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TEST: Solo-Kampagne von BATTLEFIELD 3

play3 Review: TEST: Solo-Kampagne von BATTLEFIELD 3

8.0

Endlich halten wir es in den Händen. Das Spiel, über das alle sprechen. „Battlefield 3“. Der angebliche Weihnachtshit schlechthin! In unserer ersten Testphase nehmen wir uns zuerst den Singleplayer vor. Und plötzlich bröckelt die schöne Fassade von „Battlefield 3“. Die sechs bis acht Stunden lange Story entpuppt sich als ordentliche und hübsch anzusehende Shooter-Kost … mehr aber eigentlich auch nicht!

BITTE BEACHTEN! In diesem Test befassen wir uns ausschließlich mit der Singleplayer-Kampagne. Eine Bewertung des Multiplayer folgt in wenigen Tagen, da wir ihn anhand der Retail-Version unter optimalen Bedingungen nach dem offiziellen Release des Spiels testen möchten!

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Der „Wow!“-Faktor
Ja, „Battlefield 3“ sieht auch auf der PlayStation 3 ganz hervorragend aus.Wenn wir durch die Städte im Iran streifen und Sonnenstrahlen hübsche Lichteffekte durch die Rauchschwaden zeichnen, dann spielt der Shooter wirklich seine ganze Stärke aus. Gerade bei der Kombination aus Nebel und dynamischer Beleuchtung sieht „Battlefield 3“ einfach ganz hervorragend aus. Insbesondere die Außenlevels wirken mit ihrer großen Sichtweite, dem oftmals gleißenden Licht und anderen technischen Spielereien wirklich toll.

Die Effektdichte ist aufgrund der knackigen Kämpfe natürlich ausgesprochen hoch. Überall explodiert etwas, Kugeln pfeifen durch die Levels, Mauern zerplatzen. Die FrostBite-Engine 2 wurde aber im Vergleich zu „Battlefield: Bad Company 2“ in Sache frei zerstörbarer Umgebung ein wenig ausgebremst. Es ist nicht mehr möglich, einfach Löcher in Wände zu bomben. Das hätte wohl die Konstruktion und die Inszenierung der Levels im Singleplayer ausgehebelt.

Trotzdem könnt ihr viele Deckungsarten mit der entsprechenden Bewaffnung zerstören. Auch Autos entpuppen sich als gefährlicher Granatenersatz, gehen sie doch nach einigen Schüssen in Flammen auf und reißen dabei umstehende Soldaten mit. Wirklich große Physikeffekte – etwa beim Einsturz eines Hotel – sind natürlich vorberechnet, sehen dadurch aber nicht minder beeindruckend aus. Die akustische Untermalung steht der Grafik in nichts nach. Da poltert und kracht es fröhlich aus allen (Surround-)Boxen. Gerade die Waffensounds sind klasse gelungen und machen einen sehr authentischen wie bedrohlichen Eindruck. Die deutsche Synchronisation und Übersetzung ist ordentlich, auch wenn sie hier und da ein wenig ins Stolpern gerät.

Ein paar wenige technische Makel hat das Spiel aber dennoch: So wird zwischen Checkpunkten immer wieder nachgeladen. Die Folge: Das Spiel bleibt für einen kurzen Moment stehen. Außerdem sind die seltenen Innenlevels lange nicht so schön und beeindruckend wie die grandiosen Außenpassagen. Gerade Paris wirkt in sich ein wenig trist und farblos. Aber insgesamt ist die Leistung, die DICE hier aus der PlayStation 3 heraus kitzelt wirklich beachtlich. „Battlefield 3“ gehört sicherlich zu den technisch stärksten Titel auf der aktuellen Konsolengeneration, auch wenn es keine Grafik-Revolution anzettelt.

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Gänsehaut-Momente
An der Inszenierung der Missionen lässt DICE zu keinem Zeitpunkt Zweifel aufkommen. „Battlefield 3“ kreiert immer wieder grandiose Spielmomente, die einem auch nach Tagen noch im Gedächtnis bleiben. Allen voran natürlich der Flug mit dem FA-18-Jet. Hier wirbelt es einen ordentlich durch die Luft und obwohl die Spielmechanik hier nicht mehr als eine Rail-Sequenz darstellt, hat uns der Ausflug über den Wolken richtig gut gefallen.

Auch die Nachtmissionen mit dem Snipergewehr oder manch eine Straßenschlacht in engen Gassen sind einfach herrlich spannend und bannten uns förmlich vor den Bildschirm. „Battlefield 3“ gelingt es dabei, das Adrenalin auf einem stetigen, aber erträglichen Level zu halten. Das Pacing – also die Spielgeschwindigkeit – stimmt also. Nach hektischen Run&Gun-Passagen folgen immer wieder ruhigeren Missionen oder Zwischensequenzen zur Erholung.

