ANGESPIELT: The Evil Within

Die japanische Entwickler-Ikone Shinji Mikami ist mitverantwortlich für einige der bekanntesten Spiele der letzten 20 Jahre. Titel wie „Devil May Cry“, „Dino Crisis“, „Viewtiful Joe“ oder auch „Vanquish“ gehen auf sein Konto. Doch über allem thront zweifellos „Resident Evil“. Shinji Mikamis Meisterwerk gilt neben „Silent Hill“ als Mitbegründer des Survival-Horror-Genres und damit als Vorreiter für Spiele wie „Dead Space“.

Mit seinem 2010 neu gegründeten Entwicklerstudio Tango Gameworks will Mikami nun gemeinsam mit Bethesda Zenimax den Horror auf die Playstation 4 bringen. Die PLAY3-Redaktion wagte die Reise nach Frankfurt und spielte dort erstmals zwei Kapitel aus Mikamis im August erscheinendem „The Evil Within“ an.

Nahtoderfahrung!
Der erste spielbare Abschnitt führt mich in eine scheinbar verlassene Nervenheilanstalt. Tatortermittler und Protagonist Sebastian Castellanos ist dort gemeinsam mit dem wirren Doktor Jimenez auf der Suche nach Leslie, einer Patientin in der Anstalt. Das finstere Setting dieses Abschnitts erinnert an die ersten Spielminuten aus „Resident Evil 4“. Als ich mich einem Haus nähere, durchzucken Stimme die Luft. Im Hintergrund sehe ich, wie seltsame Kreaturen um ein Lagerfeuer schlurfen.

Dass hier etwas nicht stimmt, stelle ich spätestens fest, als ich den Operationsraum im Inneren der Hütte betrete. Hier steht Doktor Valerio, ein alter Bekannter von Jimenez, über einem Körper und schnippelt an diesem herum. Als sich Valerio umdreht, sehe ich sein entstelltes Gesicht und fühle mich an den Render-Zombie aus dem „Resident Evil“-Intro erinnert.

Stöhnend läuft der Fettsack auf Sebastian Castellanos zu, bewaffnet mit einem Fleischerbeil. Mit einem Klick auf R3 verlangsame ich die Zeit und gelange in das Quick-Slot-Menü. Vier Waffen finden Platz auf dem Digital-Kreuz. Extras wie eine Erste-Hilfe-Spritze kann ich hier direkt anwählen. Ich greife allerdings erst mal zur Pistole. Abhängig vom Schwierigkeitsgrad unterstützt „The Evil Within“ auch Auto-Aim. In der niedrigsten Stufe „Casual“ übernimmt die Konsole das Zielen, auf den höheren Stufen „Survival“ und „Nightmare“ muss ich selbst das Fadenkreuz kontrollieren und habe deutlich weniger Munition zur Verfügung.

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Verbrannter Boden
„The Evil Within“ erinnert in seiner Spielweise stark an „Resident Evil 4“. Sebastian bewegt sich vergleichsweise schwerfällig durch die engen Innenräume. Nahkampfwaffen wie das Messer oder eine Axt sind unnütz und richten kaum Schaden an. Meidbewegungen gibt es nicht. Kein Wunder, dass ich beim ersten Versuch auch Valerios Beil zum Opfer falle.

Das Survival-Horror-Game spielt sich wie eine Reminiszenz an vergangene Tage. Und daran muss man sich gewöhnen. Nur Kopftreffer versprechen Erfolg. Damit die Besessenen im Anschluss nicht zurückkehren, zünde ich die Körper mit Streichhölzern an. Sicher ist sicher!

Schließlich verströmt „The Evil Within“ jederzeit das Gefühl der konstanten Bedrohung. Sebastian verträgt nur wenige Treffer, ehe der Neustart ruft. Und Erste-Hilfe-Spritzen sind rar.

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Leise zwischen Zombies
Allerdings agieren die Freaks aus „The Evil Within“ weitaus cleverer als die Untoten aus „Resident Evil“. Die Burschen folgen Geräuschen oder können – ein Tusch bitte – sogar TÜREN öffnen. Daher ist mehr Geschick gefragt, um die Gegner munitionssparend abzufertigen.

Innerhalb der Level finde ich immer wieder Flaschen, die ich zur Ablenkung in Ecken schleudere. Anschließend schleiche ich mich geduckt an die Verrückten an und fertige sie aus dem Hinterhalt ab. Nur in solchen Fällen sind Nahkampfattacken wirklich effektiv!

Als leises Hilfsmittel steht Sebastian zudem eine Armbrust mit verschiedenen Pfeilen zur Verfügung. Mit dem Explosivpfeil pflanzt ihr eine Bombe an den Körper des Feindes, mit Geschossen wie dem Blitz- oder dem Frost-Pfeil verlangsamt ihr euren Widersacher. Und mit der Harpune nagelt ihr sie formschön an die Wand!

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Der Held lernt mit
Nach geschlagener Schlacht entdecke ich immer wieder Einmachgläser mit grünem Schleim. Dieser dient in „The Evil Within“ als glibberige Währung für Upgrades. Das Charaktersystem war noch nicht in der Preview implementiert, aber dennoch schnell erklärt. Eure Waffen besitzen Attribute wie Feuerrate, Zielgenauigkeit, Magazingröße, Nachladezeit oder die Chance auf kritische Treffer. Diese Bereich lassen sich aufrüsten. Zudem könnt ihr Sebastian Castellanos Eigenschaften verbessern. In der Demo hatte der Polizist die Ausdauer eines Kette rauchenden Alkoholikers. Wollt ihr längere Sprints oder mehr Lebensenergie, könnt ihr diese Art der Upgrades im Charakterbildschirm einkaufen.

