich nicht konfrontiert wird. Bedingt durch die träge Beschleunigung der wuchtigen Vehikel wird man hier aber in Kauf nehmen müssen, dass man vor allem auf langen Geraden wichtige Sekunden verliert.

Wie aus den Vorgängern gewohnt, bestechen die unterschiedlichen Fahrzeugklassen durch die fast schon perfekte Balance, bei der man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl vermittelt bekommt, dass eine bestimmte Klasse unfaire Vorteile genießt. Mit jedem Fahrzeug kann man erfolgreich sein – man muss das Spiel lediglich beherrschen. Und genau darauf kommt es in „Apocalypse“ an: Die Streckenkenntnis.Erneut punkten die Jungs der Evolution Studios mit abwechslungsreichen und anspruchsvollen Pisten, auf denen sich vor allem online die Spreu vom Weizen trennen dürfte. Erfahrene Spieler machen dank verschiedener Abkürzungen wichtige Sekunden im Kampf um den Sieg gut, befördern ihre Widersacher von der Piste und reagieren instinktiv auf Gefahren oder messerscharfe Kurven.
Urteil: Gut

Michael Bay wäre neidisch

Interaktive Strecken und kleinere Zerstörungen am Rand der Pisten sind sicherlich nichts Neues. In „MotorStorm: Apocalypse“gelang es allerdings, dieses Feature auf ein neues Level zu heben und eine Zerstörungsorgie zu zelebrieren, bei der kein Stein auf dem anderen bleibt. Und das ist definitiv wörtlich zu nehmen.
Zumal man sich hier nicht auf simple Effekthascherei beschränkte, sondern recht offensichtlich darum bemüht war, einen spielerischen Mehrwert zu liefern – meist mit Erfolg. Ein kleines Beispiel: Ihr brettert am Strand dem Sonnenuntergang entgegen, Regen klatscht an eure Scheiben und im Augenwinkel nehmt ihr einen nahenden Tornado zur Kenntnis, der mit rasender Geschwindigkeit durch die Szenerie prescht.

Rennen 02
https://www.youtube.com/watch?v=D49VSkX8c0A

Holzplanken wirbeln durch die Luft, die Palmen geraten angesichts der Naturgewalt gefährlich ins Schwanken und plötzlich kracht vor euch ein kleines Boot auf die Strecke, dem ihr nur mit Mühe und Not ausweichen könnt. Kaum von diesem Schock erholt, werden eure Reaktionen erneut auf eine harte Probe gestellt, da vor euch eine Holzhütte in sich zusammenfällt und euch den Weg versperrt.
Genau diese Momente sind es, in denen das Strecken-Design mitunter komplett auf den Kopf gestellt wird. Hochhäuser zerfallen, Raketen schlagen vor euch ein, Flugzeuge stürzen ab und auch vor in sich zusammenbrechenden Straßen ist man nicht gefeilt. Langweilig wird es also nie.

Doch wo Licht ist, da wartet bekanntermaßen auch Schatten. Leider bekommt man manchmal das Gefühl vermittelt, dass man es mit der Action etwas zu gut meinte. So kommt es nicht selten vor, dass ihr von Helikoptern und ähnlichem unter Beschuss genommen werdet, während ihr fieberhaft nach dem rechten Weg sucht. Die Folge: Euer Motor hitzt sich auf und fliegt euch um die Ohren, wodurch ihr wertvolle Sekunden auf eure Kontrahenten verliert. Immerhin besteht die Möglichkeit, diesen mit Wasser oder größeren Sprüngen zu kühlen, wenn man es mit dem Boost wieder einmal übertrieben hat oder wie angesprochen unter Beschuss genommen wird.
Urteil: Gut

Einer für alle, alle für einen:
Als Herzstück von „Apocalypse“ fungiert der Mehrspieler-Modus, der ausreichend Potential bietet, sich über Wochen mit dem Titel zu beschäftigen und im Prinzip kaum Wünsche offen lässt. Getreu dem Motto „Komfort ist Trumpf“ besserte man vor allem beim Match-Making nach.

