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PS4-TEST DES GRUSELSCHOCKERS: The Evil Within

play3 Review: PS4-TEST DES GRUSELSCHOCKERS: The Evil Within

8.0

Survival-Horror ist tot. So stand es noch vor wenigen Jahren fest. Plötzlich hieß es: „Die Spieler wollen sich nicht gruseln. Die wollen Action.“ Falsch gedacht! Weich gespülte Titel wie „Dead Space 3“ scheiterten und die Lust an der Angst vor dem Bildschirm wuchs. Spiele wie „Slender“ oder „Outlast“ wurden zu Internet-Lieblingen. Und dieser Tage revitalisieren „Alien Isolation“ und nun „The Evil Within“ ein komplettes Genre. Aus den Händen von „Resident Evil“-Schöpfer Shinji Mikami erwartet euch mit „The Evil Within“ eine blutige, groteske und brutale Fahrt in der PS4-Geisterbahn. Eine Reise, die ihr besser nicht verpassen solltet!

Was wir cool finden

Die Panik in dir
Erst gibt es blutige Morde, dann geht plötzlich die Welt um den Ermittler Sebastian Castellanos unter: „The Evil Within“ macht gleich zu Beginn keine Gefangenen. Kaum im Spiel baumelt ihr schon von der Decke und seht euch als Mittagsmahl eines Kettensägenkillers. Wehr-, ahnungs- und hilflos flüchtet ihr aus dieser Klemme, bahnt euch einen Weg durch rotierende Klingen und entkommt schließlich irgendwie.

„The Evil Within“ erzeugt von der ersten Sekunde an ein Gefühl der Bedrohung. Ähnlich wie zum Start von „Resident Evil 4“ macht das Spiel sofort klar: „Du bist hier nicht willkommen!“ Erst nach und nach findet ihr erste Waffen und bekommt ein Gefühl für diese feindliche Spielwelt. Auch wenn Mikamis Grusel-Abenteuer seine technischen Macken hat, der zugrundeliegende Stil ist klasse.

Die Charaktere wirken rau und ausgezehrt. Die Monster und Kreaturen als kämen sie direkt aus einem japanischen Horrorfilm. Ständig rumort, stöhnt oder knarzt es aus den Boxen. Blut läuft die Wände runter. Und Castellanos Lampe kreiert zwar hübsche Lichteffekte, lockt aber auch Feinde an. Also bewegt ihr euch über weite Strecken im Dunkeln voran, ahnungslos welche Fallen und Gemeinheiten noch vor euch liegen. Die Schreckmomente kommen im Sekundentakt. Mal durch ein lautes „SCHNAPP“, wenn ihr eine Bärenfalle im Gras übersehen habt. Mal durch einen unsichtbaren Blutsauger, der Sebastian an der Kehle hängt. Echte Entspannung gibt es in diesem Spiel nicht, höchstens ein paar Sekunden zum Verschnaufen!

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Spiel mit deinem Verstand
„The Evil Within“ jongliert mit euren Sinnen. Es baut Erwartungen auf und stellt diese dann auf den Kopf. Es überrascht mit seltsamen, widerwärtigen, morbiden und absurden Augenblicken. Das Beste daran: „The Evil Within“ führt erfahrene Spieler an der Nase herum. Immer wieder benutzt es im Leveldesign bekannte Muster und legt sie dann aber anders aus. Einige Beispiele ohne Spoiler: In einer der ersten Begegnungen mit Ruvik rennt Sebastian einfach nur einen sich immer wieder klonenden Gang entlang, ehe ihn eine Welle aus Blut überrollt. Später stürzt er scheinbar einen tiefen Schacht herunter, rollt dann aber sanft an der Wand aus und landet schließlich in einem Krankenhausgang. Es sind diese Art von Momenten, für die sich „The Evil Within“ wirklich lohnt. Auch die Platzierung der Fallen oder Verteilung von Gegenständen ist nicht so vorhersehbar wie in vielen anderen Spielen. Das macht die Spielerfahrung einzigartig, auch wenn die Grundzutaten von „The Evil Within“ vergleichsweise konventionell sind.

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Burn, Baby! Burn!
Was macht man am besten mit Zombies, Mutanten und Tentakelbestien? Man pumpt sie mit Blei voll, spießt sie auf und verbrennt sie. „The Evil Within“ ist kein Kinderspiel und geizt nicht mit Splatter-Effekten und martialischen Spielideen. Da durchwühlt ihr anfangs etwa die Innereien einer Leiche nach einem Schlüssel, badet in einem Meer aus Blut oder pickst Nadeln in ein Hirn, um eine Tür zu öffnen. In der ersten Hälfte der insgesamt 15 Kapitel umfassenden Kampagne setzt „The Evil Within“ vermehrt auf größere Areale, Rätsel und Atmosphäre. Die Action selbst ist hier zwar präsent, aber längst nicht so dominant wie später. Dort bekommt ihr es nämlich immer wieder mit Horden von Feinden zu tun. Dadurch verändert sich die Atmosphäre spürbar. Seid ihr in den ersten Stunden noch aufgrund der seltsamen Vorkommnisse und der starken Soundeffekte verängstigt, weicht diese Furcht der blanken Panik.

