VORSCHAU: Call of Duty

Könntet ihr euch „Call of Duty“ als Third-Person-Shooter vorstellen? Also ein Spiel aus der Perspektive, die auch Millionen-Seller wie „Dead Space“, „Max Payne“, „Hitman“ oder „Splinter Cell“ antreibt? Genau diese Aufgabe wurde dem US-Studio Sledgehammer Games zuteil, als es 2009 unter der Flagge von Publisher Activision mit den Arbeiten an einer neuen Auskopplung der Serie begann.

Das Team, größtenteils zusammengestellt aus Ex-Viceral-Games-Angestellten und angeführt von Glen Schofield sowie Michael Condrey, schien wie geschaffen für diese Herausforderung. Immerhin waren viele der Mitarbeiter an EAs 2008 veröffentlichtem Third-Person-Weltraum-Thriller „Dead Space“ beteiligt. Man hatte bereits knapp acht Monate Arbeit hinter sich und erste Ideen für einen klaustrophobischen Shooter mit Vietnam-Thematik in die Tat umgesetzt, als ein Ereignis die Zeitpläne von Publisher Activision komplett über den Haufen warf: Jason West, Vince Zampella sowie über 45 weitere Mitarbeiter verließen das Studio Infinity Ward, das zu jener Zeit an „Modern Warfare 3“ werkelte.

Call of Duty Advanced Warfare - PS4 Screenshot

Klar abgesteckte Zeitpläne für „Modern Warfare 3“ schienen plötzlich nicht mehr tragbar – auf den ersten Blick eine Katastrophe! Die Lösung? Activision beschloss, Sledgehammer Games mit ins Boot zu holen. Das Third-Person-Projekt, von welchem man zu dem Zeitpunkt bereits eine 15-minütige Anspielversion vorweisen konnte, wurde auf Eis gelegt. Nun ja, den Rest der Geschichte kennen die meisten. „MW3“ verkaufte sich wie geschnitten Brot – Ende gut, alles gut.

Seither sind knapp zweieinhalb Jahre vergangen. Doch statt den verstaubten „Call of Duty“-Third-Person-Shooter wieder aus der Versenkung zu holen, änderte Sledgehammer die Marschrichtung und widmete sich etwas komplett Neuem. Das Resultat kann seit dem 4. Mai 2014 in Form eines knapp 3-minütigen Trailers bestaunt werden: „Call of Duty: Advanced Warfare“. Und wahrlich, erstes Bewegtbildmaterial schürt hohe Erwartungen. Drei Jahre Entwicklungszeit, neue Grafik-Engine, zweifach Oscar-Gewinner Kevin Spacey an Bord, Exo-Skelette, private Militärkonzerne – die Zutaten klingen mehr als vielversprechend. Grund genug für play3.de alle bisher bekannten Fakten im Detail aufzudröseln…

Ideenklau bei Kojima?
Wir schreiben das Jahr 2052. Die sogenannte Atlas Corporation, gegründet von Jonathan Irons – im Spiel eindrucksvoll verkörpert von Kevin Spacey –, hat den Sprung an die Spitze der weltweit wichtigsten privaten Militärkonzerne (kurz PMCs) geschafft. Zum einen weil man der US-Regierung stets mit Rat und Feuerkraft zur Seite stand, zum anderen weil man immer ein gutes Gespür für die humanitären Belange in Konfliktregionen hatte. Etwa in Bagdad, wo Atlas drei Jahre lang tatkräftig mithalf, Zerstörtes wiederaufzubauen und die darbenden Bevölkerung mit Care-Paketen versorgte.

Call of Duty: Advanced Warfare - PS4 Screenshot

Da Atlas extrem effektiv arbeitet, kann das Unternehmen darüber hinaus von Privilegien profitieren, von denen Mitbewerber nur träumen: Regierung und Kongress müssen Atlas-Einsätze zum Beispiel nicht mehr groß absegnen. Hinzu kommt ein im wahrsten Sinne des Wortes prall gefüllter Geldspeicher und Zugriff auf neueste Militärtechnologie. Dass Irons vermeintlichem Beschützer-Megakonzern sogar ein Sitz im UN-Sicherheitsrat zuteil wird, wundert da kaum jemanden mehr…

Schon gar nicht Private Mitchell, US-Soldat und Protagonist von „Advanced Warfare“. Mit ihm geht der Spieler während einer einleitenden Invasionsmission in einem noch nicht näher benannten Krisengebiet erstmals auf Tuchfühlung. Konkreter gesprochen kämpft Mitchell zusammen mit seinem Kumpel Will Irons, dem Sohn von Jonathan – besagter CEO der Atlas Corporation.

