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Evil Genius 2 im Test: Es ist so schwer, fähiges Personal zu finden

Mit “Evil Genius 2: World Domination” schlüpft ihr in die Rolle ambitionierten Bösewichts, um die Welt zu unterwerfen und in Wohlstand zu herrschen. Ob das wirklich so erfüllend ist wie es klingt, erfahrt ihr in unserem Test.

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7.0

Gut 17 Jahre nach dem ersten Teil dürfen sich alle Freunde von “Evil Genius” auf neue böse Machenschaften freuen. Das Aufbau-Simulationsspiel katapultiert euch in Teil 2 auf eine scheinbar recht abgelegene tropische Insel, in dessen Mitte ihr euer Imperium aufbaut, um die Weltherrschaft zu erringen. Das ist im Übrigen bereits alles, was ihr über die Story wissen müsst und erfahrt, denn irgendwelche Beweggründe oder interessante Geschichten werden abseits des großen Primärziels nicht erzählt.

Erring die Weltherrschaft!

Ihr startet “Evil Genius 2” als einer von vier genialen Genies. Für welchen Charakter ihr euch entscheidet, ist für die Story völlig irrelevant. Sie alle wollen einfach nur die Welt beherrschen und ihr habt die ehrenvolle Aufgabe, ihre jeweilige Maschin dafür zu bauen. Die vier Figuren unterschieden sich lediglich in den Fähigkeiten, die sie mitbringen. Maximilian ist ein guter Allrounder und Anfänger-Charakter, die drei anderen Genies sind da etwas spezifischer in ihren Skills.

Während Zalika bessere Leistungen ihrer Wissenschaftler erwarten kann und selbst in der Lage ist, Maschinen zu reparieren, setzt der Rote Ivan eher auf Muskelkraft seiner Schergen. Außerdem gibt es noch Emma, die tatsächlich die genialste der vier Charaktere ist, denn sie führt die Behörden ganz schön an der Nase herum und wird schwieriger entdeckt.

Wenn ihr die Kampagne spielt, könnt ihr euch den Schwierigkeitsgrad und die Insel, auf der ihr bauen wollt, selbst aussuchen. Dazu gibt es noch ein freies Spiel mit festgelegten Parametern und den Sandbox-Modus für Experten. Die Steuerung ist bei allen Spielmodi zwar etwas umständlich, für das Genre auf PlayStation Konsolen aber ganz gut umgesetzt.

Aufbau-Strategie für Einzelspieler

Einen Multiplayer- oder Koop-Modus gibt es in “Evil Genius 2” nicht. Ihr seid ein einsames Genie, das die Welt erobern wird und dabei lediglich Schergen um sich schart, die auch ab und an mal von euch erschossen werden. Irgendwie muss man die Faulpelze schließlich motivieren, ihr Bestes zu geben!

Damit der große Plan funktioniert, benötigt ihr eine gut laufende Basis, also lasst ihr euch von dem freundlichen Tutorial-Minion Stück für Stück erklären, wie ihr Räume baut und Gegenstände platziert. Dieser kleine Kerl am Bildschirmrand ist übrigens der einzige, der hier so richtig toll synchronisiert ist.

Auf dem Weg zur Herrschaft

Damit das Spielziel, die Weltherrschaft, erreicht werden kann, müsst ihr ein paar qualifizierte Leute beschäftigen. Diese lassen sich aber nicht einfach anheuern: Ihr müsst sie selbst ausbilden, indem ihr entsprechende Maschinen und Räume errichtet. Über die drei Skillbäume Wissenschaft, Täuschung und Kampf habt ihr ein paar Optionen, um aus einem gelb tragenden Schergen eine Fachkraft zu machen. Davon werdet ihr einige brauchen, daher ist es ratsam hier nicht zu sparen.

Jeder eurer Angestellten will nicht nur monatlich ein bisschen Geld auf sein Konto haben, sondern auch einen Schlafplatz für Mittagsschläfchen und eine Caféteria zum Essen. Dabei solltet ihr immer genau darauf achten, an was es euren Arbeitern gerade fehlt: Schlaf, Essen oder Klugheit. Während die ersten beiden Bedürfnisse sich recht schnell befriedigen lassen, müsst ihr für die Klugheit etwas tiefer in die Tasche greifen.

