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Test: Dishonored 2 – Die cleverste Versuchung seit es Stealth-Games gibt!

Gewiefter Assassine oder gnadenloser Killer: In „Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske“ habt ihr die freie Wahl und genießt alle Freiheiten. Genau deshalb gehört der Action-Schleicher an die Spitze des Genres!

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9.0

Ein durchgeladenes Sturmgewehr ist nicht immer alles. In den vergangenen Monaten und Jahren entwickelte sich eine lebhafte Stealth-Szene, die Leisetretern eine Plattform bot. Die „Hitman“-Serie wurde im modernen Episodenformat zu neuem Leben erweckt. „Deus Ex: Mankind Divided“ gönnt euch trotz Augmentierungen die Wahl, ob ihr schleichen oder ballern möchtet. Und selbst in „Watch Dogs 2“ macht es meist mehr Sinn, sich nicht erwischen zu lassen und stattdessen lieber auf die Gadgets zu setzen. Doch die Kröne der Stealth-Schöpfung stellt in diesem Jahr zweifellos „Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske“ dar. Entwickler Arkane Studios baut auf den Stärken des 2012 veröffentlichten Vorgängers auf und entführt euch in das vielleicht spannendste Schleichabenteuer dieses Winters.

Was wir gut finden

Noch schöner als Dunwall

Ihr startet eure Reise in Dunwall. Dort regiert Emily Kaldwin als Kaiserin mit ihrem Vater und Beschützer Corvo Attano an ihrer Seite. Doch nur wenige Minuten nach dem Spielstart taucht ihr Tante Delilah auf und probt den Aufstand. Sie übernimmt die Macht und ihr steht vor der ersten Entscheidung: Wen möchtet ihr für diesen Durchlauf spielen – Emily oder Corvo? Habt ihr die Wahl getroffen, könnt ihr sie nicht mehr rückgängig machen. Die Missionen selbst unterscheiden sich durch die Entscheidung nicht voneinander. Lediglich einige Dialogzeilen wurden entsprechend angepasst.

Schleichen mit Finesse

Nur in der ersten Mission seid ihr in dem aus dem Vorgänger bekannten Dunwall unterwegs. Ab Kapitel 2 bereist ihr die Küstenstadt Karnaca. Im Vergleich zu Dunwall wirkt sie heller und deutlich lebendiger. Überall trefft ihr auf Bewohner, die über ihr eigenen Probleme oder gar über eure Aktionen sprechen. „Dishonored 2“ setzt weiterhin auf den „Gemälde“-Grafikstil seines Vorgängers, doch die Gebäude- und Level-Architektur erweist sich als weitaus komplexer. Es gibt mehr Dächer, mehr versteckte Passagen und mehr schmale Gassen.

Dazu beweist Arkane einmal mehr sein Fingerspitzengefühl in Bezug auf einzigartige Missionen. Allein das Maschinenhaus gehört mit zum schönsten und innovativsten, was man in der jüngeren Vergangenheit gesehen hat. Im späteren Verlauf gibt es sogar einen Abschnitt, in dem ihr die Zeit manipulieren könnt. „Dishonored 2“ kombiniert seinen künstlerischen Look mit einzigartigen Schauplätzen.

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Zwei Helden, tausende Talente

Doch genauso wichtig wie die abwechslungsreichen Settings sind letztlich die Fähigkeiten der beiden Helden. Emily und Corvo besitzen individuelle Skill-Sets, die ihr erneut mit Hilfe von gefundenen Runen aufrüsten könnt. Dazu verpasst ihr eurem Schützling mit Knochenartefakten passive Zusatzfertigkeiten. Corvo auf der einen Seite spielt sich sehr ähnlich wie im Vorgänger. Ihr beamt euch also von einem Ort zum nächsten oder fertigt Widersacher im Zeitlupenmodus ab.

Für Besitzer des ersten Teils ist daher sicherlich Emily interessanter. Sie kann sich ebenfalls mit einer Art magischem Greifhaken teleportieren, besitzt aber mit dem Schattengang auch eine Möglichkeit, um nahezu unbemerkt durch die Areale zu schleichen. Als besonders praktisch haben sich der Doppelgänger und der Dominoeffekt herausgestellt.

Die größte Herausforderung liegt nun darin, die eigenen Kräfte zu erforschen. Die Aktionen lassen sich nämlich prima miteinander kombinieren und bieten gemeinsam mit den „konventionellen“ Waffen wie Armbrust, Granaten und Minen sehr viele Möglichkeiten.

