Xbox Games Showcase: Ein breites Line-Up ist nicht alles – Meinung

Vor wenigen Tagen gewährte Microsoft einen weiteren Einblick in seine für die Xbox Series X kommenden Spiele. Vollends überzeugen konnte das Unternehmen wieder nicht.

Xbox Games Showcase: Ein breites Line-Up ist nicht alles – Meinung

Mit großen Worten kündigte Microsoft sein erstes Xbox Games Showcase-Event für diesen Sommer an und legte in den Augen vieler Spieler eine brachiale Bruchlandung hin. Von kommenden Exklusivtiteln fehlte ebenso jede Spur wie vom im Vornherein versprochenen ersten Gameplay zum kommenden „Assassin’s Creed Valhalla“. Die jüngste Veranstaltung sollte alles besser machen, war jedoch ebenfalls nur solide.

Keine Überraschungen im erwartbaren First-Party-Line-Up

Nicht falsch verstehen, „solide“ bedeutet keineswegs schlecht, denn die aktuellste Xbox Games Showcase-Ausgabe stellte durchaus eine deutliche Steigerung zum vorangegangenen Event dar. Diesmal bekamen wir endlich große Titel zu sehen, die durchaus das Potential besitzen, zu starken Zugpferden der kommenden Xbox Series X zu werden. Wirklich überraschend waren die gezeigten AAA-Blockbuster hingegen nicht.

Eine ausführliche Präsentation von „Halo Infinite“ war erwartbar, rief allerdings nicht die von Microsoft wohl erhofften Begeisterungsstürme hervor. Sicherlich, das Gameplay sah nach klassischem „Halo“-Spaß aus, das nun in eine Open World verfrachtet und um einen Greifhaken als Fortbewegungsmittel erweitert wurde. Dass jedoch eine sechs Monate alte Version des Spiels gezeigt wurde, die nicht einmal ansatzweise die Power der „stärksten Konsole der Welt“ demonstriert, war kein sonderlich kluger Schachzug und sorgte für ein denkbar schlechtes Echo der Community.

Die anderen beiden großen Exklusivtitel – „Forza“ und „Fable“ – dürften da vermutlich mehr überzeugt haben, allerdings waren ihre Ankündigungen ebenfalls erwartbar. „Forza“ hat sich inzwischen als feste Größe in Microsofts überschaubarem First-Party-Line-Up etabliert und die Entwicklung eines neuen „Fable“ war seit Monaten ein offenes Geheimnis innerhalb der Gaming-Branche. Zweifelsohne besitzen diese Spiele Potential, allerdings wurden sie zu einem viel zu frühen Zeitpunkt angekündigt, um sie adäquat präsentieren und zu beurteilen zu können – genauso wie andere präsentierte Titel.

Die Entwicklung vieler kommender Xbox-Exclusives steht erst am Anfang

Das vermutlich größte Problem der gezeigten Spiele war, dass sich interessierte Spieler unter ihnen noch nicht wirklich etwas vorstellen können. Bei einigen Games könnte es zudem in der Zukunft noch zu großen Veränderungen kommen, denn wie Rare gegenüber Polygon bekannt gab, seien bezüglich ihres frisch enthüllten Titels „Everwild“ noch nicht einmal Entscheidungen bezüglich des Gameplays fix.

Natürlich zeigte auch Sony auf seinem letzten PlayStation 5-Event einige Spiele, deren Release noch einige Zeit auf sich warten lassen dürfte, beispielsweise „Resident Evil: Village“ oder auch „Horizon II: Forbidden West“. Der Unterschied zu den von Microsoft gezeigten Titeln besteht allerdings darin, dass wir mit diesen im kommenden Jahr rechnen dürfen. Einige der gezeigten Xbox-Games könnten derweil noch Jahre auf sich warten lassen, da ihre Entwicklungen teilweise noch ganz am Anfang stehen.

Es wirkt deshalb viel mehr so, als seien die Ankündigungen von Spielen wie Obsidians Fantasy-RPG „Avowed“, „Everwild“, „State of Decay 3“ oder auch dem neuen „Fable“ bisher lediglich (noch) leere Versprechungen auf eine mögliche goldene Zukunft. Es ist löblich, dass Microsoft mehr in Exklusivtitel für seine Xbox investieren will, nachdem das Unternehmen in der aktuellen Generation gegen Sony und Nintendo diesbezüglich stets einen Schritt hinterherhinkte. Ob sie ihre Versprechen auch werden halten und ein ähnlich breites Exklusiv-Line-Up wie die Konkurrenz auf die Beine stellen können, bleibt derweil noch abzuwarten.

