Review

PS4-TEST: Life is Strange - Episode 1

play3 Review: PS4-TEST: Life is Strange – Episode 1: Chrysalis

7.5

„Life is Strange“ hatte es schwer. Nachdem DONTNOD mit „Remember Me“ einen lupenreinen Flop – mit tollen Grafikstil – produzierte, wurde das Indie-Abenteuer vielerorts abgewiesen. Zum Glück nahm sich Square Enix des Spiels an. Nach der kürzlich veröffentlichten ersten Episode soll nun alle sechs Wochen eine weitere Folge erscheinen. Im Season-Pass kosten die fünf Teile 20 Euro, einzeln jeweils 4,99 Euro.

In „Life is Strange“ kontrolliert ihr die junge Max. Die Kunststudentin ist Außenseiterin am Campus – ruhig, introvertiert und schüchtern. Ausgerechnet an ihrem Geburtstag entdeckt sie, dass sie die Zeit manipulieren kann. „Life is Strange“ ist ein bisschen „Butterfly Effect“, ganz viel „Garden State“ und ein Hauch von Telltale. Ein verspielter Episodenfilm mit einem geradezu entschleunigendem Charme und knackigem Cliffhanger.

Was wir cool finden

Die Ruhe liegt im Detail
„Life is Strange“ muss sich Vergleiche mit Telltale-Adventures wie „The Walking Dead“ oder „Game of Thrones“ gefallen lassen. In seiner Erzählweise sind sich die Spiele durchaus ähnlich, allerdings lässt sich DONTNOD für das Indie-Abenteuer spürbar mehr Zeit. Hektische Quick-Time-Events gibt es ebenso wenig wie Sequenzen unter Zeitdruck.

Stattdessen schenkt euch „Life is Strange“ mehr als genügend Gelegenheiten, um in die Spielwelt einzutauchen. Besonders lobenswert: Mit einem Druck auf das Touchpad gelangt ihr ins Inventar und könnt dort u.a.Max‘ Tagebuch durchblättern. Zu jeder ihrer Aktionen macht sich die Kunststudentin Notizen, staffiert sie hübsch mit Zeichnungen und Aufklebern aus. Das Tagebuch wirkt dadurch persönlich und ist obendrein sehr schön geschrieben.

Eine ähnliche Rolle nimmt das Handy ein. Hier lest ihr aktuelle SMS-Nachrichten nach und erfahrt so mehr über Max‘ Beziehung zu ihren Eltern und Freunden. Viele Details findet ihr erst, wenn ihr euch die Zeit nehmt, danach auch zu suchen. Umso ruhiger und gelassener ihr euch auf „Life is Strange“ einlasst, umso atmosphärischer und stimmungsvoller ist das Erlebnis auch.

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Stimmung, Wahlmöglichkeiten und Ereignisse
DONTNOD beweist in „Life is Strange“ großes Gespür für Atmosphäre und Ästhetik. Das Spiel erinnert an Independent-Filme wie „Juno“ oder „Garden State“. Das Setting ist geprägt durch teils kräftige Farben, dazu passende Filter und natürlich die stilisierten Figuren. Diesen mangelt es zwar an Mimik, dafür transportieren die umfangreichen englischen Dialoge aber mehr als genug Emotionen.

Die große Stärke von „Life is Strange“ sind die vielen Wahlmöglichkeiten. Innerhalb der Spielwelt gibt es etliche Situationen, die ihr durch Erkunden verändern und beeinflussen könnt. Grundlage dafür ist Max‘ Fertigkeit der Zeitmanipulation. Durch das Zurückspulen der letzten Sekunden verändert ihr die Ereignisse und rettet so etwa einem Vogel das Leben. Während die Rätsel insgesamt wenig überzeugend sind, gestalten sich diese kleinen Augenblicke sehr stimmungsvoll, da sie die eigene Lust am Experimentieren mit der Zeitmanipulation und der Spielwelt verbinden.

