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TEST: Dead Island Riptide – Wenn Bugs gruseliger sind als Zombies ...

play3 Review: TEST: Dead Island Riptide – Wenn Bugs gruseliger sind als Zombies …

5.0

An Zombies nagt langsam der Zahn der Zeit. Wurde der Hype im vergangenen Jahr noch einmal durch die sensationell guten Telltale-Adventures zu „The Walking Dead“ angefeuert, verlieren sich die modrigen Gesellen langsam irgendwo in der Popkultur zwischen Nervsäcken wie Justin Bieber und Lothar Matthäus.

Wie gähnend langweilig ein Zombie-Setting umgesetzt werden kann, bewies zuletzt „The Walking Dead: Survival Instinct“. Technisch veraltet, ideenlos und voll von Fehlern. „Dead Island Riptide“ schlägt leider genau in diese Kerbe. Statt eines unterhaltsamen Splatter-Abenteuers gibt es eine katastrophale PS3-Umsetzung und einen müden Aufwasch des Vorgängers, der nur im Multiplayer halbwegs Spaß macht.

Was wir cool finden

Die Insel ruft!
Keine große Überraschung: Auch „Dead Island Riptide“ spielt auf einem Eiland im Pazifik. Genauer gesagt auf Palanai. Im Gegensatz zu Banoi ist die Insel allerdings etwas „uriger“. Bettenburgen oder Hochhausschluchten gibt es bis auf eine Stadt im letzten Spielabschnitt eigentlich kaum. Stattdessen kämpft ihr euch durch den vom Monsun heimgesuchten Dschungel und besucht kleinere Dörfer. Die Spielwelt ist – trotz aller Macken – durchaus hübsch geraten und wirkt etwas größer als noch im Vorgänger. Autos spielen diesmal eher eine seltene Rolle, ihr schippert vielmehr mit Bötchen durch die Flusslandschaft Palanais. Per Boost fahrt ihr hier sogar Wasserleichen über den Haufen. Klingt makaber, ist aber unterhaltsam.

Wie sehr sich „Riptide“ an seinem Vorgänger orientiert, wird aber nicht nur anhand des Szenarios deutlich. Bestehende Charaktere könnt ihr problemlos importieren. Zudem gibt es mit John Morgan lediglich eine neue Spielfigur mit frischen Fähigkeiten. Diese levelt ihr wie gewohnt in drei Skill-Trees auf und erhaltet so neue Fertigkeiten wie wuchtige Tritte oder den Blutrausch. Die Charakter-Entwicklung funktioniert erneut ordentlich, leidet aber darunter, dass die Zombies gleichzeitig aufsteigen. Größere Gegner wie die Schläger werden also auch mit Level 70 nicht leichter oder schwerer sein als auf Level 30.

Wirklich gut gefällt mir allerdings weiterhin das Crafting-System. Überall auf der Insel findet ihr Einzelteile – vom Klebenband bis zum Elektroschrott – und Baupläne. An Werkbänken bastelt ihr diese dann geschwind zusammen oder nutzt sie, um bereits bestehende Waffen weiter aufzurüsten. Einem Morgenstern mit Totenschädel verpasste ich etwa kurzerhand ein Feuer-Upgrade. Einem Brecheisen hingegen machte ich mit einigen Klingen zum „Diamantschneider“. Schusswaffen tauchen diesmal häufiger auf als noch in „Dead Island“.

Allerdings ist die Munition knapp, sodass ihr zumeist auf das insgesamt durchschnittliche Nahkampfsystem samt dämlicher Quicktime-Events beim Zombie-Rangeln zurückgreift. Insgesamt aber funktionieren die Rollenspielelemente in „Dead Island Riptide“ ordentlich und machen in dem tropischen Szenario einen Großteil der Motivation aus. Techland setzen zwar nicht gerade auf Innovationen, aber versuchen zumindest mehr vom Bekannten anzubieten.

