Vor fast 20 Jahren, als die erste PlayStation für viele das Maß aller Dinge war, feierten 3D-Platformer ihre goldene Zeit. „Gex“, „Banjo-Kazooie“ und „Sly Cooper“ sind nur ein paar der großartigen Spiele, die aus dieser Ära hervorgehen. Heute ist es allerdings recht still um das Genre. Das wollten ein paar ehemalige Rare-Entwickler nicht auf sich sitzen lassen, und entschieden sich dazu, einen Wiederblebungsversuch zu starten.
Zurück zu bunten Wurzeln
Eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne und intensive Jahre der Produktion später, steht „Yooka-Laylee“ nun in den Regalen und verspricht den guten sauberen Spaß einer fast vergessenen Episode der Videospielgeschichte. Knuddelige Protagonisten, eine kunterbunte Spielwelt und freie Erkundungstouren sind nur ein paar der Features, mit denen Playtonic Games den geistigen Nachfolger zu „Banjo-Kazooie“ ausstattet.
Ein gemütliches Plätzchen an der Sonne, eine Hängematte und den besten Freund bzw. die beste Freundin an der Seite. Das Leben in der Schiffsbruchbucht könnte kaum entspannter sein. Diese Rechnung haben die titelgebenden Tiere Yooka und Laylee allerdings ohne den fiesen Schurken Capital B gemacht. Dieser beschließt in einem Anflug von Größenwahn nämlich, alle Bücher der Welt einzusaugen und anschließend daraus Kapital zu schlagen. Dabei erwischt er unglücklicherweise genau das Buch, das Chamäleon Yooka und Fledermaus Laylee gerade lesen wollten. Als wäre das nicht schlimm genug, verteilen sich nun alle Seiten über die Areale im und um den Hivory Tower und warten an fast unerreichbaren Orten darauf, von euch eingesammelt zu werden.
Die eigentliche Handlung von Yooka-Laylee ist nicht allzu komplex und, wie für das Genre üblich, recht zweckmäßig. Unterhaltungswert gewinnt die Erzählung aufgrund der Nebenfiguren und den Aufgaben, die ihr von diesen bekommt. Und hier, zwischen sprechenden Straßenschildern und undichten Wolken, hat wirklich alles irgendwelche Bedürfnisse. Da ist die Wiederbeschaffung von Kopfschmuck für ein paar Schneemänner noch eine der normaleren Missionen, die ihr auferlegt bekommt.
Ein durch und durch dynamisches Duo
Die Stärken von Yooka-Laylee fußen zu einem großen Teil auf dem breiten Repertoire an Fähigkeiten, die das ungleiche Paar ins Spiel bringt. Dank Yookas Echsen-Schwanz habt ihr eine praktische Nahkampfwaffe. Über größere Abgründe helfen euch die kleinen aber starken Flügel von Laylee hinweg. Wie es sich für eine Fledermaus gehört, kann sie Schallwellen ausstoßen und wollt ihr einmal unerkannt bleiben, nutzt ihr ganz im Stil eines Chamäleons eure Tarnfunktion. Eine gewisse Eingewöhnungsphase vorausgesetzt, greifen die Mechaniken von „Yooka-Laylee“ schön ineinander und lassen aus der Umgebung einen großen Spielplatz entstehen.
„Yooka-Laylee“ wirft euch in eine charmante Spielwelt und stellt euch frei, wo ihr zuerst hingehen möchtet. Im Verlauf des Spiels kauft ihr für eingesammelte Federn neue Fähigkeiten, wodurch neue Bereiche zugänglich werden. Einen linearen Ablauf oder eine feste Reihenfolge von Levels sucht ihr hier vergebens. Viel mehr fordert das Spiel von euch, eurem Erkundungsdrang nachzugeben und auf diese Weise, die Geheimnisse der Spielwelt zu lüften. Dadurch, dass euch oftmals im ersten Moment nicht klar ist, ob ein Weg tatsächlich existiert oder es nur danach aussieht, erlebt ihr häufig Überraschungen.
Auch spielerisch entdeckt ihr in „Yooka-Laylee“ immer wieder Neues. Verrückte Verwandlungen, temporäre Fähigkeiten und eine lange Reihe von Spezialkräften sorgen dafür, dass ihr auch nach Stunden noch lange nicht alles gesehen habt. Gleichzeitig werdet ihr so auf natürliche Weise immer wieder dazu angehalten, in bereits besuchte Bereiche zurückzukehren. Die vielen Rätsel, die sich durch euer Repertoire und die Spielwelt ergeben, dass die Entwickler ihre Wurzeln nicht vergessen haben.
Solltet ihr „Banjo-Kazooie“ gespielt haben, werdet euch mit Sicherheit gleich wie zuhause fühlen. „Yooka-Laylee“ orientiert sich gestalterisch stark an seinem geistigen Vorgänger. Sowohl musikalisch als auch von Seiten des Designs ist die Verwandtschaft unverkennbar. Wenn sogar die Federn und Blätter Augen haben, dann muss es wohl Rare sein. Technisch hat sich seit den 90er-Jahren dafür einiges getan und das seht ihr „Yooka-Laylee“ auf jeden Fall an. Die Oberflächen suggerieren eine feine Stofflichkeit und Elemente wie Feuer, Wasser und Eis sind schön plastisch.
