PS4-ANGESPIELT: Assetto Corsa

Auf einer mehrstündigen Vorschau-Veranstaltung in München durfte play3.de die für den 2. Juni (vormals 21. April) geplante PS4-Umsetzung der Hardcore-Rennsimulation „Assetto Corsa“ erstmals ausführlich probespielen. Ein prägendes Erlebnis – insbesondere auch für unsere Armmuskulatur.

Assetto Corsa - PS4 Screenshot 01

Geschüttelt, nicht gerührt

Anschnallen und festhalten. So abgedroschen diese Floskel im Zusammenhang mit Videospielen auch klingen mag, im Falle dieser Rennsimulation aus dem italienischen Hause Kunos Simulazioni passt sie wie die Faust aufs Auge. Denn sobald ihr erst einmal in einem der über 90 zur Auswahl stehenden Fahrzeuge Platz genommen habt, erwartet euch ein Ritt, den ihr so schnell nicht vergessen werdet. Hauptgrund hierfür sind die wohl eindrucksvollsten Lenkrad-Force-Feedback-Effekte, die play3.de seit Langem erleben durfte.

Egal ob fiese Bodenwellen, nach außen abfallende Kurven, holprige Randsteine oder abrupte Untergrundwechsel – wer seinen Boliden hier sicher ans Ziel lenken will, hat Schwerstarbeit zu leisten. Nach zehn Aufwärmrunden im belgischen Circuit de Spa-Francorchamps musste play3.de jedenfalls erst einmal eine Verschnaufpause einlegen, um die geschundenen Armmuskulatur zu entspannen und die schweißnassen Hände zu trocknen. Unser Grinsen im Gesicht und der Stolz die eigene Bestzeit Runde für Runde ein stückweit verbessert zu haben, war dafür umso größer.

Doch warum reißen uns die Force-Feedback-Effekte eigentlich so unglaublich mit? Okay, das auf dem Event verbaute Fanatec RennSport Cockpit V2 samt 480 Euro teurem ClubSport Lenkrad trug sicherlich seinen Teil dazu bei. Schaut man allerdings genau hin, ist es vor allem die Kombination aus perfekt nachgebildeten Kursen und berauschender Fahrphysik, die das fantastische Gesamterlebnis überhaupt erst möglich macht.

Assetto Corsa - PS4 Screenshot 02

Leib und Seele für den Rennsport

Wer „Assetto Corsa“ bereits vom PC kennt, weiß Bescheid: Die direkt in einem Gebäude neben dem Autodromo Vallelunga Piero Taruffi beheimateten Entwickler verstehen was von ihrem Handwerk, sind bereits seit über zehn Jahren im Geschäft und arbeiten sehr eng mit der Automobilindustrie zusammen. Die Software für das neue Simulator-Zentrum im Ferrari Store in Milan beispielsweise stammt aus der Feder von Kunos.

Entsprechend wundert es auch nicht, dass nahezu alle Kurse im Spiel mit einer aufwändigen Laserscan-Technik vermessen wurden. Wie uns Marco Massarutto, Executive Manager und Ko-Gründer des Studios verrät, entsteht so für jeden Kurs eine knapp 50 Gigabyte große „3D-Punktewolke“. Anhand derer können die Entwickler letztlich jede noch so kleine Unebenheit in der Streckenführung exakt nachbilden. Welch verblüffende Ergebnisse das Verfahren zutage fördert, merkt man speziell auf langen Geraden, die in anderen Rennspielen oft kaum herausfordern. Durch die genau nachgebildeten Bodenunebenheiten werden aber auch sie in „Assetto Corsa“ zu einem nicht zu unterschätzenden wie faszinierenden Detail.

