Angespielt: Metal Gear Rising

Reboots und Neuinterpretationen bekannter Marken sind aktuell ganz groß im Trend: Lara Croft präsentiert sich im kommenden „Tomb Raider“ als „Uncharted“-liebende Survival-Künstlerin. „DMC: Devil may Cry“ erzählt Anfang 2013 von den jungen Jahren des Dämonenjägers Dante. Und selbst vor Hideo Kojimas ehrwürdiger „Metal Gear“-Reihe macht diese ach so sexy Modeerscheinung nicht halt. Bei „Metal Gear Rising: Revengeance“ hat der kreative Kopf nur noch begrenzt seine Finger im Spiel.

Vielmehr drehen Platinum Games, die Macher von „Vanquish“ und „Bayonetta“, kräftig an der Action-Schraube. Mit dem einstmals ungeliebten Weißschopf Raiden in der Hauptrolle metzelten wir uns mit dem Elektroschwert durch Cyborgs, Gekkos und riesige „Metal Gear“-Kampfroboter, die plötzlich zum Appetithappen für den Superhelden degradiert werden. Bleibt die Frage: Wie viel „Metal Gear Solid“ steckt überhaupt in „Rising“?

Das ist tief, Mann!
In Sachen Inszenierung jedenfalls ist „Metal Gear Rising: Revengeance“ ein klassischer Kojima. Raiden ist ein bitterer Held. Irgendwo zwischen Sokrates und Jack the Ripper. Die Kämpfe mit den Truppen von Desperado Enterprises leiten Platinum Games immer wieder mit langen Ingame-Filmsequenzen ein. Da philosophiert Raiden mit dem metallenen Wolfs-Cyborg LQ-84i über die Freiheit des Geistes.

Oder spricht mit der französisch-algerischen Söldnerin Mistral über seine Aufzucht zum Kindersoldaten. „Metal Gear Rising“ geht also unangenehmen Themen nicht aus dem Weg und fängt sie stattdessen in gut gezeichneten Filmchen mit englischer Sprachausgabe auf. Das hier einmal mehr viel Pathos und Schmalz aus dem Bildschirm tropfen, sollte jedem klar sein, der die vergangenen „Metal Gear Solid“-Spiele kennt.

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Heute auf dem Speiseplan …
Der Rest des Spiels hat nur noch wenig mit den teils bedächtigen Urahnen von „Rising“ gemein. Denn statt Stealth-Action gibt es hier Säbelrasseln in Reinkultur. Raiden schwingt die HF-Klinge wie ein Chirurg und so ähnelt das Spiel in weiten Passagen einem „Devil may Cry“ oder eben „Bayonetta“. Ihr rennt im Cyborg-Sprint zum nächsten Kontrollpunkt, Gegner erscheinen, Elektrobarrieren ebenso und der Kampf beginnt. Es gibt leichte und schwere Attacken, sowie Blocks bzw. Paraden.

Letztere basieren auf gutem Timing und einer Kombination aus Richtungs- und der Quadrattaste. Das erfordert Eingewöhnung, funktioniert aber dank optionaler VR-Missionen und Tutorial ganz gut. Zentrales Element ist der Klingenmodus, in dem ihr das Schwert filigran mit dem rechten Analogstick führt. Um den Zeitlupenmodus zu aktivieren, benötigt Raiden Energie für seine Brennstoffzellen, die er mit erfolgreichen Angriffen oder mit Elektrolyten auffüllt. Dann filetiert ihr eure Widersacher formschön in kleine Scheibchen. Das sieht martialisch aus, ist aber wichtiger Bestandteil des Kombo- und Bewertungssystems.

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„Metal Gear“ und „Bayonetta“
Krachender Höhepunkt des Spiels sind zweifellos die Schlachten mit großen UGs oder Endgegnern. Denn hier ist – im Gegensatz zu Wald- und Wiesensoldaten – mehr Taktik und auch gelegentliches Blocken gefragt. Die gute Mistral rotiert wie ein Kreisel durch die Arena und schwingt einen aus Roboterarmen zusammengesetzten Kampfstab. Wer hier nicht gut verteidigt, büßt seine gesamte Lebensenergie in wenigen Spielmomenten ein.

