Review

TEST: Binary Domain

play3 Review: TEST: Binary Domain

8.0

Die Roboter sind los. Und auch die haben Gefühle und halten sich sogar für Menschen. So zumindest geschehen in Segas Actionspiel „Binary Domain“. Wir haben uns den Third-Person-Shooter mit „Gears of War“-Anleihen vorgeknöpft und verraten euch nun, ob die Maschinenhatz taugt.

Noch nicht bewertet
Der Online-Mehrspieler-Modus von „Binary Domain“ war zum Zeitpunkt des Tests leider noch nicht verfügbar. Wir reichen ein Update nach, sobald wir die Vollversion von Sega erhalten und die Server online sind.

Was wir cool finden

Von Spinnen, Robotern und Menschen
„Binary Domain“ inszeniert wirklich gute Action in hübscher Science-Fiction-Grafik. Gerade die Bosskämpfe mit zum Teil haushohen Maschinenwesen sind wirklich toll gelungen und auch spannende Zwischeneinlagen wie die Fahrt durch die Tokioter Straßen sehen sehr ordentlich aus.

Zumeist nehmen wir es mit Normalo-Robotern auf, deren Schadensmodell wir gezielt ihr kleine Häufchen aus Schrauben und Bolzen zerlegen können. Ballern wir zunächst auf die Beine, krabbeln die Biester noch über den Boden. Feuern wir auf den Schädel, verwirren wir die Burschen und sie attackieren alles was sich bewegt.
Glücklicherweise treten diese Widersacher in verschiedenen Formen, Farben und mit anderer Bewaffnung auf, sodass innerhalb der Schlachten auch etwas Taktik gefragt ist. Schildträgern müssen wir ihr Werkzeug etwa erstmal mit einer Energiewelle aus der Hand schießen.

Die Darstellung der Schlachten ist dabei ausgesprochen gelungen und besonders in den Zwischensequenzen erfreuen Nahaufnahmen und Actioneinlagen das Auge. Die deutsche Synchronisation ist leider nicht ganz auf dem Niveau der restlichen Technik und hinkt stellenweise leicht hinterher.

test_binarydomain_ps3_7

Hab ich irgendwo „Gears of War“ gehört?
Selbst Sega macht aus den offensichtlichen Anleihen zu dem Microsoft-Shooter keinen großen Hehl. Und das ist auch nicht tragisch. Die Spielmechanik hinter „Binary Domain“ funktioniert und bietet die gewohnt gute Third-Person-Kost. Unser Sergeant geht hinter Barrikaden in Sicherheit, rollt sich durch die Gegend und ballert über die Deckung hinweg. Das alles geht ausgesprochen flott von der Hand.

Im Kampf gibt es leider keine Kettensäge, dafür schlagt ihr beherzt mit dem Gewehrkolben zu. Insgesamt tragt ihr zu Beginn vier Waffen am Leib – zwei Gewehre, eine Pistole und natürlich Granaten. Raketenwerfer und schwere MGs findet ihr gelegentlich auch, könnt sie aber manuell aufnehmen und wieder ablegen.

„Binary Domain“ macht in Sachen Steuerung und Gameplay sicherlich nichts neu, aber dafür auch kaum etwas falsch. Die Gegner-KI ist insgesamt durchwachsen. Die 08/15-Blechkameraden sind nur in den seltensten Fällen eine Herausforderung, tauchen dafür aber in Heerscharen auf, sodass zumindest so ein gewisses Gefühl der Bedrohung entsteht.

Zwischen jeder Menge Deckungsballereien bringen kleinere Rail-Sequenzen Abwechslung in den Soldatenalltag. So dürfen wir etwa mit einem Jetski durch die Kanäle düsen oder auch mal in von einem Autodach aus die Tokioter Polizei aufs Korn nehmen. Auch hier gilt: Nicht unbedingt wahnsinnig kreativ, aber solide inszeniert und unterhaltsam.

test_binarydomain_ps3_3

Kauf mich!
In die gleiche Kerbe schlägt das Upgrade-System: Durch das möglichst kunstvolle Zerschießen der androiden Angreifer bekommt ihr Credits, die ihr wiederum in neue Ausrüstung investiert. An Shop-Automaten entscheidet ihr euch zwischen Upgrades und neuen Ausrüstungsgegenständen. So könnt ihr etwa zwischendurch Munition nachkaufen oder euch Nano-Maschinen zulegen, mit deren Hilfe ihr die Eigenschaften der Charaktere verbessert.

Zudem habt ihr die Möglichkeit, die Standard-Waffen der Protagonisten in Bereichen wie Präzision, Reichweite oder Durchschlagskraft aufzuwerten. Dabei darf man natürlich auch seine Mitstreiter mit Extras beschenken und so Trophäen aktivieren. Tatsächlich sind die Shop-Automaten gerade in den unzähligen Boss-Kämpfen das Zünglein an der Waage, da ihr immer wieder Erste-Hilfe-Kästen einkaufen und somit eure Truppe am Leben erhalten könnt.

test_binarydomain_ps3_6

Interessante Geschichte, aber mit vielen Klischees
„Binary Domain“ erzählt eine etwas verstörende Science-Fiction-Vision, in der Menschen und Maschinen immer mehr miteinander verschmelzen. Mit lebendigem Gewebe überzogene Roboter – die so genannten Seelenlosen – werden von echten Menschen geächtet, wissen aber gar nicht, dass sie in Wirklichkeit nur Maschinen sind.
Die finstere Zukunftsvision wird gewürzt mit zum Teil derben und ausgesprochen brutalen Zwischensequenzen, in denen das Spiel weder mit Blut noch mit Gräueltaten geizt. Die Geschichte in sich spannend, auch wenn einige der angesprochenen Bilder und Charaktere recht klischeehaft sind.