Darüber hinaus zeigte Microsoft lediglich die aktuellen Projekte von neun seiner insgesamt 15 Xbox Game Studios, die Spiele der übrigen sechs Teams sollen entsprechend wohl erst auf einem späteren Event gezeigt werden. Ein solches versprach Microsoft bereits, auch wenn ein Termin gegenwärtig noch aussteht. Fast die Hälfte der eigenen Studios außen vor zu lassen ist ein Risiko, denn ein großes Event, das komplett im Zeichen der vereinten Xbox Games Studios steht, hätte vielen Fans vermutlich sehr gut gefallen. So verbleibt etwas Ungewissheit, ob sich die eingeschlagene Route am Ende auch wirklich auszahlen wird.

„Exklusivität“ nicht klar definiert

Ein Block des Events stand hingegen ganz im Zeichen von kommenden Third-Party-Spielen, die zumindest Zeit-exklusiv für die Xbox Series X und Xbox One erscheinen werden. Gezeigt wurde ein breites Line-Up, zu dem unter anderem das lange erwartete „S.T.A.L.K.E.R. 2“, ein neuer „Warhammer 40k“-Shooter sowie das vielversprechend wirkende Horror-Adventure „The Medium“ gehörten. All diese Titel werden zunächst ausschließlich für Microsofts Systeme erscheinen werden, die PlayStation 4 und PS5 dürften, wenn überhaupt, erst später folgen.

Hieraus erwachsen zwei Probleme. Zunächst definierte Microsoft nicht, was genau mit „Exklusivität“ gemeint ist oder wie lange diese Bestand haben wird. Wahrscheinlich erscheint diesbezüglich eine zeitliche Exklusivität, wie sie auch Sony bei einigen Spielen, etwas „Final Fantasy VII Remake“, besitzt. Nach Ablauf der vertraglich geregelten Exklusivität wäre der Weg auf andere Systeme für die Titel entsprechend frei. Da sich jedoch auch viele Entwickler noch um klare Antworten winden, ist die Frage nach der „Exklusivität“ noch nicht definitiv zu klären.

Des Weiteren entstand Verwirrung darum, welche der gezeigten Spiele am Ende wirklich für Xbox Series X und Xbox One erscheinen werden, denn bei diversen Titeln fehlte am Ende der gezeigten Videos das Xbox One-Logo. Denkbar wäre, dass die Series X als primäre Plattform fungiert und Portierungen für die One geplant sind, doch auch hier sorgte Microsoft nicht unbedingt für klare Verhältnisse, nachdem zuvor noch angekündigt worden war, die aktuelle Xbox solle auch weiterhin noch unterstützt werden.

Eine Gemeinsamkeit aller gezeigten Spiele ist derweil, dass jedes von ihnen vom ersten Tag an Teil des Xbox Games Pass sein wird. Dies ist natürlich einerseits ein ziemlich kluger Schachzug von Microsoft, schließlich ist es gute Werbung für den Service, der so viele neue Gamer anlocken dürfte. Andererseits wurde so ebenfalls der Eindruck erweckt, als hätten sich die Zuschauer lediglich einen XXL-Werbespot für den Games Pass angesehen, was wohl kaum die Intention Microsofts gewesen sein dürfte.

Ein breites Line-Up allein reicht nicht

Auch wenn es sich bisher nicht unbedingt so gelesen haben mag, machte Microsoft nach einem zuvor ziemlich schwachen Auftritt mit seinem jüngsten Xbox Games Showcase durchaus einen Schritt in die richtige Richtung. Speziell das sehr breite, wenn auch zum Teil erwartbare, Spiele-Line-Up verspricht viel Abwechslung für interessierte Gamer, die sich auf einige hochkarätige Titel freuen dürfen.

Ob ein diverses Line-Up allein jedoch ausreichen wird, um all jene Spieler, die Microsoft in der aktuellen Konsolengeneration an die Konkurrenz verloren hat, mit der Series X wieder zurückgewinnen können wird, ist eher zweifelhaft. Ebenso erscheint es noch recht fraglich, ob unentschlossene Spieler nach diesem Event am Ende tatsächlich zur Series X greifen werden, denn für diese Gruppe dürften, genauso wie für Xbox One-Besitzer, kaum überzeugende Anreize für den Kauf der nächsten Microsoft-Konsole geschaffen worden sein.

Jetzt seid ihr dran: Was ist eure Meinung zum letzten Xbox-Event?

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27. Juli 2020 um 21:41 Uhr
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27. Juli 2020 um 22:07 Uhr
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