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Horde 2.0
Eine der wenigen wirklich starken Neuerungen sind die immer wieder eingestreuten Belagerungsmissionen. Hier befestigt ihr gemeinsam mit anderen Spielern bzw. KI-Kameraden zunächst ein Lager. Dazu zimmert ihr Zäune an die Wände oder bemannt Kanonen. Anschließend stürmen verschieden große Zombie-Horden das Areal und versuchen, euch alle umzubringen. Und tatsächlich kommt hier allein durch das Chaos und die pure Masse an Gegner Spannung und Intensität auf.

Gerade wenn Spezial-Kreaturen zu Hauf die Basis infiltrieren, ist Hektik angesagt. „Dead Island Riptide“ stiehlt das Monsterdesign ganz frech bei „Left 4 Dead“. Da gibt es spuckende und explodierende Biester, riesige Monster und flinke Killer. Das ist alles nicht neu, macht aber auf engem Raum wirklich viel Freude. Könnte „Dead Island Riptide“ diese Stimmung über längere Zeit halten, wäre es sicherlich ein besseres Spiel geworden.

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Mit Freunden erträglich
Allein ist das Zombie-Actionspiel eine eher zähe Angelegenheit. Denn weder die Missionen noch die Kämpfe sind sonderlich aufregend oder motivierend. Glücklicherweise behält „Dead Island Riptide“ den Online-Modus bei. So erstellt ihr entweder ein eigenes Spiel – wahlweise auch privater Natur – oder ihr hüpft einfach in eine andere Partie hinein. Diese Idee funktioniert weiterhin klasse. Im Test hatte ich keinerlei Server-Probleme oder Lags.

Mit maximal vier Spielern ist die Zombie-Hatz für einige Stunden durchaus unterhaltsam. Denn bügelt die Gruppendynamik einige bestehende Fehler problemlos aus. Man kämpft gemeinsam, hält sich den Rücken frei und amüsiert sich zusammen über die vielen kuriosen Fehler, die in „Dead Island Riptide“ vorkommen. Zudem tauscht ihr untereinander Gegenstände aus. So verlieren sich die Problemchen irgendwo zwischen umher fliegenden Armen und dem gemeinsamem Überleben einer weiteren Horde. Mit Freunden jedenfalls ist „Dead Island Riptide“ wie schon sein Vorgänger durchaus ein kurzweiliger und gleichermaßen anspruchsloser Spaß, der für kurze Zeit durchaus unterhält.

Was wir weniger cool finden

Die PS3-Version stinkt ab!
Meine erste Reaktion beim Starten von „Dead Island Riptide“: „Holla, bereits das Intro ruckelt. Wie soll es dann erst im Spiel laufen?“ Was Techland hier für die PlayStation 3 abliefern, ist gelinde gesagt eine Frechheit. Das Spiel läuft über weite Strecken am Limit zur Spielbarkeit. Eine wirklich flüssige Bilddarstellung gibt es nur allzu selten. Ganz im Gegenteil, sobald richtig viele Zombies und vielleicht noch Wettereffekte und Explosionen dazu kommen, geht das Spiel dermaßen in die Knie, dass die Übersicht dank der Bildsprünge nahezu komplett verloren geht. Aber an die grundsätzlich zu niedrige Bildrate gewöhnte ich mich mit der Zeit und passte mich entsprechend an.

Denn die niedrige Framerate ist sicherlich nur das kleinste Problem von „Dead Island Riptide“. Die Fülle an technischen Fehlern ist erschreckend und würde wahrscheinlich ganz Bücher füllen. Besonders auffällig sind das Tearing, die Clippings und die Macken in der Kollisionsabfrage. Laufe ich beispielsweise zu dicht an einer Wand entlang, ragt meine Waffe nicht selten in das andere Gebäude hinein.

