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TEST: Need for Speed

play3 Review: TEST: Need for Speed: Most Wanted – Burnout im Paradies?

8.0

In den vergangenen Jahren packte die „Need for Speed“-Serie das berüchtigte „Call of Duty“-Fieber. Abhängig davon, welches Entwicklerstudio gerade das aktuelle Spiel programmierte, schwankte das Ergebnis zwischen „erstklassig“ und „solider Durchschnitt“. In diesem Jahr schrauben Criterion Games, die Macher von „Burnout: Paradise“, an der inzwischen fast zwanzigjährigen Racing-Serie herum. Warum „Need for Speed: Most Wanted“ trotzdem hinter den Erwartungen zurückbleibt, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Test!

Was wir cool finden

Fairhaven in all seiner Pracht
Wie viel „Burnout Paradise“ steckt eigentlich in „Need for Speed: Most Wanted“? Die klare Antwort: Verdammt viel! Das merkt man bereits an der Architektur der virtuellen Großstadt Fairhaven. Neben einer belebten City führt euch das Spiel auch durch Industrieanlagen, durch römisch angehauchte Parks und natürlich in Bergregionen mit allerlei fiesen Serpentinen und Abhängen. Trotz einiger seltsamer Schattenwürfe gefiel uns das Design von Fairhaven ausgesprochen gut. Zwar sind die grellen Lichteffekte während der Tag- und Nachwechsel etwas störend, aber durchaus atmosphärisch.

Außerdem gibt es in Fairhaven viel zu tun: Durchbrecht Plakatwände und Sicherheitstore, sucht euch die 41 versteckten Fahrzeuge oder legt euch mit der Polizei an. „Need for Speed: Most Wanted“ bietet die klassische Auswahl an Spielmodi: Checkpunktrennen quer durch die Stadt, dazu Hochgeschwindigkeitswettbewerbe bei denen ihr ein bestimmtes Durchschnittstempo halten müsst und natürlich den „Ambush“. Hier entkommt ihr der Polizei in einer laufenden Verfolgungsjagd.

Egal, ob ihr einen Event gewinnt oder nicht, ihr erhaltet auf alle Fälle Speed Points. So steigt ihr weiter in der Rangliste auf und auch ein scheinbar gescheitertes Rennen war nicht völlig umsonst.

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Aus Spaß am Fahren
Wir brauchten eine Zeit, um mit „Need for Speed: Most Wanted“ warum zu werden. Denn gerade die anfangs langsamen Boliden steuern sich schwerfällig und träge. Das Aufrüsten kostete Nerven und Zeit. Erst nach zwei bis drei Stunden, als wir bereits etliche Boliden gefunden und aufgemotzt hatten, packte uns das PS-Fieber. Denn aber macht „Most Wanted“ als Fun-Racer so richtig Laune und entfaltet seinen klassischen „Burnout“-Charakter. Mit ein wenig Übung driftet ihr gekonnt durch Kurven, schiebt euch mit dem Nitroboost wieder auf die Gerade oder rempelt die Bullen in die Leitplanke.

„Need for Speed: Most Wanted“ kreiert – trotz lediglich zwei Perspektiven – ein tolles Geschwindigkeitsgefühl. Das liegt insbesondere an der hohen Effektdichte: Ständig fliegen einem Zeitungen, Schilder oder die Funken nach Karambolagen um die Ohren. Und spätestens wenn ihr die Konkurrenz das erste Mal kurz vor der Ziellinie abgefangt, springt ihr jubelnd von der Couch auf.

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Alles ganz easy im Autolog
Ganz ähnlich wie „Burnout: Paradise“ nutzt auch „Need for Speed: Most Wanted“ das Easydrive-System. Mit diesem etwas schmucklosen Eingabemenü wechselt ihr etwa eure „Ausrüstung“, euren Wagen oder legt damit den nächsten Wegpunkt auf eurem GPS fest. Die Steuerung läuft dabei über das Digitalkreuz und funktioniert nach kurzer Eingewöhnung ausgezeichnet.

Interessanter ist allerdings, wie bei „Need for Speed: Most Wanted“ Off- und Online-Modus miteinander verschmelzen. Dazu benutzt Criterion erneut das Autolog-System. Hier springt ihr stufenlos in Multiplayer-Rennen oder startet Multiplayer-Herausforderungen und Special-Events. Die Drift- oder Sprungwettbewerbe sind zwar nicht immer übersichtlich, aber dafür doch ganz unterhaltsam. Deutlich besser gefallen uns da die erweiterten Autolog-Funktionen: Das Spiel schlägt – wie gewohnt – Events vor und vergleicht unsere Leistungen mit denen unserer Freunde. Dazu gibt es die Sprünge durch Plakatwände. Stellen wir hier eine Bestweite auf, prangt künftig unser Konterfei auf den Billboards – auch in den Spielen unserer Freunde.

