Battlefield 5 angespielt: Was taugen die neuen War Stories?

„Battlefield V“ kann auch Singleplayer: DICE und Electronic Arts stellten in Hamburg die War Stories vor. Wie gut sind die Einzelspieler-Episoden und sind sie überhaupt mehr als ein Tutorial für den Multiplayer?

In Zeiten, in denen „Call of Duty: Black Ops 4“ vollständig auf Singleplayer-Inhalte zugunsten von Blackout und den übrigen Mehrspieleroptionen verzichtet, sind gerade im Shooter-Genre Solo-Einsätze fast schon eine Besonderheit. Das schwedische Entwicklerteam DICE setzt in „Battlefield V“ – wie schon im Vorgänger – auf die so genannten War Stories. Man folgt also weiterhin einem Episodenformat mit wechselnden Schauplätzen, Charakteren und Schwerpunkten.

Zum Start am 20. November 2018 liefert man neben dem Prolog gleich drei Kriegsgeschichten aus. Im Dezember folgt mit „The Last Tiger“ dann der vierte Teil als DLC-Content im „Tides of War“-Konzept. Wie bereits zuvor angekündigt, gibt es in „Battlefield V“ keinen kostenpflichtigen Premium Pass mehr. Stattdessen erscheinen alle zusätzlichen Inhalte in Zukunft kostenfrei für alle Besitzer des Spiels als Updates.

Im Herzen Hamburgs präsentierte DICE zuletzt die War Stories und ließ die Redaktion erstmals ausführlich Hand anlegen. Wie stolz das Team auf die Solo-Inhalte ist, zeigt sich darin, dass alle Episoden – mit Ausnahme von „The Last Tiger“ – bereits anspielbar waren. Ob die „Battlefield V“-War-Stories überzeugen können?

„Vielleicht weinst du sogar …“

Der Zweite Weltkrieg ist weit mehr als nur der Sturm auf die Normandie und Stalingrad. Das möchte DICE auch in den War Stories betonen. „Uns geht es darum bislang nicht bespielte Schauplätze und unbekannte Geschichten in den Mittelpunkt zu rücken“, erklärt Franchise Design Director Daniel Berlin.

Die War Stories aus „Battlefield 1“ kamen zwar insgesamt gut an, allerdings bemängelten Kritiker dass einige Kapitel zu platt und eindimensional seien. Das soll sich im Nachfolger ändern. Man möchte die ganz großen Gefühle präsentieren. Und so scherzt Berlin auch beim Anspiel-Event: „Machen wir uns nichts vor: Wenn du nah am Wasser gebaut bist, dann weinst du vielleicht sogar.“

Grundlage für diese neue Emotionalität bilden natürlich die Geschichten und ihre Charaktere selbst: Der Prolog baut das Fundament dafür. Das erste Kapitel „Nordlys“ führt euch nach Norwegen, wo ihr als Widerstandskämpferin Solveigh eine Gefangene der Nazis retten sollt. „Under No Flag“ erinnert dagegen eher an einen Schurkenfilm und rückt den britische SBS (Special Boat Service) in den Mittelpunkt. Und in „Tirailleur“ kämpft ihr als Legionär Deme Cisse gegen eine unüberwindbare Übermacht.

Mehr Möglichkeiten im Schlachtfeld

Den Prolog und „Nordlys“ konnten wir beim Hands-On-Event komplett spielen, „Under No Flag“ und „Tirailleur“ standen nur teilweise zur Verfügung. Spoiler zu den Geschichten vermeiden wir natürlich an dieser Stelle. Fest steht aber: Insgesamt wirken die Kapitel deutlich handfester als noch in „Battlefield 1“. Natürlich bleibt der Shooter auch diesmal dem Genre treu.

Unsere Idee, doch vielleicht mal einen Sanitäter – passend zur Medic-Klasse – in den Mittelpunkt zu rücken, quittiert Daniel Berlin immerhin mit „Das ist eigentlich eine gute Idee“. Trotzdem dominiert auch in „Battlefield V“ die Action, jedoch gönnen euch die weitläufigen Areale viele Freiheiten. In „Nordlys“ beispielsweise schalten wir einen Soldaten auf einem Wachturm aus und erhalten so ein schallgedämpftes Gewehr. Die Flinte eignet sich hervorragend zum lautlosen Ausschalten von Wachleuten. In „Under No Flag“ dagegen schleichen wir uns zunächst in ein deutsches Lager und bemannen sogleich ein MG. Das lockt zwar reichlich Verstärkung herbei, bleibt aber dennoch sehr effektiv.

