Meinung: Zu viel Hype zerstört den Spielspaß!

Wenn aus Vorfreude Zorn und Enttäuschung wird: Der Hype um große AAA-Produktionen zeigte zuletzt bei „Cyberpunk 2077“ seine hässliche Fratze. Zeit etwas daran zu ändern!

Meinung: Zu viel Hype zerstört den Spielspaß!

Der Volksmund spricht davon, dass Vorfreude die schönste Freude sei. Das mag vielleicht für die Kleinen gelten, die auf den Heiligabend hin fiebern, nicht aber bei Video- und Computerspielen. Was passieren kann, wenn der Hype und die Vorfreude zu groß sind, zeigte zuletzt „Cyberpunk 2077“.

CD Projekt Red zog im Vorfeld alle Marketing-Register und verzauberte die Community mit Keanu Reeves, bearbeitetem Videomaterial und jeder Menge Versprechungen. Und sind wir ehrlich: „Cyberpunk 2077“ ist ein sehr gutes Spiel – wenn es denn läuft. Und genau das war ja bei der Konsolenversion das Problem.

Viel größer als die Erwartungen an das Spiel war der Hype. „Cyberpunk 2077“ wurde zu DEM Spiel 2020 stilisiert: Das Gaming-Ereignis, das nicht nur Videospiele verändern, sondern auch die Popkultur berühren werde. Selbst die ehrwürdige Tagesschau berichtete über „Cyberpunk 2077“ und drehte so mit an der Hype-Kurbel. Das Ergebnis aber ist bekannt und nun muss man sich wirklich fragen: Schadet der Hype nicht nur der Spielkultur, sondern auch dem Spielspaß?

Zu viel Hype – ein altes Problem!

„Cyberpunk 2077“ ist nicht das erste Spiel, das an sich selbst scheiterte. Ein Blick zurück in die Historie zeigt, dass Marketing-Slogans und Versprechungen nur allzu gerne im krassen Kontrast zum tatsächlichen Endprodukt stehen.

In der jüngeren Vergangenheit fallen Bioware-Titel wie „Mass Effect: Andromeda“ oder auch „Anthem“ auf. „Mass Effect: Andromeda“ kam unfertig auf den Markt und stolperte obendrein über den eigenen Namen. Von einem „Mass Effect“ hatten Fans schließlich einiges mehr erwartet als nur ein durchschnittliches Science-Fiction-Abenteuer. „Anthem“ dagegen floppte aufgrund des schwachen Konzepts und des monotonen Spielablaufs.

Wenn ich aber an gescheiterte Hype-Spiele denke, dann kommt mir das 2003 von Shiny Entertainment entwickelte „Enter The Matrix“ in den Kopf. Das Spiel schwamm damals auf der Euphoriewelle der „Matrix“-Filme und wurde als Crossover zwischen Kino- und Videospiel-Industrie verkauft. Die Entwicklung verschlang 93 Millionen US-Dollar Produktionskosten … und „Enter the Matrix“ floppte gnadenlos. Die versprochenen Filmszenen waren langweilig und uninspiriert, das Gameplay selbst war kaum mehr als ein 08/15-Action-Spektakel.

Lange Rede, kurzer Sinn: Hype gab es schon immer, aber ist im Jahr 2021 dank neuer Werbeformen, Social-Media und aufgeblasenem Personenkult lebendiger als jemals zuvor.

„Schließlich habe ich dafür bezahlt …“

Render-Trailer, Kino-Lizenzen oder Marketing-Gags lösen in Verbindung mit der daraus resultierenden Kommunikation mit der Zeit ein Gefühl der Vorfreude aus. Diskussionen mit Freunden oder auf Social-Media heizen diese Anfangseuphorie noch an. Mögliche Nachteile werden dann beiseite geschoben. Es regiert nur noch das Glückszentrum im Hirn – fernab jeglicher Rationalität. Und dann kommt der womöglich entscheidende Fehler: Das Pre-Ordern des Spiels.

Ich habe genau diese Hype-Spirale durchgemacht. Als „Duke Nukem“-Spieler der ersten Stunde habe ich mich 2011 von Randy Pitchfords warmen Worten einlullen lassen und habe „Duke Nukem Forever“ in der ominösen „Balls of Steel“-Edition vorbestellt. „Vielleicht wird es ja doch ganz gut, auch wenn die Entwicklung arg holprig war“ hörte ich meine innere Stimme immer wieder sagen.

Mein Bauchgefühl widersprach, aber das war in diesem Moment egal. Ich wollte die Befriedigung des Pre-Orderns, auch wenn zum Release die große Enttäuschung kam. „Duke Nukem Forever“ war Schrott und eigentlich bin ich sehenden Auges in mein Verderben gelaufen. Hype kann jeden treffen!

Die Tücken der heutigen Zeit

Niemand ist davor gefeit, sich von Hype und übergroßer Vorfreude anstecken zu lassen. Um um die eingangs gestellt Frage zu beantworten: Ja, Hype kann auch den Spielspaß zerstören. Damit dies aber passiert, müssen mehrere Faktoren zusammentreffen. Ihr als Spieler und Konsumenten, aber auch wir als Berichtende müssen unsere Vorgehensweise hinterfragen.

An der Stelle darf man dann aber auch nicht die Hersteller vergessen: Gerade Winkelzüge wie nicht eindeutig gekennzeichnetes oder überarbeitetes Bild- und Video-Material sind ein absolutes No-Go. So entstehen Videospiel-Mogelpackungen, die niemanden wirklich glücklich machen und die Community sogar im schlimmsten Falle spaltet. Social-Media bietet heutzutage mehr als genug Möglichkeiten der Kundenmanipulation und entsprechend wird man in Zukunft Trailer, Feature-Ankündigungen und Versprechungen stärker hinterfragen müssen als jemals zuvor.

Zum Thema

So sehr sich aber jeder Spieler an die eigene Nase fassen muss, ob zu viel Euphorie wirklich dem eigenen Entertainment-Faktor gut tut, so sehr muss sich auch die Gaming-Presse ändern. Zu lange haben wir nach dem „Größer, besser, lauter“-Prinzip berichtet und so den Hype mit angeheizt. Es ist an der Zeit, wieder kritischer zu sein und nicht jedem Thema hinterher zu laufen. Schließlich haben wir immer noch eine Informationspflicht und die beinhaltet eben auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Thematik.

Hype ist ein trügerischer Begleiter: Auch wenn es Freude macht, sich für ein Projekt zu ereifern, so selten werden die fertigen Produkte doch diesen Ansprüchen gerecht. Wahrscheinlich würden wir alle besser fahren, wenn wir einfach mal den Schaum ein wenig zurück drehen und mit etwas weniger Emotion an die Sache ran gingen. Ein bisschen weniger Hype und mehr ehrliche Vorfreude würde uns allen gut zu Gesicht stehen.

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schleckstengel

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CyberpunkRockt

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16bitMilchshake

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31. Januar 2021 um 19:27 Uhr
proevoirer

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31. Januar 2021 um 19:37 Uhr
Blacknitro

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31. Januar 2021 um 21:09 Uhr
xjohndoex86

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01. Februar 2021 um 11:50 Uhr