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TEST: Resident Evil 6 – Geliebt-gehasster Zombie-Slasher!

play3 Review: TEST: Resident Evil 6  – Geliebt-gehasster Zombie-Slasher!

8.5

Producer Hiroyuki Kobayashi kündigte „Resident Evil 6“ als das beeindruckendste Spiel der Serie an. Schön und gut, aber passen Grafik-Bombast und Action-Fokus eigentlich zur ursprünglichen Vision der von Shinji Mikami erdachten Survival-Horror-Saga?

Genau dieser Frage muss sich „Resident Evil 6“ stellen. Denn so imposant das Spiel auch technisch daher kommt, so sehr vermissten wir im Test doch die berühmt-berüchtigte Gänsehaut-Momente, die uns etwa die ersten drei Teile von „Resident Evil“ immer wieder bescherten. Part 6 entfernt sich von seinen Playstation-Vätern immer mehr. Schade eigentlich …

Was wir cool finden

Mehr Resident Evil, als jemals zuvor
Der sechste Teil der Horror-Serie ist der seit langem umfangreichste Teil. Das Spiel beinhaltet vier verschiedene Szenarien mit insgesamt sieben spielbaren Hauptcharakteren. Jede der Mini-Kampagnen ist für sich allein zwischen sechs bis acht reine Spielstunden lang. Damit ist „Resident Evil 6“ deutlich größer als aktuell vergleichbare Ego-Shooter oder Third-Person-Actionspiele. Hinzu kommt natürlich der Mercenaries-Modus und die erweiterten Online-Koop-Features.

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Stärker im Duett
Wie die meisten Dinge im Leben macht auch „Resident Evil 6“ zu zweit am meisten Spaß. Die Kampagnen sind wahlweise im Online-Modus oder im Splitscreen spielbar. Die Option mit dem horizontal geteiltem Bildschirm hinterließ bei uns einen zwiespältigen Eindruck: Das Spiel lief flüssig und trotz des kleinen Ausschnitts ging die Übersicht nicht vollständig verloren. Allerdings hatten wir in unserer vorliegenden Alpha-Version starke Texturfehler, die das Bild stark entstellten. Capcom versicherte auf unsere Anfrage, dass den Entwicklern diese Schwachstelle bekannt sei und in der fertigen Version entfernt wurde.

Der Online-Modus flutschte dagegen besser und gerade das gemeinsame Heilen und Unterstützen, sowie die gelegentlich eingestreuten Team-Rätsel haben uns ausgesprochen gut gefallen. Ihr habt zudem vor dem Start einer Session die Möglichkeit, Parameter wie etwa „Unendlich Munition“ ein- oder auszuschalten.

Habt ihr gerade keinen Kumpanen für den Koop zur Hand, übernimmt ein CPU-Partner dessen Rolle. Die Computer-Ballermänner machen ihren Job gut, stehen nicht im Weg und helfen einem flink hoch, sobald man gefallen ist. So verliert „Resident Evil 6“ auch für Singleplayer nichts von seiner Faszination.

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Die „Resident Evil“-Momente
Eins vorweg: Um den sechsten Teil wirklich in Gänze genießen zu können, solltet ihr Vorkenntnisse über die Vorgänger und die Charaktere besitzen. Capcom versäumt es leider, die Geschehnisse der Vergangenheit für Neueinsteiger aufzurollen, sodass Anfängern unzählige Anspielungen leider versagt bleiben.

Und dennoch packt einen „Resident Evil 6“ und zwingt einen immer wieder, die Konsole einzuschalten. Denn die vier parallel verlaufenden Geschichten sind absolut fesselnd. Sie beginnen oftmals ein wenig seicht, kulminieren aber schließlich in wirklich bombastischen Momenten und toll inszenierten Schlachten. Da jagen wir etwa mit Chris Redfield eine unsichtbare Riesenschlange durch ein Hochhaus, während diese unser Team Stück für Stück aufmampft. Oder wir bekriegen uns mit riesigen BOWs in einer zerstörten osteuropäischen Stadt. Dabei gehört „Resident Evil 6“ aktuell zu den wahrscheinlich am besten inszenierten Games überhaupt. Was Capcom hier in Pixel fasst, spottet teilweise jeglicher Beschreibung und treibt jedem Grafik-Fan die Tränen in die Augen.