Assetto Corsa - PS4 Screenshot 04

Knackige, aber kompakte Kursauswahl

Stichwort Rennstrecken. Mit Bracelona, Brands Hatch, Imola, Magione, Monza, Mugello, Nürburgring, Silverstone, Spa, Vallelunga und Zandvoort bietet der Titel bereits eine sehr handverlesene Auswahl an prominenten Kursen, die darüber hinaus in zahlreichen Varianten vorliegen. Im Falle von Brands Hatch etwa dürft ihr euch sowohl auf der 3908 Meter langen GP-Version als auch auf der deutlich kürzeren, nur 1929 Meter langen Indy-Fassung austoben. Gleiches gilt für den allseits beliebten Nürburgring: Hier liefert Kunos Simulazioni gleich drei Ausführungen der Nordschleife (darunter die 19 Kilometer lange Touristenfassung samt Parkplatzbereich) sowie Nürburgring GP und Nürburgring Sprint. Macht in der Gesamtsumme insgesamt 21 verschiedene Pisten für die Konsolenfassung, die auf Wunsch zudem gegen den Uhrzeigersinn in Angriff genommen werden können.

Dem Motto „Qualität statt Quantität“ folgt das gerade mal 27 Mann starke Entwicklerteam auch im Hinblick auf den Fuhrpark. Insgesamt warten Vehikel von 21 renommierten Herstellern auf ihren Einsatz, darunter viele Publikumslieblinge bekannter Motorsport-Größen wie der McLaren P1, der Audi R8 LMS Ultra, der BMW 1M, die Corvette C7R, der Ferrari F40, der Ford Mustang 2015 oder die rassige Shelby Corba 427. Kleinere Hersteller sind ebenfalls zahlreich vertreten und lassen euch unter anderem im Cockpit von Exoten wie dem KTM X-Bow R, dem Pagani Huayra, dem Ruf CRT Yellowbird oder dem SCG 003 (Scuderia Cameron Glickenhaus) Platz nehmen. Auffällig: Mit insgesamt 24 Modellen schicken die Briten von Lotus Cars besonders viele Fahrzeuge ins Rennen.

Assetto Corsa - PS4 Screenshot 03

Aushängeschild Ferrari FXX K

Besonderes Sahnetörtchen der Anspiel-Fassung bleibt gleichwohl der 1050 PS starke Hyper-Sportwagen Ferrari FXX K (siehe Screenshot oben). PS4-Racing-Fans werden ihn bereits aus einem „Driveclub“-DLC kennen und auch in „Assetto Corsa“ macht der über 2,5 Millionen Euro teure, weltweit nur knapp 40 Mal gebaute Edelflitzer eine blendende Figur – optisch wie spielerisch.

Wie es sich für eine knallharte Simulation gehört, ist natürlich auch ausuferndes Fahrzeug-Tuning an Bord. Will sagen: Wer mag, schraubt vor jedem Rennen fleißig am Setup von Stoßdämpfern, Antrieb, Federung, Aerodynamik usw. Individuelle Konfigurationen dürfen anschließend benannt und abgespeichert werden. Gleiches gilt für die Wiederholungen nach jedem Rennen. Cool: Dank kinderleicht zu bedienender Trimm-Funktion könnt ihr Replays mit wenigen Handgriffen auf einen ausgewählten Abschnitt beschränken.

 

Assetto Corsa - PS4 Screenshot 05

60 fps bei 1080p

Dass „Assetto Corsa“ gewaltig kickt, liegt aber nicht nur an Laser-vermessenen Kursen, akkurat nachmodellierten PS-Monstern und einer überragenden Fahrphysik, deren Reifensimulation zum Beispiel Hitze-Zyklen und Gummiabrieb berücksichtigt. Ausschlagend für das tolle Fahrgefühl ist nicht zuletzt die stets flüssige Darstellung von 60 Bildern pro Sekunde bei einer nativen Auflösung von 1080p. Ob sich dabei nun ein oder 17 Fahrzeuge auf der Strecke befinden, spielt übrigens keine Rolle.

Nette Entwickler-Anekdote am Rande: Als die Macher erstmals mit einer PS4-Fassung experimentierten, stemmte die Engine auf Sonys Hardware bei größtenteils abgeschalteten Grafikeffekten gerade einmal 15 Bilder pro Sekunde sowie fünf Fahrzeuge gleichzeitig. Wohl wissend, dass sich hiermit kein Blumentopf gewinnen lässt, wurde der Engine-Code dann sukzessive auf den Kopf gestellt und knapp ein Jahr lang optimiert. Das Resultat ist ein butterweiches Racing-Erlebnis mit sehr glaubhaften Fahrzeugmodellen, detailreichen Cockpits und einer hervorragenden Weitsicht.