Noch wurden keine weiteren Details bekannt, aber Mitchell muss während der Mission so Heldenhaftes geleistet haben, dass Irons Senior ihm kurzerhand einen Top-Job bei Atlas anbietet. Folglich schmeißt er beim US-Militär hin, unterschreibt bei Atlas und darf als Willkommensgeschenk schon bald ein Hightech-Exo-Skelett anlegen, das ihm schier übermenschliche Kräfte verleiht. Klingt nach zu viel Science-Fiction? Dann werft mal euren Browser an und sucht bei Youtube nach den Begriffen „HULC“, „Raytheon XOS2“ oder „Ekso Bionics“, um eine Idee dafür zu kriegen, was heutzutage in Sachen Exo-Skelett-Technologie beereits möglich ist!

Call of Duty: Advanced Warfare - PS4 Screenshot

Wenn man sich dann noch 40 Jahre Entwicklungszeit sowie bessere und vor allem leichtere Akkuzellen hinzu denkt, scheint Slegdehammer Games’ Vision von den Kriegern in nicht allzu ferner Zukunft gar nicht mal so abwegig. Eine Vision, die im Übrigen auch der 2013 erschienene Actionfilm „Elysium“ mit Matt Damon in der Hauptrolle in Ansätzen skizziert.

Schlacht der Servogelenke
Die daraus resultierenden Folgen fürs Gameplay werden im Trailer eindrucksvoll demonstriert. Egal ob meterweite Sprünge über klaffende Abgründe, scheinbar müheloses Einschlagen von Stahltüren oder die Fähigkeit, kiloschweres Gerät wie eine Gatling-Kanone mit nur einer Hand zu transportieren – dank Mitchells Hightech-Hydraulik-Gliedmaßen ein Kinderspiel! Kämpfe sollen sich nicht zuletzt deswegen auch öfter mal in die Vertikale verlagern, was sehr zu begrüßen wäre.

Motivierend in diesem Zusammenhang: Laut Sledgehammer erhält der Spieler nach Abschluss jeder Mission Punkte, die er dann in die Verbesserung seiner Ausrüstung investieren kann. Magnet-Handschuhe etwa erlauben rasches Erklimmen von Metallwänden; Jetdüsen dagegen sekundenlanges Schweben in der Luft oder blitzschnelle Hechtbewegung in Richtung einer Deckung. Zip-Lines – „Killzone: Shadow Fall“ lässt grüßen – helfen beim Überwinden großer Flächen und Abhänge und Näherungsgranaten explodieren nur dann, wenn auch wirklich jemand daneben steht.

Call of Duty: Advanced Warfare - PS4 Screenshot

Etwas futuristischer, aber laut Zukunftsforscher Michael Belfiore zum Zeitpunkt der Spielhandlung keinesfalls undenkbar: Tarnvorrichtungen. Sie machen Personen und Fahrzeug nahezu unsichtbar – eine echte Herausforderung, wenn man beispielsweise in einem größeren Areal einem geländegängigen Spinnenpanzer gegenübersteht! Andere Fahrzeugtypen wie futuristische Hoover-Bikes, Panzer, Drohnen und Kanonenboote sind ebenfalls mit von der Partie. Ob wir sie auch im Mehrspieler-Modus steuern dürfen? Wäre nicht typisch für die Serie, ist aber nicht gänzlich auszuschließen.

Vergesst 9/11!
Wenn Liebhaber gepflegter Kampagnen-Missionen etwas an bisherigen „Call of Duty“-Teilen besonders gestört hat, dann sicherlich die in der Regel viel zu verschachtelt erzählte Geschichte. Spätestens nach dem dritten Zeitsprung zum dritten Helden hatten viele den roten Faden verloren – ein Fettnäppchen in das die Kalifornier nicht mehr treten möchten. Und die Rechnung könnte aufgehen, denn Nebenbuhler muss Mitchell diesmal nicht fürchten. Er allein steht im Fokus der Handlung, mit ihm soll sich der Spieler identifizieren. Ein Mittel zum Zweck: Zwar plappert Mitchell in Zwischensequenzen munter drauflos, während der Action schweigt er jedoch wie ein Grab und quatscht einen nicht voll. Begrüßenswert!

Ebenfalls sehr konkret äußert sich Sledgehammer-Gründer Condrey, was den Kickoff-Punkt der Haupthandlung angeht. Seinen Aussagen zufolge kommt es schon recht früh im Spielverlauf zu einer verheerenden Abfolge von Terroranschlägen – der 11. September auf globaler Ebene sozusagen. Vermeintliche Drahtzieher des hereinbrechenden Chaos? Eine internationale Terrorgruppe namens KVA. Und ihr nächstes Ziel steht auch schon fest: San Francisco. Während einer großangelegten Flottenparade wollen die Übeltäter zuschlagen. Mitchell wird sofort zum Ort des Geschehens beordert und liefert sich wenig später bereits eine Adrenalin-gelandene Highway-Verfolgungsjagd.