Das gilt auch für die Moral der einzelnen Mitarbeiter, doch ein moralisches Upgrade ist schnell gefunden: So ziemlich jeder in eurer Basis liebt Filme, in denen das Böse gewinnt. Solange sich sich die Nase also am Fernseher plattdrücken dürfen, ist alles super. Hier und da heben auch Einrichtungsgegenstände die Laune eurer Minions.

Fragwürdige KI-Entscheidungen

Zugegeben: Wie die Minions angerannt kommen und den Stein abtragen, damit hier ein Labor oder eine Kantine entsteht, sieht schon ziemlich cool aus. Das Bauen von Räumen funktioniert auch wirklich zuverlässig, was man von der Arbeitsmoral einiger Schergen so gar nicht behaupten kann.

Nicht nur, dass viele lieber durch die Gänge schlurfen, anstatt ihrer Arbeit nachzugehen: Während ausgebildete Kraftpakete eigentlich Eindringlinge schlagen müssten, rennen häufig nur die Diener und 0-8-15 Schergen zum Gegner, der ihnen ordentlich zusetzt. Da sich nur das böse Genie direkt steuern lässt, müsst ihr manchmal hilflos zusehen, wie drei Schergen von einem Angreifer vermöbelt werden, die eigentlich dafür abgestellten Prügelknaben aber lieber einen Kaffeeklatsch halten.

Kein Geld, keine Weltherrschaft

Nach einigen Anschaffungen wird sich euer Goldvorrat stark minimieren, sodass ihr euch auf die Suche nach einer Einkommensquelle machen müsst. Dafür springt ihr am Besten hinüber auf die rudimentäre Weltkarte, die euch in verschiedenen Gebieten die Möglichkeit zum Aufbau eines kriminellen Netzwerks bietet. Das ermöglicht es euch, eigene Mitarbeiter auf Missionen zu schicken und die eigenen Taschen zu füllen. Manchmal könnt ihr so sogar Personen kidnappen, in eurem Gefängnis foltern und ihnen wichtige Informationen für die Entwicklung eurer Basis entlocken. Danach werden sie einfach getötet und im extra dafür vorgesehenen Verbrennungsofen entsorgt. Sauber!

Je mehr kriminelle Aufgaben ihr erfüllt, desto höher steigt euer Argwohn-Balken. Dieser zeigt an, wie stark ihr den Behörden ins Auge fallt. Je höher euer Argwohn, desto häufiger kommen feindliche Agenten vorbei und schnüffeln zwischen euren Mitarbeitern herum. Ihr könnt sie bekämpfen oder versuchen abzuschütteln. Zum Beispiel, indem ihr das Kasino vor der Tür zum Laufen bringt und die Gegner ablenkt. Verwickelt sie in Spiele am Casinotisch, um ihre Fähigkeiten zu senken und geleitet sie mit euren Dienern einfach vor die Tür.

7.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Erfrischende Idee, das Böse zu übernehmen
  • Charmanter Look
  • Humorvolle Details
  • Gut geeignet auch für Genre-Anfänger
  • Lustige Fallen und Eroberungswaffen
CONTRA
  • KI oft arbeitsfaul
  • Weltkarte weder schön anzusehen, noch interessant
  • Nebenaufgaben langweilig und repetitiv
  • Zu wenig Möglichkeiten selbst einzugreifen

Evil Genius 2 im Test: Es ist so schwer, fähiges Personal zu finden

“Evil Genius 2” hat seine Ecken und Kanten, aber es macht auch einfach richtig viel Spaß, dem wuseligen Treiben zuzusehen. Alles steckt voller böser Energie! Ignoriert einfach die Copy-Paste Agenten und alle faulen Mitarbeiter, um neue Wege (Stichwort: Flipper-Fallen!) zu finden und das Spiel so einfach auszutricksen. Wer braucht schon ausgebildetes Personal, wenn aus der Wand ein Boxhandschuh auf den Gegner einhämmert?

Ähnlich wie bei Two Point Hospital und anderen Genre-Kollegen, ist es einfach wahnsinnig befriedigend, wenn das mit eigenen Händen geplante Konstrukt funktioniert, alle mehr oder weniger ihrer Arbeit nachgehen und der ganze Laden einfach Läuft.

Es ist sehr schade, dass der Tutorial-Minion der mit Abstand am besten synchronisierte Charakter ist. Die kleinen Zwischensequenzen mit eurem Genie hingegen wirken nur lieblos hinein gequetscht. Sie haben nahezu nie einen wirklichen Mehrwert und können auch sonst nur eher mittelmäßig unterhalten. Schade!