Man of Medan angespielt: Horror-Game mit Koop-Funktion

Supermassive Games, die Macher des Horror-Abenteuers „Until Dawn“, starten die Dark Pictures Anthology: In Hamburg spielten wir den ersten Teil „Man of Medan“ ausführlich an und waren dabei nicht allein!

Das Horror-Genre erlebte in den vergangenen Jahren eine kleine Wiedergeburt: Speziell „Resident Evil 7“ und das Remake von „Resident Evil 2“ ließen uns vor dem Bildschirm erzittern, aber auch Titel wie „Metro: Exodus“, „The Sinking City“ oder „The Inpatient“ sorgten für wohlige Gänsehaut.

Mit „Man of Medan“, dem ersten Teil der Dark Pictures Anthology, folgt Entwickler Supermassive Games diesem Trend und tritt zugleich in die Fußstapfen des Grusel-Abenteuers „Until Dawn“. Beim Anspieltermin in Hamburg stellte Supermassive gleich zwei Multiplayer-Modi vor und ließ die versammelte Fachpresse die ersten 90 Minuten des interaktiven Films ausprobieren.

Ein seichter Einstieg

Ein Spiel wie „Man of Medan“ lebt natürlich von seiner Geschichte und von den Unwägbarkeiten. Und genau deshalb halten wir unsere Erklärungen etwas allgemeiner, damit ihr nicht bereits durch das Lesen dieses Artikel gespoilert werdet.

„Man of Medan“ ist der Startschuss für die Dark Pictures Anthology. Das Spiel beginnt mit einer Rückblende in die Zeiten des zweiten Weltkriegs. Soldaten bringen eine Kiste an Bord eines Frachters und wenig überraschend geschehen dort wenig später ziemlich schreckliche Dinge. Diese Anfangsphase dient als Tutorial und so lernt ihr mit den Soldaten Joe und Charlie die grundlegenden Mechanismen des Spiels kennen.

Ähnlich wie „Until Dawn“ legt auch „Man of Medan“ den Fokus vor allem auf die Stimmung und die Darstellung der Geschichte. Das bedeutet: Die Rätsel und Actionpassagen sind absichtlich simpel gehalten. Hinzu kommen Reaktionstests und natürlich reichlich Dialoge mit Entscheidungsfreiheiten. Die Navigation der Spielfiguren fühlte sich in der Preview-Version noch arg schwammig und indirekt an.

Wie frühere „Resident Evil“-Teile setzt das Spiel auf feste Kamerapositionen, die allerdings die Navigation erschweren. Zugleich fallen hier bereits kleinere technische Probleme auf: Die Texturen laden selbst auf der PS4 Pro gelegentlich zu spät nach. Die Mimik der Figuren wirkt immer wieder arg überzeichnet.

Im Anschluss an die Rückblende macht das Spiel einen Zeitsprung in die Gegenwart. Wir lernen Alex, seinen jüngeren Bruder Brad, seine Freundin Julia und ihren Bruder Conrad kennen. Die vier wollen eine Tauchtour zu einem versunkenen Flugzeugwrack unternehmen und heuern dafür die Kapitänin Fliss und ihr Bott an. Wie schon in „Until Dawn“ sind nicht alle Figuren sonderlich sympathisch. Conrad (gespielt von Shawn Ashmore) erweist sich als neureicher Kotzbrocken, der keine Gelegenheit auslässt, Fliss anzugraben. Julia dagegen wirkt zickig und motzt nicht gerade selten mit Brad herum.

Eure Dialogentscheidungen verändern letztlich die Beziehungen und auch die Reaktionen der Figuren auf einander.

Mein eigenes Spielerlebnis

Beim Anspieltermin in Hamburg probierten wir „Man of Medan“ zunächst im Zwei-Spieler-Koop aus. Dieser wird nach dem Release des Spiels via Online-Verbindung möglich sein und sorgt für ein geteiltes Spielerlebnis. Denn obwohl die beiden Teilnehmer die grundsätzlich gleiche Geschichte erleben, so agieren sie im Spiel mal am selben, mal aber auch an unterschiedlichen Orten. Dadurch ergeben sich vollkommen andere Eindrücke der Charaktere und der Story selbst.

Virtueller Grusel – alleine oder mit Freunden!

Während wir beispielsweise in eine Szene versuchen als Conrad mit der Kapitänin Fliss zu flirten, geht unser Team-Kollege als Brad mit Julia auf Tauchgang. Erst später erfahren wir, dass wir so beispielsweise entscheiden, ob Brad seiner Freundin tatsächlich einen Heiratsantrag macht. Im späteren Verlauf gibt es weitere, auch dramatischere Sequenzen, in denen sich der Plot deutlich von einander unterscheidet.