Denn wie es sich für ein Survival-Horrorspiel gehört, sind die Ressourcen – darunter natürlich auch Medi-Kits und Spritzen – in „The Evil Within“ knapp. Zwar besitzt ihr bereits nach wenigen Kapiteln nahezu alle Waffen – die Pistole, die Schrotflinte, Granaten und die Qualenarmbrust -, doch Munition ist rar und zwingt euch oftmals dazu jeden Winkel abzusuchen. Dabei stellt euch das Spiel immer wieder vor Entscheidungen: Sprengfallen beispielsweise könnt ihr entschärfen und erhaltet dafür Bauteile für Armbrustmunition. Ihr könnt die hinterlistigen Dinger aber auch dazu benutzen, um Feinde hinein zu locken. Eine ähnliche Dualität zwischen sofortigem Nutzen und dem Gefühl von Sicherheit hat der Einsatz von Feuer. Liegen Feinde am Boden, heißt das nämlich noch lange nicht, dass sie nie wieder aufstehen. Manchmal kommen sie wieder. Wollt ihr auf Nummer sicher gehen, müsst ihr sie mit den limitierten Streichhölzern anzünden. Eine schwierige Entscheidung!

Noch kniffeliger sind die Fluchtpassagen. Hier müsst ihr oftmals in Sekundenbruchteil richtig reagieren, damit Sebastian nicht drauf geht. Solche Momente treiben einem das Adrenalin in den Körper. Für kleine Ruhemomente sorgen schließlich die Ausflüge in die alte Nervenheilanstalt. Die in den Arealen gefundenen Schleimgläser tauscht ihr für Charakter- und Waffen-Upgrades ein. Eine schöne Zusatzfunktion, die die Verbindung zu Sebastian festigt und einen obendrein mit kleinen Vorteilen ausstattet.

Was wir weniger cool finden

Technik-Schocker!
Atmosphäre hin, Survival-Horror her: „The Evil Within“ ist grafisch altbacken! Die vielleicht offensichtlichste Einschränkung sind die dicken schwarzen Balken, die das Bild oben und unten begrenzen. Auf der einen Seite kreiert dies einen ziemlich netten Film-Effekt. Auf der anderen Seite aber schränken die Balken auch das Blickfeld massiv ein und berauben einen der Übersicht. Die Kamera ist ohnehin schon extrem dicht hinter Sebastian und in Kombination mit dem 21:9-Look ist der Bildausschnitt beengt. In diesem Fall muss jeder für sich selbst entscheiden, wie sehr ihn diese Einschränkung des Blickfeldes stört.

Leider gibt es in Sachen Grafik aber noch einige weitere Einschränkungen. Nicht selten gibt es nämlich Clipping-Fehler – etwa wenn tote Feinde in Objekte hinein stürzen –, derbe Ruckler oder auch Textur-Pannen. Dann ploppen die ohnehin etwas matschigen Oberflächen erst spät auf und brechen somit ein bisschen die Illusion. Gleiches gilt für die teils hölzernen Animationen, die gewöhnungsbedürftige weil hakelige Steuerung und fehlende Bewegungsabläufe. Selbst kleine Sprünge sind nur an vorgegebenen Stellen erlaubt. Durch die Tür linzen oder sie in der Hocke aufdrücken, ist dagegen unmöglich. Die Liste der technischen Einschränkungen und Makel ist in „The Evil Within“ lang und wird Grafik-Fans sicherlich den Grusel gehörig vermiesen. Trotz einige hübscher Ansätze wirkt der Grusel-Schocker nämlich arg veraltet.

Ebenfalls traurig: Auf der PS4-Disc fehlt die englische Sprachspur. Die deutsche Synchronisation ist zwar okay, aber es wäre doch schön gewesen, wenn man hier die Wahl gehabt hätte.

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Dumm, aber mächtig
„The Evil Within“ ist kein leichtes Spiel. Ihr werdet oft sterben. Und das ist gut so. Denn nur so entsteht ein Gefühl der Bedrohung. Allerdings liegt das nicht etwa an den übermäßig cleveren Feinden, sondern vielmehr an der puren Übermacht an Widersachern, der knappen Munition und der daraus resultierenden Panik. Die Feinde in „The Evil Within“ leisten sich aber auch immer wieder kleinere Aussetzer. Da sehen sie einen nicht, obwohl Sebastian hinter einer Fensterscheibe oder einem anderen transparenten Objekt sitzt. Oder sie lassen sich blind in Fallen locken. Soll heißen: Messt bitte die KI-Gegner von „The Evil Within“ nicht mit dem normalen Maß. Die Burschen sind untot und haben ihren Verstand schon längst verloren.

System: PlayStation 4
Vertrieb: Bethesda Zenimax
Entwickler: Tango Gameworks
Releasedatum: 14. Oktober 2014
USK: ab 18
Offizielle Homepage:http://theevilwithin.com/

8.0

Wertung und Fazit

PS4-TEST DES GRUSELSCHOCKERS: The Evil Within

Es gibt kein Mittelding bei „The Evil Within“. Entweder ihr lasst euch von der dichten Atmosphäre und den Schockeffekten mit Haut und Haaren auffressen. Oder ihr stört euch an den offensichtlichen Grafikschwächen, der hakeligen Steuerung und die doofe Gegner-KI. „The Evil Within“ ist Oldschool-Horror nach Shinji Mikami. Es trägt „Resident Evil“ in sich und genauso all seine Stärken und Schwächen. Was man allerdings „The Evil Within“ nicht absprechen kann, ist seine tolle Atmosphäre, seine unzähligen Mind-Fuck-Momente und die Fähigkeiten, den Spieler an der Nase herumzuführen. Es überrascht mit schrägen, teils ekeligen Ideen und kreiert dadurch immer wieder einzigartige Augenblicke. Selbst der erfahrenste Spieler findet sich gelegentlich mit einem „Damit hab ich nicht gerechnet“ vor dem Fernseher zurück. Genau aus diesem Grund solltet auch ihr „The Evil Within“ ausprobieren und ihm eine Chance geben. Denn auch wenn einige Gameplay-Aspekte veraltet sein mögen, so ist „The Evil Within“ ein erstklassiger Gruselschocker für Erwachsene. Und so etwas gibt es heute einfach viel zu selten!

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Kommentare

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