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PS4-TEST: King's Quest – Episode 1

play3 Review: PS4-TEST: King’s Quest – Episode 1: Der seinen Ritter stand

7.5

Sierra Games und The Odd Gentlemen legen den Adventure-Klassiker „King’s Quest“ neu auf. Die von Roberta Williams geschriebenen Abenteuer gelten als die großen Konkurrenztitel zu LucasArts‘ „Monkey Island“ und „Day of the Tentacle“. Allerdings sieht sich das aktuelle „King’s Quest“ weniger als Nachfolger, als vielmehr als moderne Neuinterpretation.

Die knackschweren Kopfnüsse des Originals bleiben zwar auf der Strecke, dafür glänzt die erste der insgesamt fünf Episoden mit liebenswerten Charakteren und einem abwechslungsreichen Abenteuer-Gameplay.

Was wir cool finden

Märchenhafte Gute-Nacht-Geschichte
„King’s Quest: Der seinen Ritter stand“ wird aus der Sicht des alten König Graham erzählt. Im Bett liegend spricht er mit seiner Enkeltochter Gwendolyn über die Abenteuer der Vergangenheit. Und so beginnt die Reise in der ersten Episode auch mit einer typischen Ritterstat – nämlich dem Kampf mit dem Drachen und dem Stehlen eines magischen Spiegels. Dabei handelt es sich natürlich um eine Anspielung auf das Original.

In dieser ersten Stunde spielt sich „King’s Quest: Der seinen Ritter stand“ noch sehr geradlinig und führt bewusst langsam in das Gameplay ein. Danach macht die Geschichte einen weiteren Sprung und stellt den Ritter-in-Spee-Graham in den Mittelpunkt. Hier nimmt „King’s Quest“ langsam Fahrt auf und öffnet sich: Die Aufgaben werden vielschichtiger, die Charaktere werden besser betont und Spielwelt breitet sich vor euch aus.

Ähnlich wie die Telltale-Adventures setzt auch The Odd Gentlemen’s Abenteuer auf einen Comic-Grafikstil. Allerdings wirkt „King’s Quest“ weitaus feiner und detaillierter. Charaktermodelle sind in sich schöner ausgearbeitet und speziell die dezent übertriebene Mimik und Gestik des jungen Graham zaubert einem immer wieder ein Grinsen auf das Gesicht.

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Der Humor machts!
Auch wenn es die ersten Trailer vermuten ließen, so ist „King’s Quest“ kein Cartoon-Abenteuer. Statt auf Klamauk-Gags setzt das Spiel vielmehr auf leise Anspielungen, Wortwitze und Situationskomik. Nicht selten verweist es sogar auf die typischen Schwächen eines Videospiels und zieht sich damit gerne selbst durch den Kakao.

Etwa erklärt Graham sein großes Inventar damit, dass seine Mutter ihm einen Mantel mit vielen Taschen genäht hat. Als er in einer anderen Szene zum zweiten Mal über einen Baumstamm balanciert, blendet Graham selbst die Wiederholung aus. Schließlich ist so etwas ja langweilig.

Es sind diese netten Momente, die den Charme von „King’s Quest“ ausmachen. Die schöne Charakterzeichnung – etwa des tolpatschig-aufgedrehten Graham oder des listigen Ritters Manny – untermauern diesen Anspruch in den Dialogen noch.

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Moderne Interpretation des interaktiven Films
Wer allerdings dachte, „King’s Quest: Der seinen Ritter stand“ sei – ähnlich wie Telltales „The Walking Dead“ oder „Game of Thrones“ – eine spielerische Nullnummer, sieht sich getäuscht. Zwar erreicht das Abenteuer nie die Rätselqualitäten eines „Grim Fandango“ oder „Monkey Island“, doch die Aufgaben variieren ausgesprochen gut und über die satte Spielzeit von bis zu sechs Stunden sorgen kleinere Action-Sequenzen für Abwechslung.