Vor einem Rennen versammeln sich bis zu 16 Spieler in einer Lobby, wählen ihr Fahrzeug sowie eine Strecke aus und schon steht dem Spektakel nichts mehr im Wege. Der überzeugende Netcode garantiert Lag-freie Duelle auf den Pisten und dank der spielinternen Chat-Funktion sowie der InGame-Freundesliste können Zeitgenossen, mit denen ihr euch gerne noch einmal messen möchtet, unkompliziert in die eigenen Kontakte aufgenommen werden. Zudem wird on- wie offline ein lokaler Splitscreen-Multiplayer für bis zu vier Teilnehmer angeboten.

Rennen 03

Um euch langfristig bei der Stange zu halten, erhielten zahlreiche Gimmicks Einzug. Mit gewonnenen Chips, die im Prinzip als Erfahrungspunkte fungieren, lassen sich zahlreiche Teile freischalten, mit denen ihr euer Vehikel optisch auf Vordermann bringen könnt. Dank der Möglichkeit, nahezu jedes Teil auszutauschen, kommen kreative Zeitgenossen voll auf ihre Kosten. Zudem lassen sich unterschiedliche Pakete freischalten, mit denen ihr die Leistung des Fahrzeugs erhöht. Stärkere Bremsen, eine verbesserte Straßenlage oder eine schnellere Kühlung des Motors sind nur einige Features, die ihr auf euch warten.

Abgerundet wird der Mehrspieler-Modus von zahlreichen Ranglisten und diversen Herausforderungen, mit denen man sichergehen möchte, dass die Community auch wirklich jedes Fahrzeug nutzt. So versah man jede Klasse mit diversen Vorgaben, die von „Räume zwei Gegner von der Piste“ oder „Verbringe 30 Sekunden in der Luft“ bis hin zu „Drifte 500 Meter“ reichen. Als Belohnung warten unter anderem exklusive Versionen der Fahrzeuge auf euch.
Urteil: Sehr gut

Was wir weniger cool finden

Singleplayer-Kampagne als Appetithäppchen:Man kann es drehen und wenden wie man will: Der Einzelspieler-Modus ist im Prinzip ein Schuss in den Ofen und dient allenfalls dazu, sich mit „MotorStorm: Apocalypse“ vertraut zu machen. An für sich hört sich das Konzept nicht einmal schlecht an. Man verfrachtet das MotorStorm-Event in eine zerstörte Stadt, in der euch die „Crazies“ genannten Punks und die Armee gleichzeitig auf den Pelz rücken, und reichert das Ganze mit einer Rahmenhandlung im B-Movie-Stil an, die die Geschichte in Form von Comic-Sequenzen an euch weitergibt.

Könnte man über die hanebüchene Handlung noch hinwegsehen, dürfte das Maß spätestens beim Umfang und der fehlenden Abwechslung voll sein. In typischer Fließband-Manier setzt man euch Events inklusive fest vorgegebener Fahrzeuge vor die Nase, die in der Regel beim ersten Versuch gemeistert werden, und nach fünf bis sechs Stunden hat der „Spaß“ bereits ein Ende. Händerringend mit der Suche nach der Langzeitmotivation beschäftigt, wird man auf die so genannten „Hardcore-Events“ stoßen, die automatisch freigeschaltet werden, sobald ihr ein Rennen auf dem ersten Platz beendet.

