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PS4-TEST: PES 2016

play3 Review: PS4-TEST: PES 2016

9.0

Der Konkurrenzkampf zwischen EA Sports „FIFA“ und Konamis „Pro Evolution Soccer“ ist inzwischen älter als ein Großteil ihrer Fans. In diesem Jahr feiert „Pro Evolution Soccer“ zwanzigjähriges Jubiläum und will zurück an die Spitze der Fußballsimulationen.

Nach vielen Querelen der jüngeren Vergangenheit fand Konami mit „Pro Evolution Soccer 2015“ wieder zurück zu alter Stärke – nicht zuletzt dank der für die PS4 optimierten Fox Engine. Mit dem am 17. September 2015 erscheinenden „Pro Evolution Soccer 2016“ wollen die japanischen Ballzauberer nun endlich das Ruder herumreißen. Unser Test verrät, ob das gelingt!

Was wir cool finden

Das Wechselspiel zwischen Offensive und Defensive
Wie schon in der Vergangenheit entscheidet sich der Kampf zwischen „FIFA“ und „Pro Evolution Soccer“ in erster Linie auf dem Platz. Denn so schön Spielarten wie Ultimate Team oder die Meisterliga auch sein mögen. Ein gutes Fußballspiel steht und fällt mit dem Gameplay und dem Spielfluss.

Genau dort setzt „Pro Evolution Soccer 2016“ nämlich an. Im Vergleich zum Vorgänger spielt sich der Konsolenkick noch eine Spur besser. Das liegt zunächst an der gut gestaffelten Mitspieler-KI. Direkt nach dem Anstoß sprinten die Burschen los und nehmen ihre Positionen ein. Mittelstürmer bieten sich für Steilpässe an. Flügelflitzer rennen in Lücken. Star-Spieler wie Robben oder Messi sind nicht nur am Äußeren zu erkennen. Sie bewegen sich auch sichtlich anders. Arjen Robben beispielsweise zieht mit kurzen, schnellen Schritten über den Flügel und nimmt dabei immens Geschwindigkeit auf. Der Wiedererkennungswert ist absolut vorhanden und wird Fans dieser Talente den Tag versüßen.

Viel wichtiger als Einzelspieler ist aber gutes Teamwork. „Pro Evolution Soccer“ fördert mit seinen aktiven Mitspielern Übersicht und Spielverständnis, macht es einem aber auch nicht zu leicht. Wer ideenlos tiefe Pässe spielen will, wird selbst bei Zweitligaclubs gegen die Mauer anrennen. Stattdessen belohnt „PES 2016“ schnelle Doppelpässe und motiviert zu Taktiken wie dem Verschleppen des Tempos mit anschließendem Gegenstoß. Das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Angriff funktioniert klasse – ganz egal, ob beim normalen Spielaufbau oder bei Gegenzügen.

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Wenn Grätschen wieder Spaß macht …
Die aber vielleicht wichtigste Neuerung ist das erweiterte Kollisionssystem. Spieler interagieren nun physikalisch korrekt miteinander, was besonders den Zweikämpfen und Dribblings sehr zu Gute kommt. So gewinnen beispielsweise Grätschen spürbar an Bedeutung hinzu, ohne aber zur Allzweckwaffe zu mutieren. Vielmehr dienen Grätschen endlich als kalkulierbares Mittel zum Ballgewinn oder auch zum Blocken von Schüssen. So befriedigend es auch sein mag, einem Lewandowski kurz vorm Abschluss noch das Leder vom Fuß zu spitzeln, so sehr kann übermäßiges Grätschen auch nach hinten losgehen. Besonders in den Anfangspartien hagelte es bei uns gelbe Karten. Allerdings hätten die Schiedsrichter für unseren Geschmack noch strenger sein dürfen. Für Grätschen von hinten beispielsweise gibt es zu selten direkt den roten Karton.

Das Kollisionssystem bezieht sich aber nicht nur auf die rutschenden Tacklings, sondern auch auf normale Zweikämpfe. Bei Flanken beispielsweise habt ihr nun mehr Kontrolle und rangelt um die bessere Position. Bei Dribblings genügt nicht selten schon ein kleiner Rempler, um den Gegenspieler aus dem Tritt zu bringen. Insgesamt funktionieren die Zweikämpfe deutlich realitätsnäher als etwa in „FIFA 15“ und stellen für „Pro Evolution Soccer“ eine kleine Revolution dar.

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Fühlt sich an wie Fußball
All diese Verbesserungen, sowie die weiterhin sehr gelungenen Animationen führen zu dem spielbarsten und direktesten Fußball-Game der vergangenen Jahre. Das liegt aber auch nicht zuletzt an der gelungenen Ballphysik. Das Leder ist (gefühlt) wieder eine Spur leichter als noch im Vorgänger. Gemeinsam mit der direkten Steuerung aller Spieler vermittelt „Pro Evolution Soccer“ eine unmittelbare Fußballerfahrung. Aktionen werden direkt umgesetzt. Pässen und Schüsse fühlen sich angenehm wuchtig, aber nie überdimensioniert an. Dadurch sind alle Aktionen sehr berechenbar, was den Spielfluss deutlich steigert.

