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Resident Evil 7 im Test: Survival-Horror vom Feinsten

play3 Review: Resident Evil 7 im Test: Survival-Horror vom Feinsten

9.0

Knapp drei Jahre Entwicklungszeit, mehrere hundert Beteiligte, Hunderttausende Vorbestellungen und eine millionenfach heruntergeladene Demoversion – bereits im Vorfeld sorgte „Resident Evil 7“ für großes Aufsehen. Doch ist das fertige Spiel wirklich so gut? Kann Teil sieben die mit „Resident Evil 6“ ins Wanken geratene Serie durch ein Wechseln hin zur Ego-Perspektive und mehr Horror wieder auf Kurs bringen? Play3.de hat die Kampagne komplett durchgespielt und gibt Antworten.

Was wir gut finden

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Atmosphäre-Champion

Sei es nun der Einstieg, der Mittelteil oder der Schluss: Die Geschichte rund um Ethan Winters – der aufbricht, um seine verschollene Frau Mia aus den Fängen der psychopatischen Baker Familie zu befreien – wurde unglaublich spannend inszeniert. Hauptgrund hierfür ist die zum Schneiden dichte Atmosphäre und die Rückbesinnung auf ein düsteres, heruntergekommenes Herrenhaus als zentrales Setting.

Kurz nach Spielbeginn etwa erkundet Ethan das Gästehaus des Anwesens. Holzdielen knarzen, Wasser tropft beständig von der Decke, Wind pfeift durch das verlassene Gemäuer und an einer Stelle muss der Protagonist gar durch brusthohes Abwasser waten, welches immer wieder seltsam zu blubbern beginnt. Dass in solchen Szenen oft nichts Dramatisches passiert, ist dabei volle Absicht der Entwickler und verstärkt die ohnehin allgegenwärtige Anspannung enorm.

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Das gilt im Speziellen für den VR-Modus, wo ihr nicht selten vor eurem eigenen Schatten zusammenzuckt oder ihr euch instinktiv wegduckt, wenn mal wieder ein Metallrohr aus der Wand ragt und Ethans Augenliedern bedrohlich nahe kommt.

Weitere Nervenkitzel gefällig? Keine Sorge, die gibt’s hier zur Genüge. Immer wieder muss sich Ethan zum Beispiel durch klaustrophobisch enge Gänge zwängen – einmal sogar während Dutzende Tausendfüßler durchs Bild krabbeln. Noch ekliger wird’s, wenn euer Alter Ego in eine verstopfte Toilette greifen muss oder ein Molded euch mit seiner rasiermesserscharfen Scherenhand den virtuellen Fuß abtrennt – Phantomschmerzen inklusive. Immerhin: Sofern ihr den Angriff überlebt und ein Medkit bei euch tragt, lässt sich die Gliedmaße später wieder annähen.

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Voranpeitschende Geschichte

Doch nicht nur die brillante Düster-Atmosphäre und der packende VR-Modus motivieren bis zum Schluss zum Weiterspielen. Vielmehr ist es die Kombination aus einer Vielzahl weiterer Komponenten. Etwa der Tatsache, wie nahtlos Zwischensequenzen mit dem eigentlichen Gameplay verschmelzen. Die Folge: Weil auch sonst alle Spielabschnitte ohne störende Ladebildschirme ineinandergreifen, reißt der Spielfluss – es sei denn, ihr seid gerade gestorben – zu keiner Zeit ab und ihr taucht immer tiefer in die aufwühlende Welt der Baker-Familie ein.

Serientypisch stoßt ihr darüber hinaus immer wieder auf kurze Notizzettel, Zeitungsausschnitte und Dossiers, deren Studium euch in schöner Regelmäßigkeit weitere Story-Brotkrumen hinwirft. Einmal gefundene Dokumente müsst ihr übrigens nicht zwingend an Ort und Stelle lesen, sondern könnt sie jederzeit im Kartenbildschirm über den Reiter „Akten“ abrufen. Trotzdem mal den roten Faden verloren oder bei einem der mysteriösen Telefonanrufe nicht richtig hingehört? Kein Problem: Auf Knopfdruck zeigt das Spiel immer grob an, was als nächstes zu tun ist. Kurze Zusammenfassungen des zuletzt Erlebten sowie situationsbezogene Tipps beim Laden eines Spielstands erhöhen die Einsteigerfreundlichkeit zusätzlich.

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Im Körper eines anderen

Weiterer Storymotor sind die clever inszenierten Videokassetten-Passagen, wie man sie bereits einmal in der Demoversion kennengelernt hat. Konkret: In unregelmäßigen Abständen stoßt ihr auf verstaubte VHS-Bänder. Das nötige Abspielgerät vorausgesetzt, müsst ihr die gefundene Kassette nun nur noch einwerfen und schon startet ein in sich abgeschlossener Gameplay-Abschnitt aus der Rolle einer Nebenfigur. An einer Stelle schlüpft ihr zum Beispiel in die Haut von Mia, die von Marguerite Baker malträtiert wird. Was folgt ist ein adrenalingeladenes Katz- und Mausspiel, das spielerisch verblüffend an „Alien Isolation“ erinnert.