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Ungeahnte Freiheiten

Letztlich macht genau diese Freiheit den Reiz von „Dishonored 2“ aus. Ihr entscheidet selbst darüber, wie ihr Missionen angeht. Die Gegner-KI ist hellwach und reagiert prompt. Entsprechend ist aggressives Vorgehen meist nur die zweite Wahl. Das Ausspionieren der Gebiete und das geschickte Kontern oder Aushebeln der feindlichen Übermacht bedeutet pure Befriedigung und ist genau das, was ein Stealth-Spiel wie „Dishonored 2“ auszeichnen sollte.

Es macht ungemein Spaß, die Wechselwirkungen der Kräfte und Waffen auszuprobieren. Wer hätte beispielsweise geahnt, dass man den Doppelgänger auch zum Abdämpfen von Stürzen benutzen könnte? Oder dass man mit Chloroformgläsern Blutfliegen und Wachleute betäuben kann? Die Architektur der Areale unterstreicht die Fülle an Möglichkeiten noch einmal und verwandelt jede einzelne Mission in einen spannenden Nervenkrieg, der gerne mal zwischen Leisetreterei und Blutbad mäandert.

Was wir schlecht finden

Anfangs zu schwer, später etwas zu leicht

Wenn „Dishonored 2“ so etwas wie klare Schwächen besitzt ,dann entdeckt man diese erst nach etlichen Stunden. Anfangs fordert einen die Gegner-KI ordentlich und schüttelt einen mitunter mächtig durch. Die Schnellspeicher- und Schnelllade-Funktion ist in vielen Fällen euer bester Freund. Das Verhalten der Wachleute ist erstklassig. Die Burschen reagieren blitzschnell und gehen verdächtigen Geräuschen geschwind nach. Mit der Zeit aber gewöhnt man sich an deren Cleverness und kann diese mit Hilfe der vielen freischaltbaren Talente kontern. „Dishonored 2“ wird nie so leicht wie sein Vorgänger, doch das Balancing ist weiterhin nicht perfekt.

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Technische Probleme

Leider wird der optische Hochgenuss, den „Dishonored 2“ bietet, immer wieder durch hässliche Grafik-Bugs unterbrochen. Dass die herumfliegenden Körperteile gelegentlich mal in der Umgebung stecken bleiben, ist das kleinste Problem. Wir haben im Test trotz massivem 9 GigaByte-Day-One-Patch etliche Fehler entdeckt. An einer Stelle ragten sogar die Köpfe von Wolfshunden durch eine noch geschlossene Tür und konnten so fachgerecht, aber hinterlistig entsorgt werden. Wir hoffen, dass Arkane in den kommenden Wochen noch weiter an dieser Baustelle arbeitet.

9.0

Wertung und Fazit

PRO
  • genialer Grafikstil
  • große spielerische Freiheit
  • komplexes und forderndes Talentsystem
CONTRA
  • kleinere Grafikschwächen
  • Probleme beim Balancing
  • mitunter fummelige Menüs

Test: Dishonored 2 – Die cleverste Versuchung seit es Stealth-Games gibt!

Arkane Studios hat es geschafft! Aus dem bereits sehr guten Erstlingswerk ist ein herausragender Nachfolger erwachsen. „Dishonored 2“ baut überdeutlich auf den Stärken seines Vorgängers auf und beseitigt gleichzeitig dessen größten Schwächen. Heraus kommt ein spannendes und vor allem erstklassig inszeniertes Stealth-Abenteuer mit ganz vielen Freiheiten. Natürlich ist anfangs ein bisschen Ausdauer gefragt, denn die Gegner-KI hat es wirklich in sich. „Dishonored 2“ ist vergleichsweise komplex, belohnt Ideenreichtum aber mit tollen Momenten und vielen Überraschungen. Die verschiedenen Talente der beiden Helden sorgen nicht nur dafür, dass sie sich deutlich von einander unterscheiden. Sie garantieren auch ein gänzlich anderes Spielerlebnis beim zweiten Durchgang. Durch verschiedene Enden und dem Chaosfaktor entsteht ein erstaunlich hoher Wiederspielwert, den viele andere Titel nicht aufweisen. „Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske“ tritt einen wahren Siegeszug an und gehört in jede gute Spielesammlung.

Hotlist

Kommentare

16bitCupcake

16bitCupcake

16. November 2016 um 20:17 Uhr
Ridgewalker

Ridgewalker

16. November 2016 um 20:56 Uhr
16bitCupcake

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17. November 2016 um 01:41 Uhr
Cult_Society

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17. November 2016 um 09:06 Uhr
Twisted M_fan

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17. November 2016 um 15:58 Uhr