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Mit Weiterspielgarantie!
„Life is Strange“ startet langsam. Das Spiel führt alle notwendigen Charaktere vorsichtig ein. So entsteht eine Beziehung zu den Figuren – ganz besonders natürlich zu Max und Chloe. Die Zeitmanipulation schwebt dabei wie eine finstere Wolke über dem Geschehen und hält die Campus-Geschichte zusammen. „Episode 1: Chrysalis“ steigert nur langsam die Spannung, kulminiert aber schließlich in einem geheimnisvollen und vor allem spannenden Cliffhanger zum Ende der Folge. Wie zum Schluss mancher TV-Serie will man sofort wissen, wie es weitergeht.

Was wir weniger cool finden

Klischees und Widersprüche
Absolut fehlerfrei geschrieben ist „Life is Strange“ allerdings nicht. Max als sympathische Außenseiterin funktioniert über weite Strecken. Allerdings ist sie – gemessen an ihrer Schüchternheit – auch sehr sprunghaft. Ihre plötzlichen Fähigkeiten der Zeitmanipulation akzeptiert sie binnen kürzester Zeit. Kein „wieso“ oder „warum“! Stattdessen findet sie sich schnell damit ab, anstatt vollkommen auszurasten – wie vermutlich jeder andere Mensch.

Auch Chloe, so rebellisch und zerbrechlich sie sein mag, erweist sich als widersprüchlicher Charakter. So spielt beispielsweise die Tatsache, dass sich Max so lange nicht bei ihr gemeldet hat, bereits nach einer halbherzigen Entschuldigung keine Rolle mehr. All das lässt sich vielleicht mit den Hormonstörungen der Teenager erklären, ganz perfekt ist das Drehbuch von „Life is Strange“ aber längst nicht.

Als etwas nervig erweisen sich auch die teils arg stereotypen Nebenfiguren. Vom scharfen Quarterback der Schulmannschaft, über das Max mobbende Blondchen bis hin zum autistischen Hausmeister ist alles dabei.

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Zwiespältige Zeit-Dreherei
Max‘ Zeitmanipulation ist Segen und Fluch für „Life is Strange“. Die wenigen echten Rätsel werden durch das simple Zurückspulen zum Selbstläufer, sodass man sie geradezu mechanisch meistert. Gleichzeitig verliert „Life is Strange“ dadurch spürbar an Spannung. Eine Entscheidung ist nicht – wie im echten Leben – endgültig. Stoßt ihr euren Gegenüber vor den Kopf oder reagiert einfach für euer Spielverständnis falsch, könnt ihr das einfach rückgängig machen.

System: Playstation 4
Vertrieb: Square Enix
Entwickler: DONTNOD
Releasedatum: 30. Januar 2015
USK: ab 12
Offizielle Homepage: http://www.lifeisstrange.com/

7.5

Wertung und Fazit

PS4-TEST: Life is Strange – Episode 1: Chrysalis

„Life is Strange“ ist wieder eines dieser Spiele, bei denen das Erlebnis eine ganz persönliche Angelegenheit wird. Wie sehr einen die teils klischeehaften Charaktere, die langen Dialoge oder gar die Zeit-Dreherei stören, ist stark davon abhängig, wie schnell man sich mit Max und „Life is Strange“ identifizieren kann. Ich persönlich tat mich schwer. Die erste Stunde plätscherte vor sich hin. Max' Unsicherheit und Teenager-Attitüde mäanderte zwischen sympathisch lustig und irgendwie anstrengend. Gleichzeitig zog mich vor allem der Soundtrack und die schönen Bilder in das Spiel hinein. Erst mit Chloes Auftritt wurde die erste Episode dann aber für mich interessant. Zum Schluss hatte mich der Cliffhanger doch am Haken, sodass ich unbedingt an „Life is Strange“ dranbleiben werde. So bleibt DONTNODs Episodenabenteuer eine emotionale Angelegenheit, die deutlich ruhiger daher kommt als die Telltale-Konkurrenz. Auf die Detailverliebtheit und Langsamkeit von „Life is Strange“ muss man sich allerdings erst einlassen, dann wird man aber mit einem tollen Indie-Spielerlebnis belohnt.

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Kommentare

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