Review

TEST: DuckTales Remastered - Liebevolle Neuinterpretation eines Klassikers

play3 Review: TEST: DuckTales Remastered – Liebevolle Neuinterpretation eines Klassikers

8.0

Mit den High Definition-Remakes zu bekannten Klassikern ist es immer so eine Sache. Obwohl man eigentlich davon ausgehen sollte, dass man bei einer Neuauflage nicht allzu viel falsch machen kann, gelingt es verschiedenen Entwicklern immer wieder auf eindrucksvolle Art und Weise, Remakes komplett vor die Wand zu fahren. „Turtles in Time“ wäre sicherlich ein gutes Beispiel.

Dass es auch anders geht, beweisen die 2D-Experten von WayForward, die sich in Zusammenarbeit mit Capcom an ein HD-Remake des wegweisenden Plattformers „DuckTales“ wagten, der bei uns im Jahr 1990 das Licht der Welt erblickte. Warum trotz kleinerer Mängel nicht nur Retro-Fans einen genaueren Blick riskieren dürfen, verraten wir euch in unserem ausführlichen Review.

Was wir cool finden:

Liebevoll restauriert:

Der einen oder anderen High Definition-Neuauflage, die in den vergangenen Jahren das Licht der Welt erblickte, muss man leider attestieren, dass diese in einer recht lieblosen Form umgesetzt wurde und schnell den Eindruck vermittelt, dass es den Entwicklern und Publishern hier lediglich um das schnelle Geld ging. „DuckTales Remastered“ hat in dieser Schublade definitiv nichts zu suchen.

Ohne das kultige Original des Plattformers aus den Augen zu verlieren, legten die Mannen von WayForward Hand an und unterzogen das Abenteuer von Dagobert Duck und Co. Einer Generalüberholung, die sich wirklich sehen lassen kann. Eine kleine optische Neuerung. Aus dem klassischen 2D-Stil des Originals wurde ein 2,5D-Plattformer. Während die verschiedenen Charaktere und Widersacher liebevoll in 2D gezeichnet wurden und sich lediglich in dieser Dimension bewegen, verliehen die Entwickler den verschiedenen Levels eine räumliche Tiefe.

Ebenfalls loben muss man WayForward für die Art und Weise, wie der hochwertige und abwechslungsreiche Soundtrack von „DuckTales“ in die Moderne verfrachtet wurde. Anstatt hier irgendwelche Experimente zu wagen und den Fans möglicherweise vor den Kopf zu stoßen, orientierten sich die Entwickler fast schon penibel an den damaligen Themes und spielten diese in einer modernen und glasklaren komplett neu ein.

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Auch heute noch pixelgenaues Gameplay:

Ende der Achtziger beziehungsweise Anfang der Neunziger gehörte „DuckTales“ neben der „Super Mario“-Reihe zu den besten Jump & Runs oberhaupt. Der Grund: Die damals schon pixelgenaue Steuerung, die auf der einen Seite zwar für Frust sorgen konnte, auf der anderen Seite jedoch schnell deutlich machte, dass es den zuständigen Entwicklern mit der grundlegenden Spielmechanik definitiv ernst ist. Eine Tatsache, an der sich auch in der High Definition-Neuauflage nichts geändert hat.

Nach wie vor liegt der Fokus der Spielmechanik auf Dagoberts Pogo-Stick, mit dem ihr euch einen Weg durch die abwechslungsreichen Welten bahnt, Abgründe überwindet oder Gegner über den Jordan befördert. Genau wie es im Original der Fall war, ist bei den Sprüngen mit dem Pogo-Stick auch im HD-Zeitalter Präzision gefragt. Setzt man die Landung einen Zentimeter zu weit links oder zu weit rechts an, landet man schnell in einem Widersacher und verliert eines der anfangs nur drei Herzen, die Dagoberts Lebensenergie repräsentieren. Sicherlich drücken Mario oder Sonic in solchen Fällen eher ein Auge zu und lassen euch mehr Fehler durchgehen, diese konsequente Umsetzung der Sprungmechanik war aber schon immer eine der tragenden Säulen von „DuckTales“ und Capcom tat gut daran, diese nicht einzureißen.

