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TEST: F1 2012 – Reif für die Boxengasse?

play3 Review: TEST: F1 2012  – Reif für die Boxengasse?

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Codemasters gerät in den Jahrestrott. Zu jeder neuen Formel-1-Saison kommt nun auch das entsprechende Spiel raus. Kann das einer Rennserie, die so sehr durch Lizenzen limitiert wird, gut tun?

Mit „F1 2012“ versucht Codemasters Birmingham – früher u.a. durch „50 Cent: Blood in the Cent“ bekannt – die Raserei einsteigerfreundlicher und zugänglicher zu gestalten, ohne dabei das Stammpublikum zu vergraulen. Ein wagemutiger Plan, der leider nur teilweise aufgeht.

Was wir cool finden

Authentische Rennatmosphäre
Wie es der Name schon erahnen lässt, beinhaltet „F1 2012“ alle Original-Daten der aktuellen Formel-1-Saison. Alle zwölf Teams, 24 Fahrer und 20 Strecken sind also mit an Bord und so habt ihr etwa auch erstmals die Gelegenheit, über die neuen Kurs in Austin, Texas zu brettern.

Gerade die grafische Umsetzung der Boliden ist – trotz fehlender Neuerungen – ausgezeichnet gelungen. Die Fahrzeuge sind herrlich detailreich gezeichnet und auch die Motorensounds wurden authentisch umgesetzt. Mit der entsprechenden Anlage im Hintergrund heulen die Motoren derart laut, dass die Nachbarn nebenan aus dem Bett fallen. Gut so!

Schade allerdings, dass sich „F1 2012“ aus Lizenzgründen lediglich auf diese Saison bezieht. So fallen alte Kurse wie etwa der aus „F1 2011“ bekannte Nürburgring leider raus.

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Ich gegen Vettel!
Herzstück von „F1 2012“ bleibt der Karrieremodus. Ihr kreiert einen Fahrer und landet, abhängig vom Schwierigkeitsgrad, bei einem der kleineren Teams. Jetzt geht’s los: Qualifying, Rennen, Punkte sammeln und sich einen Ruf erarbeiten. Die Karriere wurde im Vergleich zum Vorjahr nahezu unangetastet gelassen, Bugs wurden hingegen entfernt. Uns fiel in der Test-Version allerdings negativ auf, dass die KI-Konkurrenz oftmals mit angezogener Handbremse unterwegs war. So fahren wir selbst mit schwachen Flitzern Pole-Positions und Podiumsplätze heraus. Das ist zwar motivierend, aber nicht unbedingt realistisch.

Besser gefallen uns da die unzähligen Bastel-Möglichkeiten, um das Maximum aus unserer Karre herauszuholen. Wir verändern den Neigungsgrad des Heckspoilers, schrauben am Getriebe und an der Aufhängung herum. Autofreunde haben hier sicherlich ihren Spaß.

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Detail-Tuning made by Codemasters
Das eigentliche Fahrgefühl unterscheidet sich dagegen nur wenig vom Vorgänger. Funktionen wie DRS und KERS sind mitsamt der Regelungen weiterhin vorhanden und erleichtern das Überholen merklich. Zudem wurde die Steuerung unterschwellig verändert, sodass die Formel-1-Boliden direkter auf Lenkbewegungen reagieren. „F1 2012“ steuert sich daher ein wenig besser als das Spiel im vergangenen Jahr. Allerdings ist die Raserei weiterhin ein Kompromiss zwischen Realismus und Arcade. Das ist aber nicht weiter schlimm, schließlich geht es hier auch auf der höchsten und anspruchsvollsten Simulationsstufe noch immer um die Freude am Fahren.

Die wichtigste Neuerung bezieht sich auf das Wetter. Erstmals verändern sich die Bedingungen in den einzelnen Streckensektoren unabhängig von einander. Das bringt gleich ein ganz anderes taktisches Element ins Spiel. Schließlich müsst ihr nun entscheiden, wann und ob ihr auf Regenreifen wechselt. Denn sobald die Strecke einmal unter Wasser steht, macht ihr schneller einen Abflug als euch lieb ist. Wie schon im vergangenen Jahr sind Regenrennen mit ihren spektakulären Effekten der spannendste Bestandteil des gesamten Spiels.

Was wir weniger cool finden

Young Drivers … gähn
Eine Führerscheinprüfung für Formel-1-Piloten. Das klingt prinzipiell nach einer guten Idee. Gerade Einsteiger ins Renngeschäft müssen sich zunächst mit der Steuerung und dem Fahrverhalten der Boliden vertraut machen. Allerdings löst Codemasters diese Aufgabe alles andere als brillant: Bereits kurz nach dem Spielstart landet ihr in dem elf Mini-Aufgaben umfassenden Young Drivers Test.

