Resident Evil Village: Die Survival-Horrorreihe hat eine Identitätskrise - Meinung

Dieses Jahr will Capcom den 25. Geburtstag seiner "Resident Evil"-Reihe im großen Stil feiern. Dabei wird mit dem jüngsten Ableger, "Resident Evil Village", jedoch auch klar, dass das Franchise noch immer in einer Identitätskrise steckt.

Resident Evil Village: Die Survival-Horrorreihe hat eine Identitätskrise – Meinung
"Resident Evil Village" zeigt die Identitätskrise der Survival-Horrorreihe.

Mit „Resident Evil Village“ feiert Capcoms altehrwürdige Survival-Horrorreihe dieses Jahr ihr 25. Jubiläum. Dabei wird im Laufe des Spiels das klar, was sich bereits in den Vorgängern teils mal mehr, mal weniger abzeichnete: Die Kultserie steckt in einer Identitätskrise, denn mittlerweile lässt sich kaum noch sagen, was überhaupt ein „RE“ ausmacht. Den Beginn dieses Trends markiert vermutlich ein offensichtliches Vorbild des aktuellen Ablegers: „RE4“.

Vor Village: Resident Evil 4 war eine Revolution

Ohne Übertreibung lässt sich sagen, dass „Resident Evil 4“ ein Meilenstein der Videospiel-Historie ist, das nicht nur seine Reihe, sondern sein ganzes Genre maßgeblich beeinflusste. Nachdem Capcom mehrere Prototypen entwickelt und wieder verworfen hatte, war es Serienschöpfer Shinji Mikami, der dem Projekt eine klare Richtung vorgab und dabei den Survival-Horror alter Tage mit wesentlich mehr Action unterfütterte.

Dass dieser Spagat damals noch funktionierte, lag auch am weiterhin recht gemächlichen Spieltempo und Pacing des Titels. Es gab zwar mehr Action und eine weitaus dynamischere Inszenierung als in den Vorgängern, allerdings war es im Kern immer noch das recht behäbige Gameplay – nur aus einer neuen Perspektive. Mit den beiden Nachfolgern, insbesondere „Resident Evil 6“, zogen die Entwickler dann jedoch die Actionschrauben noch weiter an. Stimmen, die fragten, ob das noch „RE“ sei, wurden immer lauter. Eine Identitätskrise zeichnete sich ab mit Figuren- und Perspektivwechseln, Charakteren mit Superkräften und ins Nichts laufenden Handlungssträngen.

Resident Evil 4 - Neuer Hinweis auf Remake?

Obwohl die Reihe den Grusel und Horror im Laufe der Zeit zusehends durch Terror ersetzte und die Reihe mehr zu einer Action-Achterbahn formte, sollte der Erfolg Capcom dennoch irgendwie recht geben, schließlich sind „RE5“ und „RE6“ bis heute die erfolgreichsten Ableger der Serie. Insbesondere im Westen schlugen sich beide Titel überaus gut, vermutlich auch, da sie gewisse Parallelen zu Militärshootern Marke „Call of Duty“ hatten. Allerdings realisierten damit auch die Macher, dass nicht mehr klar war, was ein „Resident Evil“ überhaupt ausmacht.

Resident Evil 7 und Village kehren zu den Horrorwurzeln zurück – fast

Mit „Resident Evil 7“ vollführte die Reihe deshalb einen weiteren Kurswechsel und kehrte gerade spielerisch zurück zu ihren Survival-Horrorwurzeln. Die ursprünglich bereits für den ersten Ableger vorübergehend geplante Ego-Perspektive wurde genutzt und mit einer dichten Atmosphäre, weniger Action sowie recht knappen Ressourcen kombiniert – zumindest über weite Strecken. Im letzten Akt des Spiels zog der Actionanteil jedoch merklich an, was weder bei Fans noch bei der Fachpresse damals wirklich gut ankam.

Es war symptomatisch für die Identitätskrise, in der sich die kultige Serie mittlerweile seit Jahren befindet, und gleichzeitig ein Zugeständnis an all jene Fans, denen diese Ausrichtung in den beiden Vorgängern zusagte und die sich mehr davon erhofften. „Resident Evil Village“, das sich in diversen Facetten mehr als offensichtlich an „Resident Evil 4“ orientiert, dreht nun ebenfalls den Actionregler nach oben. Zunächst noch in gut gesetzten Dosen, die das „Terror-Gefühl“ eines „RE4“ und „RE5“ einfangen, im letzten Drittel übertreiben es die Macher allerdings in einem solchen Ausmaß, dass Erinnerungen an „Call of Duty“ und „RE6“ wach werden.