Anderenorts erlebt ihr das Schicksal eines vermissten Kameramanns oder erhaltet Einblicke in Schlüsselereignisse aus der Vorgeschichte einer Spielfigur. Wichtige Gemeinsamkeit dieser, meist mit coolem Grieselfilter dargebotenen Sequenzen: Sie alle sind direkt mit der Hauptgeschichte verknüpft. Wer gut aufpasst, erhält hier zum Beispiel konkrete Hinweise, wie sich ein Rätsel lösen lässt und wo sich wichtige Quest-Items befinden.

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Resident Evil 1 lässt grüßen

Dass sich das wohlige Survival-Horror-Feeling voll entfalten kann, hat aber nicht zuletzt mit den sehr klassischen, stark an „Resident Evil 1“ angelehnten Spielmechaniken zu tun. Da wäre zum einen die ständige Munitionsknappheit und die damit einhergehende Sorge, sich im Ernstfall nicht vernünftig verteidigen zu können. Zwar erhält Ethan recht früh im Spiel ein praktisches Taschenmesser – im Nahkampf mit größeren Kreaturen zieht er damit allerdings meist den Kürzeren.

Wer effektiv durchkommen will, sollte also stets nach den sehr clever verstecken Munitionsschachteln Ausschau halten. Alternativ das leicht verständliche Crafting-System bemühen, um sich weiteren Projektil-Nachschub für Pistole, Shotgun, Flammenwerfer und Konsorten selbst zusammenzubasteln. Klappt übrigens immer und überall – spezielle Werkbänke sind nicht nötig. Nicht die passenden Crafting-Ressourcen zur Hand? In solchen Fällen am besten eine bewusstseinsverändernde Pille einwerfen (sie hebt wichtige Interaktionsobjekte in der näheren Umgebung eindeutig hervor) und bereits besuchte Abschnitte erneut abgrasen. Mit etwas Glück findet ihr dabei sogar eines der seltenen Reparatur-Kits zum Instandsetzen defekter Waffen.

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Und wo wir gerade bei Ethans Arsenal sind: Die Handhabung der einzelnen Argumentationsverstärker geht schnell in Fleisch und Blut über, fühlt sich befriedigend gut an und erhält durch die Ergänzung unterschiedlicher Munitionstypen eine weitere taktische Komponente. Im Falle des Granatwerfers etwa dürft ihr später sowohl Brand- als auch Nervengiftgeschosse einsetzen.

Auch typisch „Resident Evil“: Inventarplätze sind mindestens genauso knapp wie die Munition des Helden. An Depotkisten gilt es also erneut zu entscheiden, was wirklich mit muss und was nicht. Wirft man allerdings einen Blick auf die Trophäenliste des Spiels wird klar: Es ist durchaus möglich, die komplette Story durchzuspielen und Inventarboxen dabei lediglich drei Mal zu nutzen.

Und Verknüpfungen zur „Resident Evil“-Serie als solches? Sind vorhanden, sehr plausibel ausgearbeitet und ausgewogener vertreten als das zum Beispiel bei einem „Star Wars Episode VII“ der Fall ist. Weitere Details findet jeder allerdings besser für sich selbst heraus.

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Interessante Erfolge und Irrenhaus-Modus

Die Hauptstory von „Resident Evil 7“ wird euch – je nach Spielweise – etwa zehn bis 15 Stunden bestens unterhalten. Danach ist das Abenteuer aber noch längst nicht abgehakt. Für weitere Langzeit-Motivation sorgt allen voran der nach dem Durchspielen freigeschaltete Schwierigkeitsgrad „Irrenhaus“. Besonderheit hier: Ihr benötigt Audiokassetten, um das Spiel zu speichern. Gleichzeitig wird die Zahl der automatischen Speicherpunkte spürbar reduziert.

Schön zudem, dass Capcom sich in Sachen Szenario-Wahl nicht ausschließlich auf das Herrenhaus samt Nebengebäuden verlässt und sogar ein alternatives Ende integriert. Wie genau man es triggert, verraten wir an dieser Stelle aus Spoiler-Gründen freilich nicht. Trotzdem ein Tipp für Spieler mit knappem Zeitbudget: Selten hat es sich so sehr gelohnt, Spielstände aus jedem Kapitel aufzubewahren.

Und: Einige der insgesamt 38 Trophäen bringen selbst Serienveteranen ordentlich ins Schwitzen. Wer mag, kann sich zum Beispiel an „Ich will doch nur hier raus!“ die Zähne ausbeißen und versuchen, die Geschichte innerhalb von vier Stunden abzuschließen. Lohn der Mühe ist eine funkelnde Goldtrophäe.

