Review

TEST: Silent Hill

play3 Review: TEST: Silent Hill: Downpour

6.5

Der März scheint kein guter Monat zu sein: Erst floppt „Resident Evil: Operation Raccoon City“, dann „Ninja Gaiden 3“ und auch für „Silent Hill: Downpour“ waren die Vorzeichen alles andere als gut. Wir wollten uns von den Stärken und Schwächen des Survival-Horror-Games selbst überzeugen und haben „Downpour“ für euch getestet.

Was wir cool finden

Ein Knasti auf Abwegen
In „Silent Hill: Downpour“ spielt ihr den Häftling Murphy Pendleton. Wie schon so viele vor ihm, kommt er nur durch widrige Umstände in das Geisterstädtchen Silent Hill. Er sollte eigentlich mit einem Bus in einen anderen Knast überführt werden. Doch das Fahrzeug kommt von der Straße ab … der Rest ist Geschichte.

Vatra gelingt es, mit Murphy einen wirklich interessanten, wenn auch nicht immer liebenswerten Charakter zu kreieren. Verfolgt von den Dämonen seiner Vergangenheit, balanciert Pendleton in „Silent Hill: Downpour“ auf dem schmalen Grat zwischen Wahnsinn und Selbstfindung. Seine Taten werden uns nur Stück für Stück offenbart.

An einigen Schlüsselstellen habt ihr sogar die Möglichkeit, direkt auf Murphys Schicksal Einfluss zu nehmen. Hier werdet ihr nämlich vor moralische Fragen gestellt. Etwa ob ihr andere Figuren rettet oder sie ihrem Schicksal überlasst. Dieses ebenfalls spannende Konzept zieht Vatra leider nur halbherzig durch. Zu selten verändern sich die Zwischensequenzen abhängig von eurer getätigten Wahl. Zu wenig Einfluss haben die moralischen Zwickmühlen auf den Spielverlauf.

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Solide Rätselkost
Anspruchsvolle Puzzle waren seit jeher ein Markenzeichen der „Silent Hill“-Reihe. Man erinnere sich nur an die legendäre Klavier-Knobelei im ersten Teil. Ganz so kniffelig ist „Downpour“ leider nicht, denn im Spielverlauf verschiebt sich der Fokus leicht vom Entdecken der Levels hin zu Kämpfen. Trotzdem ist es gerade das Erforschen der Areale und das damit verbundene Finden von Gegenständen und Hinweisen, das uns bei „Downpour“ gefällt. Da suchen wir Zahlenkombinationen für Safes oder benötigen versteckte Gegenstände zu aktivieren von Generatoren. Das Rätseldesign ist zumeist recht offensichtlich, aber dafür gut in den Zusammenhang und in das Szenario eingebunden.

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Ein Trip in die Otherworld
Seine unheimlichen Höhepunkte findet „Silent Hill Downpour“ immer dann, wenn das Spiel euch in die Otherworld entführt. In dieser Dimension müsst ihr all eure Vorstellungen einer realistischen Welt über Bord werfen und euch mit teils fantastisch seltsamen Level-Konstruktionen auseinander setzen.

Bereits in den ersten Stunden des Spiels verschiebt ihr mit dem Drehen eines Bilderrahmens ganze Räume, erschaudert als „Born Free“ durch den Trichter eines alten Grammophons säuselt und rennt einen schier unendlich lange, finsteren Tunnel entlang. In der Otherworld weiß man einfach nie, welche Absurditäten einen erwarten und genau, dass macht sie so reizvoll und spannend.

Eine Gefahr der ganz anderen Art sind die Vortex. Diese „Wurmlöcher“ saugen und zerstören einfach alles, was sich in ihrem Einflussbereich befindet. Packend inszeniert flüchtet Murphy panisch vor diesen Erscheinungen und wirft dem Vortex dabei Gegenstände wie Schränke oder Regale in den Weg. In diesen Momenten seid ihr als Spieler plötzlich in der Rolle des hilflosen Gejagten. Das sorgt für ordentlich Stimmung und ist aktuell ein höchst ungewöhnlicher Spielansatz.

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Uns gruselts!
„Silent Hill: Downpour“ kommt verhältnismäßig langsam in Fahrt. Die ersten Stunden verbringt ihr mit dem Erforschen von Häusern, kleineren Rätseln und natürlich den ziemlich missratenen Kämpfen. Gerade das umher Streunen in einer verlassenen Stadt erzeugt das für die „Silent Hill“-Serie so bekannte Gefühl der Einsamkeit, aber auch der Bedrohung.