Denn „Rising“ ist nicht nur toll präsentiert, sondern auch rasend schnell. So flott, dass die automatische Kameraführung häufig nicht mitkommt und wir im Kampf immer wieder nachjustieren mussten. Nicht selten erwischt uns die KI-Gegner aus toten Winkeln. Ähnlich wie „Bayonetta“ besitzt aber auch „Rising“ einen guten Spielrhythmus und gerade die mit fortlaufender Kampfzeit immer lauter werdenden Rockmusik pumpte uns das Adrenalin in die Adern.

Spielt sich der Schwertkampf wirklich stark, gefällt uns das Benutzen von Sekundärwaffen wie Granaten oder dem Raketenwerfer überhaupt nicht. Raiden braucht Ewigkeiten, um die Gerätschaften in die Hand zu nehmen, geschweige denn um sie zu benutzen. Die Steuerung ist dabei arg fummelig. Man merkt einfach, dass Platinum Games hier einen Action-Slasher und keinen Third-Person-Shooter entwickeln wollten.
Auch die wenigen Schleichpassagen – mit Pappkarton – sind eher als nette Anspielung, denn als echte Herausforderung zu verstehen. Die Wachen reagieren zwar mit dem charakteristischen Ausrufezeichen auf Raidens Anwesenheit. Echtes Stealthen sieht aber trotzdem anders aus.

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Waffenmeister Raiden
Für ein wenig Mehrwert abseits des Metzelns sorgen in „Metal Gear Rising: Revengeance“ kleine Extras und ein Erfahrungssystem. Zwar sind die Missionen linear und extrem durch die Geschichte geprägt, allerdings erhaltet ihr gelegentlich alternative Missionen. So kämpften wir an einer Stelle zunächst gegen die anrückende Verstärkung, anstatt dem nächsten Navigationspunkt zu folgen. Versteckte Kisten mit Informationen öffnen VR-Missionen, Truhen beherbergen zudem Gegenstände wie Granaten, Elektrolyte oder Heilpasten.

Von den durch Schlachten eingespielten Erfahrungspunkten wiederum kauft ihr euch neue Aktionen oder rüstet die Eigenschaften bestehender Systeme wie Raidens Schwert auf. Sammler dürfen im Kampf außerdem nicht die Übersicht verlieren. Der linke Arm bestimmter Gegner beinhaltet Infos, mit denen der Doc spezielle Moves und Extras bastelt. Diese „Leichenfledderei“ geht an den geschlagenen Bossgegnern nicht vorüber. Von Schurken wie Mistral oder Monsoon nehmt ihr kurzerhand die Waffe und bringt sie im Spezialbereich eures Inventars unter. Sie kommen automatisch beim Ausführen von Kombos mit der Dreieckstaste zum Einsatz.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Konami
Entwickler: Platinum Games / Kojima Productions
Releasedatum: 21. Februar 2013
USK: noch nicht bekannt
Offizielle Homepage:http://www.metalgearsolid.com/

Einschätzung: sehr gut

Man erkennt die Handschrift von Platinum Games in „Metal Gear Rising: Revengeance“ überdeutlich. Das Kampfsystem erinnert stark an „Bayonetta“, spielt sich aber simpler und intuitiver. Gerade die Kombos gehen wirklich erstaunlich flott von den Fingern. Wir waren immer wieder von den Aktionen begeistert, die Raiden auf das Parkett legt. Etwa vollführt er mit Mistrals Kampfstange als Sekundärwaffe einen gekonnten Breakdance und wirbelt auf dem Boden herum. „Metal Gear Rising: Revengeance“ ist schnelle Action, die aber gerade in den Bosskämpfe viel Koordination und Geschick erfordert. Das Erfahrungssystem, der Klingenmodus und die versteckten Extras stehen „Rising“ ebenfalls gut zu Gesicht. Trotzdem haben Platinum Games bis zum Release im Februar noch Arbeit vor sich: Die Kameraführung ist oftmals sehr wüst. Die Third-Person-Steuerung mit Schusswaffen arg fummelig. Aber wir sind guter Dinge, dass aus „Metal Gear Rising: Revengeance“ ein erstklassige Actionspiel mit einem Hauch Kojima-Genialität wird.

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