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PS4-TEST: Daylight – Die No Angels waren deutlich gruseliger!

play3 Review: PS4-TEST: Daylight – Die No Angels waren deutlich gruseliger!

4.0

Survival-Horror ist tot. Zumindest im Mainstream. „Resident Evil“ ist ein Schatten seiner selbst. „Silent Hill“ hat seine besten PSone-Tage auch schon längst hinter sich. Und von „Dead Space“ kann ich an dieser Stelle nicht schreiben, ohne dass bittere Krokodilstränen auf meine Tastatur tropfen.

Doch während der Bildschirm-Grusel bei den großen Publishern – Bethesda Zenimax und „The Evil Within“ mal Außen vor gelassen – irgendwo im Reich des Vergessens verschwindet, finden gerade Indie-Entwickler zunehmend Spaß am virtuellen Zähneklappern.

Spiele wie „Outlast“ oder auch das YouTube-Phänomen „Slender“ haben in den vergangenen Jahren für Furore gesorgt. Und wo Aufsehen erregt wird, da kommen auch die Trittbrettfahrer. Zu diesen gehört leider auch „Daylight“, das vielleicht langweiligste Gruselspiel des Jahres und eine wahre Verschwendung an der Unreal-4-Engine.

Was wir cool finden

Die ersten Minuten …
Als Sarah zu sich kommt, weiß sie nicht, wo sie ist. Ihren linken Unterarm zieren merkwürdige Muster. Um sie herum ist alles dunkel. Nur ihr Handy dient ihr als Lichtquelle und GPS-Karte in einem. Eine finstere Stimme knarzt durch das Smartphone und beauftragt sie damit, in der Nervenheilanstalt nach Relikten zu suchen.

Ich gebe zu, dass mich „Daylight“ in den ersten Minuten mächtig neugierig gemacht hat. Das Herumstöbern in totaler Finsternis ist aufgrund der gelungenen Umgebungsgeräusche speziell in einem abgedunkelten Raum durchaus atmosphärisch – zumindest zu Beginn. Und auch die Suche nach Notizen und Objekten ist interessant, da so die Hintergrundgeschichte erzählt wird.

Als Hilfsmittel klaubt Sarah grüne Leuchtstäbe auf. Diese heben praktischerweise benutzbare Objekte wie Schränke hervor und erleichtern so die Orientierung. Mit Fackeln wehrt die gute Frau dagegen die gelegentlich auftauchenden Geister ab, die ihr auf den Fersen sind. Keine Frage, „Daylight“ ist in den Anfangsminuten am stärksten und das kann sogar für den einen oder anderen kleinen Schrecken sorgen. Doch leider hält diese Stimmung kaum länger als eine halbe Stunde.

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Seid meine Geister!
„Daylight“ lässt euch euer Spiel direkt auf Twitch.tv streamen. Hier können dann Zuschauer im Chat euer Spiel beeinflussen und beispielsweise Geräusche durch bestimmte Befehle erzeugen. Diese Idee ist prinzipiell toll, allerdings ist die Umsetzung in „Daylight“ ausgesprochen schwierig. Schließlich braucht man erst mal Zuschauer, damit das System funktioniert. Außerdem wirkt diese Art der Interaktion aus dem Zusammenhang gerissen. Wenn ich mein Spiel bewusst streame und auf seltsame Geräusche hoffe, dann ist es nicht mehr gruselig. Schließlich entsteht Angst in erster Linie aus dem Unbekannten heraus. Wenn ich aber der Community oder meinen Freunden bereits im Vorfeld sage, sie sollen mich erschrecken, dann klappt es garantiert nicht. Trotzdem verdient sich „Daylight“ mit dem Twitch-Feature ein Fleiß-Bienchen für eine nette, aber in dieser Form nicht praktikable Idee.