Was wir weniger cool finden

Vom Frust eingeholt
„Need for Speed: Most Wanted“ hat gerade in den ersten Stunden seine Länge und Frustmomente. Spätestens wenn ihr ein Rennen zum fünften Mal neu startet, weil ihr kurz vor der Ziellinie in ein ziviles Fahrzeug gebrettert seid, geht die Wutkurve eindeutig nach oben. So sind die Kurse stellenweise arg verwinkelt und die übrigen Verkehrsteilnehmer geradezu stoisch ignorant. Egal, ob wir hupen, rempeln oder schimpfen, sie reagieren nicht auf die aufgemotzten Rennteilnehmer.

Auf der anderen Seite fährt die Konkurrenz gerne im Pulk. Ein Fehler eurerseits und ihr rutscht vom ersten Platz auf eine der hinteren Positionen im Feld. Denn auch in „Need for Speed: Most Wanted“ schlägt der berüchtigte Gummiband-Effekt gnadenlos zu. Das kennen wir aus viele anderen Rennspielen, ist aber aufgrund der Kürze der Events ein echtes Problem von „Need for Speed: Most Wanted“.

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Die Cops, dein Freund und Nervensäge
Wie sagen wir es am freundlichsten: Die Gegner-KI von „Need for Speed: Most Wanted“ fährt unter aller Sau! Aggressiv und geradezu lebensmüde. Die Cops hängen einem gnadenlos am Auspuff, rempeln, schieben und drängeln, als hätten wir gerade den Papst umgebracht. Dabei werfen die Polizisten gelegentlich sogar jegliches kluges Denken über Bord und führen absolut halsbrecherische Stunts aus, nur um die Raser zu stellen. Die Burschen sind ausgesprochen zäh und legen auf den höheren Fahndungsstufen sogar Nagelbänder aus. Fahrt ihr hindurch, ist das Rennen so gut wie gelaufen.

Richtig fies: In unserem Test haben wir nie erlebt, dass einer der KI-Raser in ein Nagelband gefahren ist. Die Burschen erlauben sich zwar gelegentliche Fahrfehler, aber die Fallen umkurven sie mit schlafwandlerischer Sicherheit. Abgesehen davon tendieren auch sie zu wüsten Rempeleien, aber nicht derart rigoros wie es die Cops machen.

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Wo ist mein Auto-Porno?
Criterion Games lässt Auto-Fanatiker in „Need for Speed: Most Wanted“ im Regen stehen. War die Serie früher ein Fest für PS-Fetischisten, konzentriert sich der aktuelle Ableger ausschließlich auf das Geschehen auf der Straße. Da fehlt es etwa an einem Showroom, in dem man sich die freigeschalteten Wagen nochmal im Detail anschauen kann. Und auch das Tuning-Menü über das Easydrive-System will uns nicht so recht munden. Natürlich ist es praktikabel, aber es wäre auch schön gewesen, wenn wir in den vorhandenen Werkstätten etwas detaillierter an unseren Karossen hätten schrauben dürfen. Weiterhin ist der Fuhrpark mit seinen 41 Fahrzeugen ausgesprochen klein. Andere Spiele – allen voran „Gran Turismo 5“ oder der aktuelle Xbox-Vorzeige-Raser „Forza Horizon“ – bieten deutlich mehr Autos fürs Geld.

System: Playstation 3
Vertrieb: Electronic Arts
Entwickler: Criterion Games
Releasedatum: erhältlich
USK: ab 12
Offizielle Homepage: http://www.needforspeed.com/

8.0

Wertung und Fazit

PRO
CONTRA

TEST: Need for Speed: Most Wanted – Burnout im Paradies?

„Need for Speed: Most Wanted“ ist ein guter Open-World-Fun-Racer, erreicht aber nicht ganz die Qualität bisheriger Produkte aus dem Hause Criterion Games. Dennoch macht das neue „Need for Speed“ ordentlich Freude, was insbesondere an der gelungenen Fahrphysik, der schönen Stadt Fairhaven und dem Autolog-System liegt. Die Rennen sind herrlich spektakulär inszeniert und mit ein wenig Übung gehen Drifts und weite Sprünge problemlos von der Hand. Allerdings stören etliche Schönheitsfehler den unkomplizierten Fahrspaß: Die Gegner-KI ist zuweilen absolut unfair und fördert so manchen Frustmoment zu Tage. Der Fuhrpark ist verhältnismäßig klein und Autoliebhaber kommen noch nicht mal in den Genuss einer vernünftigen Tuning-Option oder einer Cockpit-Ansicht. So ist „Need for Speed: Most Wanted“ insgesamt ein gelungenes Rennspiel, aber leider eben doch kein „Burnout: Paradise“.  

Hotlist

Kommentare

RevengeOfTheFu

RevengeOfTheFu

01. November 2012 um 01:49 Uhr
Phoenix_X_x

Phoenix_X_x

01. November 2012 um 17:44 Uhr
attitude2011

attitude2011

02. November 2012 um 16:21 Uhr