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TEST: FIFA 14 – Erreicht EA Sports das Ende der PS3-Fahnenstange?

play3 Review: TEST: FIFA 14 – Erreicht EA Sports das Ende der PS3-Fahnenstange?

8.5

Playstation 4 und Xbox One rücken immer näher. Und damit auch die Frage: Was wird aus den alljährlichen Updates von EA Sports? Wird hier noch mit der selben Sorgfalt gearbeitet? „FIFA“ jedenfalls offenbart in diesem Jahr Licht und Schatten. Denn gerade auf dem Spielfeld rumpelt es doch zuweilen ganz gewaltig. Aber Spaß macht „FIFA 14“ trotzdem!

Was wir cool finden

Es packt mich … schon wieder!
EA Sports weiß einfach, wie man Fußball präsentiert. Erneut fahren die Kanadier ein dickes Lizenzpaket mit mehr als 40 internationalen Ligen auf. Und das motiviert! Hier kann jeder mit seiner Wunschmannschaft aus der 1. oder 2. Bundesliga spielen und zumindest auf die Original-Daten zurückgreifen.

Die Präsentation hat sich dabei im Vergleich zum Vorjahr nur leicht verändert. Die Menüs erstrahlen nun in hübscher Kacheloptik – fast wie bei Windows Smartphones. Diese Neuerung ist besonders im Pausenbildschirm praktisch.

Hier erhaltet ihr nicht nur eine direkte Übersicht über eure Mannschaft und über die Form der Spieler, sondern könnt auch über den rechten Analog-Stick zwischen unterschiedlichen Aufstellungsvarianten wechseln. Dadurch erspart ihr euch das mühsame Herumkramen im Team-Management. Zusätzliche taktische Funktionen gibt es allerdings im Vergleich zum Vorjahr nicht. Hier hat „Pro Evolution Soccer 2014“ weiterhin die Nase in Puncto Detailtiefe vorne.

Nichtsdestotrotz ist „FIFA 14“ atmosphärisch wirklich erstklassig. Die Stadiongesänge kreieren erneut gute Stimmung. Dazu kommt eine Grafik-Engine, die zwar nicht mehr ganz taufrisch wirkt, aber immer noch satte Animationen und hübsche Details auf den Bildschirm zaubert.

Die Bewegungen der Kicker sind gut gelungen, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass Unterschiede zwischen Spielern besser herausgearbeitet worden wären. Ein Ribery steuert sich kaum anders als ein Van der Vaart. Dennoch sieht „FIFA 14“ gerade im normalen Spielbetrieb hübsch aus. Und die Schwachstellen werden hoffentlich mit der Ignite-Engine auf der Playstation 4 der Vergangenheit ausgebügelt.

fifa14_ps3_header

Mehr Anspruch, mehr Geduld, mehr Realismus?
„FIFA 14“ macht einige Veränderungen im Vergleich zu seinem Vorgänger durch … und das nicht unbedingt nur zu seinem Besten. Aber dazu weiter unten mehr. Grundsätzlich geht „FIFA 14“ immer mehr in Richtung Simulation. Das macht sich beispielsweise bei der Ballphysik bemerkbar. Beim Passspiel müsst ihr nun präziser mit dem linken Analog-Stick zielen, ansonsten geht das Leder ins Aus.

Auch der Einsatz der Sprinttaste muss besser getimt werden. Die Spieler legen sich den Ball unregelmäßiger vor. Dadurch ist der Ball häufiger frei. Stellt sich ein Verteidiger rechtzeitig dazwischen, verliert ihr die Pocke ein ums andere Mal. Es erfordert also eine gehörige Umstellung und mehr Kontrolle über die eigene Geschwindigkeit. Das macht „FIFA 14“ deutlich anspruchsvoller, denn Tricks wie das „Anlehnen und Umlaufen“ von Gegenspielern funktionieren nun kaum mehr, da sich wuchtige Verteidiger energischer in die Zweikämpfe schieben.

Generell fällt auf, das die Computer-Abwehr sich deutlich weniger Blößen gibt als noch im Vorjahr. Gerade bei hohen Pässen in den Raum bewegen sich die Verteidiger nun deutlich besser. Stürmer bieten sich dagegen ebenfalls mehr an, allerdings bleibt das „Mitziehen“ eines Mitspielers über die L1-Taste weiterhin ein probates Mittel, um für Unruhe im Strafraum zu sorgen.

Die Zweikämpfe selbst fallen diesmal weitaus fordernder aus. Es ist ein stetiges Drängeln und Schieben, bei dem nicht selten der körperlich überlegene Spieler die Nase vorn hat. Mir persönlich gefällt diese neue Körperlichkeit von „FIFA 14“. Allerdings sorgt sie auch immer wieder für Ballverluste und unschönen Rumpelfußball. Dribblings sind ebenfalls nicht mehr das Allheilmittel im Angriff.