Puristen wird sogar ein kleines Schamkerl kredenzt: Den „Hard Pogo“-Modus. Ist dieser aktiviert, dann wird euch mehr abverlangt, als nur das stupide halten der Pogo-Taste. Genau wie früher werdet ihr zudem das Steuerkreuz nach unten drücken müssen, um den Sprung aufrecht zu erhalten. Vermasselt ihr das Ganze, indem ihr beispielsweise das falsche Timing an den Tag legt, endet das Hüpfgelage.

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Abwechslung ist Trumpf:

Genau wie das Original vor nunmehr 23 Jahren punktet natürlich auch die Neuinterpretation aus dem Hause WayForward mit den ungemein abwechslungsreichen Welten. Nichts geändert hat sich zudem an der Tatsache, dass sich die Abwechslung nicht nur beim optischen Erscheinungsbild bemerkbar macht, auch spielerisch punkteten die unterschiedlichen Areale mit einer für damalige Verhältnisse schon fast unheimlichen Abwechslung.

Im Großen und Ganzen geht es in den verschiedenen Levels darum, vorgegebene wertvolle Gegenstände einzusammeln und sich anschließend dem Boss-Gegner zu stellen – klassische Jumo & Run-Kost also. Dabei führt euch euer Weg unter anderem in die verschneiten Weiten des Himalaya, in denen der Pogo-Stick mit Bedacht eingesetzt werden sollte, da Dagobert regelmäßig Gefahr läuft, im Schnee einzubrechen. Hinzukommen Abstecher in eine afrikanische Mine, eine Expition im Amazon und sogar eine Tour auf den Mond. Bei einem genaueren Vergleich mit dem Original wird schnell deutlich, dass sich WayForward auch beim Level-Design penibel an die NES-Version von „DuckTales“ hielt und dieses fast 1:1 in die Moderne verfrachtete – inklusive der versteckten Schätze oder Bonus-Leben.

Lediglich bei den Boss-Kämpfen legte man spürbar Hand an und unterzog diese einer Generalüberholung – mit Erfolg, wie wir neidlos anerkennen müssen. So punkten diese in der High Definition-Neuauflage mit komplett neuen Manövern und setzen individuelle Herangehensweisen voraus. Auch zwei neue Levels kamen hinzu. Während es sich beim ersten um ein klassisches Tutorial handelt, mit dem man Neulinge an die Hand nimmt und ihnen die Spielmechanik etwas näher bringt, lässt sich das zweite erst nach dem Abschluss der fünf Hauptwelten freischalten. Aus Spannungsgründen wollen wir auf den Neuzugang aber nicht näher eingehen.

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Was wir weniger cool finden:

Keine Ente ist perfekt:

Auch wenn wir die eingängige Pogo-Mechanik eingangs lobend hervorgehoben haben, muss angemerkt werden, dass sich diese vor allem für jüngere Zeitgenossen, die gewohnt sind, dass ein Spiel kleinere Fehler verzeiht, zu einem unschönen Frustfaktor entwickeln kann.

Zumal die zunächst knapp bemessene Anzahl an Herzen schnell dafür sorgen kann, dass Dagobert das Zeitliche segnet. Dies wiederum hat zur Folge, dass ihr den kompletten Spielfortschritt innerhalb eines Levels verliert und mitansehen müsst, wie sich mitunter 30 Minuten Spielzeit einfach in Rauch auflösen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Levels hin und wieder stupides Auswendiglernen voraussetzen, da es teilweise vorkommt, dass Widersacher wie aus dem Nichts erscheinen und an eurer Energieleiste knabbern. Wem das Oldschool-Geschehen zu frustrierend ausfallen sollte, der darf immerhin in den Easy-Modus schalten, in dem der klassische „Game Over“-Bildschirm kein Thema ist.

