Evil Within 2 angespielt: Auge in Auge mit Obscura

Survival-Horror vom „Resident Evil“-Macher Shinji Mikami: „Evil Within 2“ zeigt in der Hands-On seine Qualitäten und präsentiert sich als zeitgemäßer Grusel mit Gänsehautgarantie.

Es könnte kaum einen passenderen Tag für den Release von „The Evil Within 2“ geben. Shinji Mikamis Horror-Nachfolger erscheint am 13. Oktober für PC, Playstation 4 und Xbox One – also am Freitag, den 13. Manch Grusel-Fan muss nun sicher schmunzeln. Angesichts der Hit-Dichte zu dieser Zeit bleibt aber abzuwarten, ob dieser Gag auch eine wirtschaftlich richtige Entscheidung war. „Evil Within 2“ schließt an die Geschehnisse seines Vorgängers an. Ex-Cop Sebastian Castellanos sucht sein totgeglaubte Tochter Lily.

Nicht nur muss er dafür zurück in die STEM-Welt und in die vom Bösen heimgesuchte Stadt Union reisen, er arbeitet auch mit seinen einstigen Feinden von Mobius zusammen. In der finalen Hands-On vor dem Erscheinen des Spiels verschlägt es uns in das örtliche Rathaus. Dort gehen wir nicht nur auf Spurensuche, sondern nehmen es vor allem mit zwei dicken Bossgegnern auf.

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Vorsicht, Kettensäge?

Das Spiel war in unserem ersten Anlauf zunächst auf dem Schwierigkeitsgrad „Nightmare“ eingestellt. Praktisch: Wir können diesen jederzeit runter regeln und uns damit das Leben erleichtern. Schließlich war bereits der erste Teil alles andere als einfach und so stellen wir auch in der Demo fest, dass mit „Evil Within 2“ nicht zu spaßen ist.

Wir starten unseren Einsatz außerhalb des Rathauses und rüsten zunächst Sebastian ein wenig auf. An der Werkbank motzen wir das Arsenal auf und auf dem elektrischen Stuhl verbessern wir seine Eigenschaften mit Hilfe des gesammelten grünen Schleims. Bereits hier fällt auf, dass „Evil Within 2“ ein Survival-Horror-Spiel bleibt: Die Upgrades sind geradezu minimalistisch. Hier eine Kugel mehr im Lauf, dort ein paar Prozent Lebenspunkte mehr. Draußen angekommen liegt das Rathaus (noch) in Trümmern. Doch als wir die Umgebung untersuchen, erwacht plötzlich das alles sehende Augen, das über der Stadt schwebt, und urplötzlich erstrahlt das Gebäude wieder im alten Glanz.

Momente später taucht die Kreatur aus der Anfangsphase des Spiels auf: Eine Monstrosität aus Leichenteilen bewaffnet mit einer Kreissäge. Abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad kostet ein Treffer mit der Klinge fast ein Viertel unseres Lebensbalkens. Distanz zu dem Biest ist daher ratsam. In dem umliegenden Garten finden wir Deckung hinter Mauern und verstecken uns in Hecken.

In der Umgebung entdecken wir zudem viele Fallen. So locken wir das Vieh etwa in eine Sprengfalle. Ebenfalls erweist sich die Armbrust als absolut nützliches Werkzeug. Mit dem Elektropfeil schocken wir den Brocken und haben danach Zeit für Treffer mit der Schrotflinte oder der Pistole. Interessant: Obwohl unser Arsenal gut gefüllt war, frisst unser Gegner mühelos den Munitionsvorrat auf. Am Ende macht eine Harpune den Unterschied und so purzelt wenig später ein Kopf samt Geschoss über den Boden.