Diese bedürfen nämlich eines besseren Timings als zuvor, ansonsten endet mancher Trick im Tackling der Verteidiger. Ein Lob verdient sich EA Sports allerdings für die Schussphysik. Denn endlich lohnen sich auch Schüsse aus der Distanz. Treffer aus 16 oder mehr Metern sind nun durch unregelmäßige Flugkurven ebenso eine Option wie Flanken. Gerade Kopfbälle sind in „FIFA 14“ deutlich effektiver als in den vergangenen Jahren.

Insgesamt spielt sich „FIFA 14“ einen Hauch langsamer und zuweilen zäher als „FIFA 13“. Von formschönem Offensivfußball ist nur selten etwas zu sehen. Aber gerade das gefällt mir bei „FIFA 14“ richtig gut. Ich muss für meine Tore arbeiten, mir Schwachstellen in der Verteidigung ausgucken und mit mehr Übersicht spielen. Dass gerade bei schwächeren Teams Matches torlos ausgehen, ist da nur natürlich. „FIFA 14“ ist definitiv kein munterer Hurra-Fußball, sondern nicht selten ein knallharter Arbeitssieg, bei dem auch mal Geduld gefragt ist.

FIFA14_PS3_Ozil_transfer

Genug Umfang für mehr als eine Spielzeit
„FIFA 14“ ist erneut riesig und bietet genug Spielarten, um euch sicher über den Winter zu bringen. Allen voran der deutlich aufgefrischte Karrieremodus. Dieser profitiert ebenfalls von der neuen Kacheloptik, werden euch doch hier während der Wartezeit Transfergerüchte und andere Details vorgestellt. Hauptneuerung ist hier das ausgebaute Scouting, bei dem ihr zunächst ein Netzwerk aufbaut und eure Talentsucher über Wochen hinweg auf die Jagd nach unbekannten Spielern gehen.

Ist der eigene Club knapp bei Kasse wird dieses Spielelement umso wichtiger, um neue Talente kostengünstig ranzuschaffen. Der Haken an der Sache: Abhängig von den Qualitäten eures Scouts variiert auch die tatsächliche Spielstärke des eingekauften Spielers. Denn letztlich bekommt ihr nur mit teuren Talentsucher exakte Werte. Das macht jede Neuanschaffung eines unbekannten Kickers zu einem echten Roulette-Spiel. Schade allerdings, dass das Scouting nur oberflächlich erklärt wird und daher anfangs noch etwas kryptisch daher kommt.

Neben dem Karrieremodus und der Spielerkarriere wartet „FIFA 14“ mit dem bekannten Ultimate Team auf. Hier sammelt ihr erneut Karten und stellt euch so eure eigene Mannschaft zusammen. Während in der Karriere die Teamchemie eine ungeordnete Rolle spielt, müsst ihr hier vermehrt darauf achte, dass eure Kicker auch zusammenpassen. Wie immer ist bei Ultimate Team Vorsicht angesagt: Die Sammelkartenpäckchen könnt ihr euch entweder erspielen oder mit Echtgeld einkaufen. Egal wie, diese Version von „Pokémon für Fußballverrückte“ ist weiterhin ungeheuer motivierend und in Online-Duellen eine echte Wucht.

Daneben gibt es im „Support your Club“-Modus noch einen Katalog mit freischaltbaren Extras, eine ganze Fülle an Skill-Games zum Trainieren der eigenen Fähigkeiten und natürlich den Online-Modus. Diesmal mit Saisons für zwei Spieler, sodass auch Zweier-Teams auf ihre Kosten kommen. Die Online-Funktionen waren leider in der vorliegenden Testversion noch nicht spielbar.

Was wir weniger cool finden

Wer bist du denn?
Auch wenn EA Sports gerade die Animationen merklich überarbeitet hat. An dem Rest des Spiels nagt langsam der Zahn der Zeit. Besonders ärgerlich für Freunde von Zweitligaclubs: Die Spieler hier stammen einmal mehr direkt aus dem Editor und haben damit kaum mehr Ähnlichkeit mit ihren realen Vorbildern. In den Nahaufnahmen und Jubelsequenzen geht daher viel Atmosphäre verloren, wenn einstige Erstligaspieler plötzlich nur noch entfernt Ähnlichkeit aufweisen.

Auch die Zuschauer sehen im laufenden Spielbetrieb einmal mehr ziemlich matschig aus. Die 2D-Pappkameraden zucken rhythmisch im Takt. So richtig schön ist das nicht, aber letztlich nicht entscheidend für den Spaß am Gamepad.

Ärgerlicher sind da die vielen kleinen Grafik-Fehler, die einem immer wieder ins Auge springen. Bei Paraden bleiben Torhüter gar merkwürdig am Pfosten hängen. In Jubelsequenzen greifen Spieler in einander oder rennen gar durch einander hindurch. Das sieht alles sehr merkwürdig aus und hinterlässt in Kombination mit dem ohnehin etwas zu körperlichen Spielermodell einen ziemlich faden Beigeschmack.

