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TEST: Risen 2 - Wieder nix für Konsole

play3 Review: TEST: Risen 2 – Wieder nix für Konsole

5.5

Konsolenportierungen und wie sie nicht sein sollten: Das zeigten 2009 Piranha Bytes und Wizarbox in der Xbox 360-Umsetzung von „Risen“. Beim zweiten Teil gelobten die Entwickler Besserung. Ließen sich mehr Zeit. Verschoben sogar den Release der Konsolenfassung.
Aber hat es was genützt?

Klare Antwort: Leider nein. Die PS3-Version des Piratenabenteuers patzt in Sachen Technik und fällt damit weit hinter der Konkurrenz zurück.

https://www.youtube.com/watch?v=i0cBR5xX8so

Was wir cool finden

Piraten – mal ohne „Fluch der Karibik“
„Risen“ und seine Spielwelt haben ihren eigenen Charme. Piranha Bytes schafft es auch im Piratenkostüm, eine herrlich verschrobene Fantasy-Welt mit ihrem Humor zu kreieren. Wie schon in den „Gothic“-Teilen ist das gemeinsame Miteinander herrlich rau. Immer wieder strotzen die Dialoge vor rotzigen Antworten und Witz. Manchmal schießt das Spiel ein wenig über das Ziel hinaus, aber alles in allem gefällt uns das Freibeuter-Ambiente und sein individueller, vielleicht sogar ein wenig „deutscher“ Stil.

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Kampf dem Titanen
Sehen wir einmal von der miserablen Portierung ab, würde sich „Risen 2“ wirklich für einen längeren, unterhaltsamen Ausflug lohnen. Der Spielumfang ist mit 20 bis 30 Stunden ordentlich groß. Die Quests kommen dabei leider nur selten über das übliche „Geh dort hin und bringe Gegenstand XY gefälligst mit zurück“-Niveau hinaus. Immerhin: Folgt ihr in der ersten Spielhälfte noch einem sehr linearen Handlungspfad, dürft ihr danach mit eurem eigenen Boot über die verschiedenen Inseln schippern. Die Entdeckungstouren lohnen sich. Nicht nur, um die Abläufe innerhalb der Spielwelt zu bewundern, auch um versteckte Extras zu finden. Vom reinen Umfang her ist „Risen 2“ durchaus solide.

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Kaum Entscheidungen, aber dafür immer ein Ass im Ärmel
Eine gute Nachricht: Die Rollenspielmechanik und das Inventar-Handling funktionieren in „Risen 2“ ordentlich. Die Navigation durch Gegenstände und Co. läuft über die Schultertasten und den linken Analog-Stick. Die Aufteilung erweist sich als logisch und schnell erlernbar. Warum nicht überall so, Piranha Bytes?

Gleiches gilt für das Erfahrungssystem. Die Fähigkeiten eures namenlosen Helden entfalten sich eher langsam. Ihr sammelt Ruhmespunkte und verteilt diese in fünf Kategorien. Dabei beeinflusst die Entscheidung der Fraktion – Inquisition oder Voodoo – zur Mitte des Spiels die Spezialfähigkeiten eures Helden.

Als Soldat greift ihr etwa bevorzugt zu Musketen, als „Eingeborener“ dagegen sogar zum Voodoo-Zauber, mit dem ihr an vorgegebener Stelle eure Widersacher fernsteuert. Hinter ihren Möglichkeiten bleiben leider die KI-Buddys zurück. Piratentochter Patty oder Priesterin Chani begleiten euch wahlweise an Land und unterstützen euch, sind aber ähnlich charismatisch wie eine Tütensuppe.

Was wir weniger cool finden

Technik zum über die Planke laufen!
Wir würden es gerne salomonischer ausdrücken, aber die technische Umsetzung von „Risen 2“ ist eine Katastrophe. Eine Sauerei. Ein Schlag ins Gesicht für jeden Freund von Rollenspielen. Das kleinste Übel sind dabei die regelmäßigen Ruckler. Immer wieder bricht das Spiel ein. Das beeinflusst gelegentlich auch die Steuerung. Manches Kommando wird verschluckt oder verzögert im Spiel umgesetzt. Dazu ist die Schattenbildung ein Graus und die Beleuchtung unglaublich grell. Aber dieses Problem könnt ihr zumindest mit Hilfe der Optionen minimieren.