Geteilter Meinung kann man zudem über die Entscheidung sein, das Spielgeschehen durch kleinere Story-Sequenzen aufzulockern. Natürlich muss man WayForward und Capcom hier zugute halten, dass man dafür sogar die originalen US-Sprecher der TV-Serie heranzog, unter dem Strich entwickeln sich die Dialoge aber schnell zu einem störenden Faktor, der den Spielfluß immer wieder unterbricht. Ich persönlich habe keine Lust, in regelmäßigen Abständen mit unnötigen Zwischensequenzen bombardiert zu werden, die sich zudem nur auf recht unkomfortable Art und Weise über das Pause-Menü überspringen lassen. Spätestens wenn man sich zum dritten oder vierten Mal mit der gleichen Sequenz konfrontiert sieht, wird es nervig.

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Spielerisch eher ein Snack als eine vollwertige Mahlzeit:

Ihr gehört zu denen, die sich gerne einmal über die Spielzeit heutiger Shooter beschweren? Dann wäret ihr in der seligen 8bit-Ära wohl nicht glücklich geworden. Schließlich belief sich die Spielzeit zahlreicher Klassiker im Prinzip auf wenige Stunden und wurde lediglich dadurch erhöht, dass die Spieler bei einem Ableben innerhalb einem Levels nicht selten dazu gezwungen wurden, dieses komplett neu in Angriff zu nehmen.

Die Abenteuer von Dagobert bildeten da keine Ausnahme. Halbwegs geübte Spieler werden die insgesamt sieben Levels von „DuckTales Remastered“ nach drei, allerhöchstens vier Stunden abgeschlossen haben. Und dann bleibt auch nicht mehr viel. Zwar dürft ihr eure Bestleistungen in einer weltweiten Rangliste mit anderen Spielern vergleichen, das Spiel auf einem höheren Schwierigkeitsgrad angehen oder mit den innerhalb der Welten eingesammelten Schätzen verschiedene Zusatzinhalte wie Artworks oder Musikstücke des Soundtracks freischalten, ob dies ausreicht, um den durchaus stattlichen Preis von 15 Euro zu rechtfertigen, lassen wir aber mal dahingestellt.

8.0

Wertung und Fazit

TEST: DuckTales Remastered – Liebevolle Neuinterpretation eines Klassikers

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich an „DuckTales Remastered“ die Geister scheiden werden. Auch ohne die rosarote Retro-Brille auf der Nase begeistert der Klassiker heute noch durch mit seiner pixelgenauen Steuerung, den abwechslungsreichen Welten und dem hervorragenden Soundtrack. Hinzukommt die liebevoll überarbeitete Optik, die der High Definition-Neuauflage ihren ganz eigenen Charme verleiht, ohne sich zu weit vom Original zu entfernen. Leider muss abschließend angemerkt werden, dass jeder für sich selbst entscheiden muss, ob er gewillt ist, 15 Euro für drei bis vier Stunden Spielzeit lockerzumachen. Hinzukommt, dass die konsequente Auslegung der Spielmechanik mitunter eine etwas fummlig wirkende Steuerung nach sich zieht. Diese kann vor allem bei Neulingen und ungeduldigen Zeitgenossen für unschöne Frustmomente sorgen, wenn sich erneut 20 oder 30 Minuten Spielzeit in Rauch auflösen.

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Kommentare

Inkompetenzallergiker

Inkompetenzallergiker

14. August 2013 um 11:18 Uhr
<3SoNy<3Mittere

<3SoNy<3Mittere

14. August 2013 um 11:48 Uhr
MAGMASCHWINGER

MAGMASCHWINGER

14. August 2013 um 11:57 Uhr
<3SoNy<3Mittere

<3SoNy<3Mittere

14. August 2013 um 11:58 Uhr
attitude2011

attitude2011

14. August 2013 um 12:11 Uhr
Connor Kenway

Connor Kenway

15. August 2013 um 09:14 Uhr