Die Aufträge sind über die gesamte Spielzeit von sechs bis acht Stunden recht abwechslungsreich gehalten. DICE schöpft hier aus dem Vollen und mischt gekonnt Fahrzeug-, Rail- und klassische Shooter-Einsätze. Sogar ein spektakulärer Fallschirmsprung als Intermezzo ist hier mit dabei. Klasse!

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Die pure Shooter-Mechanik
Im Gegensatz zur „Call of Duty“-Reihe spielt sich der Singleplayer von „Battlefield 3“ ein wenig taktischer und langsamer. Das mussten wir schnell auf die harte Art herausfinden. Ein Mal den Kopf zu früh aus der Deckung gestreckt und schon schlagen die ersten Kugeln ein. Gerade auf höchster Schwierigkeitsstufe ist „Battlefield“ eine echte Profi-Herausforderung. Allen anderen empfehlen wir den immer noch anspruchsvollen mittleren Schwierigkeitsgrad.

Uns gefällt es ausgesprochen gut, dass DICE’s Shooter einen etwas realistischeren Ansatz wählt. Das bedeutet: Wir robben von einer Deckung zur nächsten, ballern gezielt über die Mauern hinweg oder versuchen, Gegner mit Granaten aus ihrer Position zu vertreiben. In „Battlefield 3“ mäht ihr daher auch keine Armee im Alleingang um. Meist sind es Stellungskämpfe, bei denen ihr mit vier Kameraden gegen maximal zehn andere Widersacher antretet. Letztlich müsst ihr die richtige Stellung finden, um eine freie Schussbahn zu haben.

Im Singleplayer tragt ihr zwei Primärwaffen mit euch herum. Eine Pistole – wie im Multiplayer – gibt es leider nicht. Die Steuerung ist gewohnt direkt und jeder der Shooter kennt, sollte sich hier problemlos zurecht finden. Gleiches gilt übrigens für die Fahrzeugsteuerung. Allerdings mit einer kleinen Ausnahme: Bei den Panzerfahrten haben die Entwickler die Tasten für Zoomen und Schießen miteinander vertauscht. Da heißt es erstmal: Umgewöhnen!

Was wir weniger cool finden

Gegner- und Kameraden-KI
Wie erwähnt, seid ihr in „Battlefield 3“ während der Shooter-Passagen zumeist mit mehreren Kameraden unterwegs. Diese agieren selbstständig, gehen brav in Deckung und sind ohnehin unsterblich. Durch die vielen Script-Momente sind sie zweifellos der Atmosphäre zuträglich, da sie über weite Strecken an eurer Seite kämpfen. Allerdings offenbaren sie auch viele Schwächen. Ihre Deckungswechsel sind an Scripte und besondere Events gebunden. Befindet ihr euch dann in ihrem Weg, werdet ihr einfach beiseite geschoben. Schießt ihr gerade dicht an ihnen vorbei, fangen sie sich gerne mal Kugeln ein. Das führte bei uns zu etlichen Neustarts.

Ähnliche Probleme weist auch die Gegner-KI auf. Die Soldaten verhalten sich insgesamt ebenfalls ordentlich, allerdings gibt es auch Ausreißer. Dann stürmen sie etwa blindlings direkt vor eure Deckung oder in euer Fadenkreuz.

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Müdes Militär-Melodram
So gigantisch die Inszenierung der Levels (zumeist) sein mag, so unspektakulär kommt leider die Geschichte daher. In gestochen scharfen Zwischensequenzen treffen wir Sergeant Blackburn im Verhörraum an. Er lässt die vergangenen Tage und Wochen Revue passieren: Drei Atomsprengköpfe. Diverse Einsätze. Von Terroristen getötete Marines. Bla bla bla. Dabei werden uns Namen wie Kaffarov, al-Bashir oder Miller um die Ohren gedonnert.

Eine echte Charakterzeichnung gibt es allerdings nicht. Gerade zu Beginn des Spiels bleiben mehr Fragen offen, als überhaupt beantwortet werden. Die Figuren in dem Anti-Terror-Drama sind nicht mehr als müde Klischees. Sicher, niemand dachte ernsthaft, dass DICE in „Battlefield 3“ eine besondere Geschichte erzählt. Aber etwas mehr Zusammenhänge und Kreativität hätten wir dennoch erwartet. Der rote Faden wirkt leider wie notdürftig um die Einsätze herum gestrickt.

Personen werden kaum erläutert. Zusätzliche Informationen über die Schurken und Helden aus „Battlefield 3“ gibt es eigentlich nicht. Sergeant Blackburn als Identifikationsfigur ist in den Dialogen nicht mehr als ein austauschbarer Uniformträger. Schurken wie Kaffarov oder al-Bashir eben genau so, wie wir uns Terroristen vorstellen: Skrupellos, raffgierig und brutal. Psychologie oder Charaktertiefe? Fehlanzeige!