Die spielerische Freiheit, die ihr in „Yooka-Laylee“ genießt, kommt nicht ohne ihren Preis. So kann es unter Umständen vorkommen, dass ihr einfach mal nicht mehr wisst, was ihr noch erledigen könnt und wann es Zeit wird, in der Überwelt nach einem neuen Areal Ausschau zu halten. Diese Ruhephasen ziehen den Spielverlauf gelegentlich in die Länge. Da viele Wege recht verwinkelt sind und ihr euch dadurch häufig verlauft, entsteht ein gewisses Frustpotential.
Auch das eine oder andere Rätsel kostet unter Umständen ein paar eurer Nerven. Zeitdruck spielt in Yooka-Laylee nämlich häufig eine große Rolle. Viele der kleinen Geschicklichkeitstests setzen euch ein knappes Limit und bestrafen euer Versagen hart, in dem sie euch von vorne beginnen lassen. Gleiches gilt für einen Teil der Parcours. Um diese zu meistern bleiben euch oft nur zwei Optionen. Entweder ihr kommt zu einem späteren Zeitpunkt zurück oder übt bis der Dschungeldoktor kommt. Mögt ihr das Prinzip von „Trial and Error“ dürfte diese Kritik für euch eventuell zu verschmerzen sein.
Nicht nur der teilweise schier unfaire Schwierigkeitsgrad ist für eure Fehlversuche verantwortlich. Einige der Spielmechaniken von Yooka-Laylee sind auch einfach etwas gewöhnungsbedürftig. Das heißt allerdings nicht, dass sie zu ungenau oder schlecht entwickelt sind, sondern dass ihr einfach eine Weile benötigt, bis ihr euch eingespielt habt. Verwandelt ihr euch beispielsweise in einen Truck, fallt ihr vermutlich die ersten paar Klippen herunter, bis ihr die Kurven richtig meistert. Eine Lernkurve ist durchaus vorhanden, diese könnte für euch allerdings zum Problem werden, sollte eure Frusttoleranz eher niedrig sein.
Nostalgie in allen Ehren
Wie bereits erwähnt, ist die Spielwelt hübsch gestaltet und die Figuren verkörpern auf moderne Weise den Stil der Ursprünge von „Yooka-Laylee“. Doch so niedlich die Bewohne oft sind, so flach ist ihr Humor. Zwischen Kalauern der Klasse eines Fips Asmussen reiten sowohl die Protagonisten als auch eure Gesprächspartner immer wieder darauf herum, dass ihr euch in einem Videospiel befindet. Das ist das erste Mal lustig, beim zweiten Mal noch amüsant, aber nach zwanzig Anspielungen einfach nur öde.
In den frühen 90er-Jahren, als Bären noch Puzzlestücke sammelten und fesche Shorts trugen, war eine fehlende Sprachausgabe nicht außergewöhnlich. In „Banjo-Kazooie“ gab es anstelle von Stimmen, rhythmisches Gebrumme und Gesumme. Zweckmäßig und angesichts der damaligen Zeit eine nette Lösung. Doch Nostalgie in allen Ehren. Heutzutage wäre es mit Sicherheit möglich gewesen, die Charaktere mit einer Synchronisation zu versehen. Im Grunde wäre die Verwendung von Lauten gar nicht so schlimm, doch kann es bei längeren Dialogen schon vorkommen, dass das Gestammel der Figuren etwas an euren Nerven zerrt. Zudem hätten die Figuren im Spiel von eigenen Stimmen profitiert, da sie so noch mehr Persönlichkeit gewonnen hätten.
Für eine schöne Vertonung der Figuren hätten die Entwickler auch gerne auf den Mehrspieler-Modus verzichten können. Dieser besteht aus gerade einmal acht Minispielen, in denen ihr euch mit bis zu drei weiteren Spielern lokal messen könnt. Mehr als durchschnittlich ist der Unterhaltungswert nicht, wodurch sich die Dreingabe etwas überflüssig anfühlt.
Kommentare
Murat&Sally
04. April 2017 um 17:45 UhrJa die Altbewährte 7.5 😉
Grauwart
04. April 2017 um 17:56 Uhr7.5 für einen kickstarter Titel nicht schlecht. Wie sieht es denn mit dem Umfang aus ? Bugs? Abwechslung der lvl Gebiete?
THE GAMER-95
04. April 2017 um 18:31 UhrHier wird das kritisiert, was die Vorgänger (Banjoo und Kazooie) damals so einzigartig gemacht hat.
Der Sinn war es, einen geistlichen Nachfolger zu entwickeln, der mit neuen Charakteren (die im Grunde die Eigenschaften von Banjoo und Kazooie charakterisieren) und den Elementen von damals, den Charme der alten Teile wieder in Errinerung ruft.
