Star Wars Battlefront 2: Exklusiv-Interview mit Kampagnen-Direktor Mark Thompson

Auf der „Star Wars Celebration“ in Orlando hatte die Redaktion vor einigen Tagen Gelegenheit, mit Mark Thompson zu sprechen, der für die Solo-Kampagne von „Star Wars Battlefront 2“ verantwortlich ist. Im Interview verrät er einige Details.

Mark Thompson ist Spieldirektor bei Motive Studios in Montreal und plauderte mit PLAY3.DE unter anderem über den Einstieg in die Story-Kampagne, die neue Protagonistin, emsige Suchdroiden, schnittige Raumschiffe und seine ganz persönlichen „Star Wars“-Vorlieben.

PLAY3.DE: Sie haben während des Panels auf der Star Wars Celebration in Orlando schon ein bisschen verraten, aber wie genau startet die Geschichte des Spiels?

Thompson: Das Spiel beginnt während der Schlacht um Endor, genauer gesagt während der entscheidenden Momente am Ende von „Star Wars Episode 6: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“. Der zweite Todesstern explodiert, der Imperator stirbt, Darth Vader stirbt und es sieht so aus, als ob sich alle Hoffnungen des Imperiums zerschlagen hätten. Kurz darauf dreht sich ein Teammitglied zu unserer neuen Protagonistin Iden Versio um und fragt: „Was sollen wir jetzt tun?“ Und sie antwortet: „Wir rächen den Imperator!“ Genau das ist der Kick-off-Moment der Story. Das Imperium wird also zersplittert, jedoch nicht vollständig gebrochen. Im Gegenteil: Die verbleibenden Truppen gruppieren sich neu und bringen den Kampf zurück zu den Rebellen.

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PLAY3.DE: Erzählen Sie uns ein bisschen mehr über Iden Versio. Woher kommt sie? Welche Ausbildung hat sie absolviert et cetera?

Thompson: Iden Versio ist die Kommandantin des Inferno Squad – eine kleine imperiale Eliteeinheit. Das sind die Besten der Besten und sowohl am Boden als auch im Cockpit eines Tie Fighters gleichermaßen erfahren. Auch kennen Sie sich bestens mit allen Technologien, Waffen und Gadgets des Imperiums aus. Das Inferno Squad wiederum erstattet Bericht an Admiral Versio – Idens Vater. Iden ist ein Kind des Imperiums, denn auch ihre beiden Eltern gehören dem Imperium an. Aufgewachsen ist sie auf Vardos, einem imperialen Planeten. All das macht sie zu einem „perfekten Bündel“ aus Überzeugungen, Fähigkeiten und Hintergründen, die nötig sind, um eine Elite-Offizierin des Imperiums zu sein.

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PLAY3.DE: Während der Kampagne reisen Iden Versio und ihr Inferno Squad mit einem Raumschiff zu verschiedensten Schauplätzen, um dort Aufträge zu absolvieren. Was genau können Sie uns über das schnittige Raumschiff verraten?

Thompson: Dieses Schiff kennen Fans eventuell aus anderen Star Wars Medien. Genauer gesagt hat Fantasy Flight Games dieses Schiff zusammen mit Lucasfilm entwickelt. Es taucht sowohl im X-Wing Brettspiel sowie im Armada Brettspiel auf. Unsere Version des Schiffes nennt sich Corvus und ist der Raider Klasse zugeordnet. Es ist etwa 200 Meter lang und damit nicht so gigantisch wie ein Sternenzerstörer. Für eine Einheit wie das Inferno Squad hat es jedoch genau die richtige Größe. Da es gleichzeitig eine kleinere Menge Tie Fighter transportieren kann, besitzt es alles, was Iden braucht, um ihre Einsätze erfolgreich durchzuführen.

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PLAY3.DE: Das Schiff kam aber bisher noch in keinem anderen Videospiel vor, oder?

Thompson: Korrekt. Es kam weder in anderen Spielen noch Filmen vor. Aber genau das ist ja das Fantastische, wenn man mit der Story-Gruppe und allen anderen bei Lucasfilm arbeiten kann: Sie kennen alles, was irgendwo anders existiert – sei es nun aus einem Film, einer TV-Show, Graphic Novel oder eben einem Brettspiel. Wenn wir also sagen, dass wir etwas brauchen, das etwas größer ist als ein individuelles Schiff, dann kriegt man von diesen Leuten sofort die passende Antwort.