Und tatsächlich ist es die Mischung aus (halbwegs) handlicher Third-Person-Action und Technik-Bombast, die „Resident Evil 6“ auf lange Sicht auszeichnet.

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Ein Gefühl der Genugtuung
„Resident Evil 6“ ist in seinem Kern ein pures Actionspiel. Die Rätsel sind geradezu lachhaft einfach. Großartige Erkundungstouren sind aufgrund der linearen Levelstrukturen nur in den seltensten Fällen möglich. Stattdessen scheucht euch das Spiel von einer Schlacht in die nächste. Die Steuerung wurde dabei leicht entschlackt. „Resident Evil 6“ spielt sich schneller als seine Vorgänger, auch wenn etwa das Deckungssystem eigentlich kaum zu gebrauchen ist. Dafür funktionieren aber Nahkämpfe und auch die Menüführung ganz ausgezeichnet. Gut gefiel uns, dass Capcom die Inventare jedes Hauptdarstellers an die Charaktere angepasst hat. Leon etwa greift mit seinem Handy auf ein grünliches Kreis-Menü zurück, während Soldat Chris Redfield ein gelbes Holo-Bedienfeld einschaltet. Sehr hübsch!

Den Story-Schreibern gelingt es zudem ausgezeichnet, den Spannungsbogen innerhalb der Szenarien langsam aber sicher zu spannen. Seinen Höhepunkt findet auch „Resident Evil 6“ immer wieder in den riesigen Bossfights, die es stellenweise ganz schön in sich haben. Wir brauchten etwa allein für den Mutanten-Obermacker aus Leons Kampagne rund 45 Minuten, ehe er tot in den Flammen lag. Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten.

Seine Dramatik bezieht „Resident Evil 6“ dabei nicht selten aus der „klassischen“ Munitionsknappheit. Immer wieder seid ihr gezwungen, auf Nahkampfattacken zurückzugreifen, um Kugeln zu sparen. Ist ein Zombie keine Herausforderung, sackt einem beim Anblick einer ganzen Horde und drei Kugeln im Lauf das Herz doch in die Hose. So beschleicht einen – egal, ob bei kleineren Scharmützeln oder großen Schlachten – zum Ende hin ein wahres Gefühl der Genugtuung, da „Resident Evil 6“ stets den Eindruck vermittelt, Teil eines großen Konflikts zu sein.

Was wir weniger cool finden

Katastrophale Speicherfunktion
Erinnert ihr euch noch an die alten Schreibmaschinen aus „Resident Evil“? Als man nur speichern konnte, wenn man zuvor ein Farbband gefunden hatte. Dieses System war zwar umständlich, aber um Welten besser und komfortabler als die Mechanik in „Resident Evil 6“. Zum einen legt das Spiel automatisch nur einen Spielstand an. Problem: Ihr könnt lediglich ein Szenario auf einmal spielen. Wollt ihr mal in die anderen Episoden hinein schnuppern, wird der Spielstand überschrieben.

Das zweite Problem: Es gibt keine Möglichkeit, manuell zu speichern. Stattdessen seid ihr auf die Auto-Save-Funktion auf Gedeih und Verderb angewiesen. Leider liegen die Speicherpunkte teilweise zu weit auseinander. Müsst ihr eine Session mal abbrechen, seid ihr oft dazu gezwungen, bereits bekannte Bereiche nochmal zu spielen.

Selbst die normalen Kontrollpunkte wurden nicht perfekt gesetzt. Nach einem der häufigen Bildschirmtode rennt ihr häufig nochmal durch die letzten zwei bis fünf Minuten eurer vergangenen Runde. Das nervt!

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Hampelige Kamera
Nachdem euch in „Resident Evil 6“ allzu oft die Munition ausgeht, greift ihr auch immer wieder auf das Nahkampfsystem zurück. Das funktioniert über weite Strecken ordentlich, auch wenn die Konkurrenz sich besser steuern lässt. Das liegt besonders an der schwachen Kameraführung.