Sehr schön: Die Soldatenklassen spiegeln sich nun auch bei den Computer-Wachleuten wider. So entdecken wir immer wieder Medics, wie sie eilig zu von uns niedergeschossenen Kameraden eilen. „Wenn du nicht aufpasst, beleben sie die Soldaten wieder. Und dann hast du womöglich ein großes Problem“, führt Daniel Berlin im Gespräch aus. Zudem entdecken wir immer wieder Offiziere, mit Hut und Uniform. Diese cleveren Burschen stürzen sich nicht sofort ins Gefecht, sondern aktivieren zuerst den Alarm. Verstärkung rückt dann in Truppenfahrzeuge an.

Tutorial für den Multiplayer

Die Missionen selbst erinnern oft an das Level-Design von „Crysis“. Wir schlagen uns also von einem größeren Schauplatz zum nächsten und schalten dort bestimmte Ziele aus. Verschiedene Wege lockern die geradlinige Ballerei auf: In „Nordlys“ etwa haben wir an einer Stelle die Wahl, ob wir lieber die Hauptstraße oder doch durch einige Kanäle krabbeln.

Stealth funktioniert ordentlich: Zum Ablenken der Wachen werfen wir kurzerhand eine Kugel in eine Ecke und schalten sie danach mit einer lautlosen Attacke in den Rücken aus. Die Burschen sind vergleichsweise aufmerksam, „kühlen“ aber auf mittlerer Schwierigkeitsstufe recht schnell wieder ab. Das bedeutet: Habt ihr ein Mal den Alarm ausgelöst, könnt ihr euch auch zurückziehen und so für etwas Ruhe sorgen.

Spielerisch gewinnt „Battlefield V“ sicherlich keinen Preis für Innovationen, wirkt aber in sich schlüssig und gut durchdacht. Darüber hinaus sind natürlich einige Elemente auch als Tutorial für den Multiplayer gedacht: In „Tiralleur“ etwa müssen wir gleich mehrfach eine neue Position erobern und anschließend gegen gegnerische Truppen halten. Dadurch dass sich diese Designidee aber gleich mehrfach wiederholt, verliert sie allerdings – trotz starker Atmosphäre – schnell von ihrem Reiz.

Für Neueinsteiger sollen die War Stories auch Tutorial-Ersatz für den Multiplayer sein. „Im Vorgänger haben wir mitbekommen, dass sich viele Spieler nach Panzer-Missionen auch online plötzlich sicherer im Einsatz mit Fahrzeugen gefühlt haben. Diesem Anspruch wollten wir auch in Battlefield V gerecht werden“, meint Daniel Berlin im Interview.

Auf die Frage, wieso beim Anspieltermin lediglich die PC- nicht aber die Xbox-One- oder PS4-Version präsentiert wird, entgegnet er, dass beide Varianten guten Fortschritt erzielen und dass man mit ihnen sehr zufrieden sei. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Einschätzung: sehr gut

Die War Stories besaßen bereits in „Battlefield 1“ ihren Charme. In „Battlefield V“ wirken die Kurzgeschichten mehr auf den Punkt und besser akzentuiert. Dazu bieten sie mehr Möglichkeiten zur Herangehensweise und so – wie eigentlich jedes „Battlefield“ - erstklassig inszeniert. Wenn ich mit einem FLAK-Geschütz ein Flugzeug vom Himmel hole und das in einem gleißenden Feuerball am Boden explodiert, dann huscht mir ein leises Grinsen über das Gesicht.

Allerdings habe ich meine Zweifel, ob die War Stories auch Solo-Spieler zum Kaufen von „Battlefield V“ überzeugen können. Mir waren die Episoden teils arg schnell erzählt und speziell „Nordlys“ schaffte es nicht, mit mir eine emotionale Bande aufzubauen. Besser als ein langweiliges Multiplayer-Tutorial sind die Einsätze aber allemal. Insofern sehe ich die War Stories als spannende Dreingabe zum ausufernden Online-Modus an.

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