Daher zeigt der Test:
Da nur diese „alten“ Sachen kritisiert werden,die zum Spiel gehören und mit Absicht so implementiert wurden, wird das Spiel für damalige Fans der Serie ein absoluter Pflichtkauf sein.
Die Kritikpunkte sind also absolut haltlos und kritisieren einzig und allein die Punkte, die das Gefühl von damals vermitteln sollen. (Und das haben sie wohl geschafft!)
Die Bewertung ist also mMn mal wieder absolut ungerechtfertigt.
His0ka
04. April 2017 um 18:32 Uhrandere reviews geben dem spiel 2/10 , 6/10 und 7/10. glaube play3 war nett zu dem schund
big ron
04. April 2017 um 19:01 Uhr@THE GAMER-95
Was ist an den Kritikpunkten haltlos? Die machen sogar total Sinn, denn schließlich bewertet man Spiele nach aktuellen Maßstäben und nicht denen von 1995. Wenn „damals“ heute scheiße ist, dann müssen die Entwickler damit leben, dass das nicht mehr so gut ankommt. Denn das Spiel will heute gekauft werden und nicht vorgestern und wenn die mit Absicht eingefügten Old-School-Elemente nach heutigen Maßstäben nicht mehr funktionieren, dann gibt es halt Punktabzug.
Du sagst es schon richtig: für Nostalgiker ist es sicher ein gutes Spiel. Für alle, die aber an moderne Maßstäbe ansetzen und gerade, wenn man die Konkurrenz vergleicht, ist das Spiel eben nicht „sehr gut“.
Allein der Punktabzug mit der Vertonung ist schon völlig gerechtfertigt. Das rhytmische Gestöne in zwei Tönen konnte man sich damals kaum länger als drei Minuten anhören und heute noch viel weniger.
Syndroid
04. April 2017 um 19:06 UhrBin ja wirklich ein Freund von den alten Rare Spielen, aber bei diesem Spiel finde ich das Artdesign so lahm und fern von den damaligen Spielen, dass bei mir irgendwie keine Nostalgie aufkommen will
blubblub
04. April 2017 um 19:08 UhrPlay 3 Tests halt . Da darf man nicht zu viel erwarten
Grauwart
04. April 2017 um 19:54 Uhr@bigron du schreibst da etwas von Konkurrenz, was für gute 3d Hüpfspiele stehen auf der ps4 denn noch zur Auswahl? Ich bin ja immer auf der Suche.
big ron
04. April 2017 um 20:10 Uhr@Grauwart
Ich betrachte die Konkurrenz insgesamt! 3D-Plattformer im Sinne der N64-Spiele sind auf der PS4 Magelware. Findest du höchstens noch auf PC oder bei Nintendo. Die Welt hat sich weitergedreht seit Banjo-Kazooie und dem Ende des N64.
HolyOsum
04. April 2017 um 21:27 Uhr@THE GAMER 95:
Gebe dir in allen Punkten recht! Freu mich mega auf das game.. Ich glaub das wird richtig gut ^^ Wen so eine sprachausgabe so sehr stört dass er deshalb das Spiel nicht spielen will der solls eben sein lassen. Geschmecker sind eben verschieden.. Ich persönlich finde auch zu einem jump n run wie Yooka-Laylee passt diese Art von Sprachausgabe sehr gut. Bei Banjo Kazooie oder Okami hat das auch gepasst. Mario kann auch nur seine paar Phrasen.. Manchmal ist weniger mehr. Besser so als irgendwelches dummgelaber. Aber wie gesagt, alles Geschmackssache 😉
Dragonfighter
05. April 2017 um 12:56 Uhrhab voll Bock auf das Spiel, daher gekauft. ^^
Hal Emmerich
05. April 2017 um 21:13 UhrFreu mich mega drauf 🙂
Dante_95
21. April 2017 um 22:43 UhrHmm als Fan von Banjo und Kazooie/Tooie und Donkey Kong 64 ist es für mich ein absoluter Pflichtkauf 🙂 Wie geil damals die Welten gestaltet waren und wie schön die Soundtracks zum Level gepasst haben. Echt toll. Meine Lieblingswelt ist bis heute noch Click Clock Wood und der Wunderwald aus DK64 🙂 Auf der PS4 sind solche Spiele tatsächlich leider Mangelware. Das selbe trifft auch beim Genre Horror zu.
Konsolenheini
24. April 2017 um 10:09 Uhrsolche titel, wie croc, gex deep Cover gecko, spyro, mario, fehlen auf der ps4/Xbox one… warum nicht solche spiele auxh auf den neuen konsolen ? damals gab es sie zu hauf… gute synchronisierung vorausgesetzt, das die figuren richtig sprechen, nette zwiachen Sequenzen wie dmals bei crash bandicoot und voila ein alte neies henre ist wieder da jump n run plattformer..