Natürlich passiert hier nicht ständig etwas. Die Schockmomente – gerade durch aufgescheuchte Raben – wirken gelegentlich ein wenig klischeehaft. Aber das Konzept funktioniert. „Silent Hill: Downpour“ hat trotz oder gerade wegen des langsameren Gameplays und der zum Teil herrlich verschrobenen Charaktere ordentlich Atmosphäre. Adrenalin-Junkies werden sich im Dörfchen Silent Hill aber gelegentlich auch langweilen.

Was wir weniger cool finden

Der Krampf mit dem Kampf
Der größte Schwachpunkt von „Silent Hill: Downpour“ ist sein marodes und veraltetes Kampfsystem. Murphy kann lediglich eine Schlagwaffe – wie etwa Äxte, Messer, Schraubenschlüssel oder gar Stühle – tragen. Feuerwaffen wie Revolver sind in „Silent Hill“ selten, dafür aber umso mächtiger. Trotzdem dienen sie eher als Sekundärwaffe für Notsituationen.

In einem Großteil der Schlachten greift ihr also zu Gegenständen aus der unmittelbaren Umgebung. Allerdings nehmen die Gerätschaften im Gefecht Schaden und zerbrechen über kurz oder lang, sodass ihr im Kampf entweder neue Utensilien suchen oder gar mit den bloßen Fäusten zuschlagen müsst. Letztere Variante kostet allerdings nur Zeit und ist weniger effektiv. Letztlich ziehen sich Kämpfe durch das ständige Waffensuchen wie Kaugummi.

Die Kontrollen sind dabei sehr ungenau. Präzises Blocken ist nahezu unmöglich. Selbst mit gutem Timing geht jeder zweite Angriff der mutierten Bestien ins Ziel. Habt ihr es gar mit mehreren Ungeheuern zu tun, fressen die Kloppereien oft ein Medi-Pack nach dem anderen. So richtig frustig wird es, wenn es vermehrt in Silent Hill regnet. Denn dann werden die Kreaturen noch stärker und aggressiver.

Insgesamt fühlt sich das Kampfsystem zu sperrig und zu unkontrollierbar an. Obendrein sorgt das Schadensgimmick der Waffen eher für Unruhe im Spiel und macht den Combat unnötig anstrengend. Gerade ab der zweiten Hälfte des Spiels nagen die immer häufiger werdenden Kämpfe deutlich am Spielspaß und überlagern teilweise die guten Aspekte des Spiels.

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Technik-Graus
Konami hat aktuell offensichtlich große Probleme mit ihrer Bugfixing- und Technik-Abteilung. Anders können wir uns die Schwierigkeiten von „Silent Hill Downpour“ nicht vorstellen. Denn in dem Survival-Horror-Game bricht die Framerate in schöner Regelmäßigkeit ein.

Und damit meinen wir nicht nur kleinere Slowdowns, sondern massives Ruckeln bei dem das Spiel beinahe stehen bleibt und sogar getätigte Tastenbefehle verschluckt. Treten diese Aussetzer in leeren Räumen auf, sind sie noch zu verschmerzen. In Kämpfen allerdings stören sie massiv den Spielbetrieb, kosten damit viel Spaß und sorgen vermehrt für Frust.

Dabei ist „Silent Hill Downpour“ eigentlich kein technisch herausragendes Spiel. Die Grafik selbst ist in Sachen Detailgrad in Ordnung, aber die Sichtweite oft durch Nebel oder enge Innenräume stark begrenzt. Weitere Schwächen leistet sich Entwickler Vatra zudem bei seinen Texturen. Diese sind allzu häufig pixelig und unscharf. Zudem ploppen die Oberflächen gerne mal auf, was alles andere als schön ist.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Konami
Entwickler: Vatra
Releasedatum: 29. März 2012
USK: ab 18 Jahre
Offizielle Homepage: http://www.konami.com/games/sh

6.5

Wertung und Fazit

TEST: Silent Hill: Downpour

„Silent Hill: Downpour“ hat seine Ecken und Kanten: Das Kampfsystem wirkt in sich altbacken und antiquiert. Die unsaubere Technik bei der PlayStation-3-Fassung ist wirklich eklatant und kann auch nicht schön geredet werden. Selbst der träge Start ins Spiel und die vielen „leeren“ Momente im Spiel zehren gelegentlich an unseren Nerven. Aber trotzdem konnten wir „Silent Hill: Downpour“ einiges abgewinnen. Die bewährte Mischung aus der gruseligen Kleinstadt und der Otherworld funktionierte bei uns noch immer: Denn auch dieses Survival-Horror-Game besitzt eine wirklich gelungene Atmosphäre, die durch die soliden Rätselpassagen und interessante Charaktere gestützt werden. „Silent Hill: Downpour“ kann daher sicherlich nicht an die großen Zeiten seiner Vorgänger anschließen. Freude des wohligen Grusels können aber dennoch einen vorsichtigen Blick in die Dunkelheit riskieren.

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