Call of Duty: Advanced Warfare - PS4 Screenshot

Die Szene mündet in einem Grand Finale auf dem Wahrzeichen der Stadt: der Golden Gate Brücke. Mitchells Fahrzeug – ein „Pitbull“ getaufter, Minen-resistenter Transporter – wird auf den Rücken geschleudert. Den kampferprobten Tausendsassa stört das allerdings wenig. Mit einem beherzten Tritt reißt er die Tür des Fahrzeugs aus den Angeln und stürzt sich in den Kugelhagel. Es folgen dramatische Szenen mit in Panik fliehenden Passanten. Ein Getümmel so wirr, dass nur noch eine hastig geschleuderte Sensorgranate verrät, wer Freund und wer Feind ist. Nebenbei rupft Mitchell Türen aus Fahrzeugen wie andere Unkraut aus dem heimischen Gemüsegarten. Sinn der Übung: Wer mag, darf sie als Schutzschilde zweckentfremden.

Als Mitchell und seine Mitstreiter schließlich einen Transporter der KVA umstellen und den Feind dingfest machen, nimmt das Schicksal seinen Lauf. In der Hoffnung noch weitere Extremisten zu stellen, öffnet der Spieler die Hintertür des Vans und entfacht ein wahres Drohnen-Inferno. Als hätte man mit einer Axt in ein Wespennetz geschlagen, surren die mechanischen Biester los und heften sich systematisch an tragende Punkte der Brückenkonstruktion. Kawoom! Sekunden später kollabieren bereits große Teile des einst in jahrelanger Schwerstarbeit errichteten Monuments.

Doch damit nicht genug! Just in diesem Moment tuckert ein zur Flottenparade geladener Flugzeugträger unter der Brücke hindurch und wird Opfer des Anschlags. Schlimmer noch: Die KVA fackelt nicht lange und beginnt sogleich, das Schiff zu entern. Klingt nach einer wahrlich bombastischen Abfolge von Herzklopf-Momenten – und ist nur ein Beispiel dafür, was „Advanced Warfare“ dieses Jahr an Wow-Momenten abfackeln möchte.

Call of Duty: Advanced Warfare - PS4 Screenshot

Leisetreter an die Front!
Nicht minder vielversprechend sind Sledgehammers Ausführungen zu einer weiteren Storymission in Detroit. Per Helikopter wird Mitchell während einem Gewittersturm im schwer von KVA-Terror gezeichneten Downtown eingeflogen. Große Teile der Umgebung wurden in Mitleidenschaft gezogen, weshalb Atlas zahlreiche Flüchtlingslager errichtet hat. Betroffene betteln um Nahrung, sind sichtbar verzweifelt und fragen sich, warum eigentlich plötzlich jeder einen DNA-Chip implantiert bekommt. In diesem Szenario der Hoffnungslosigkeit gilt es, zusammen mit einem gewissen Gideons die Gegend auszukundschaften. Zunächst in einer semi-spielbaren Sequenz auf Hoover-Bikes, anschließend zu Fuß in prasselndem Regen. Es dauert nicht lange, bis das Duo durch eine verlassene Schule schleicht, während im Hintergrund knarzende Fensterrahmen, unregelmäßige Windstöße und brechende Glasscheiben für spürbares Gänsehaut-Feeling sorgen. Die Waffen? Schweigen minutenlang – eine mehr als willkommene Abwechslung im „COD“-Universum und ein echtes Plus für den Aufbau langanhaltende Spannungsspitzen. Mehr davon!

System: Playstation 3, Playstation 4
Vertrieb: Activision
Entwickler: Sledgehammer Games
Releasedatum: 4. November 2014
USK: noch nicht bekannt
Offizielle Homepage: www.callofduty.com

Einschätzung: sehr gut

„Crysis“ trifft „Black Ops 2“ trifft „Dead Space“. Keine Frage, nüchtern betrachtet lässt sich Sledgehammer Games in vielen Punkten offenkundig von seinen zahlreichen Mitbewerbern inspirieren. Anzüge mit übermenschlichen Fähigkeiten kennen wir seit Cryteks Grafikbombe zur Genüge. Drohnen, Senkrechstarter und so manches mehr dagegen nicht erst seit „Black Ops 2“; und das Design der Helmvisiere trägt zweifelsohne die Handschrift eines „Dead Space“-Künstlers. Ob mich das persönlich stört? Eigentlich nicht die Bohne, solange es Slegehammer Games gelingt, ihre ganz eigene Spielspaß-Essenz daraus zu destillieren. Die präsentierten Ergebnisse sind jedenfalls sehr vielversprechend, insbesondere die immer wieder durchschimmernden „Dead Space“-Elemente. Dazu der hervorragende Auftritt von Kevin Spacey, die mitreißende Soundkulisse von Audio-Guru Don Veka, die bereits im Trailer angerissenen Szenarien Griechenland und Nigeria sowie das Bestreben, eine auf Anhieb nachvollziehbare Story zu erzählen – super! Zumindest auf PS4. Ob die PS3-Umsetzung dieses Jahr technisch mithalten kann, diesbezüglich will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, zumal bisher nicht einmal der dafür verantwortliche Entwickler genannt wurde.

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Gorgoroth

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Misanthrop65824

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xjohndoex86

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Misanthrop65824

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Slash̶̶man

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