Leider war in unserer Testversion der Online-Modus noch nicht verfügbar. Dadurch waren weder Kader-Updates vorhanden, noch Online-Matches oder gar myClub verfügbar. Die Meisterliga auf der anderen Seite bot – trotz neuer Menüs – das gewohnte Bild. Unsere Wertung bezieht sich ausschließlich auf das eigentliche Spiel – und nicht auf die Spielmodi.

Was wir weniger cool finden

Kommentar aus der Hölle!
Bereits seit Monaten ist klar, dass es bei „Pro Evolution Soccer 2016“ einen Wechsel am Mikrofon geben würde. Wolff-Christoph Fuß ging nämlich zu EA Sports und kommentiert künftig in „FIFA 16“ an der Seite von Frank Buschmann. Konami engagierte Marco Hagemann und tritt damit mächtig ins Fettnäpfchen. Selbst im Dialog mit Hansi Küpper gelingt es dem Guten nämlich nicht, auch nur einen Funken Emotionen rüberzubringen.

Vielmehr wirkt er gelangweilt, als würde er gerade das Telefonbuch vorlesen. Noch schlimmer: Die Sprüche von Küpper und Hagemann wiederholen sich unglaublich oft und nicht selten liegen die beiden sogar schlichtweg daneben mit ihrem Kommentar. Es ist offensichtlich, dass Konami nicht ausreichend Zeit für die Tonaufnahmen hatte. Und deshalb empfehlen wir: Entweder auf die englische Tonspur ausweichen oder gar den Kommentar komplett abschalten!

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Das leidige Lizenzproblem
Es bleibt die gleiche Leier: EA Sports hat einfach das deutlich dickere Lizenzpaket. Und auch die spanische La Liga oder Wettbewerbe wie die Champions League können daran nichts ändern. „Pro Evolution Soccer 2016“ trottet in Puncto Originaldaten weiter mächtig hinterher. Nur drei deutsche Vereine – der FC Bayern München, Borussia Mönchengladbach und der VFL Wolfsburg – sind vertreten.

Und zu allem Überfluss muss man sich beispielsweise bei Gladbach noch mit vielen „Retortenkickern“ zufrieden geben, die offensichtlich nicht aufwendig gescannt, sondern nur grob mit dem Editor nachgebaut wurden. In der Konsequenz sehen die echten Stars wie Robben, Messi oder Ronaldo zwar absolut fantastisch aus. Viele andere Spieler wirken dagegen arg lieblos integriert.

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Müde Inszenierung
„Pro Evolution Soccer“ war noch nie sonderlich hipp. Da bildet leider auch der aktuelle Ableger keine Ausnahme. Selbst die überarbeitete Meisterliga erscheint in sich zu bieder und die deutschen Texte sind holprig übersetzt. Nein, wirklich modern wirkt „Pro Evolution Soccer“ trotz deutlich angenehmerem Soundtrack auch in diesem Jahr nicht.

Stattdessen muss man sich immer wieder in Menüstrukturen reinfuchsen und etwas längere Wege in Kauf nehmen. Im Gegenzug wiederum beschert einem „PES 2016“ aber auch reichlich taktische Möglichkeiten und viele Statistiken.

System: PlayStation 4, PlayStation 3
Vertrieb: Konami
Entwickler: Konami Productions
Releasedatum: 17. September 2015
USK: ohne Altersbeschränkung
Offizielle Homepage: https://pes.konami.com/de/pes2016/

9.0

Wertung und Fazit

PS4-TEST: PES 2016

„Pro Evolution Soccer“ ist zurück und lehrt „FIFA“ das Fürchten! Konami macht mit „Pro Evolution Soccer 2016“ fast alles richtig – zumindest, was in der Macht der Entwickler lag. An der Lizenzproblematik wird sich in näherer Zeit nichts ändern und dass Jan Hagemann bei seinem ersten Auftritt als Kommentator keine Glanzleistung vollbringen würde, war zumindest zu befürchten. Doch auf dem Platz liefert „Pro Evolution Soccer 2016“ eine echte Meisterleistung ab. So muss sich virtueller Fußball anfühlen – flüssig und direkt, aber trotzdem fordernd und komplex. Das neue Kollisionssystem ebnet gemeinsam mit der realistischen Ballphysik und der starken Mitspieler-KI den Weg zum Sieg. Endlich fühlen sich Zweikämpfe nicht mehr vorberechnet an. Stattdessen erfreuen wir uns an nickeligen Remplern, waghalsigen Grätschen im letzten Moment und an ruppigen Fouls. „Pro Evolution Soccer 2016“ gelingt die Balance zwischen Abwehr und Angriff ganz ausgezeichnet und genau das macht die Faszination des Spiels aus.

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Kommentare

the_joker22

the_joker22

19. September 2015 um 03:16 Uhr