Besonders gut gefiel uns ein simples Plattformrätsel, bei dem Graham dem Bogenschützen Achaka über die richtigen Podeste folgen muss. Hier baut The Odd Gentlemen geschickt Vokabeln einer fiktiven Sprache ins Spiel ein. Dadurch entsteht eine kurze, aber intensive Buddy-Episode mit viel Witz und tollem Spielansatz. Gleichzeitig kündigt „King’s Quest“ selbst an, dass Taten Konsequenzen haben werden. Und tatsächlich zeigt sich das Abenteuer als weitaus freier als andere Vertreter dieses Genres.

Was wir weniger cool finden

Ritter, renn schneller!
Sobald ihr die Stadt Daventry erreicht, öffnet sich nicht nur das Gameplay, sondern die Rennerei geht ebenfalls los. Euer Weg zum Ritter ist mit sehr viel Absuchen von Arealen und damit verbundenen Ortswechseln verbunden. Natürlich gehört das Erforschen der Spielwelt zu einem klassischen Adventure dazu, doch „King’s Quest“ übertreibt es mit seinen Sammelaufgaben zuweilen ein wenig. Eine Kartenfunktion gibt es nicht, auch Fast-Travel oder eine Hilfen wurden nicht eingebaut. Dazu nervt das Programm immer wieder mit kleinen Ladepausen. All das sorgt dafür, dass sich das Spielerlebnis wie in die Länge gezogen anfühlt.

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Probleme bei der Synchro
In der englischen Originalfassung spricht „Zurück in die Zukunft“-Star Christopher Lloyd den alten Graham und begeistert mit seiner emotionalen Interpretation des liebevollen Großvaters. Die deutsche Synchronisation geht über weite Strecken in Ordnung, erreicht aber nicht ganz das Niveau des Originals.

In der Übersetzung gehen viele Wortspiele verloren. An einigen Stellen gehen die Pointen sogar vollends in Leere und lassen einen mit großen Fragezeichen auf der Stirn zurück. Gleichzeitig wurde die Sprachausgabe nicht ausreichend an die Lippenbewegungen der Spielfiguren angepasst. Immer wieder bewegen sich die Münder, obwohl das letzte Wort schon längst gesprochen wurde.

System: Playstation 4
Vertrieb: Sierra Games
Entwickler: The Hold Gentlemen
Releasedatum: 18. Juli 2015
USK: ab 6
Offizielle Homepage: http://www.sierra.com/kingsquest

7.5

Wertung und Fazit

PS4-TEST: King’s Quest – Episode 1: Der seinen Ritter stand

„King's Quest: Der seinen Ritter stand“ ist ein erstklassiger Start in die neue, alte Adventure-Serie. Die Episode überzeugt mit deutlich anspruchsvolleren Rätseln als die Telltale-Konkurrenz und begeistert gleichzeitig mit der wundervollen Grafik und seinem feinen Humor. Inwiefern die eigenen Taten wirklich Konsequenzen mit sich bringen, müssen die nächsten Episoden zeigen. „King's Quest“ spielt sich über weite Strecken wie ein modernes Adventure und mischt geschickt Einflüsse aus verschiedensten Abenteuer-Vertretern. Zu dumm, dass sich das Spiel in Daventry ein wenig in Rennerei und unübersichtlichen Schauplätzen verliert. Mit einem etwas strafferen Aufbau könnte „King's Quest“ in den kommenden Episoden problemlos in deutlich höhere Wertungsregionen vorstoßen. „Der seinen Ritter stand“ jedenfalls erhält an dieser Stelle eine klare Kaufempfehlung!

Hotlist

Kommentare

golgarta2905

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29. Juli 2015 um 12:03 Uhr
Cerberus755

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29. Juli 2015 um 13:22 Uhr
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29. Juli 2015 um 13:32 Uhr
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30. Juli 2015 um 23:49 Uhr
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