Angespielt: Beyond

„Fahrenheit“ war 2005 ein von vielen unterschätztes Adventure. „Heavy Rain“ 2010 bereits ein kleines Meisterwerk. Auf der diesjährigen E3 stellte Entwickler Quantic Dream sein neues Projekt vor: „Beyond: Two Souls“. Die Kritiker jubeln bereits lauthals, ob dessen rauer Kreativität und der zügellosen Thriller-Inszenierung.

Dabei scheint das Team rund um David Cage eher die Spielmechanik von „Heavy Rain“ zu verfeinern. Aber ist es deswegen doch nur ein weitere Nachfolger, oder steckt vielleicht viel mehr dahinter, als man erwarten könnte?

Kampf gegen die Zeit
Die Geschichte von „Beyond: Two Souls“ erinnert an eine Mischung aus „Rambo“ und „Akte X“. Warum „Rambo“? Weil Quantic Dream seine Hauptdarstellerin Jodie Holmes in einen scheinbar hoffnungslosen Kampf gegen die Regierung wirft. Die junge Frau besitzt übernatürliche Fähigkeiten, ist sie doch mit einem Geist namens Aiden verbunden. Diese Erscheinung ist aber alles andere als friedlich. Er ist unberechenbar und ausgesprochen mächtig.

Die Regierung beansprucht Aiden natürlich für sich. Will forschen, untersuchen. Das gefällt Jodie gar nicht und es entbrennt eine heiße Jagd. Spannend: Quantic Dream kündigte an, dass „Beyond“ über 15 Jahre abdecken würde. Wenn ihr das Spiel beginnt, ist Jodie ein Teenager im zarten Alter von 14. Am Ende ist sie dagegen eine junge Frau.

Es wird interessant sein, zu sehen, wie Quantic Dream dieses lange Zeit in ein Spiel pressen will. Die Vorgängertitel „Fahrenheit“ und „Heavy Rain“ waren kaum länger als sechs Stunden, umspannten im Spiel lediglich wenige Tage. Zeitsprünge wiederum unterbrechen häufig den Erzählfluss oder lassen Lücken zurück. Bislang verspricht David Cage lediglich, dass man sich dieser Probleme bewusst sei und eine Lösung dafür hat.

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Schau mir in die Augen
Die Technik hinter „Beyond: Two Souls“ ist dagegen über beinahe jeden Zweifel erhaben. Das Spiel sieht fantastisch aus. Es nimmt den Stil, den Quantic Dream in „Heavy Rain“ gefunden haben und sucht sich seine eigene Nische irgendwo zwischen Mystery-Thriller und Videospiel.

Während der Dialoge zoomt die Kamera immer wieder dicht an die Charaktere heran. Zeigt, wie detailreich die Mimik umgesetzt wurde. Bei den Figuren erkennt man jede Emotion, jede kleine Veränderung, jedes Zucken der Augenbraue. Im Vergleich zu „L.A. Noire“ wirken die Gesichter weniger maskenhaft. Sie sind in sich natürlicher.

Für die Hauptrolle von Jodie Holmes haben sich Quantic Dream übrigens prominente Unterstützung ins Boot geholt. Ellen Page- bekannt durch ihre Rollen in „Juno“, „Inception“ oder „Super – Shut Up, Crime!“ – spielt das junge Medium.

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Geistreich oder einfallslos?
So brillant „Fahrenheit“ und „Heavy Rain“ in ihrer Erzählweise auch waren, so krankten beide Titel doch immer wieder an dem zuweilen erschreckend schwachen Spieldesign. Die Steuerung war hakelig. Die Rätsel in sich zu durchschaubar. Und letztlich waren beide Adventures auch deutlich zu kurz.

„Beyond: Two Souls“ weicht augenscheinlich nur unwesentlich von dem durch Quicktime-Events geprägten Spielablauf ab. In den bislang spielbaren Sequenzen dominierten erneut die flotten Reaktionstests. Auf der Flucht vor dem SWAT-Team etwa duckten wir uns mit Jodie an Ästen vorbei oder sprangen über Abgründe. Immerhin: In einer Fahrsequenz war ein Motorrad komplett kontrollierbar. Sehr schön!

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Ein Fall für zwei
Eine besondere Rolle im Spielverlauf nimmt dagegen das Teamwork von Aiden und Jodie ein. Denn in „Beyond: Two Souls“ spielt ihr beide Charaktere abhängig von der aktuellen Situation. Gerade die übernatürlichen Fähigkeiten der geisterhaften Erscheinung Aidens sind ausgesprochen interessant und bringen kräftig Farbe ins Spiel. Als einfache Demonstration ihrer Fähigkeiten können wir etwa Gegenstände wie in „Poltergeist“ bewegen. Oder wir erschrecken Hunde mit einem einfachen Tastendruck.

Spektakulärer geht’s da aber schon in den Action-Sequenzen zu. Hier übernehmen wir unachtsame Menschen und können sie wie eine Marionette kontrollieren. Einen Scharfschützen bringen wir so etwa dazu, einen seiner Kameraden zu erschießen. An einer anderen Stelle baut Aiden ein Schutzschild auf, um Jodie zu schützen. Quantic Dream nutzen Aidens Fähigkeiten, um damit die Spielmechanik abwechslungsreicher und spannender zu gestellt.

Obendrein werden auch noch all eure Aktionen Einfluss auf die Spielgeschichte und auf die Charaktere selbst haben. Diese Idee klingt einmal mehr sehr verlockend, schließlich gab es bereits in „Heavy Rain“ etliche Verzweigungen und somit einen Grund, das Spiel erneut einzulegen. In „Beyond“ dürfte diese Tradition also wieder aufleben.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Sony
Entwickler: Quantic Dream
Releasedatum: 2013
USK: noch nicht bekannt
Offizielle Homepage: http://www.quanticdream.com/

Einschätzung: sehr gut

„Beyond: Two Souls“ hört sich grandios an. Die Frage ist nun aber, ob David Cage und Quantic Dream ihrem Hype auch standhalten können. Denn gerade Aspekte wie die versprochene Zeitspanne von 15 Jahre oder auch der Einfluss von Aktionen auf Charaktere und Story sind in Kombination sehr schwer umzusetzen. Hoffentlich verschlucken sich die Kollegen nicht an ihren großen Versprechungen. Außer dieser Befürchtung haben wir aber an „Beyond: Two Souls“ kaum etwas zu meckern. Euch erwartet hier ein finsterer Mystery-Thriller mit einer filmischen Präsentation und spielerischer Schonkost. Das stört uns in diesem Falle zur Abwechslung mal nicht, da uns die Abenteuer von Jodie und Aiden bereits nach kürzester Zeit in ihren Bann geschlagen haben und „Beyond: Two Souls“ - ähnlich wie „Heavy Rain“ - mehr werden könnte als nur ein einfaches Videospiel. Daher gibt's von uns auch die höchste Ersteinschätzung... die aber nicht in Stein gemeißelt ist, sobald wir mehr ins Spiel eintauchen können.

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