Angespielt@gamescom 2012: Call of Duty

Endlich! „Call of Duty: Black Ops 2“ im Multiplayer und das auch noch spielbar. Über zwei Stunden ohne Zeitdruck. Ohne PR-Menschen im Nacken. So ziemlich jedem Journalist ging auf der Weltpremieren-Hands-On der gleiche Grundgedanke durch den Kopf: „Wird das wieder nur ein Abklatsch von letztem Jahr? Oder kommt da tatsächlich was Neues?“ Zu unserer Überraschung bricht Treyarch aus den durch Infinity Ward gestampften Wegen aus und liefert einen innovativen, weil anderen Mehrspieler-Modus ab. Einsteigerfreundlicher, aber auch variantenreicher.

Ende der Klassenfahrt
Treyarch schafft in „Black Ops 2“ die bisherigen Soldatenklassen ab. Stattdessen gibt man euch ein Baukastensystem zum Zusammenstellen eigener Waffen, Ausrüstungsgegenstände und Perks an die Hand. Insgesamt stehen euch zehn Slots in dem sehr aufgeräumten Inventarmenü zur Verfügung. Diese verteilt ihr frei über alle Kategorien. Wollt ihr etwa keine Zweitwaffe tragen, könnt ihr wiederum einen zusätzlichen Aufbau an eure Hauptwaffe schrauben. Oder ihr nehmt mehr Granaten mit.

Das Arsenal ist erneut riesig groß und reicht von Schrotflinten, über Maschinen- bis hin zu Sturmgewehren. Diese wiederum rüstet ihr durch extra Aufsätze auf. Etwa mit dem Millimeter Scanner. Mit ihm schaut ihr bei angelegter Knarre durch Wände und erspäht so auf kurze Distanz eure Gegner. Unpräzisen MGs verpasst ihr einen besseren Lauf oder ein Visier für höhere Zielgenauigkeit.

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Super-Soldaten
Die Perks auf der anderen Seite haben keinerlei Einfluss auf das Waffenverhalten. Sie wirken sich ausschließlich auf die Fähigkeiten eures Spielcharakters aus. So verbessert ihr etwa dessen Widerstandsfähigkeit oder die Ausdauer beim Sprint.

Eine besondere Rolle nehmen die so genannten Wildcards ein. Opfert ihr einen Slot für ein solches Freilos, erhaltet ihr in einer anderen Kategorie – etwa bei den Perks oder den Waffen-Attachments – einen zusätzlichen Slot hinzu. So seid ihr in der Lage, ein Sturmgewehr mit gleich drei Gimmicks auszurüsten.

Das klingt spaßig, führte aber in unserer Hands-On zu Balancing-Problemen: Unser einstmals unpräzises, weil schweres MG hatte plötzlich mit einem Zielvisier eine höhere Genauigkeit unterstützt vom Target Finder, der unsere Widersacher mit einem dicken roten Rechteck markierte. Dadurch katapultierten wir uns rasch in der Rangliste nach oben. Schließlich sahen wir unsere Gegner deutlich früher und konnten direkter zuschlagen.

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He scored!
Eine kleine Evolution machen die einstigen „Kill Streaks“ durch. Sie werden nämlich durch die „Score Streaks“ ersetzt. Das bedeutet: Über eure Erfolge und Taten füllt sich der Streak-Balken im unteren rechten Bildschirmeck und über das Digitalkreuz aktiviert ihr die freigeschalteten Hilfsmittel. Wie etwa die fliegenden Drohnen oder den A.G.R. – einen Mini-Panzer mit erstaunlicher Feuerkraft. Diese kontrolliert wahlweise ihr oder der Computer. Eine nettes Feature ist auch die staionäre Mikrowellenkanone. Sie eignet sich perfekt zum Befestigen von Flaggenpunkte, schließlich raubt sie Gegnern kurzzeitig die Sicht und schmort sie in ihrer eigenen Kampfmontur.

Die überarbeiteten „Score Streaks“ sorgen dafür, dass auch taktisches Vorgehen – etwa beim Schützen eines Flaggenpunktes – mehr belohnt wird, als nur die puren Abschüsse. Ein gute Idee! Allerdings spürt man förmlich, wie Treyarch in „Black Ops 2“ versucht, sich an eine neue, unerfahrene Klientel anzubiedern. Viele Funktionen sind auf Einsteigerfreundlichkeit ausgerichtet. Aber es bleibt fraglich, ob es auch die „Core-Gamer“ so lustig finden, wenn sie plötzlich von Einsteigern über den Haufen geballert werden.

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Mit 60 fps in den Tod
In unserer Hands-On-Session gingen wir u.a. in Multi-Team-Matches auf Punktejagd. Sehr schön: Ähnlich wie in „Medal of Honor: Warfighter“ ziehen wir hier in kleinen Trupps a drei Mann los und stehen 15 potenziellen Widersachern gegenüber. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass hier einiges auf den Maps abgeht. Gerade in dem zerklüfteten Trümmerfeld von „Aftermath“ bleiben wir unsere Kameraden dicht zusammen, damit wir nicht den Feinden zum Opfer fallen.

Die neue „King of the Hill“-Variante „Hardpoint“ ist in großen Teams besonders unterhaltsam. Die Karte ist nämlich geprägt durch verwinkelte Treppen und viele kleine Balkone oder Dächer. Freunde des hektischen Häuserkampfes werden hier ihren Spaß haben. Technische Überraschungen gab es bei der Hands-On nicht: „Black Ops 2“ sieht gut aus. Läuft flüssig bei 60 Bildern die Minute. Mehr aber auch nicht.

Allerdings ist sich Treyarch bewusst, dass viele von euch „Call of Duty“ besonders intensiv spielen. Game Design Director David Vanderhaar bestätigte daher bei der Präsentation, dass ihr nicht alle Perks, Waffen und Gegenstände in einem Rutsch freischalten werdet. Stattdessen stellt euch das Spiel immer wieder vor Wahlmöglichkeiten, welche neuen Systeme ihr denn mitnehmen möchtet.

System: Playstation 3
Vertrieb: Activision Blizzard
Entwickler: Treyarch
Releasedatum: 13. November 2012
USK: ab 18
Offizielle Homepage: http://www.callofduty.com/blackops2

Einschätzung: gut

Alle Augen sind auf „Call of Duty: Black Ops 2“ gerichtet. Seit Jahren motzt die Community über den Mangel an Ideenarmut und Innovation. Umso überraschender, dass Treyarch nun tatsächlich Neues wagt. Das Aufweichen des Klassensystem macht in unseren Augen in einem Spiel wie „Black Ops 2“ absolut Sinn. Es ist schließlich ein Ego-Shooter und keine Kampfsimulation. Da ist die freie Wahl der Waffen okay. Allerdings machen wir uns Sorgen um die Spielbalance. Mit unserem fortgeschrittenen Profil hat es nicht allzu lange gedauert, bis wir eine ausgesprochen mächtige Waffen- und Perk-Konstellation herausgefunden hatten. Das kann in Online-Matches zu Problemen führen. Außerdem bleibt abzuwarten, wie sich gerade in der „Call of Duty“-Community Einsteiger und Anfänger mit den beinharten Profi-Zockern vertragen. Treyarch wandelt hier auf einem schmalen Grat. Und die Chance, dass sie dabei abstürzen ist angesichts der Risiken ebenfalls gegeben.

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