Dragon Quest 11: Hands-On-Eindrücke zum JRPG-Koloss

PLAY3.DE hatte die Gelegenheit, die E3-Fassung von "Dragon Quest 11" mehrere Stunden anzuspielen und fasst Gameplay-Eindrücke und wichtige Details zur aufwändigen PAL-Anpassung in einer Preview zusammen.

Wer nach „Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs“ auf weiteren, hochkarätigen JRPG-Nachschub gehofft hatte, sollte sich schon jetzt den 4. September 2018 rot im Kalender markieren. Dann nämlich erscheint „Dragon Quest 11: Streiter des Schicksals“ – ein weiterer Rollenspiel-Koloss, dessen Hauptstory allein 60 bis 70 Stunden in Anspruch nimmt. Rechnet man sämtlichen Side-Content dazu, ist man sogar über 100 Stunden beschäftigt. PLAY3.DE hatte nun die Gelegenheit, die E3-Fassung mehrere Stunden anzuspielen und fasst Gameplay-Eindrücke und wichtige Details zur aufwändigen PAL-Anpassung in einer großen Preview zusammen.

Dragon Quest 11 - PS4 screenshot 04

Die Reise des Lichtbringers beginnt

Ausgangspunkt der E3-Demo ist das Dorf Cobblestone. Hier hat der gerade 16 Jahre alt gewordene Protagonist Eleven (Name im finalen Spiel frei wählbar) einen Großteil seines Lebens verbracht. Doch nun muss er seinem geliebten Heimatort Lebewohl sagen, um den König der Stadt Heliodor aufzusuchen. Der nämlich scheint mehr darüber zu wissen, warum Eleven seit seinem Initiationsritus über besondere Kräfte verfügt und von vielen als Reinkarnation des „Lichtbringers“ verehrt wird. Gemeint ein legendärer Held, welcher die Welt vor vielen Jahrhunderten vor den Mächten der Dunkelheit rettete und sich damit in allen Geschichtsbüchern verewigte.

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Bevor wir Cobblestone verlassen, plaudern wir jedoch erst einmal in aller Ruhe mit den Bürgern vor Ort, bitten beim Priester um Segnungen, kaufen uns beim örtlichen Händler bessere Ausrüstung und absolvieren eine kleine Aufwärm-Quest für einen Nachbarn. Letzterer hat die seltene Hut-Feder eines Freunds verloren und bittet uns, diese vom Dach eines angrenzenden Hauses zu bergen, da er selbst unter Höhenangst leidet. Keine sonderlich schwierige Herausforderung, aber bestens geeignet, um die Sprung-Steuerung zu verinnerlichen und einen ersten Blick auf die prima eingedeutschten Dialoge zu werfen.

Stichwort Dialoge: Besondere wichtige, Story-relevante Gespräche sind nun nicht mehr (wie in der japanischen Version) mit einem immer gleichen Lauftext-Geräusch untermalt, sondern mit englischer Sprachausgabe. Eine schöne Neuerung und dank professioneller, sehr engagierter Synchronsprecher ein klares Atmosphäre-Plus. Cobblestones redseliger Ortsvorsteher Dunstan etwa gibt seine nicht enden wollenden „Lichtbringer“-Anekdoten mit einem wundervollen britischen Dialekt zum Besten.

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Knapp 400 Gegnertypen

Aber zurück zu Elevens Reise zum Königshof. Nachdem diese in Cobblestone vergleichsweise gemächlich beginnt, kommt es auf dem Weg nach Heliodor schon bald zu ersten Scharmützeln mit serientypischen Monstern. Cruelcumbers (aggressive Gurken), Drackys (zähnefletschende Fledermäuse), Bunicorns (streitsüchtige Hasen mit einem Horn auf dem Kopf), Toadys (grimmige Frösche), Slimes (hüpfende Schleimhaufen) – das Aufgebot an Widersachern aus der Feder des berühmten Manga-Künstlers Akira Toriyama kann sich sehen lassen und beläuft sich im Spielverlauf auf sage und schreibe 394 verschiedene Kreaturen, darunter zahlreiche, teils bildschirmfüllende Bossgegner.

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Die Kämpfe selbst laufen rundenbasiert ab und lassen sich auf zwei Arten spielen. Die Standardeinstellung ist die Variante für Grünschnäbel. Hier legt ihr in jeder Runde lediglich eine grobe Kampftaktik fest (ausgewogen, stürmisch etc.), klickt auf Angriff und schaut dann entspannt zu, wie euer Recke und seine Verbündeten feindliche Ziele automatisch selektieren und attackieren. Wer maximale spielerische Freiheit wünscht, kann solche „Babysitter“-Funktionen natürlich auch einfach im Optionsmenü abschalten und dann gezielt selbst festlegen, wen das eigene Team wie aufs Korn nimmt.