Darüber hinaus zeigt das Spiel jedoch auch in seiner Gänze, dass es letztendlich nicht weiß, was es eigentlich sein will. Auf einen ruhigen Einstieg folgt eine Actionpassage wie zu Beginn im Dorf von „RE4“, nur um später einen an „Silent Hills“ erinnernden Psycho-Horror mit packender Atmosphäre einzustreuen, die später von stumpfen Dialogen und einer schlechten Gameplay-Balance niedergerissen wird. „Resident Evil Village“ wirkt wie ein Puzzle, dessen Teile nicht perfekt ineinanderpassen, sondern mit Gewalt zusammengepresst wurden.

Noch immer fragen sich deshalb viele Fans, was ein „Resident Evil“ eigentlich auszeichnet. Ähnlich wie bei anderen langlebigen Marken, etwa „Star Wars“, dürfte es hierauf mittlerweile wohl nicht mehr DIE richtige Antwort geben. Man muss Capcom auch zugutehalten, dass sie gewillt sind, Risiken mit dem Franchise einzugehen, es in neue Richtungen zu lenken und mit den Erwartungen der Fans zu spielen, um „RE“ frisch zu halten. Allerdings ist eben mittlerweile ebenso ein Punkt erreicht, an dem sich Capcom entscheiden muss, was die Reihe in Zukunft sein soll.

Zum Thema: Resident Evil Village: Capcom über die Schwierigkeiten bei der Entwicklung

Nach Village: Quo vadis, Resident Evil?

Wie der Erfolg der Reihe in den letzten Jahren zeigte, gibt es definitiv einen Markt für die unterschiedlichen Ausrichtungen des Franchise: Es gibt Fans, die Gefallen an dem schnellen, Action-orientierten „Terror“ eines „RE5″/“RE6“ oder auch jetzt eines „Resident Evil Village“ finden. Gleichzeitig gibt es, und das zeigten die Remakes von „Resident Evil 2“ und „Resident Evil 3“, ebenfalls noch viele Fans, die den eher klassischen Survival-Horror mögen und sich wünschen, dass die Reihe sich wieder mehr in diese Richtung bewegt.

Rein finanziell ist es nachvollziehbar, wieso sich die Serie seit Jahren bei Fans von Action-Spektakeln anbiedert. Horrorspiele sind ein Nischengenre und es gelingt nur sehr wenigen Vertretern, zu wirklich großen kommerziellen Erfolgen zu werden. Sich angesichts der heutigen Entwicklungskosten großer AAA-Produktionen komplett auf Survival-Horror einzustellen, ist ein Luxus, den sich selbst der Urvater dieses Genres mittlerweile nicht mehr leisten kann. Deshalb dürfte es unwahrscheinlich sein, dass sich die Hauptteile der „Resident Evil“-Reihe auf absehbare Zeit gänzlich von solchen Action-Einlagen wie am Ende von „Village“ verabschieden werden.

Eine Möglichkeit wäre, für die Hauptteile künftig eine deutlich bessere Balance zwischen Survival-Horror und Action anzustreben, um ein möglichst großes Publikum zu erreichen. Parallel könnte Capcom in den Spin-offs, wie wir sie in den letzten Jahren beispielsweise mit den „Revelations“-Ablegern erhielten und die etwas weniger Budget benötigen, derweil mehr in Richtung Horror oder wahlweise eben Action gehen, um das Franchise noch breiter aufstellen. „Resident Evil“ wird uns zweifelsohne noch lange erhalten bleiben, doch es wird Zeit, dass Capcom die Identitätskrise der Reihe endlich überwindet und klarstellt, was das Franchise in Zukunft wirklich sein will.

Jetzt seid ihr dran: Was erhofft ihr euch von kommenden „Resident Evil“-Spielen?

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fahmiyogi

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xjohndoex86

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PixelNerd

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Hideo Kojima

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RikuValentine

RikuValentine

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Wastegate

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25. Mai 2021 um 12:17 Uhr