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Was wir schlecht finden

Die Molded sind wahrlich faszinierende Kreaturen und im Spielverlauf in einer Handvoll Varianten anzutreffen. Davon (und verschiedenen Bossen) abgesehen müsst ihr jedoch lediglich noch mit Riesenschnaken und an Türen wuselnden Riesenspinnen auseinandersetzen. Zugegeben, das hat auch Story-technische Gründe, insgesamt hätten wir uns in diesem Punkt aber noch mehr Variation gewünscht. Hinzu kommt, dass sich die Standardfeinde vergleichsweise leicht hinters Licht führen lassen. Molded etwa ignorieren fernzündbare Sprengfallen oder Stolperminen komplett und laufen geradewegs in ihr Verderben.

Weiterer Knackpunkt: Die Puzzle machen Laune, doch lediglich ein längerer Rätselabschnitt bringt eure grauen Zellen wirklich in Wallung und dürfte einem auch nach dem Durchspielen noch in lebhafter Erinnerung bleiben. Alle anderen Puzzles auf dem zentralen Storypfad lassen sich mit Hilfe von Notizzettel-Informationen und einem guten Orientierungssinn vergleichsweise einfach lösen.

9.0

Wertung und Fazit

PRO
  • mitreißende Atmosphäre
  • noch nervenaufreibender in VR
  • Geschichte peitscht voran
  • grandiose Bosskämpfe (außer einer)
  • gelungene dt. Sprachausgabe
  • 1A Musik- und Soundkulisse
  • tolles Pacing, super Spielfluss
  • man erschrickt immer wieder
  • alternatives Ende
CONTRA
  • Noch mehr Gegnertypen hätten nicht geschadet
  • Puzzle insgesamt zu seicht (bis auf eins)
  • KI nicht sonderlich clever
  • Teils aufploppende Texturen auf Standard-PS4

Resident Evil 7 im Test: Survival-Horror vom Feinsten

Ich bin begeistert. Auch wenn Ethan kein klassischer „Resident Evil“-Held ist und Capcom durch den Perspektivwechsel mit einer ungeschriebenen Serientradition bricht – Teil sieben bietet Survival-Horror vom Feinsten und schlägt spielmechanisch klar in die Kerbe der Serienanfänge. Will heißen: Munition ist für gewöhnlich knapp gesät, Kämpfe entsprechend fordernd und Backtracking Pflichtprogramm, um nichts Wichtiges zu verpassen. Dazu gesellt sich das beklemmende, fast allgegenwärtige Gefühl, dass hinter jeder Ecke und jeder geöffneten Tür, irgendetwas Bedrohliches lauert. Richtig intensiv wird’s allerdings erst mit PlayStation VR. Dann nämlich schaltet der Gruselfaktor und die Wirkung der Schockeffekte noch einmal zwei Gänge hoch und stellt selbst abgebrühte Genrefans auf eine harte Probe. Das gilt insbesondere für den allerersten Spieldurchlauf, wo man in der Regel nicht weiß, was auf einen zukommt. Dass die Entwickler komplett auf Quicktime-Events verzichten, nach dem ersten Durchlauf den Irrenhaus-Schwierigkeitsgrad freischalten und zudem ein alternatives Ende anbieten, gibt weitere Pluspunkt. Nicht zu vergessen die ansprechende Grafik, die grandiose Musik- und Sounduntermalung sowie die erstaunlich gute deutsche Synchro.

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Kommentare

Rushfanatic

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23. Januar 2017 um 17:08 Uhr
_Hellrider_

_Hellrider_

23. Januar 2017 um 18:06 Uhr
erlangerfreak

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23. Januar 2017 um 18:28 Uhr
ResiEvil90

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23. Januar 2017 um 19:15 Uhr
Plastik Gitarre

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23. Januar 2017 um 19:15 Uhr
Frauenarzt

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23. Januar 2017 um 19:16 Uhr
Cheaterarescrub

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23. Januar 2017 um 19:35 Uhr
Frank castel

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23. Januar 2017 um 20:03 Uhr
Ned Schneebly

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23. Januar 2017 um 21:04 Uhr
Dr.DoomAltah

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Nacktenschrank

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23. Januar 2017 um 22:16 Uhr
Ace-of-Bornheim

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23. Januar 2017 um 22:25 Uhr
Nacktenschrank

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24. Januar 2017 um 07:43 Uhr
matschbirne007

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24. Januar 2017 um 08:17 Uhr
Cat_McAllister

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24. Januar 2017 um 11:05 Uhr
Firestalker01

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29. Januar 2017 um 12:06 Uhr
consolfreak1982

consolfreak1982

01. Februar 2017 um 07:17 Uhr