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PLAY3.DE: Wie hebt sich ihre Kampagne von der eines, sagen wir aktuellen „Call of Duty“ ab? Was macht sie besonders?

Thompson: Schon im Vorfeld wussten wir, dass es nicht genug ist zu sagen, dass „Star Wars“ unser Spiel anders macht. Sicherlich, „Star Wars“ ist mächtig und stellt eine ganz besondere IP voller interessanter Möglichkeiten dar. Aber das ist nicht genug, um die Besonderheiten der Kampagne hervorzuheben. Jede „Star Wars“-Story muss ihre eigene Identität haben – und „Battlefield“ als Marke hat seinen eigenen Platz in „Star Wars“. Was diese Kampagne unterscheidet ist, dass sie Teil der „Battlefield“ Experience ist. Wir machen eine Kampagne, die dem treu bleibt, was DICE im „Battlefront“-Multiplayer macht. Die zentralen Spielmechaniken, das Sekunde-zu-Sekunde-Gameplay, das Gefühl beim Rennen, beim Springen, beim Schießen – all diese Dinge sind konsistent und sowohl im Single- als auch im Multiplayer gleich.

Ein Beispiel hierfür wurde bereits im Panel erwähnt: Ein Unterscheidungsmerkmal, das „Battlefront“ als Multiplayer-Spiel in die Waagschale werfen kann, ist die Tatsache, dass man ein normaler Trooper sein kann, aber eben auch eine der ikonischen Heldenfiguren. Du kannst den Blaster hinlegen und stattdessen zum Lichtschwert greifen. Du wirst also ein ganz neuer Charakter mit einem ganz eigenen Gameplay-Stil. Plötzlich hast du alle diese unterschiedlichen Fähigkeiten, bewegst dich anders und verfügst – je nach Figur – über andere Angriffs-Reichweiten. Für die Kampagne wollten wir diese Faktoren ebenfalls mit einbeziehen. Zwar spielt man die meiste Zeit mit Iden, es wird jedoch auch Kapitel geben, in denen man in die Schuhe einiger ikonischer Helden schlüpft. Aus Gameplay-Sicht geht dies mit einem kompletten „Refresh“ einher. Plötzlich bist du ein ganz anderer Charakter mit anderen Talenten. Genau dieser Twist – sowohl aus Plot- als auch aus Gameplay-Perspektive – passt hervorragend dazu, wie „Star Wars“-Storytelling in der Regel funktioniert. Auch dort wird immer wieder zwischen verschiedenen Perspektiven gewechselt.

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PLAY3.DE: Sie sagen, dass sich Iden sowohl mit Sabotage als auch mit Infiltration auskennt. Heißt das, dass sich Fans auch auf zahlreiche Schleichmissionen freuen dürfen, bei denen das Action-Feuerwerk in den Hintergrund rückt?

Thompson: Ja, Teil der Special-Force-Fantasy ist doch, dass solche Einheiten den Ausgang einer Schlacht umkehren können. Das meiste was passiert, dreht sich um eine Battlefront, also um das Gebiet rund um die Frontlinie. Wir müssen dem Namen des Spiels treu bleiben, weshalb man natürlich an der Front kämpfen wird und in gigantische Massenschlachten verwickelt ist – die man schon aus dem Mehrspieler-Modus kennt. Aber manchmal ist man eben auch ein Skalpell und kein Vorschlaghammer. In solchen Missionen stehen chirurgische Schläge im Vordergrund. Am Ende des Tages läuft es somit auf typisches Special-Forces-Geschäft heraus – bei dem nun mal keine zwei Tage gleich verlaufen. Genau diesen Grundgedanken wollen wir mit Iden und dem Inferno Squad verknüpfen. Man weiß nicht, was einen auf der nächsten Mission erwartet. Man weiß nur, dass es sich um unkonventionelle Kriegsführung handeln wird.

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PLAY3.DE: Eine Szene, die uns besonders gut gefallen hat, war die, wo ein keiner Droide von Idens Rücken abdockt, um die Heldin zu unterstützen. Was für ein Droide ist das überhaupt und welche Tricks hat er in Petto?