Geradezu dramatisch lang ist aber die Liste der Grafik-Fehler: Pop-Ups, Matschtexturen und ständiges Tearing säumen euren Weg zum Vorzeige-Piraten. Und auch wenn wir der Meinung sind, dass Grafik in einem Rollenspiel längst nicht alles ist, so nervt die Masse an Bugs den Spielspaß ganz gewaltig. Obwohl das Szenario von „Risen 2“ stellenweise solide bis gut umgesetzt wurde, so bekommt die Technik selbst das Prädikat „Ungenügend“. Selten war eine Anpassung derart lieblos!

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Kampfsystem von vorgestern
Spieler der PC-Version wissen: Gerade Gefechte mit Tieren waren in der ersten Version von „Risen 2“ ein Graus. Denn das Parieren von Attacken war nicht möglich. Blocken oder Ausweichen war nicht möglich. Leider wurde diese Schwäche in der Portierung übernommen. Gerade zu Beginn des Spiels artet „Risen 2“ daher in eine muntere Button-Mashing-Orgie aus. So etwas wie Taktik kommt erst mit fortlaufender Spielzeit und steigenden Fähigkeiten des Hauptcharakters ins Spiel. Trotzdem machen aktuelle Titel wie „Darksiders 2“ oder „Kingdoms of Amalur: Reckoning“ vor, wie sich moderne Action-RPGs steuern sollten. Im direkten Vergleich wirkt „Risen 2“ leider angestaubt wie eine alte Buddel Rum.

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Wenige Höhepunkte
Vielleicht sind wir verwöhnt von „Mass Effect 3“, aber „Risen 2“ hat unseren Blutdruck leider nur selten in Wallung gebracht. Die Geschichte und der Handlungsverlauf sind einfach über weite Strecken zu brav. Echte Höhepunkte, bei denen wir jubelnd und schwitzend vor dem Bildschirm kleben, gibt es leider kaum. Selbst die wenigen Bossfights werden eher bieder in Szene gesetzt. Dazu passt leider auch das Spielende, von dem wir uns deutlich mehr versprochen haben.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Deep Silver
Entwickler: Piranha Bytes / Wizarbox
Releasedatum: erhältlich
USK: ab 16
Offizielle Homepage: http://www.risen2.com/

5.5

Wertung und Fazit

TEST: Risen 2 – Wieder nix für Konsole

Au weia, Piranha Bytes und Wizarbox. Und täglich grüßt das (Piraten-)Murmeltier. Wieso lernt man eigentlich nicht aus den Fehlern der Vergangenheit. „Risen 2“ hätte ein durchaus guter, wenn auch nicht herausragender Vertreter seiner Zunft werden können. Ideal zum Stopfen des Sommerlochs. Die RPG-Spielmechanik ist passabel, die Spielwelt interessant und der Humor – im Vergleich zur Hollywood-Konkurrenz – angenehm frisch. Aber dann diese Umsetzung! Da hatten die Entwickler wohl auf beiden Augen eine Augenklappe. Oder hatten zu viel Rum intus. Die technische Umsetzung der Umgebungsgrafik ist eine Schande und wird in seiner Fülle an Fehlern nur durch seinen wenig ruhmreichen Vorgänger getoppt. Dazu kommen noch das altbackene Kampfsystem und der insgesamt zu flache Spannungsbogen. Heraus kommt unsere Empfehlung: Finger weg! Mit diesen Freibeutern solltet ihr höchstens in der gepatchten PC-Version auf Kaperfahrt gehen.

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Kommentare

Deidara_hmm

Deidara_hmm

10. August 2012 um 02:30 Uhr
Twisted M_fan

Twisted M_fan

10. August 2012 um 02:33 Uhr
xGHCxVader

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10. August 2012 um 03:12 Uhr
redfield84

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10. August 2012 um 05:51 Uhr
JonnyBravo001

JonnyBravo001

10. August 2012 um 15:19 Uhr