Angespielt@gamescom: Dishonored

Wie viel Kunst steckt in Videospielen? Schaut euch „Dishonored: Die Maske des Zorns“ an. Es vereint wie kaum ein anderes Projekt auf der gamescom die Mittelweg zwischen hartem Handwerk und der Eleganz eines Theaterstücks.

Bereits seit dem letzten Jahr (Vorschau / gamescom 2011) verfolgen wir „Dishonored“ intensiv und jedes Mal sind wir aufs Neue von dessen toller Inszenierung und der Spielintelligenz überrascht. Über die Geschichte hinter dem Action-Adventure haben wir bereits nach unserem Besuch bei Bethesda (Vorschau / Präsentation) berichtet. Auf der gamescom nahmen wir uns knapp eine Stunde Zeit, um einen Level ausführlich anzutesten.

https://www.youtube.com/watch?v=zcSc4uBc3nQ

Schleichen oder schießen?
Wir starten unpraktischerweise gleich in der Mitte des Spiels. Ein Gondelfahrer schippert uns durch die Kanäle. Unser Auftrag: Infiltriere die Party der Lady Boyle. Und ermorde die Frau. Klingt allzu simpel. Ist es aber nicht. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Spielen, gibt es in „Dishonored“ keine klaren Vorgaben zum Lösungsweg. Das ist natürlich aufregend, birgt aber auch die Gefahr in sich, dass man sich in Experimenten verrennt.

Unser Start in „Dishonored“ ist daher holprig. Der Versuch, einfach durch die Vordertür zu marschieren, scheitert. Die Stelzensoldaten halten uns auf. Ein paar Schüsse und unser Attentäter ist Geschichte. Neustart. Diesmal versuchen wir es über die Dächer: Mit Hilfe des „Blinks“ – einem Kurzteleporter – warpen wir uns von einem Giebel zum nächsten. Auf der anderen Seite des Stegs angelangt, kommt uns erneut einer der Walker in die Quere.

Aber diesmal sind wir vorbereitet. Über das Magierad auf L2 wählen wir die Funktion „Zeit anhalten“. Der Bildschirm färbt sich rot und nur noch wir bewegen uns für etwa zehn Sekunden in Slow-Motion über den Screen. Gerade lange genug, um hinterrücks durch die Vordertür zu schlüpfen. Klasse. Der Plan hat funktioniert. Ein erstes Gefühl des Sieges.

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Das Duell
Waffengewalt ist in „Dishonored“ meist nur in Ausnahmefällen notwendig. Selbst als uns der Wachmann am Einlass nach der Einladung fragt, hätten wir uns auch einfach den Weg freikämpfen können. Wir aber bleiben cool. Und klauen einem der umstehende Gäste die Karte aus der Tasche. Wir sind drin!

Im Inneren des luxuriösen Anwesens entfaltet „Dishonored“ sein ganzes Flair. Wir fühlen uns beinahe königlich, während draußen die Armen und Kranken in Notunterkünften vor sich hin modern. Auf Tischen sind riesige Essensmengen aufgebahrt, Wein und Cidre steht überall bereit. Doch die High-Society mag unsere Maske nicht: „Oh mein Gott, wie widerlich,“ hören wie sie sprechen.

Aber wir müssen unserem Job nachgehen. Der Weg führt uns nach draußen. Hier überbringen wir Lord Shaw einen Brief. Ein Sekundärauftrag. Was auch immer in dem Umschlag war, der Lord ist nicht erfreut. Er fordert uns zu einem Duell heraus. Zu seinen versnobten Freunden meinte er nur: „Einen Moment, ich muss nur diesen Bauern kurz töten.“ Von wegen. Ein Schuss und er liegt am Boden. Auftrag erfüllt.

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Der Tod der Lady Boyle
Nun aber zu Lady Boyle. Wir finden recht schnell heraus, dass drei Damen im gleichen Outfit über die Party schlendern. Eine in rot, eine in schwarz und eine in weiß. Wer ist nun die richtige Lady Boyle? Naja, wir könnten alle drei umbringen. Genug Werkzeuge dafür befinden sich im Inventar. Eine Pistole, eine Armbrust und natürlich ein Schwert.

Aber wir wählen die trickreiche Methode. Zunächst sprechen wir mit einigen Gästen. Anschließend versetzen wir uns in eine der Wachen und passieren so die Sicherheitsschranke in der Lobby. In den Gemächern finden wir schließlich anhand der Tagebucheinträge heraus, die die schwarze Boyle unsere Zielperson ist.

Wir fühlen uns schon fast wie ein Detektiv. „Dishonored“ spielt sich ausgesprochen clever, auch wenn die Steuerung ein wenig schwammig daher kommt. Aber das Spieldesign ist klasse. Zurück in der unteren Ebene folgen wir der richtigen Lady Boyle bis in den Keller. Hier bringen wir sie schließlich leise um die Ecke.

Auf der Flucht durch das Haus werden wir schließlich dennoch entdeckt. Eine gute Gelegenheit, die Shooter-Mechanik auszuprobieren. Der Kampf läuft generell beidhändig ab. Unsere bevorzugte Waffenkombination: Die Armbrust und das Schwert. Treffen wir einen Wachmann mit einem Pfeil, windet sich der Soldat in Schmerzen. Der ideale Moment, um mit der Klinge anzugreifen. „Dishonored“ ist in seiner Gewaltdarstellung sehr drastisch. Hier sprudelt das Blut und es rollen die Köpfe. Aber auch das passt irgendwie zu der rauen und dennoch malerischen Spielwelt.

System: Playstation 3
Vertrieb: Bethesda
Entwickler: Arkane Studios
Releasedatum: 12. Oktober 2012
USK: ab 18
Offizielle Homepage: http://www.dishonored.com/

Einschätzung: sehr gut

Die einstündige Hands-On-Session hat kaum ausgereicht. „Dishonored“ muss man genießen. Denn es ist nicht die übliche Knall-Bumm-Shooter-Action. Hier tüfteln wir uns in ein Spiel hinein. Versuchen, ähnlich wie in „Darksiders 2“, unsere Fähigkeiten möglichst sinnvoll einzusetzen. Und ärgern uns natürlich, wenn etwas nicht funktioniert. Das Design des Probe-Levels hat es uns wirklich angetan. „Dishonored“ spielt in seiner Präsentation gekonnt mit Kontrasten wie Arm und Reich oder Leben und Tod. Durch den unverkennbaren Grafikstil entsteht eine ausgesprochen dichte Atmosphäre, wie man sie vielleicht nur aus „Bioshock“ kennt. „Dishonored“ ist ein kleines Stück Videospielkunst, ohne dabei den Otto-Normal-Spieler zu vergessen.

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