Thompson: Der Droide ist Idens „Personal Companion Droid“ und ein weiteres Beispiel für die technologische Überlegenheit des Imperiums. Wir wollten, dass Iden mehr draufhat als der Otto-Normal-Sturmtruppler – und zwar nicht nur im Hinblick auf Waffen und Können, sondern auch auf Technologie-Seite. Als Quell der Inspiration diente die Siebte Schwester aus „Star Wars Rebels“ – sie hat Zugriff auf einen ID9 Suchdroiden. Wir arbeiteten deshalb mit Lucasfilm zusammen, um etwas zu entwerfen, das wir ID10 nennen. So gesehen ist das eine komplett neue Einheit, die anders funktioniert als die der Siebten Schwester. Letztere hat spezielle Bedürfnisse als Inquisitor und auch Iden hat spezielle Bedürfnisse. Wie man in einem Video gut sehen kann, benutzt der ID10 seine Arme, um Elektroschocks zu verteilen. Darüber hinaus beherrscht der Droide viele andere Fähigkeiten – über die ich mich zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht äußern kann.

PLAY3.DE: Im Background-Video zu Motive Studios sieht man noch, wie der Droide Schlösser knackt – trifft das zu?

Thompson: Ja, das ist korrekt. Die Idee ist, Iden – und damit dem Spieler – Vielseitigkeit und Flexibilität an die Hand zu geben.

PLAY3.DE: Nur um das noch einmal klarzustellen: Kontrolliert der Spieler den Droiden manuell oder gibt er ihm Befehle, die er dann wie eine KI-Figur automatisch ausführt?

Thompson: Man fliegt den Droiden nicht selbst, da man stets Iden kontrolliert. Aber man kann Kommandos erteilen, die der Droide dann ausführt. Der Droide ist somit Waffe und Werkzeug zugleich und erweitert ihre Fähigkeiten.

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PLAY3.DE: Wie umfangreich ist die Kampagne? Sprechen wir hier von einigen Stunden Gameplay und dann geht’s im Multiplayer weiter? Oder wie muss man sich das Ganze vorstellen?

Thompson: Als Gesamtprodukt gesehen ist das Spiel riesig. Die von uns erzählte Geschichte fokussiert Idens Reise und erstreckt sich über eine Reihe von Kapiteln – die sich wiederum mit der Geschichte verschiedener Helden überschneiden. All das deckt einen Zeitraum von 30 Jahren ab. Wie lang das Spiel selbst ist, verraten wir zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht.

PLAY3.DE: Kann man die Geschichte gemeinsam mit einem Freund im Koop erleben?

Thompson: Während der Kampagne konzentrieren wir uns auf eine Solo-Erfahrung. Nichtsdestotrotz werden wir in Zukunft mehr dazu verraten, wie zwei Spieler in „Battlefront 2“ kooperativ zusammenarbeiten können.

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PLAY3.DE: Weltraumschlachten sind – wie der Trailer schon andeutet – ebenfalls Teil der Kampagne, richtig?

Thompson: Ja genau. Schließlich verfügt Iden über großartiges fliegerisches Talent. Wir wollten eben die verschiedenen „Core-Fantasies“ von „Battlefront“ repräsentieren. Man kämpft also am Boden, in Raumschiffen und natürlich als einer der Heroen. Auch möchten wir die Zeit der Spieler wertschätzen. Wenn man seine ganze Zeit in den Multiplayer investiert, sollte man etwas lernen, das für die Kampagne nützlich ist – und umgekehrt. Wer sich entscheidet, zuerst mit der Kampagne zu starten – etwa, weil er das erste „Battlefront“ nicht kennt oder die Spielmechaniken in einer weniger bedrohlichen Offline-Umgebung lernen möchte, kann dies in der Kampagne tun und das Gelernte dann auf den Multiplayer übertragen.

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PLAY3.DE: Bezüglich des Multiplayer-Modus‘ wurde von einem Upgrade-System und Ressourcen gesprochen, die die Hero-Pick-ups ersetzen – was genau sind diese Ressourcen?

