Wolfenstein Youngblood angespielt: Trotz Koop-Fokus ein typisches „Wolfenstein“?

Zwei knallharte Schwestern auf der Suche nach ihrem verschollenen Vater: Das Shooter-Spinoff „Wolfenstein: Youngblood“ zeigt in der Hands-On erstaunlichen Mut zur Innovation, bleibt aber trotz Koop-Funktionalität der Serie treu.

Wolfenstein Youngblood angespielt: Trotz Koop-Fokus ein typisches „Wolfenstein“?

Entwickler MachineGames verzichtete bislang in der „Wolfenstein“-Reihe stets auf Multiplayer-Optionen und setzte stattdessen auf eine dichte Story und beinhartes Shooter-Gameplay. Wieso „Wolfenstein: Youngblood“ so stark auf den Online-Koop Wert legt, begründet Entwickler Andreas Öjerfors damit, dass das Team Koop mag und Lust darauf hatte, ein solches Spiel umzusetzen. Wenn das mal keine gute Basis für eine saftige Shooter-Schlachtplatte ist.

19 Jahre später …

MachineGames konzipierte „Wolfenstein“ von Beginn an als Trilogie. „Youngblood“ spielt 19 Jahre nach den Geschehnissen von „Wolfenstein II: The New Colossus“. In einer Zwischensequenz beobachten wir, wie Regime-Schreck B.J. Blazkowicz mit seiner Tochter Jessie auf die Jagd geht, während Anya mit der blonden Zofia am Sandsack trainiert. Der Widerstand hat das Regime aus den Vereinigten Staaten vertrieben und trotzdem droht jederzeit der nächste Krieg.

Entwickler Andreas Öjerfors bestätigt im Interview, dass „Wolfenstein: Youngblood“ in der Zeitlinie nach dem noch nicht offiziell angekündigten dritten Teil spielen wird. Anya und B.J. kommen also scheinbar mit heiler Haut aus diesem Abenteuer raus. Ganz so gut läuft es in „Youngblood“ allerdings nicht: Bei einem Einsatz in dem weiterhin durch das Regime besetzten Europa gerät B.J. in Gefangenschaft. Soph und Jes reisen u.a. nach Frankreich und gehen auf die Suche nach ihrem Vater.

Bereits in der ersten Szene geizt das Spinoff nicht mit dem typischen „Wolfenstein“-Humor: Nachdem Jes und Soph ihre ersten Gegner brutal ausschalten, jubeln sie … und übergeben sich dann kräftig.

Koop-Shooter durch und durch

Waren frühere „Wolfenstein“-Spiele reine Einzelspieler-Titel, ist „Youngblood“ ein Koop-Shooter. Wenig verwunderlich probierten wir das Spiel daher auch mit einem Kollegen an unserer Seite aus. Der Titel entsteht in Zusammenarbeit mit den Arkane Studios, den Machern von „Dishonored“. Diese Kooperation zeigt sich u.a. in offeneren Levels, einem Schnellreisesystem, das euch mit der U-Bahn von einem Gebiet zum nächsten führt und natürlich einem stärkeren Rollenspieleinschlag.

Aber keine Bange, „Wolfenstein: Youngblood“ ist ein reinrassiger Shooter. In Sachen Gameplay bleibt vieles beim Alten. Dank der zurückkehrenden Power-Suits, bewegen wir uns in der Hands-On flott durch die Levels. Wir vollführen Doppelsprünge und schlittern aus dem Sprint heraus auf Gegner zu, um sie dann im Nahkampf abzufertigen. Die etwa einstündige Demo führte uns etwa in die Straßen von Paris und an Bord eines Zeppelins.

Und während sich die eigentlichen Feuergefechte so anfühlen, wie in bisherigen „Wolfenstein“-Ablegern, so spielen doch die Koop-Funktionalität und auch die stärkeren Rollenspielelemente mit in das Shooter-Gameplay hinein. Beispielsweise führt „Youngblood“ wieder klassische Leben ein. Jes und Soph teilen sich maximal drei dieser als Herzen dargestellten Respawns.

Das bedeutet: Geht ihr drauf, kann euch entweder euer Partner wiederbeleben oder ihr verbraucht ein Leben und steht an Ort und Stelle wieder auf. Gerade in Bosskämpfen erwachsen die Leben nun zu einem taktischen Spielelement und fügen sich sehr gut in den Spielverlauf ein.