Zombies wiederum liegen in einander, schweben nach ohnehin schon übermächtigen Kicks in der Luft oder zucken in Palmen oder anderen Objekten steckend vor sich hin. In Gefechten warpen die Madensäcken gerne mal durch den Spielcharakter hindurch. Das nervt besonders dann, wenn man eigentlich mit dem Rücken zur Wand steht und dennoch von hinten attackiert und somit eingekreist wird.

Dazu sind die Burschen derart dämlich, dass es weh tut. Nicht selten bleiben sie in engen Bereichen an Stühlen, Kisten oder anderen Gegenständen hängen. Wer also eine größere Horde dezimieren muss, sollte lediglich einen Tisch zwischen sich und die Feinde bringen. Die Burschen sind weder in der Lage, Leitern hoch zu klettern, noch anderweitig Höhenunterschiede zu überwinden. Von einer Schwarmintelligenz kann hier kaum die Rede sein.

Das Trefferfeedback ist zwar dank umher fliegender Körperteile recht nett, aber insgesamt zu lasch. Selbst mit Morgensternen oder Baseballkeulen hatte ich nie das Gefühl, dass hinter den Schlägen ordentlich Wucht steckt. Beobachte ich etwa in anderen Spielen, wie meine Koop-Buddys herzhaft ihre Feinde auseinander nehmen, spart „Dead Island Riptide“ vielerorts an Details. Die Kollisionsabfrage ist nahezu nicht vorhanden, spezielle Animationen für bestimmte Waffen gibt es nicht. Stattdessen wird müde geprügelt und leidlich unterhaltsam vor sich hin gesplattert.

Wieder einmal bekommt die Playstation-3-Community die schwächste Umsetzung von allen. Besonders im Vergleich zur PC-Version wirkt die PS3-Variante technisch überholt und wie von einem Fehlerteufel heimgesucht. Für einen Exorzismus ist es aber leider zu spät!

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Pfandsammler und Laufbursche
Die Spielwelt von „Dead Island Riptide“ ist in sich geradezu abstrus inkonsequent. Die Gegner leveln mit eurer Spielfigur mit. Das schwächt natürlich das eigentlich nette Charaktersystem. Verlasst ihr einen Bereich, füllen sich alle Verstecke – also beispielsweise Taschen, Kisten oder Koffer – erneut mit Gegenständen. Ihr habt also einen schier niemals enden wollenden Pool an Loot. Das klingt zuerst verlockend, verwandelt euch aber in virtuelle Pfandsammler. Ständig durchwühlt ihr Mülltonnen oder Leichen. Echte Freude über gefundene Objekte oder Geld gibt es eigentlich nicht. Stattdessen ist „Dead Island Riptide“ wie eine Zwangsmaßnahme – lang und anstrengend. Es ist irgendwie Arbeit, die man erledigt, ohne dass ein echter Sinn dahinter steckt.

Ganz ähnlich fühlen sich auch die Missionen an. Bis auf die durchaus spannenden Belagerungen setzt „Dead Island Riptide“ fast ausschließlich auf „Geh zu Punkt A und sprich mit Figur B“- bzw. „Hol mir Objekt XY“-Missionen. Dabei könnte ich zwar Fahrzeuge benutzen. Das ist aber aufgrund der in sich abgesperrten Gebiete oftmals kaum möglich. Und so renne ich ständig durch von Zombies verseuchte Areale.

Denn ähnlich wie die Gegenstände respawnen auch Gegner binnen Minuten neu. Wollt ihr euch beispielsweise vor dem Beenden einer Quest erst noch umschauen und untersucht ein Gebäude, welches neu geladen werden muss, sind plötzlich alle zuvor abgefertigten Zombies wieder da. In Kombination mit dem furchtbar ideenlosen Missionsdesign verkommt das Spiel daher zur Geduldsprobe. Der eigentlich unterhaltsame Zombie-Schnetzler ist dann Langweile pur, der mit den durch die vielen Bugs hervorgerufenen Frustmomenten garniert wird.

