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PS4-TEST: Street Fighter V

play3 Review: PS4-TEST: Street Fighter V

8.0

Die Wege von Capcom und dem Prügel-Primus „Street Fighter“ sind unergründlich. Allein in den vergangenen Jahren verwirrte der japanische Publisher seine Kunden und veröffentlichte den vierten Teil der Serie als „Super Street Fighter IV“, als „Arcade“- oder als „Ultra“-Edition.

Will der geneigte Fan hier Schritt halten, musste er auf das Kleingedruckte achten. Denn alle Neuveröffentlichungen brachten zusätzliche Ergänzungen und Kämpfer mit sich. Doch eins hatten sie alle gemein: Das wahrscheinlich beste Beat’em Up-Gameplay auf dem Markt. „Street Fighter IV“ war ein Muss für Freunde der gepflegten Rauferei.

Umso euphorischer reagierte die Community auf die Ankündigung des fünften Teils. Und umso energischer strafen die Fans derzeit das fertige Produkt „Street Fighter V“ wegen Server-Problemen und dem merkwürdig-innovativen Verkaufsmodell ab. Denn das seit dem 16. Februar 2016 erhältliche Spiel ist nur das Grundgerüst und wird in den kommenden Monaten durch kostenlose Inhalte, sowie den 30 Euro teuren Season-Pass ergänzt.

Was wir cool finden

Für Onliner gemacht
Capcom legt mit der aktuellen Version von „Street Fighter V“ den Fokus eindeutig auf eSport und den Online-Betrieb. Daher ist es umso ärgerlicher, dass in den ersten Tagen seit dem Release viele Spieler mit Server-Problemen zu kämpfen hatten. Allerdings arbeitet das Team um Producer Yoshinori Ono fieberhaft an der Performance und diese Mühen zeigen – zumindest in unserem Test – Wirkung. Seit dem Launch läuft das Spiel deutlich stabiler. Lags gab es im Test kaum. Lediglich die Ladezeiten sind eine Spur zu lang und gelegentlich trennt das Spiel die Verbindung aus dem Nichts.

Trotzdem lässt „Street Fighter V“ gerade im Multiplayer-Betrieb die Muskeln spielen. Besonders praktisch ist das dynamische Matchmaking. Ihr müsst also nicht auf den Bildschirm starren, bis sich ein Gegner gefunden hat. Vielmehr legt ihr Parameter für den nächsten Kampf fest und könnt euch dann in den Einzelspielermodi die Zeit vertreiben. Hat das System einen Widersacher entdeckt, unterbricht es den Solo-Kampf und startet das Online-Match.

Zentrale Anlaufstelle für das Matchmaking ist das CFN (Capcom Fighters Network). Hier legt ihr die Voreinstellungen für den nächsten Kampf fest und entscheidet, ob ihr in Freundschaftskämpfen oder Ranglisten-Matches antreten wollt. Leider ist auch hier der Umfang noch überschaubar: Kämpferlounges erlauben aktuell nur einen Teilnehmer. Turniere oder Ligen sind noch nicht verfügbar. Trotzdem: Online macht „Street Fighter V“ am meisten Spaß.

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Unkaputtbares Kampfsystem
Grund dafür ist das weiterhin sehr gelungene und zudem für den aktuellen Ableger angepasste Gameplay. Einsteiger erlernen mit dem Tutorial und dem Trainingsmodus die Grundlagen. Kenner der Serie finden sich dagegen schnell zurecht und stolpern dennoch über einige Veränderungen. Über die Aktionstaste führt ihr beispielsweise leichte, mittlere und schwere Attacken aus. Geblockt wird weiterhin über die Richtungstasten oder den Analog-Stick. Gefühlt ist „Street Fighter V“ einen Tick langsamer als seine Vorgänger und bietet gleichzeitig größere Zeitfenster, um Treffer zu platzieren. Dadurch werden gezielte Blocks und vor allem gut abgepasste Ausweichmanöver umso wichtiger.

Statt der Ultra Moves gibt es nun die so genannten Critical Arts, die ihr nach Auffüllen der entsprechenden Energieleiste abfeuert. Hinzu kommt der neue V-Gauge, der eurem Kämpfer vorübergehend einen Angriffsbonus und spezielle V-Angriffe beschert.

Grundsätzlich sind Charaktere und Moves gut zueinander ausbalanciert. Angriffe richten im Vergleich zum Vorgänger mehr Schaden an. Blockt ihr beispielsweise einen Critical Arts, erleidet ihr dennoch deutlich mehr Schaden als gewohnt. Gleichzeitig aber sind die Angriffe auch zeit- und vor allem raumaufwendiger. Aktionen wie Kens Wirbelangriff gehen über den halben Bildschirm und lassen ihn – falls die Attacke daneben geht – für Sekundenbruchteile schutzlos zurück.