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Rathaus oder Labyrinth

Danach geht’s ins Rathaus hinein und so sehr uns der erste Bosskampf auch mitgenommen hat, so sehr lieben wir diesen Abschnitt. Denn „Evil Within 2“ spielt mit uns und verwirrt uns mit jedem Moment. Immer wieder verändert sich die Umgebung: Es erscheinen plötzlich Türen, wo zuvor noch keine waren. Die Beleuchtung variiert und nicht zuletzt haben es auch die Rätsel atmosphärisch ordentlich in sich.

Klüger und moderner designt als der Vorgänger.

An einer Stelle etwa müssen wir ein Gemälde mit Hilfe einer Schaufensterpuppe und einer Kamera nachstellen. Zu diesem Zweck drehen wir besagtes Mannequin, platzieren eine Rose und legen ihr eine Halskette um. Als wir dann durch die aufgestellte Kamera blicken, huscht plötzlich ein Schatten über den Bildschirm.

„Evil Within 2“ setzt in diesem etwa 40 Minuten langem Abschnitt fast vollständig auf Atmosphäre und baut damit den nächsten großen Kampf auf. Die Puzzles gestalten sich vergleichsweise simpel, viel wichtiger sind aber ohnehin die ständigen Wechsel und Variationen der Umgebung. Wir fühlen uns schnell wie in einem Labyrinth und fragen uns immer wieder, ob das wirklich an der Spielwelt oder doch nur an unserer schlechten Orientierung liegt. „Evil Within 2“ spielt mit einem und das auf sehr stimmige Art und Weise.

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Kampf gegen Obscura

Das große Finale bildet schließlich das Gefecht mit Obscura. Diese mystische Kreatur verfügt über lange Beine, einen ebenso ausladenden Hals und eine altmodische Kamera als Kopf. Obscura ist taub und reagiert vor allem auf Blickkontakt. Wir probieren also immer wieder, die Sichtlinie zu durchbrechen und flüchten uns hinter Säulen. Das Fiese: Obscura kann sich unter die Decke hängen und greift dann aus der Dunkelheit heraus an.
In diesen Fall gibt es zwei Methoden zum Sieg. Wir könnten Obscura nun einfach mit Blei vollpumpen, doch das ist angesichts der chronischen Munitionsknappheit keine gute Idee. Stattdessen feuern wir gezielt auf die Kameralinse und sorgen so dafür, dass Obscura immer wieder kollabiert. Nahkampfattacken schonen das Arsenal und richten ebenfalls soliden Schaden an.

Insgesamt spart Shinji Mikami in diesem Abschnitt mit Jump-Scares und anderer Effekthascherei. Stattdessen drehte sich vieles um die Stimmung und das Genießen der Atmosphäre. Das Spiel wirkt in Sachen Tempo runder als sein Vorgänger und klüger, aber auch moderner designt.

Einschätzung: sehr gut

Obwohl uns bereits die Gamescom-Demo zu „The Evil Within 2“ überzeugte, so blieben dennoch einige Zweifel zurück. Eine offenere Spielwelt und die vergleichsweise häufige Action passte nicht ganz zu den Psycho-Horror des Action-Adventures. Die zweite Demo zeigt allerdings, dass das Spiel das Tempo geschickt variiert. In gut einer Stunde erlebten wir „lediglich“ zwei größere Bosskämpfe und ansonsten keinerlei Action. Stattdessen gab uns „The Evil Within 2“ die Chance, die Atmosphäre einzusaugen.

Und das sorgt nicht nur für manche Gänsehaut, sondern motiviert auch zum Entdecken und Erforschen der Spielwelt. Shinji Mikami inszeniert sein Horror-Epos mit absoluter Treffsicherheit und setzt zumindest in den ersten Kapiteln weit weniger auf Hau-drauf-Grusel, sondern baut die Spannung mit der Zeit geschickt auf. Die langen Erkundungsphasen tun dem Spiel gut und lassen die Kämpfe noch wichtiger erscheinen. „The Evil Within 2“ scheint aus den Fehlern des Vorgängers gelernt zu haben und dürfte genau das richtige Spiel für dunkle Herbstabende werden.

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