„Wolfenstein: Youngblood“ führt zudem ein einfaches System zur direkten Interaktion der Spieler ein. Mit den so genannten Pep-Signals verstärkt ihr mit einem Druck auf das Digitalkreuz kurzerhand die Rüstung eures Mitstreiters oder dessen Gesundheit. Diese Art der „Buffs“ erinnern ein wenig an Emotes, haben in diesem Fall aber einen spielerischen Sinn und werden – nach einer kurzen Erprobungsphase – zu einem wichtigen Hilfsmittel im Kampf.

Denn da „Youngblood“ auf Koop ausgelegt ist, erweist es sich auch als angenehm schwer. In der Hands-On nehmen wir es etwa mit Super-Diesel-Soldaten auf, die problemlos zwanzig und mehr Schüsse aus der Schrotflinte fressen, sofern wir nicht den Benzintank auf deren Rücken aufs Korn nehmen. Zusammenarbeit ist in „Wolfenstein: Youngblood“ also Pflicht!

Solo-Fragen!

Besagtes Teamwork zeigt sich in der Demo auf verschiedene Arten: Mal müssen wir gemeinsam Türen aufstemmen, mal Kisten öffnen. An einer Stelle liest Jes zunächst ein Chiffriergerät aus, ehe Soph mit Hilfe eines Tastenfelds den zuvor herausgefundenen Code eingibt. An anderer Stelle wiederum warten Geschütztürme darauf, dass wir gemeinsam die anrückenden Gegnerwellen auseinander nehmen. Wer langsam vorgeht, markiert beispielsweise Kontrahenten für das eigene Team und plant so den nächsten Angriff.

Aber wie funktioniert „Wolfenstein: Youngblood“ eigentlich für Solo-Spieler? Dann übernimmt die Computer-KI die Rolle des Kampfpartners. Wie gut oder schlecht sich der Singleplayer tatsächlich spielt, ist bislang noch unklar. Wir konnten ihn jedenfalls nicht ausprobieren. Entwickler Andreas Öjerfors verspricht, dass der KI-Partner alle Aktionen eines normalen Spielers beherrschen und sich dank speziell implementierter Mechanismen entsprechend ordentlich anstellen werde. Wir sind gespannt, wie sich „Wolfenstein: Youngblood“ ohne die Gruppendynamik schlagen wird.

Mehr Rollenspielfunktionen?

Einher mit den ausladenderen Arealen gehen neue RPG-Einschläge. Gesammelte Münzen beispielsweise investiert ihr in Waffen-Upgrades: Von Visieren bis hin zu Läufen und Schalldämpfern ist alles dabei. Grundsätzlich verfügen Jes und Soph über unterschiedliche Arsenale: Jes greift etwa zu Sturmgewehr, Wurfaxt und Maschinenpistole, während Soph mit Shotgun, Tarnfunktion und Messern eher leise unterwegs ist.

Besagte Fähigkeiten splitten sich in die Kategorien Mind, Muscle und Power. Insgesamt findet ihr hier über 44 Talente wie beispielsweise den Supersoldaten-Hunter im Muscle-Talentbaum, mit dessen Hilfe ihr größere Kontrahenten lautlos ausschaltet. Und wie bekommt ihr Skill-Punkte hinzu? Natürlich, indem ihr Aufgaben löst oder etwa auch in bereits besuchte Areale zurück reist und dort weitere Missionen unter einem höheren Schwierigkeitsgrad absolviert.

Einschätzung: gut

In der einstündigen Testrunde hinterlässt „Wolfenstein: Youngblood“ einen blitzsauberen Eindruck. Klingt der neue Mix aus Koop, Rollenspielelementen und offeneren Arealen überladen, spielt sich der Shooter einfach klasse und profitiert maßgeblich von dem neuen Multiplayer. Die Kämpfen bleiben so intensiv wie in früheren Teilen der „Wolfenstein“-Serie und zumindest in den wenigen Einspielern stimmen auch Story und Charaktertiefe. Kurzum: Die Hands-On machte im Koop richtig Laune und die erweiterten Funktionen Lust auf mehr.

Ein Fragezeichen steht indes hinter dem Solo-Modus. Wird der Computer-Partner wirklich so gut agieren, dass er nicht stört? Wie sieht es in brenzligen Situationen aus? Und funktionieren Aspekte wie beispielsweise das gemeinsame Öffnen von Lebenskisten absolut reibungslos? In vielen anderen Actionspielen sorgte die direkte Interaktion mit einem Computer-Koop-Mitstreiter für kleinere Probleme. Wir sind gespannt, ob MachineGames und Arkane Studios diese Design-Herausforderung bewältigen werden.

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