Allzu viel solltet ihr von diesen allerdings nicht erwarten, da es sich hierbei lediglich um Zeitrennen auf vorgegebenen Pisten handelt. Zumindest für Perfektionisten ein nett gemeintes Feature. Wer möchte, darf sich zudem auf die Suche nach 150 Sammelkarten begeben, die auf den unterschiedlichen Strecken der Singleplayer-Kampagne versteckt sind. Angesichts der ständigen Hektik sowie der hohen Spielgeschwindigkeit ist dies aber leichter gesagt als getan, so dass Sammlern im Prinzip nichts anderes übrig bleibt, als die Areale im Schneckentempo abzugrasen und sich auf die Suche nach den Karten zu begeben.
Urteil: Mangelhaft

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Altbekannte Kinderkrankheiten:
So beeindruckend „MotorStorm: Apocalypse“ optisch auch ausfallen mag, so sehr müssen wir angesichts altbekannter Unzulänglichkeiten auf die Euphoriebremse treten. Erinnert ihr euch beispielsweise noch an die Ladezeiten des ersten „MotorStorms“?

Tja, dann lasst euch sagen, dass mittlerweile vier Jahre ins Land gezogen sind, ohne dass sich an dieser Problematik etwas geändert oder gar zum Guten gewendet hat. Nach wie vor ziehen problemlos bis zu 30 Sekunden ins Land, ehe ihr das Gaspedal durchtreten und euren Spaß haben könnt. Warum bietet man nicht einfach die Möglichkeit an, einen Teil der Daten auf der Festplatte zu installieren? Es klappt bei zahlreichen anderen Titeln doch auch.

Als ein weiteres Ärgernis kristallisiert sich die Kollisionsabfrage heraus, die mitunter doch reichlich kuriose Stilblüten treibt. Wuchtige Trucks hüpfen wie Flummis durch die Gegend, ein kleiner Ast kann euch zum Verhängnis werden, indem er euren fahrbaren Untersatz komplett zerlegt, zum Teil brettert ihr durch Wände oder Fahrzeuge hindurch und auch sonst bekommt man gelegentlich das Gefühl vermittelt, dass der Zufall eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Natürlich sind diese Macken keinesfalls die Regel, in einem zeitgemäßen Rennspiel, das auf der PlayStation 3 einen Ausnahmestatus einnehmen soll, haben sie aber definitiv nichts verloren.

Allen Rock- und Metal-Fans sei zudem gesagt, dass die rocklastigen Tracks der Vorgänger komplett gestrichen und durch Elektro-Klänge ersetzt wurden, die sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen. Ein Manko, das sich erfreulicherweise durch die Unterstützung des Custom Soundtrack-Features umgehen lässt.
Urteil: Ausreichend

System: PlayStation 3
Vertrieb: Sony
Entwickler: Evolution Studios
USK: ab 16 Jahren
Release: 18. März 2011

7.5

Wertung und Fazit

Test: MotorStorm: Apocalypse (plus drei Rennen als Video)

Unter dem Strich fällt es nicht ganz leicht, ein Fazit zu „MotorStorm: Apocalypse“ zu ziehen, da ma hier ein wenig differenzieren muss. Wer hoffen sollte, eine ähnlich packende Einzelspieler-Erfahrung geboten zu bekommen, wie sie beispielsweise „Pacific Rift“ lieferte, kann im Prinzip einen großen Bogen um den Titel machen. Die Kampagne fiel einfach belanglos aus und dient im Prinzip lediglich dazu, euch mit der Nase auf den Online-Multiplayer zu stoßen, aus dem der Titel seinen vollen Reiz bezieht. Dank der zahlreichen freischaltbaren Inhalte wird hier ausreichend Motivation geboten, „Apocalypse“ über Wochen in der Konsole zu verstauen. Bedauerlich ist nur, dass man bekannte Macken wie die quälend langen Ladezeiten oder die zum Teil fragwürdige Kollisionsabfrage schlichtweg nicht in den Griff zu bekommen scheint. Anstatt sich auf neue Features wie den durchaus beeindruckenden 3D-Modus zu stürzen, hätte man sich unserer Meinung nach zunächst den störenden Altlasten annehmen sollen.

Hotlist

Kommentare

CodeName1818

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10. März 2011 um 22:47 Uhr
POKITO HASSER

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