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Vom Kampf einen Krampf bekommen
Fußball ist nicht immer schön. Das weiß jeder, der schon einmal im Stadion gewesen ist. Nicht jedes Spiel ist ein echtes Fest. Und so ist es eben auch bei „FIFA 14“. Schuld daran ist die neue Ballführung. Nicht selten verspringen die Bälle derart unkontrollierbar, dass Ballverluste im Sekundentakt vorkommen. Das führt dazu, dass ich bei weiten Zuspielen der gegnerischen Verteidiger nur darauf wartete, den Ball im Zweikampf abzufangen. Häufig ist das Ausnutzen der gegnerischen Fehler nämlich lukrativer als selbst anzugreifen.

Allerdings führt der Fokus auf mehr Zweikämpfe gerade bei schwächeren Teams auch zu wahren Fehlpass- und Stolperfestivals. Da kann ich kaum zwei Meter laufen, ohne dass der Ball zu weit vom Fuß springt und dem Gegenspieler sogleich dasselbe Schicksal ereilt. Manchmal ist „FIFA 14“ zäher Rumpelfußball in Reinkultur. Schöne Angriffe sind immer noch möglich, aber weitaus seltener. Damit ist „FIFA 14“ sicherlich näher am echten Geschehen, aber der pure Spielspaß bleibt auch gelegentlich auf der Reservebank. Gerade wenn mich der Verteidiger beim Alleingang auf den Kasten geradezu spielerisch leicht vom Ball trennt, kommt doch ein wenig Ärger über die Neuerungen von „FIFA 14“ auf.

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Ach, Buschi! Ach, Manni!
Der finale Stimmungskiller ist für mich einmal mehr das Kommentatoren-Duo Frank Buschmann und Manni Breuckmann. Im echten Leben mag ich die beiden Sprücheklopfer mit ihrer emotionalen Art wirklich gerne. Bei „FIFA 14“ allerdings gehen sie mir auf Dauer wirklich auf den Keks. Besonders wenn ihr im Manager-Modus viele Spiele in Folge bestreitet, wiederholen sich die Kommentare am laufenden Band. Ständig wird von den „psychologisch wichtigen Treffern“ vor der Halbzeit philosophiert.

Noch häufiger gibt es die Standard-Analyse zum aktuellen Tabellenstand. Den Vogel schießen die beiden natürlich mit den generischen Schiedsrichternamen ab. Ich musste laut lachen, als mir Manni Breuckmann den guten Herrn Schwurbel (siehe Wikipedia) vorstellte. Die beiden Kommentatoren müssen dringend nochmal in die Kabine und neue Floskeln einsprechen. Denn aktuell wiederholen sie sich einfach viel zu häufig. Dazu sind viele Sätze auch noch falsch platziert und passen oft nicht zum Geschehen. Da wird eine Flanke als „gut“ tituliert, obwohl sie im hohen Bogen ins Aus fliegt. Oder eine „Granate“ trudelt in Zeitlupe Richtung Tor.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Electronic Arts
Entwickler: EA Sports
Releasedatum: 26. September 2013
USK: ohne Altersbeschränkung
Offizielle Homepage:http://www.electronic-arts.de/

8.5

Wertung und Fazit

TEST: FIFA 14 – Erreicht EA Sports das Ende der PS3-Fahnenstange?

Eigentlich dachte ich, dass mir „FIFA 14“ in diesem Jahr nicht gefallen würde. Und dann ertappe ich mich erneut dabei, wie ich wieder zwei Stunden in dem Spiel versenke und versuche, den 1. FC Köln endlich in die Bundesliga zu bringen. Kein leichtes Unterfangen, wie sich herausstellt! Denn ganz egal, mit welchem Club ihr letztlich das Spielfeld betretet, ihr müsst euch gehörig umstellen. „FIFA 14“ spielt sich langsamer und – abhängig von den Qualitäten eurer Spieler – sogar ein wenig zäh. Denn die neuen Freiheiten bei den Dribblings, Pässen und Laufwegen fordern ihren Tribut. Nicht selten reiht sich ein unnötiger Ballverlust an den nächsten. Häufig stolpern Spieler etwas unwirsch übereinander. Dadurch gerät der Spielfluss immer wieder ins Stocken und Fußball wird zum Kraftakt. Wenn „FIFA 14“ aber einmal ins Rollen kommt, dann ist es ein wirklich schöner Konsolenkick. Doppelpässe, Tricks und Lupfer reihen sich aneinander, ärgerlich Abwehraussetzer wie im Vorgänger gibt es weitaus seltener und insgesamt agieren die Computer-Mitspieler diesmal auf einem angenehm hohen Niveau. Dazu kommt ein Spielumfang, der mich sicherlich die nächsten Monate über den Winter bringen wird. So revolutioniert „FIFA 14“ die Serie garantiert nicht, aber die vielen kleinen Detailverbesserungen machen zumindest den technischen Stillstand und die ebenfalls vorhandenen Macken vergessen.

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