Hier lernt ihr auf dem Kurs von Yas-Marina in Abu-Dhabi, wie man richtig Kurven fährt und abbremst. Leider sind die Übungen zu simpel und spätestens, wenn wir ein Video über DRS und KERS ansehen müssen, erreicht die Langeweile einen neuen Höhepunkt. Dieses Möchtegern-Tutorial geht gar nicht und ist schlichtweg Zeitverschwendung. Schade Codemasters, nächstes Mal mehr Mühe geben.

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Nett, aber zu wenig!
Eine weitere kleine Neuerung ist der Champions-Modus. In diesem tretet ihr in sechs Einzel-Events gegen wie Lewis Hamilton oder Michael Schumacher an. Die Szenarien sind sehr nett geraten und erinnern ein wenig an die Herausforderungen in „NHL 12“ oder „FIFA 13“. Allerdings sind die sechs Rennen auch sehr schnell beendet, sodass die Season Challenges gerade für Kenner von „F1“ lediglich eine Füllung für den hohlen Zahn sind. Uns gefällt diese Option tendenziell recht gut, allerdings ist deren Umfang einfach zu gering. Verschenktes Potenzial, außer Codemasters liefert später noch Szenarien per DLC nach.

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Technischer Stillstand
Bereits kurz nach dem Einlegen der Blu-Ray fällt auf: Hier ist doch etwas anders! Stimmt, denn Codemasters hat das hübsche Boxengassen-Hauptmenü des Vorgängers abgeschafft. Stattdessen klickt ihr euch durch etwas steril wirkende Schaukästen. Diese sind zwar übersichtlich gestaltet und in sich halbwegs schick, aber die tolle Atmosphäre früherer Tage transportieren sie leider nicht.

Blöderweise gibt es auch auf der Strecke wenige technische Verbesserungen. Das Spiel läuft insgesamt angenehm flüssig, aber die grafische Qualität schwankt doch stark. Während Monaco etwa traditionell ganz hervorragend aussieht, hatten wie auf dem neuen Kurs in Texas das Gefühl durch die Wallachei zu brettern. Die Umgebung wirkt karg und unspektakulär. Das wäre sicherlich ein wenig mehr möglich gewesen!

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Da fehlt doch was!
Was ist eigentlich mit dem Grand-Prix-Modus passiert? Er ist verschwunden. Daher ist es in „F1 2012“ nicht mehr möglich, eine selbst zusammen gestellte Saison mit einem der berühmten Fahrer zu absolvieren. Warum Codemasters diese so beliebte Option entfernt hat, ist uns ein Rätsel. Der Grand-Prix-Modus wird durch die Saison-Challenge ersetzt. In zehn Rennen arbeitet ihr euch durch das Auswählen und Schlagen bestimmter Konkurrenten entweder an die Spitze des Feldes vor oder habt sogar die Möglichkeit, mit ihnen das Team zu wechseln. Uns gefiel der Grand-Prix-Modus insgesamt leider deutlich besser. Er war umfang- und vor allem variantenreicher.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Namco Bandai
Entwickler: Codemasters
Releasedatum: 21. September 2012
USK: ohne Altersbeschränkung
Offizielle Homepage: http://www.formula1-game.com/

8

Wertung und Fazit

TEST: F1 2012 – Reif für die Boxengasse?

Formel-1-Fans, lasst euch nicht von der Wertung entmutigen. „F1 2012“ ist ein gelungenes Rennspiel, hat aber leider auch seine Schwachstellen. Beliebte Elemente wie der Grand-Prix-Modus fehlen, neue Optionen wie die Saison-Challenge oder der Young Drivers Test zünden leider nicht vollends. Der Rest des Spiels erinnert stark an den Titel aus dem Vorjahr, mit den üblichen Bug-Fixes und kleineren Neuerungen. „F1 2012“ bleibt für Freunde der Rennserie trotzdem empfehlenswert, aber jeder muss sich fragen, ob er für nur wenige neue Inhalte noch einmal den Vollpreis auf den Tisch legen möchte. Das Spiel bringt die Serie kaum weiter und langsam sollte sich Codemasters überlegen, wie man die Rennspiel-Fans wirklich begeistern kann.

Hotlist

Kommentare

xTr-iii-LiixX_

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18. September 2012 um 17:05 Uhr
Black0raz0r

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18. September 2012 um 17:21 Uhr
xTr-iii-LiixX_

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18. September 2012 um 17:28 Uhr
Twisted M_fan

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xTr-iii-LiixX_

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18. September 2012 um 17:36 Uhr
lecker bier

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18. September 2012 um 17:39 Uhr
xTr-iii-LiixX_

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Twisted M_fan

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19. September 2012 um 00:16 Uhr
John Jigsaw

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France_92_Racer

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John Jigsaw

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