Weniger begeistert waren wir derweil von der Darstellung der Streckenrand-Objekte. Büsche und Bäume sind oft nur ineinander gesteckte Pixeltapeten und auch die starren Klon-Zuschauer machen nicht unbedingt etwas her – weil sich der Spieler aber meist aufs fehlerfreie Fahren konzentriert, fällt das erst dann auf, wenn der eigene Bolide bei niedrigen Geschwindigkeiten näher in Richtung Streckenrand manövriert wird. Trotzdem drücken wir die Daumen, dass die Italiener hier noch nachbessern.

Assetto Corsa - PS4 Screenshot 06

Für jeden was dabei

Prima: Weil die Konsolenfassung bei Erscheinen komplett inhaltsgleich mit der PC-Fassung ausfällt, müsst ihr auf keinen der acht dort anwählbaren Spielmodi verzichten. Training, Quick-Race, Renn-Wochenende, Online-Rennen, Hotlap, Time Attack, Drift- und Drag-Rennen – Kunos legt großen Wert darauf, dass Konsoleros das volle Programm erhalten. Dazu gesellt sich ein ziemlich schnörkellos inszenierter Karriere-Modus. Im Gegensatz zu den vorher genannten Modi stehen hier aber erst nach und nach bessere Wagen aus immer leistungsstärkeren Fahrzeugklassen zur Verfügung.

Um also beispielsweise in der Championship-Veranstaltung „Lotus Lightweight Trofeo“ mitmischen zu dürfen, gilt es zunächst einmal, eine Serie von Einsteiger- und Fortgeschrittenen Rennen zu meistern. Anders formuliert: Das Spiel führt euch nach und nach in die Königsklassen des Rennsports ein. Hippes Drumherum wie Renderzwischensequenzen, Pressekonferenzen, Team-Management etc. spart sich „Assetto Corsa“ dabei bewusst – hier geht’s wirklich ausschließlich um das, was auf der Strecke passiert.

System: PlayStation 4
Genre: Rennsimulation
Vertrieb: 505 Games
Entwickler: Kunos Simulazioni
Releasedatum: 2. Juni 2016
Preis: ca. 50 Euro
USK: Einstufung ausstehend (voraussichtlich USK ab 0 Jahren)
Offizielle Homepage: http://www.console.assettocorsa.net/

Einschätzung: sehr gut

Wow, was für ein Höllenritt! Ich habe ja schon viele Konsolen-Racer mit hochwertigen Force-Feedback-Lenkrädern gespielt, aber „Assetto Corsa“ für PS4 ist eine Erfahrung für sich und verlangt einem am Steuer alles ab. Ab der ersten Sekunde spürt man, dass die Entwickler den Gameplay-Fokus voll und ganz auf das fantastische Fahrgefühl verlagern und den Spieler dabei kaum an die Hand nehmen. Eine Rückspulfunktion werdet ihr hier also genauso wenig finden, wie ein komplexes Erfahrungspunkte-System oder freischaltbare Tuning-Extras. Am Ende geht’s wirklich nur um das Auto, die Strecke und die von mir erbrachte Leistung im Kampf gegen die mit allen Wassern gewaschenen KI-Gegner. Dass Entwickler Kunos mir letztlich nur eine sehr geradlinige Karriere, Standard-Spielmodi und eine recht überschaubare Anzahl an Strecken und Fahrzeugen auftischt, kann ich da ebenso verschmerzen wie Abstriche in den Streckenranddetails. Zugegeben, gegen ein dynamisches Wettersystem inklusive Sturm und Regen, atmosphärischen Boxenfunk, ein optisch aufwändigeres Schadensmodell und Nachtrennen hätte ich nichts einzuwenden. Bedenkt man jedoch, dass das Studio aus gerade mal 27 Personen besteht, beeindruckt die anstehende Konsolen-Umsetzung umso mehr. Bei mir jedenfalls hat „Assetto Corsa“ schon jetzt einen ganz großen Stein im Brett – speziell wenn die derzeit noch nicht finale Gamepad-Steuerung am Ende ähnlich gut überkommt wie das aktuelle Lenkrad-Setup.

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