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Etwas fürs Hirn!
Auch in Sachen Level- und Spieldesign nimmt „The Evil Within“ unzählige Rückbezüge auf die „Resident Evil“-Serie. Kleinere, in den Zusammenhang toll eingebundene Rätsel lockern die haarigen Actionpassagen auf. Zu Beginn etwa betrachte ich ein Röntgenbild von Valerios „Patienten“ und erkenne dort einen Schlüssel im Inneren von dessen Torso. Es hilft nichts: Mit dem Messer schneide ich blutig in das Fleisch der Leiche und zucke zusammen, als sich der Körper noch ein letztes Mal aufbäumt.

Im zweiten Kapitel dagegen muss ich drei Hirne mit Elektroden bearbeiten. Um die richtige Position für die Elektroschocks herauszufinden, höre ich mir Tonbandaufnahmen an und studiere Diagramme des menschlichen Hirns. Wie „The Evil Within“ die menschliche Anatomie hier in seine – stellenweise etwas ekeligen – Rätsel einsetzt, gefällt mir außerordentlich gut. Es passt einfach zu Stimmung des Spiels und wirkt dadurch weit weniger erzwungen als die übliche Schlüssel- und Schaltersucherei.

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Fallen, Fieslingen und FInsternis
Dennoch geizt das Spiel aber nicht mit Schockeffekten. Diese sind teils sehr stark gescriptet und verlieren daher beim zweiten Versuch deutlich an Intensität. Wenn etwa in einem verlassenen Herrenhaus plötzlich der Boden abknickt und Sebastian in einen Fleischwolf zu rutschen droht, dann ist das wirklich beim ersten Mal spannend … beim zweiten Mal allerdings weit weniger aufregend. In diesen kurzen Momenten erinnert „The Evil Within“ wiederum an „Dead Space“. Kurze, heftige Actionsequenzen jagen meinen Puls immer wieder in die Höhe. So muss sich Sebastian beispielsweise in einer Kanalisation einer ganzen Horde von Monstern und Besessenen erwehren. Dazu könnt ihr aber Fallen aktivieren und etwa einen Speerregen auf die Biester herunter hageln lassen.

An den Wänden platzierte Bomben könnt ihr ebenfalls entschärfen. Dazu schleicht ihr euch an die Apparaturen an und absolviert einen kleinen Reaktionstest. Mit den daraus gewonnenen Ressourcen fertigt ihr wiederum neue Pfeile für die Armbrust an.

Immer wieder nimmt „The Evil Within“ zudem Bezug auf Horrormotive aus Filmen oder anderen Spielen. Der dämonisch Ruvik – ein Besessener mit Kapuze – taucht immer wieder in Form kurzer Visionen auf, warpt sich durch die Gänge und versucht, Sebastian zu erwischen. Gelingt ihm dies, verliert man beinahe die komplette Lebensenergie. An anderer Stelle verändert sich die Spielwelt vor meinen Augen, sodass ich ins Leere laufe, ehe mich eine gewaltige Welle aus Pixelblut wegspült. „Shining“ lässt grüßen!

Über den Autor: Olaf ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Redakteur im Bereich der Video- und Computerspiele tätig. So schrieb er u.a. von 2005 bis 2007 für die Printmagazine „play THE PLAYSTATION“ und die Schwestermagazine „Playstation – Das offizielle Magazin“ und „Games Aktuell“. Heute arbeitet er u.a. für „COMPUTER BILD Spiele“ und „www.spieletipps.de“ oder schreibt Specials und Tests für „playBlu“ von Computec.

System: PlayStation 4
Vertrieb: Bethesda Zenimax
Entwickler: Tango Gameworks
Releasedatum: Oktober 2014
USK: ab 18
Offizielle Homepage: http://theevilwithin.com/

Einschätzung: sehr gut

Ich hatte in den ersten Spielminuten wirklich meine Probleme mit „The Evil Within“. Denn wo mir andere Spiele Bewegungsfreiheiten gönnen, da fühlt sich das Survival-Horror-Game ein wenig steif an. Auch dass Nahkampfaktionen nur in Form von Stealth-Kills wirklich effektiv sind, halte ich für eine zweifelhafte Design-Entscheidung. Aber nach dem insgesamt holprigen Start hat mich „The Evil Within“ dann doch gepackt. Besonders die Rätsel – allen voran die Hirn-Pickserei in dem alten Herrenhaus – gefallen mir außerordentlich gut. Die Kämpfe sind fordernd, aber dank verschiedener Herangehensweisen in sich stimmig und vor allem aufregend. Hier darf man keinen Besessenen auf die leichte Schulter nehmen! Dass „The Evil Within“ von vorne bis hinten durch gescriptet ist, ist wohl ein notwendiges Übel, um kalkulierte Schockmomente zu erzeugen und eine möglichst geradlinige Geschichte zu erzählen. Ein bisschen skeptisch bin ich noch angesichts der Technik: Das Spiel mit Licht und Schatten funktioniert in „The Evil Within“ ausgezeichnet, aber speziell die Texturen hätten für meinen Geschmack eine Spur schärfer und detailreicher sein dürfen. Ein Grafik-Hochgenuss ist „The Evil Within“ bislang noch nicht!

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