Supermassive Games sorgt dadurch auf der einen Seite für einen gewissen Wiederspielwert, zum anderen aber auch für Interaktion. Wer mit Freunden spielt, kann im Anschluss über das Erlebte diskutieren.

Allerdings können wir auch miteinander interagieren. In einer der Anfangsszenen hören wir beispielsweise, wie unser Gegenüber als Brad mit Julia diskutiert. Das Belauschen der Dialoge ist ebenso möglich wie das Unterbrechen der Gespräche. Erwischen wir den richtigen Moment, steigen wir gar in eine Diskussion ein und verleihen der Szene somit eine andere Wendung. Ob ihr übrigens „Man of Medan“ mit oder ohne Voice-Chat spielt, überlässt „Man of Medan“ euch selbst. Im Probespiel war die Chat-Funktion deaktiviert, was wiederum der Atmosphäre sehr zuträglich erschien.

Gib mir mal das Gamepad

Für alle Offline-Spieler implementiert Supermassive Games einen Couch-Koop-Modus. Diese Funktion stand von Beginn der Entwicklung an fest, da gerade in Streams deutlich wurde, dass sich „Until Dawn“-Fans gerne gemeinsam gruseln wollten. In der „Movie Night“ oder auch dem Filmabend entscheidet ihr euch zum Start für einen der fünf Charaktere. Im Idealfall schart ihr euch also zu fünft vor den Fernseher, sodass jeder Teilnehmer seine eigene Figur bekommt.

Wann ihr das Gamepad weitergeben müsst, signalisiert euch das Spiel mit Hilfe von Texteinblendungen. In der Anspielrunde ergab sich so zwar eine nette Dynamik, allerdings zog sich die Anfangsphase auch ein wenig. Die Interaktion der Zuschauer passt allerdings recht gut zum Spiel und speziell bei wichtigen Entscheidungen gibt es laute Diskussionen vor dem Bildschirm. Schade aber, dass „Man of Medan“ auf ein Abstimmungssystem wie etwa im Playlink-Abenteuer „Hidden Agenda“ verzichtet.

Wie unterscheidet sich das Solo-Erlebnis?

Die verschiedenen Multiplayer-Varianten lassen aber natürlich eine Frage offen: Wie spielt sich eigentlich „Man of Medan“ im Solo-Modus und wie fasst Supermassive Games die vielen Story-Fäden zusammen? Der Singleplayer von „Man of Medan“ ist letztlich nichts anderes als eine Art Director’s Cut. Es wird der Spielmodus mit dem größten Umfang sein und soll keine Fragen offen lassen.

Ein Beispiel: Im späteren Verlauf werden unsere Figuren gefesselt. Im Multiplayer-Spiel übernahmen wir die Rolle von Fliss und entfernten uns von der Gruppe. Als wir wieder zurückkehrten, hatten sich die anderen befreit. Wir fragten uns: Wie ist das passiert? Die Antwort: Wie wir später erfuhren, hatte unser Mitspieler mit einer anderen Figur und getroffenen Entscheidungen dafür gesorgt. Im Solo-Modus dagegen sorgt das Spiel natürlich durch eine etwas andere Aneinanderreihung der Szenen für Klarheit. Wir verpassen also nichts!

Einschätzung: gut

Nach etwa einer Stunde mit „Man of Medan“ und der Ankunft am verfluchten Schlachtschiff stand für uns fest: Wir möchten wissen, wie es weitergeht! Auch wenn das Spiel aktuell noch einige technische Ecken und Kanten besitzt, so zog uns die Geschichte doch tief in die Welt der Dark Pictures Anthology hinein.

Das Konzept des spielbaren Horrorfilms, den wir durch unsere Entscheidungen formen, ging bereits in „Until Dawn“ auf und erzeugt auch bei „Man of Medan“ eine dichte Atmosphäre. Wir mögen die Art, wie uns das Spiel die Beziehungen der Figuren manipulieren lässt und wie wir später über unsere getroffenen Entscheidungen diskutieren können. Zu schade, dass wir beim Filmabend nicht direkt gemeinsam über bestimmte Schlüsselmomente abstimmen dürfen.

Trotzdem: Mit gerade einmal 30 Euro und einer Spielzeit von sechs bis acht Stunden bietet „Man of Medan“ im Vergleich zu einem Kinobesuch mehr als genug Umfang und dürfte für spannende Abende mit Freunden gut sein!

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