Marvel's Avengers: Ohne Battle Pass, Mikrotransaktionen und Co. hätte es viel besser werden können

Die berühmtesten Helden der Welt tappen in die Service-Fall: „Marvel's Avengers“ schlägt sich in unserem Test besser als erwartet, hätte aber noch so viel besser sein können.

Marvel’s Avengers: Ohne Battle Pass, Mikrotransaktionen und Co. hätte es viel besser werden können

Nicht perfekt, aber gerade die Kampagne war dann doch besser als erwartet – Auch wenn das von Crystal Dynamics entwickelte „Marvel’s Avengers“ kein Top-Spiel ist, so sorgt es doch für einige vergnügliche Stunden mit Hulk, Captain America und den anderen Superhelden. Doch irgend etwas stört – und damit meine ich nicht Programmfehler und das sehr monotone Leveldesign.

Bei meinen 20+ Stunden mit den Rächern, wie sie ja früher mal hießen, hatte ich immer wieder de Eindruck als kollidieren Lizenz und Spielstruktur mit dem Service-Charakter. Vieles passte nicht zusammen und störte den ungetrübten Spielspaß. Wäre „Marvel’s Avengers“ vielleicht als lineares Solo-Abenteuer besser geworden? Meiner Meinung nach schon!

Ausrüstung ohne Look, aber mit hohen Preisen

Am deutlichsten wird dieser Clash der Prinzipien sicherlich beim Ausrüstungssystem. Natürlich sammelt ihr im Verlauf des Spiels Handschuhe, Helme, Gürtel und andere Objekte. Legt ihr diese an, verändern sich dadurch die Grundwerte und bei höherstufigem Loot schaltet ihr dadurch sogar Effekte frei. Soweit, so gut!

Allerdings bleiben diese Objekte unsichtbar und lagern auch im Charakterbildschirm wie ein Hologramm über eurem Helden. Kein Wunder, schließlich trennt Crystal Dynamics Ausrüstung und Kostüme strikt von einander. So erhaltet ihr zwar im Verlauf neue Outfits, entschlüsselt deren Baupläne und könnt sie danach verwenden, einige allerdings stellt „Marvel’s Avengers“ hinter die Paywall.

Die Mikrotransaktionen beeinflussen hier also nicht direkt das Gameplay, sorgen aber dennoch für einen merkwürdigen Beigeschmack. Die Preise für Outfits, Emotes und andere Extras sind obendrein saftig: 500 Credits kosten derzeit 4,99 Euro. 10.000 Credits bekommt ihr im PSN Store für 99,99 Euro. Die epischen Kostüme für Hulk, Iron-Man oder Kamala schlagen mit 1.400 Credits zu Buche. Macht also grob kalkuliert 14 Euro für ein Outfit. Andere Objekte wie etwa Emotes sind preiswerter, aber ihr versteht, worauf ich hinaus möchte.

Da passt was nicht zusammen

Wieso benötigen Marvels Superhelden überhaupt Kostüme und Ausrüstungsgegenstände? Diese Frage habe ich mir hier speziell im Falle von Hulk immer wieder gestellt. Dass das große grüne Monster durch Levels rennt, Kisten öffnet und danach lustiges Extras anzieht – Das passt so gar nicht zur Darstellung des Gammastrahlen-Ungeheuers. Und wenn dann als „Outfits“ auch noch der graue Hulk im Gladiatoren-Outfits ins Spiel kommt, dann passt da für mein kleines Comic-Hirn einiges nicht zusammen.

Es wirkt so, als hätte man für ein bereits bestehendes Loot-Brawler-Konzept einfach noch eine entsprechende Lizenz benötigt. „Marvel’s Avengers“ lebt extrem von den bekannten Namen und von der emotionalen Verbindung, die die meisten in den vergangenen Jahren zu ihnen aufgebaut haben. Ohne Cap, Hulk, Thor, Nat und Tony wäre das Spiel nur eines von vielen gewesen. So aber war bereits im Vorfeld die Neugierde derart groß, dass eine Rekordzahl an Spielern allein an der Beta teilnehmen wollte.

Zur Kasse, Spider-Man!

Diese Aufmerksamkeit erklärt natürlich auch die Empörung, die durch die Community geisterte, als klar wurde, dass Spider-Man exklusiv für die Playstation-Version auf Ganovenjagd gehen würde. Xbox- und PC-Zocker schauen dagegen in die Röhre. Noch vertrackter ist die Sache allerdings mit dem Battle Pass, den sogenannten Helden-Herausforderungskarten.

Für die bestehenden Helden Hulk, Ms. Marvel, Iron-Man, Thor, Captain America und Black Widow sind diese kostenlos. Ihr dürft also Herausforderungen bestreiten und einen Teil der Outfits, Emotes, Animationen und anderer Objekte durch Spielen der Helden-Herausforderungen mit eigener Arbeit freispielen. Fair enough!

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Und jetzt wird es kompliziert: Neue Helden wie etwa der bereits bestätigte Spider-Man sind kostenlos. Ihre Heldenkarten und damit auch die verbundenen Missionen kosten allerdings 10 Euro. Investiert ihr das Geld und absolviert ihr alle Herausforderungen, erhaltet ihr euren Einsatz zurück. Im Gegenzug aber stecken in den Helden-Herausforderungskarten auch noch weitere Extras, die den Preis rechtfertigen sollen und so auch Spieler, die vielleicht nicht alle Aufgaben bewältigen bei der Stange halten sollen.

Avengers im Service-Sumpf?

Square Enix und Crystal Dynamics implementieren hier also ein innovatives Geben und Nehmen. Kein Wunder, dass die Reaktionen der Community bislang noch leise zurückhaltend sind. Schließlich steht das Spiel erst seit Kurzem in den Händlerregalen und die meisten sind noch mit dem Grinden durch die Avengers-Initiative beschäftigt.

Wäre „Marvel’s Avengers“ als klassisches Solo-Abenteuer das bessere Spiel geworden? Vielleicht. Aber darum geht’s am Ende vom Tag leider nicht. Vielmehr stehen Langlebigkeit und natürlich auch Kundenbindung ganz oben auf der Liste des modernen Game-Designs von AAA-Titeln. Ich hatte Spaß mit der Kampagne und den Koop-Missionen von „Avengers“, weiß aber auch, dass ich auf den verwässernden Service-Charakter des Spiels auf lange Sicht leider keine Lust haben werde. Schade eigentlich!

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SemperFI187

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14. September 2020 um 11:23 Uhr
TemerischerWolf

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