Ubisoft: Schwere Vorwürfe gegen "Rayman"-Schöpfer Michel Ancel sollen zu Rücktritt geführt haben

Der jüngst von Ubisoft zurückgetretene Game Designer Michel Ancel wurde aufgrund seines Führungsstils anscheinend intern untersucht. Dies behauptet die französische Zeitung Libération in einem umfassenden Bericht.

Ubisoft: Schwere Vorwürfe gegen „Rayman“-Schöpfer Michel Ancel sollen zu Rücktritt geführt haben

In diesem Sommer kommt Ubisoft auch nicht zur Ruhe. Nachdem öffentliche Anschuldigungen aufgrund sexueller Nötigungen sowie Belästigungen, Diskriminierung sowie Mafia-ähnlichen Strukturen die Runde machten und mehrere leitende Mitarbeiter entlassen oder sanktioniert wurden, gab kürzlich auch Michel Ancel, Schöpfer der „Rayman“- und „Beyond Good & Evil“-Spiele, überraschend bekannt, dass er das Unternehmen verlässt, um sich zukünftig in einem Wildreservat um Tiere zu kümmern.

Rücktritt aufgrund einer internen Untersuchung?

Allerdings berichtet nun die französische Tageszeitung „Libération“, dass gegen Ancel ebenfalls eine interne Untersuchung aufgrund toxischen Verhaltens lief und er sich aus diesem Grund nach 30 Jahren von Ubisoft verabschiedete. Dies habe Ancel in einem Interview mit der Zeitung bestätigt. Und auch Kotaku hat sich mit Ubisoft in Verbindung gesetzt und folgende Antwort erhalten:

„Yves Guillemot hat sich im Juli dazu verschrieben, dass jeglicher Vorwurf untersucht werden wird und niemand wird von diesem Prozess ausgeschlossen ─ und dies würde auch Michel Ancel beinhalten. Und wie Michel gegenüber dem Journalisten der ‚Libération‘ bestätigt hat, wird auch er untersucht. Diese Untersuchung läuft weiterhin und wir werden nicht mehr mitzuteilen, da wir die Vertraulichkeit dieser Untersuchung respektieren.“

Doch was wird Michel Ancel überhaupt vorgeworfen? Laut dem Bericht der Libération sollen Ubisoft-Mitarbeiter, die an der Entwicklung von „Beyond Good & Evil 2“ beteiligt waren, Ancel vorgeworfen haben, dass es so schwierig sei mit ihm zusammenzuarbeiten, dass weitere Manager hinzugezogen wurden, um die Anzahl an Leuten zu limitieren, die mit dem Game Designer interagieren mussten. Zudem sei seine Leitung des Projekts ineffizient gewesen, da es permanente Veränderungen im Maßstab sowie den Überarbeitungen gegeben hat. Dies habe wiederum zu Erschöpfung, Depressionen und Burnouts bei den Mitarbeitern geführt.

Eine Quelle soll folgende Aussage getätigt haben: „Er ist in der Lage einem zu erklären, dass man ein Genie sei und dass deine Idee wundervoll sei, um dich dann in einem Meeting auseinanderzunehmen und zu sagen, dass du nicht mehr als Scheiße bist, dass deine Arbeit nichts wert ist und danach für einen Monat nicht mehr mit einem zu reden.“

Mehr zum Thema: Michel Ancel – Der Rayman-Schöpfer kehrt der Videospiel-Industrie nach 30 Jahren den Rücken

In einem Interview mit der Zeitung soll Ancel gesagt haben, dass er sich diesen Gefühlen der Mitarbeiter nicht bewusst gewesen sei und dass dies nur die üblichen Schwierigkeiten in der Produktion eines ambitionierten AAA-Titels seien, die bei Ubisoft Montpellier ihre Spuren hinterlassen hätten. Beide Seiten würden leiden und es gäbe Leute, die traurig sind. Zudem betont Ancel, dass ein Burnout etwas Schreckliches sei und dass ein Teil des Lebens verschwindet, wenn man nach Jahren ein Projekt abbricht. Er würde dies nicht herunterspielen, aber man müsse auch den Kontext solch einer Kreation sowie derer Ambitionen und Komplexität berücksichtigen.

Laut dem Bericht sei Ancel Anfang August persönlich von Ubisoft CEO Yves Guillemot über die Untersuchung informiert worden. Nachdem hochrangige Mitarbeiter wie Serge Hascoet, der langjährige Chief Creative Officer, nach dem Beginn der Untersuchungen durch externe Unternehmen ihren Hut nahmen, machte sich intern der Gedanke breit, dass auch Ancels Stellung innerhalb von Ubisoft überdacht werden würde. Aber Ende August habe Guillemot klargestellt, dass Ancels Präsenz „nicht verhandelbar“ sei.

Gegenüber Kotaku betonte ein Ubisoft-Sprecher, dass Guillemot und Ancel seit dem Beginn der Untersuchungen nicht mehr in Kontakt standen. Doch Ancel hat sich trotz der Zusicherungen für seinen Abschied entschieden. Dies sei laut der Libération am selben Tag geschehen, an dem sich Ancel einer mehrstündigen Befragung unterziehen musste.

Ancels Statement zu den Vorwürfen

Am gestrigen Abend meldete sich Michel Ancel via Instagram zu dem Bericht der Libération zu Wort und wies alle Vorwürfe entschieden zurück. Folgendes Statement gab der zurückgetretene Game Designer ab:

„Nimm ein paar Leute voller Wut und Eifersucht und lass sie im Namen von Hunderten sprechen. Veröffentliche die Nachricht schnell, damit sie mit sexueller Belästigung aus anderen Nachrichten zu Ubisoft kombiniert wird. Ist dies euer Ernst? Ist dies, was man von einer nationalen Zeitung erwarten muss? Ich werde für die Wahrheit kämpfen, da solche Vorwürfe eine Schande sind. Ich habe hart an jedem meiner Projekte gearbeitet und hatte immer Respekt für die Teams. Die Anschuldigungen sind falsch.“

Im Weiteren ging Ancel auch auf drei Vorwürfe genauer ein. Seiner Aussage nach sein er nicht für das Management eines Teams verantwortlich und würde stattdessen lediglich eine Vision liefern, woraufhin die Produzenten und die Manager alles Weitere entscheiden müssen. Aber über diese mächtigen Mitarbeiter würde in dem Bericht der Zeitung nicht gesprochen werden.

Zudem würde er nicht immer umdenken. Vielmehr habe er jahrelang erklärt, warum man die Stadt, die Planeten und die Charaktere nicht neu machen müsste. Allerdings habe es Leute im Team gegeben, die sich trotz seines Rates für Überarbeitungen entschieden haben. Darum hätten sich seiner Ansicht nach die Manager kümmern müssen. Des Weiteren sei die 2017er Demo von „Beyond Good & Evil 2“ nicht nur ein Video gewesen, wie von der Libération behauptet wird. Vielmehr machte sie die 2018er Demo erst möglich, die echtes Streaming, prozedurale Generierungen und Onlinefunktionen nutzte. Dies sei ein Meisterwerk an Technologie gewesen.

Es fällt auf, dass Ancel nicht der Aussage widerspricht, dass sein Handeln von Ubisoft untersucht wird und dass dies der wahre Grund für seinen Abschied sei. Allerdings wehrt er sich gegen die Anschuldigungen, die ihm gegenüber hervorgebracht werden, da diese seiner Meinung nach vollkommen überzogen oder schlichtweg falsch sind.

Quelle: Kotaku

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26. September 2020 um 11:07 Uhr
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26. September 2020 um 12:37 Uhr