Im Optionsmenü dürft ihr darüber hinaus den neu ergänzten Free-Form-Modus zuschalten. Anders als im japanischen Original besteht damit die Möglichkeit, den Helden im Kampf frei zu bewegen und die Action auf diese Weise aus ganz neuen Perspektiven zu genießen. Eine höhere Chance auf kritische Treffer oder andere spielerische Vorteile resultieren daraus übrigens nicht. Der Free-Form-Modus ist somit in erster Linie eine nette Ergänzung für Screenshot-Fans und all jene, die noch mehr visuelle Dynamik wünschen.

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Mehr Extras, schöne Komfort-Funktionen

Im direkten Vergleich zwischen dem japanischen Original und der Umsetzung für den Westen fallen aber noch weitere Unterschiede auf. Da wäre zum einen „Drakonische Spielregeln“, ein brandneuer Schwierigkeitsgrad, der euch mit deutlich stärkeren Widersachern konfrontiert, die obendrein nur dann relevante XP-Mengen abwerfen, wenn die Spielfigur einen niedrigeren Rang hat als der Gegner. Klassisches Erfahrungspunkte-Farming in Gebieten voller Low-Level-Feinde fällt damit praktisch komplett weg.

Wohl wissend, dass das Interface der japanischen Version etwas spartanisch wirkte, hübschten Produzent Okamoto Hokuto und sein Team außerdem die Menüführung auf, indem sie unter anderem Inventargegenständen Symbole spendierten.

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Für mehr Steuerungs-Komfort sorgt derweil die Autorun-Funktion. Dazu einfach kurz Options auf dem PS4-Controller drücken und Eleven rennt automatisch geradeaus. Sitzt Eleven dabei auch noch auf dem Rücken seines treuen Gauls, galoppiert dieser munter drauflos und rammt kleinere Gegner mit Schmackes zur Seite. Vorteil: Den meisten Kämpfen kann man auf diese Weise ganz gezielt aus dem Weg gehen.

Bliebe noch die First-Person-Ansicht. Auch sie wurde als zusätzliches Optik-Schmankerl für die westlichen Fassungen ergänzt und lässt sich kinderleicht durch Drücken des linken Analogsticks zuschalten. Im Anschluss seht ihr das Spielgeschehen durch die Augen des Helden, dürft euch frei umsehen und obendrein die Menüoberfläche komplett ausblenden. Beste Voraussetzung also für Screenshot-Jäger!

Dragon Quest 11 - PS4 screenshot 01

XXL-Story-Brocken

Wie eben schon ausführlich skizziert, wurde die westliche Fassung von „Dragon Quest 11“ in vielen Bereichen optimiert. Inhaltlich jedoch lassen die Macher das Abenteuer komplett unangetastet. Und das ist gut so, denn die mehr als 60-stündige Odyssee erzählt eine wendungsreiche Geschichte, die spätestens mit dem Erreichen der Stadt Heliodor erst so richtig an Fahrt aufnimmt.

Konkreter formuliert: Kaum den Thronsaal betreten, empfängt der König den Lichtbringer nicht wie erhofft mit offenen Armen, sondern befiehlt seinen Leibgardisten den Helden einzukerkern. Begründung: Der Lichtbringer sei im Bunde mit den Fürsten der Dunkelheit und würde dadurch die Wiederauferstehung des personifizierten Bösen – hier „The Dark One“ genannt – begünstigen.

Beweise für seine Anschuldigungen legt der Herrscher allerdings nicht vor und auch seine engen Gefolgsleute scheint die Wahrheit herzlich wenig zu interessieren. Wie Eleven seinen Kopf aus der Schlinge zieht, erfahren wir leider nicht mehr, denn genau an dieser Stelle unterbricht die E3-Demo mit einem Cliffhanger und fordert uns auf, einen weiter fortgeschrittenen Spielstand zu laden.

Dragon Quest 11 - PS4 screenshot 03

Fesselnde Schauplätze, witzige Quests

Und damit weiter nach Galliopolis, einer gut betuchten Wüstenstadt mit breiten Straßen, imposanten Stadtmauern und einer unverkennbaren Begeisterung für Pferderennen, an denen wir wenig später sogar selbst teilnehmen. Bevor es allerdings soweit ist, erfahren wir im Rahmen eines Palastbesuchs, dass der ansonsten so hochnäsige und stets prahlende Prinz Faris bis zum Hals in der Klemme steckt.