Was wir weniger cool finden

Kein Nervenkitzel!
Doch nachdem mir anfänglich noch einige leichte Schauer über den Rücken liefen und ich mich in der finsteren Umgebung sehr unsicher fühlte, kehrt in „Daylight“ alsbald die pure Langeweile ein. Denn das Spiel verpasst die Gelegenheit, ein Gefühl der Bedrohung zu kreieren. Wieso besitzt Sarah ein Handy mit Endlos-Akku? Warum finde ich so viele Fackeln und Leuchtstäbe? Und warum ist dieser Geist so verdammt langsam? Wenn ich mich nicht vollkommen blöd anstelle, haben die Schatten eigentlich keine Chance, mich zu erwischen.

Die Warnsignale sind mit plötzlichem Flackern von Lampen und dem verpixelten Handy-Display überdeutlich. Kommt mir das Schreckgespenst dann doch einmal zu nahe, renne ich einfach weg. Schließlich sind die Geister nicht clever genug, mir zu folgen. Wo ich beispielsweise in „Outlast“ vor Axt schwingenden Monstern unter Betten flüchte, laufe ich in „Daylight“ einfach nur zwei Räume weiter und bin gerettet. Das Spiel führt sich mit seinen unzähligen inkonsequent umgesetzten Ideen selbst ad absurdum.

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Gelangweilt geht die Welt zu Grunde
In „Daylight“ sind zudem alle Areale zufallsbasiert. Das hat den Vorteil, dass sich jede Partie anders spielt, weil die Umgebung neu ausgewürfelt wird. Allerdings baut General Zufall keine sonderlich spannenden Levels. Vielmehr merkt man dem Spiel an, dass es wie mit Baukästen zusammen geschustert wurde.

Ganz egal, ob Gänge in Krankenhäusern und Abwasserkanälen oder ein finstere Wald – „Daylight“ wirkt in sich uninspiriert, hässlich und ideenlos. Die auftauchenden Schreckmomente – etwa plötzlich umfallende Leitern oder sich zu knallende Türen – sind ebenso einfallslos wie albern. Schließlich kommentiert die gute Sarah diese paranormalen Ereignisse immer wieder mit den gleichen, sich wiederholenden Phrasen, die nur selten in den Kontext passen.

Echter Grusel kommt in „Daylight“ zu keinem Zeitpunkt auf. Eher solide Langeweile aufgrund der schäbigen Kulisse und des ideenlosen, schamlos bei „Slender“ gestohlenen Spieldesigns.

Über den Autor:Olaf ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Redakteur im Bereich der Video- und Computerspiele tätig. So schrieb er u.a. von 2005 bis 2007 für die Printmagazine „play THE PLAYSTATION“ und die Schwestermagazin „Playstation – Das offizielle Magazin“ und „Games Aktuell“. Heute arbeitet er u.a. für „COMPUTER BILD Spiele“ und „www.spieletipps.de“ oder schreibt Specials und Tests für „playBlu“ von Computec.

System: PlayStation 4
Vertrieb: Atlus Games
Entwickler: Zombies Studios
Releasedatum: erhältlich
USK: ab 16
Offizielle Homepage:http://www.playdaylight.com/

4.0

Wertung und Fazit

PS4-TEST: Daylight – Die No Angels waren deutlich gruseliger!

Schnarch. Gähn. Oh, entschuldigung … ich muss eingenickt sein. „Daylight“ ist in etwa so gruselig wie die eigene Wohnung bei Nacht. Liebe Entwickler, die Zeiten in denen Spieler bei einem plötzlich umfallenden Schrank oder einigen nebulösen Erscheinungen von der Couch springen, sind lange vorbei. Trotz einiger schöner Sound-Effekte und manch guter Idee versaut sich „Daylight“ die Schaueratmosphäre immer wieder selbst. Schließlich stören Faktoren wie sich wiederholenden Sprach-Samples, der Endlos-Akku, unsichtbare Wände, ideenlose Levels und tumbe Gespenster massiv die Stimmung und sorgen am Ende des Tages dafür, dass „Daylight“ nur ein schlechter „Slender“-Klon ist. Sucht ihr den kurzen Schockmoment für zwischendurch? Dann spart euch das Geld für „Daylight“ und zieht euch lieber „Slender“ aus dem Netz. Licht aus und schon gruselt es sich ganz ausgezeichnet!

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Kommentare

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