Gerade die Darstellung der Protagonisten ist über weite Strecken ein wenig albern und kommt nicht über die Standard-Ballermänner mit der harten Schale und dem weichen Kern hinaus. Trotzdem: Im Großen und Ganzen gefällt uns die Story hinter „Binary Domain“ recht gut, auch wenn Sega gelegentlich etwas weniger mit Stereotypen hätte arbeiten können.

Was wir weniger cool finden

Müde Truppe
In „Binary Domain“ seid ihr niemals alleine unterwegs. Vielmehr wählt ihr vor jedem neuen Einsatz aus einem stetig wachsenden Kontingent an Supersoldaten aus. Die Kämpfer verfügen allesamt über unterschiedliche Eigenschaften und Waffen. Big Bo etwa greift bevorzugt zum schweren Gerät, Asiatin Faye dagegen lieber zum Scharfschützengewehr. Eure Mitstreiter agieren auf dem Schlachtfeld weitestgehend autark.

Sie gehen selbstständig in Deckung und ballern fröhlich auf anrückende Roboter. Allerdings sind sie dabei zumeist sehr zurückhaltend. Gelingt ihnen in normalen Gefechten noch der eine oder andere Abschuss sind sie in Boss-Fights zumeist mehr Ablenkung für die Kugeln und Raketen eurer Gegner, als eine echte Unterstützung.

Das Spiel setzt zudem massiv auf Spracherkennung wie Bluetooth-Headset. Sowohl in normalen Dialogen, als auch am Kommandofunktion im Gefecht. Die Funktionalität ist gut, auch wenn eine gewisse Verzögerung zwischen eigentlichem Sprechen und der Umsetzung im Spiel vorhanden ist.

Die Kollegen reagieren oftmals etwas spät auf meine Kommandos, sodass die Kurzbefehle mit Hilfe der L2- und der Aktionsbuttons immer noch eine Spur schneller sind als der Sprechfunk. Außerdem mussten wir uns geradezu stoisch an die vorgegebenen Begriffe halten, damit uns „Binary Domain“ versteht. Auf die Feststellung „Das hast du gut gemacht“ bekommen wir die Antwortmöglichkeiten „Yeah“, „Du Dummkopf“ und „Nein“. Etwas anderes wird nicht verstanden.

test_binarydomain_ps3_4

Sprich mit mir!
Das Team- und Moralsystem hat ebenfalls seine guten und schlechten Seiten. So entfalten die Figuren im Spielverlauf langsam ihre eigene Persönlichkeit. In Dialogen sprechen sie Sergeant Dan kurz an, fragen ihn nach seiner Meinung oder plaudern über ihre individuelle Vergangenheit. So ist es sogar möglich, mit weiblichen Kameraden ein wenig zu flirten. Das System wirkt in sich ungezwungen – wenn auch nicht ganz so natürlich wie etwa in „Mass Effect 2“. Hier kommt trotz mittelmäßiger Synchro so etwas wie ein Wir-Gefühl auf.

Auf der anderen Seite aber wirkt das Moralsystem und die ständige Nachfragerei nach der Meinung von Sergeant Dan auch aufgesetzt. Die Fragestellungen sind stellenweise sogar derart vage und umständlich übersetzt, dass man gar nicht genau weiß, mit welcher Antwort man seinem Gegenüber eine Freude machen oder ihn vor den Kopf stoßen würde.
Das Moralsystem hat ohnehin erst im späteren Verlauf des Spiels wirklich Einfluss auf die Truppe, ist aber in sich zu durchschaubar. Wirklich schwierige Entscheidungen gibt es allzu selten. Das haben wir in anderen Spielen schon besser und konsequenter gesehen.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Sega
Entwickler: Sega
Releasedatum: 24. Februar 2012
USK: ab 16 Jahren
Offizielle Homepage: http://www.sega.de/binarydomain/

8.0

Wertung und Fazit

TEST: Binary Domain

Mit „Binary Domain“ ist Sega sicherlich nicht der ganz große Wurf, aber insgesamt dennoch ein gutes Actionspiel gelungen. Die erhofften Innovationen wie etwa das Spracherkennungs- und das Moralsystem funktionieren dabei leider nur bedingt. Der Sprechfunk leidet unter der verzögerten und sehr eingeschränkten Erfassung. Die Truppenmoral an dem nur begrenzten Einfluss auf das Gameplay und der insgesamt etwas müden KI. Doch lassen wir einmal diese Minuspunkte beiseite, bekommen wir einen starken Third-Person-Shooter mit gelungener Technik und solidem Gameplay geboten. Sega reißt garantiert keine Bäume in Sachen Innovationen aus, aber liefert mit einem handlichen Deckungssystem, dramatischen Schlachten und hübscher Technik in vielen Bereichen gut bis sehr gut ab. Für Actionfreunde ist „Binary Domain“ daher durchaus einen längeren Blick wert.

Hotlist

Kommentare

NaughtyKratos

NaughtyKratos

23. Februar 2012 um 19:32 Uhr
moon-madness

moon-madness

23. Februar 2012 um 19:33 Uhr
DrunkenDragon

DrunkenDragon

23. Februar 2012 um 20:18 Uhr
Alpenmilchesser

Alpenmilchesser

23. Februar 2012 um 20:40 Uhr
Dean Winchester

Dean Winchester

23. Februar 2012 um 20:52 Uhr
LangzeitFaktor

LangzeitFaktor

23. Februar 2012 um 22:30 Uhr
Zockerfreak

Zockerfreak

23. Februar 2012 um 23:04 Uhr
Der_Hutmacher

Der_Hutmacher

24. Februar 2012 um 12:33 Uhr
Konsolenheini

Konsolenheini

26. Februar 2012 um 05:49 Uhr