Denn um sich als zukünftiger Thronfolger zu beweisen, muss Faris – so sieht es die Tradition vor – an einem bevorstehenden Pferderennen teilnehmen. Das Problem: Zwar setzt der Sultan große Hoffnung in seinen Sprössling, in Wirklichkeit jedoch hat Faris von Pferderennen so wenig Ahnung hat wie der Hofkoch vom Schmiedehandwerk. Ausbaden muss die Misere wie zu erwarten Eleven, indem er sich als Faris verkleidet und das Rennen in dessen Namen in Angriff nimmt.

Nebst aufwändig inszenierten Hauptmissionen wie der eben beschriebenen stehen natürlich auch zahlreiche Nebenquests aus der Agenda. In Galliopolis zum Beispiel fehlen einem Spezialitätenkoch Zutaten für ein legendäres Kaktus-Kottelet. Also bereisen wir mit unserer Party das Umland der Stadt und machen uns auf die Suche nach den wertvollen Ingredienzien.

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Die glorreichen Sieben

Typisch Japan-Rollenspiel und bei „Dragon Quest 11“ keine Ausnahme: Während der Held in den ersten ein oder zwei Spielstunden noch allein die Lande durchstreift, schließen sich ihm schon bald einige sehr charismatische Mitstreiter an. Da wäre zum Beispiel Erik, ein ziemlich wilder und rauer Zeitgenosse mit hoher Kampfkraft und uneingeschränkter Loyalität dem Helden gegenüber.

Schützenhilfe gibt’s darüber hinaus von zwei Mädels. Veronica ist eine begabte Magierin, die deutlich erwachsener auftritt als es ihr kindliches Aussehen vermuten ließe. Serena hingegen präsentiert sich als zuverlässige Heilerin, die das Team mit sogenannter Recovery-Magic unterstützt. In Galliopolis wird die Truppe außerdem von Silvano verstärkt. Seines Zeichens reisender Künstler und Freigeist, glänzt Silvano in erster Line mit akrobatischen Kampfmanövern und jeder Menge gute Laune. Und die beiden Sidekicks ganz links auf dem unten abgebildeteten Screenshot? Das sind Martial-Arts-Expertin Jade und Klauenkämpfer Rab. Sie treten der Party jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt bei.

Dragon Quest 11 - PS4 screenshot 05

Manga zum Mitspielen

Technisch setzen die Macher auf Epics Unreal Engine 4 und geben damit so gut wie keinen Grund zum Meckern. Im Gegenteil: Wenn der Held durch saftige grüne Wiesen reitet, während im Hintergrund Wasserfälle tosen, Bäume munter im Wind wippen und Sonnenstrahlen auf der Oberfläche kleiner Tümpel tänzeln, sieht das schon ziemlich schick aus. Dazu gesellen sich hübsche Animationen, gleißende Lichteffekte bei Zauberattacken und eine überzeugende Weitsicht. Nicht ganz überzeugen will dagegen die Mimik. Sie wirkt streckenweise etwas steif und festgefroren. PS4-Pro-Unterstützung? Soll es in Form höherer Auflösung geben (1728p Checkerboard) geben, wurde vor Ort aber noch nicht gezeigt.

Einschätzung: sehr gut

„Dragon Quest 9“ richtete sich ausschließlich an 3DS-Spieler und „Dragon Quest 10“ war von vorn herein als MMO für den japanischen Markt konzipiert. Umso mehr freut es, dass Square Enix mit „Dragon Quest 11: Die Streiter des Schicksals“ nun auch im Westen wieder zu seinen Heimkonsolen-Wurzeln zurückkehrt und viel Herzblut in die Umsetzung steckt.

Sei es nun die gelungene englische Sprachausgabe, die liebevoll übersetzten Untertitel in fünf Sprachen, der herausfordernde Profi-Schwierigkeitsgrad oder die zahlreichen Zusatz-Features wie Autorun, freies Umherlaufen in Kämpfen und First-Person-Modus – man merkt, dass die Entwickler den Fans im Westen mehr als ein Jahr nach dem Release des japanischen Originals einen gewissen Mehrwert bieten wollten.

Viel wichtiger ist jedoch: Nicht nur die Umsetzung funktioniert prima, sondern auch das Spiel als solches begeistert. Wendungsreicher Plot, fantasievolle Schauplätze, beschwingter Humor, skurrile NPCs, abwechslungsreiche Quests, charismatisches Helden-Ensembles, knallbunte Präsentation, gigantischer Umfang – "Dragon Quests 11: Streiter des Schicksals“ ist klares Pflichtprogramm für Liebhaber oldchoolig inszenierter JRPG-Kost.

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Kommentare

JustSebi4U

JustSebi4U

01. Juli 2018 um 15:07 Uhr
The_RageValley

The_RageValley

03. Juli 2018 um 19:30 Uhr