Thompson: Bernd Diemer und Matt Everett von DICE haben es schon mehrfach in anderen Gesprächen erwähnt: DICE zeigt die Sachen lieber, anstatt über sie zu reden. Aus diesem Grund hält man sich bezüglich solcher Detailfragen noch ein Weilchen zurück und zeigt dann lieber Gameplay, damit die Leute alles selbst ausprobieren können.

PLAY3.DE: Viele Triple-A-Produktionen dieser Tage haben einen Foto-Modus, mit dem man die Action einfach mittendrin pausiert, um dann die Szene zu fotografieren. Ziehen Sie so etwas in Erwägung?

Thompson: Ich weiß nicht, ob wir das im Speziellen diskutiert haben, aber wir wissen, dass es dahingehend im ersten „Battlefront“ großes Interesse gab.

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PLAY3.DE: Lassen Sie uns noch ein bisschen über Sie und Ihre persönlichen „Star Wars“-Vorlieben sprechen. Was ist Ihr Lieblings-Charakter?

Thompson: Das ist eigentlich ziemlich klar. Mein All-Time-Favorit ist Vader. Er ist eine echte Ikone der Popkultur und obendrein bin ich mit ihm aufgewachsen. Ich war schon immer ein Fan des Imperiums – allein schon aus ästhetischer Sicht. Sie haben einfach die coolsten Uniformen! Auch grinse ich immer noch, wenn ich den „Imperial March“ höre. Darüber hinaus bin ich ein großer Fan von Thrawn aus den Timothy Zahn Novellen. Es war einfach großartig zu sehen, dass er wieder ins authentische „Star Wars“-Storytelling zurückgebracht wurde und nun zum Beispiel Teil von „Star Wars Rebels“ ist. Auch schreibt Timothy Zahn gerade eine ganze Reihe neuer Thrawn-Novellen, denn die Figur als solches ist einfach so fantastisch und so voller Konflikte. Er ist ein Imperialer mit sehr hohem Rang, aber gleichzeitig ein Alien – was wiederum einen starken Kontrast zu dem darstellt, was wir über das Imperium wissen. Zudem denkt Thrawn sehr künstlerisch über den Krieg nach und ist auch philosophisch sehr interessant.

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PLAY3.DE: Am Ende des Panels haben Sie die Hoffnung geäußert, dass sich demnächst mehr Leute mit der Dunklen Seite auseinandersetzen. Kann das Spiel diese Auseinandersetzung bewirken? Wird man am Ende der Kampagne wirklich anders über das Imperium denken? Ja, es vielleicht sogar mehr mögen als die Rebellen?

Thompson: Ich weiß nicht, ob es um Mögen oder Nicht-Mögen geht. Nehmen wir als Beispiel „Rogue One“. Der Film hat uns gezeigt, dass „Star Wars“-Storytelling nicht immer Schwarz und Weiß sein muss und auch nicht immer zwischen Gut und Böse unterscheidet. Mit Saw Gerrera und den Partisanen sieht man, dass auch die Rebellen eine extreme Seite haben und nicht immer das tun, was man als „gut“ bezeichnen würde. Sie glauben daran. Aber ist es wirklich immer gut? Wir wissen es nicht. Und genau dahingehend möchten wir das Imperium weiter erforschen. Es geht uns nicht um richtig oder falsch. Wir wollen niemanden davon überzeugen, dass der Todesstern oder die Zerstörung von Alderaan gut waren. Was wir allerdings tun können, ist den Menschen zu zeigen, dass nicht jeder Anhänger des Imperiums einheitlich an die gleiche Sache glaubt. Wenn man den Helm eines Sturmtrupplers abnimmt und beginnt, ihn als Person zu verstehen, wird man feststellen, dass sie ihre eigene Perspektive haben. Sie glauben an eine bestimmte Art des Imperiums. Womit wir wiederum bei genau der Reise wären, auf die wir die Leute in „Battlefront 2“ mitnehmen möchten. Iden hat ihr eigenes Glaubenssystem, dem sie treu bleibt. Doch das, an was sie glaubt, muss nicht zwangsläufig das sein, was jeder derzeit über das Imperium denkt.

PLAY3.DE: Ganz herzlichen Dank für das Gespräch. Auf der E3 wird man „Battlefront 2“ dann hoffentlich spielen können, oder?

Thompson: Definitiv. Wir haben große Pläne für unseren diesjährigen EA Play Event in Los Angeles im Juni.

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