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Klein, aber fein
Die Kämpfe sind weiterhin schnell und vor allem gut spielbar. Trotzdem bleiben sie taktisch anspruchsvoll und motivieren dazu, sich zusätzliche Fertigkeiten anzueignen. Die Kämpferauswahl ist mit 16 Charakteren – im Vergleich zu 44 aus „Ultra Street Fighter 4“ – klein, aber dennoch fein. Die Kampfstile unterstreichen die Figuren und ihre Eigenarten. Wenn sich beispielsweise der russische Wrestler Zangief und die leichtgewichtige Chun-Li gegenüberstehen, geht es um den klassischen Kampf zwischen Kraft gegen Geschwindigkeit. Entsprechend muss man die Recken auch einsetzen.

Inder Dhalsim hält seine Widersacher weiterhin mit Flammenbällen und dehnbaren Gliedmaßen auf Distanz. Ryu und Ken sind dagegen die Allrounder in der Runde. Einige Wermutstropfen gibt es in der hübsch umgesetzten und gleichermaßen gelungenen Kämpferauswahl aber dennoch: Wir vermissten das Blitz-Monster Blanka wirklich sehr und wundern uns gleichzeitig über die absurden Formen der Wrestlerin R. Mika. Ihre Rundungen ziehen das Spiel absolut ins Lächerliche.

Was wir weniger cool finden

Da fehlt doch was!
Allerdings täuschen auch die Freude über das wirklich gelungene Gameplay, die schöne Technik und die gute Balance nicht darüber hinweg, dass „Street Fighter V“ in seiner jetzigen Form – also kurz nach dem Release – noch sehr überschaubaren Umfang und begrenzte Möglichkeiten bietet. Das Versprechen, dass dort in Zukunft noch viel mehr Inhalt kommen wird, ist sicherlich löblich, hinterlässt aber gleichzeitig einen faden Beigeschmack.

Capcom bindet somit die Käufer des Spiels langfristig an sich. Das hat auf der einen Seite den Vorteil, dass ihr das Spiel immer wieder einlegen werdet. Auf der anderen Seite allerdings ist der Status Quo leider auch ernüchternd und richtet sich in erster Linie an kompetitive Online-Spieler.

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Kaum Substanz für Einzelspieler
Wer gerne alleine „Street Fighter V“ spielen möchte, schaut aktuell dagegen in die Röhre. Zwar bekommt jede der 16 Figuren eine eigene kleine Kampagne. Doch diese besteht meist nur aus zwei bis drei Kämpfen, die mit langweiligen und uninteressanten Mini-Geschichten zusammengehalten werden.

Statt eines Arcade-Modus gibt es nur eine Survival-Variante, in der ihr gegen 30, 50 und 100 Gegner in Folge antretet. Wirklich viele Spielmodi bietet „Street Fighter V“ daher nicht. Für Juni wurde bereits ein umfangreicher Story-Mode angekündigt.

System: Playstation 4
Vertrieb: Capcom
Entwickler: Capcom
Releasedatum: 16. Februar 2016
USK: ab 12 Jahren
Offizielle Homepage: http://www.streetfighter.com

8.0

Wertung und Fazit

PS4-TEST: Street Fighter V

Dieser Test und die Wertung sind nur eine Momentaufnahme. „Street Fighter V“ ist das (vielleicht vorschnell veröffentlichte) Grundgerüst eines sehr guten Fighting Games. Allerdings mangelt es dem Spiel an Substanz. Gerade Solisten ärgern sich über die unmotivierten und noch dazu viel zu kurzen Geschichten sowie über den fehlenden Arcade-Modus. Und selbst Onliner werden nur mit Ranglisten- und Freundschaftsmatches abgefrühstückt. Letztlich wird „Street Fighter V“ aber von seinem sehr guten und toll funktionierendem Gameplay gerettet. Die Kämpfen machen – egal, ob gemeinsam auf der Couch oder online – einfach Laune und die Betonung der Offensivaktionen gibt den Schlägereien noch einmal mächtig Zunder. Die Ergänzungen und Veränderungen im Gameplay fügen sich gut ein und so ist die Spielbalance weiterhin klasse. Allerdings bleibt die Frage, ob ihr „Street Fighter V“ bereits jetzt kaufen müsst? Wir würden euch empfehlen, noch ein paar Monate zu warten, bis das Spiel – dank umfangreicher DLC-Inhalte – ein bisschen mehr Fleisch auf den Rippen hat.

Hotlist

Kommentare

animefreak18

animefreak18

22. Februar 2016 um 00:07 Uhr
HatsuneMiku

HatsuneMiku

22. Februar 2016 um 00:12 Uhr
ChuckNorriss

ChuckNorriss

22. Februar 2016 um 01:21 Uhr
consolfreak1982

consolfreak1982

21. April 2016 um 07:04 Uhr