Dabei ist der Story-Modus mit sechs bis acht Stunden nicht sonderlich lang, aber im soliden Bereich für die aktuelle Shooter-Generation. Warum es trotzdem kein „Mangelhaft“ hagelt? Weil „Battlefield 3“ wie oben beschrieben immer wieder tolle Momente kreiert und dadurch sowohl Schwächen im Leveldesign und auch in der Geschichte versteckt.

Schlauch-Levels und starre Scripts
So lange die Action stimmt, kann man über manch Schwäche in der Story hinweg blicken. Schließlich ist „Battlefield 3“ kein französischer Kunstfilm, sondern Popcorn-Gaming. Aber selbst dort machen die Entwickler nicht alles richtig: Gerade die Shooter-Missionen kranken über weite Strecken an einem zu eindimensionalen Leveldesign. Die Struktur ist simpel. Wir treffen uns mit dem Trupp, marschieren zum ersten Kontrollpunkt und dort wird geballert. Haben wir alle Gegner erledigt, ziehen wir weiter. Die berüchtigten Schlauch-Levels lassen grüßen. Abweichungen von der Hauptroute gibt es kaum.

Noch schlimmer: Wir sind immer wieder an starre Skripte gebunden. In der Zentralbank im Iran können wir etwa erst dann eine Leiter hoch klettern, als wir den offiziellen „Missionsbefehl“ dazu erhalten. Eine Treppe in Kaffarovs Villa erst dann hinunter steigen, als die russischen Kollegen ihren Monolog beendet haben. Die Spitze: Suchen wir uns alternative Wege – etwa zum Flankieren unserer Widersacher – werden wir oftmals zwangsweise ins Zentrum der Schlacht zurück beordert. Und erledigen wir die nächste Gegnerwelle zu schnell, dann mussten wir sogar darauf warten, dass die vorberechneten Angriffsbemühungen unserer Mitstreiter erst beendet sind, ehe wir weiterlaufen können. „Battlefield 3“ spielt sich einfach extrem starr und gerät immer wieder in Probleme, wenn wir einen anderen Lösungsweg suchen, als es die Kollegen von DICE für die jeweilige Mission vorgesehen haben.

BITTE BEACHTEN! In diesem Test befassen wir uns ausschließlich mit der Singleplayer-Kampagne. Eine Bewertung des Multiplayer folgt in wenigen Tagen, da wir ihn anhand der Retail-Version unter optimalen Bedingungen nach dem offiziellen Release des Spiels testen möchten!

System: Playstation 3
Vertrieb: Electronic Arts
Entwickler: DICE
Releasedatum: 27. Oktober 2011
USK: ab 18 Jahre
Offizielle Homepage: http://www.battlefield.com/de/battlefield3

8.0

Wertung und Fazit

TEST: Solo-Kampagne von BATTLEFIELD 3

Tja, die ganz große Shooter-Bombe hat DICE mit dem Singleplayer von „Battlefield 3“ nicht platzen lassen. Die Inszenierung ist zweifellos brillant. Bei der Jet-Mission ist uns fast schlecht und beim Fallschirm springen beinahe schwindelig geworden. Die Shooter-Mechanik und auch die Abwechslung stimmen bei „Battlefield“ einfach. Langeweile kommt hier nur selten auf. Aber trotzdem beschlich uns immer wieder das Gefühl, dass uns während der „normalen“ Zu-Fuß-Missionen das Besondere fehlte. Ja, das Ballern funktioniert, aber es sind letztlich die Kleinigkeiten, die uns beim Spielablauf immer wieder störten. Dazu gehört vor allem das sehr starre Script-Design. Wir hatten – trotz aller Bemühungen der Entwickler – ständig das Gefühl, dass wir einem Drehbuch folgen mussten, um die optimale Spielerfahrung zu genießen. Wichen wir davon nur marginal ab, gerieten die Scripts und die KI schon ins Schwimmen und offenbarten jede Menge Schwächen. Gegner rennen plötzlich direkt ins Feuer oder sehen uns nicht. Unsere Kameraden ballern in einen leeren Raum, obwohl wir diesen schon vor Minuten voreilig geklärt hatten. Oder wir stehen vor unsichtbaren Wänden, weil der jeweilige Bereich noch nicht freigegeben ist. Trotzdem ist „Battlefield 3“ ein starker Shooter. Gerade die Inszenierung täuscht über so manchen Logikfehler, die Scripts und den dünnen Plot hinweg. Den Singleplayer-Thron allerdings erobert DICE allerdings nicht, auch wenn „Battlefield 3“ zweifellos Spaß macht.

Hotlist

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Kommentare

fireblade75

fireblade75

27. Oktober 2011 um 14:17 Uhr
Vincent 1234

Vincent 1234

27. Oktober 2011 um 16:48 Uhr
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