Häufig wirbelt die Perspektive in Innenräumen hektisch herum, sodass man nicht genau weiß, wo sich die Gegner letztlich aufhalten. Dann stehen sie plötzlich hinter einem und greifen an. Andere Third-Person-Actionspiele lösen diese Problematik souveräner.

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Huch … schon wieder tot!
Die gesamte Action von „Resident Evil 6“ basiert auf einfachen Skripten: Passiert ihr einen bestimmten Punkt im Level, wird die nächste Sequenz ausgelöst. Das führt zum einen zu dem bekannten „Call of Duty“-Phänomen: Rennt bis zum nächsten Kontrollpunkt und schon sind sämtliche zurück gebliebenen Widersacher einfach verschwunden. Das bricht natürlich mit dem Gesamteindruck eines konstanten Spieluniversums.

Deutlich schlimmer sind allerdings die vorberechneten Schockeffekte: Umher liegende Zombies attackieren euch, wenn ihr an ihnen vorbei schlendert. Allerdings könnt ihr sie nicht mit einem „Präventivschuss“ vorzeitig eliminieren. Eure Kugel fliegt einfach durch sie hindurch. So habt ihr keinerlei Chance, euch auf potenzielle Angriffe vorzubereiten oder in irgend einer Weise taktisch zu spielen. Stattdessen zwängt das Spiel immer wieder in die Quicktime-Events hinein, nimmt Neustarts bei Energieknappheit billigend in Kauf.

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Zu viel Action?!
„Resident Evil 6“ ist ein lautes Action-Game: Bunt, krachend und bombastisch inszeniert. Der Survival-Horror-Aspekt kommt dabei ebenso zu kurz wie die Rätsel. Hier mal im Team ein paar Schalter drücken, dort mal eine Karte finden. Mehr solltet ihr vom neuen „Resident Evil“ nicht erwarten. Stattdessen dominieren ständige Shoot-Outs mit großen Zombie und Mutantenwellen den Spielablauf. Das reicht zumeist vollkommen aus, um Spannung und Stimmung zu erzeugen. Allerdings hätten wir uns hin und wieder einfach mehr Abwechslung im Spielablauf gewünscht.

System: Playstation 3
Vertrieb: Capcom
Entwickler: Capcom
Releasedatum: 2. Oktober
USK: ab 18
Offizielle Homepage: http://www.residentevil.com/

8.5

Wertung und Fazit

TEST: Resident Evil 6 – Geliebt-gehasster Zombie-Slasher!

Wir haben „Resident Evil 6“ geliebt und gehasst. Sind stark geschwankt zwischen einer 8.0 und einer 8.5. Und fest steht: Auch der sechste Teil ist leider nicht der erhoffte Höhepunkte der Action-Horror-Serie. Dabei ist dieses Spiel sicherlich der technisch beste Ableger. Capcom brennt ein wahres Zombie-Feuerwerk ab, mit unglaublich grandios inszenierten Momenten und wirklich haarsträubend brachialer Action. Immer wieder ertappt man sich dabei, wie man grinsend vor dem Bildschirm sitzt und den tollen Sequenzen folgt. Die größten Schwächen von „Resident Evil 6“ finden allerdings ihren Ursprung in eben jenem Hang zur übertriebenen Effekthascherei: Das Gameplay wiederholt sich trotz der vier Szenarien merklich. Ballern, ballern, Boss-Kampf. Das ist für acht Stunden ziemlich cool, ermüdet einen aber auf Dauer wie ein Michael-Bay-Marathon im Kino. Echte Rätsel gibt es kaum. Dazu treiben einen die starren Level-Skripte und die fehlenden Komfortfunktionen in den Wahnsinn. „Resident Evil 6“ ist letztlich „nur“ noch ein sehr gutes Actionspiel, das aber – mal abgesehen von der Hintergrundgeschichte – nicht mehr viel mit seinen Playstation-Urahnen zu tun hat. Subtiler Horror ist out. Stattdessen gibt es hier einen mit der Effektkeule.

Hotlist

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Kommentare

CrimsonKing

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