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Charakterzeichnung für die Tonne
Beinahe vergessen: Eine Geschichte gibt es in „Dead Island Riptide“ übrigens auch. Oder so was in der Art. Es geht darum, dass die Überlebenden flüchten müssen und so Zeugs. Der Einstieg in das Spiel auf einem Militärschiff wirkt wie mit dem Nagel durch das Auge geprügelt. Noch dazu verliert ihr nach einem kurzen Vorgeschmack auf Maschinengewehre und Pistolen kurz darauf all eure Ausrüstung und prügelt danach wieder mit Paddeln und Fleischklopfern auf die Zombies ein. Motivation ist anders!

Es auch kein Wunder, dass „Dead Island Riptide“ mit keinerlei nennenswerter Charakterzeichnung aufwartet. Die Figuren bleiben oberflächlich und klischeehaft. Die Dialoge sind langweilig und selbst als der spirituell angehauchte Marcus durchdreht, stört das eigentlich niemanden. Denn die Charakterzeichnung ist kaum vorhanden, sodass ich zu keiner der Figuren eine emotionale Verbindung herstellen konnte. So sind weder die Geschichte, noch die Figuren Grund für das Weiterspielen. Schade eigentlich, denn wie man in einem Zombie-Setting Gefühle und Geschichten rüber bringen kann, das zeigen beispielsweise die Telltale-Adventures zu „The Walking Dead“ oder eben auch das bald erscheinende „The Last of Us“.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Deep Silver
Entwickler: Techland
Releasedatum: erhältlich
USK: nicht geprüft (Import / PEGI 18)
Offizielle Homepage:http://deadisland.deepsilver.com/

5.0

Wertung und Fazit

PRO
CONTRA

TEST: Dead Island Riptide – Wenn Bugs gruseliger sind als Zombies …

Alleine ist „Dead Island Riptide“ ein wahrlich zähes Unterfangen. Die unzähligen Fehler raubten mir den letzten Nerv. Ständig blieb ich irgendwo hängen, wurde hinterrücks attackiert oder ärgerte mich über Logiklücken innerhalb der Spielwelt. Dazu kommt noch ein Leveldesign von vorgestern, bei dem ich immer nur wie ein Kellner von A nach B gescheucht werde. „Dead Island Riptide“ zieht sich wie Kaugummi und verkommt bereits nach zwei Stunden zur mühsamen Fleißarbeit. Besser läuft es da im Koop-Modus. Sobald ich mich – im Idealfall - mit einigen Freunden durch die Horden schnetzel, mich abspreche und Angriffe koordiniere, geht einem Zombiefan zumindest für einen Abend lang das Herz auf. Allerdings hält auch dieser Spaß nicht allzu lange. Denn dafür ist die Spielmechanik von „Dead Island Riptide“ einfach zu altbacken und durchschnittlich. Techland gelingt es nicht, neue Ideen ins Spiel einzubringen. Stattdessen verwursten die Entwickler lediglich viele Ideen des Vorgängers zu einem überteuerten Erweiterungspaket. Die Bug-Dichte der PS3-Version ist weiterhin erschreckend und erfordert entweder große Leidensfähigkeit oder eine gehörige Portion schwarzen Humor. Für Dauer-Koop-Spieler ist „Dead Island Riptide“ einen kurzen Blick wert. Solo-Spieler sollten lieber auf „The Last of Us“ warten oder sich die Adventures zu „The Walking Dead“ nochmal reinziehen.

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Kommentare

Andreas86

Andreas86

06. Mai 2013 um 11:11 Uhr
Andreas86

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06. Mai 2013 um 11:11 Uhr
IceWolf316

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06. Mai 2013 um 13:50 Uhr
SJ-Sharkz

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06. Mai 2013 um 14:23 Uhr
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Leonidas-Yugo

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IceWolf316

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17. Mai 2013 um 17:56 Uhr