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Dolmen im Test: Dark Souls trifft auf Dead Space

Ein „Soulslike“-Spiel direkt aus Brasilien: Massive Work Studio schickt mit „Dolmen“ ein ambitioniertes wie spannendes Action-Rollenspiel ins Rennen. Entpuppt sich das Spiel gar als Überraschungshit?

play3 Review: Dolmen im Test: Dark Souls trifft auf Dead Space

6.5

„Sekiro: Shadows Die Twice“, „The Surge 2“ und natürlich „Nioh 2“ – Soulslike-Games erfreuen sich nicht erst seit „Elden Ring“ großer Beliebtheit. Das brasilianische Massive Work Studio eifert in „Dolmen“ FromSoftwares „Dark Souls“-Serie nach, portiert das Spielprinzip allerdings in ein düsteres, teils durch H.P. Lovecraft inspiriertes Science-Fiction-Szenario. Der Markt für „Soulslike“-Spiele ist inzwischen geradezu überlaufen. Findet „Dolmen“ seine Nische oder geht es einfach in der Masse unter?

„Dead Space“ lässt grüßen

Ein fremder Planet, außerirdische Kristalle und fiese Aliens: „Dolmen“ erzählt eine geradezu klassische Science-Fiction-Geschichte und schickt euch als Commander auf den fremden Planeten Revion Prime. Nachdem ihr euren Helden selbst zusammengestellt habt, landet ihr in einer Station, auf der offensichtlich einiges schief gelaufen ist. Die Suche nach Proben des mysteriösen „Dolmen“-Minerals ist angesichts der garstigen Monster eure kleinste Sorge.

Die Geschichte hinter „Dolmen“ ist leider alles andere als aufregend und plätschert vor sich hin. Sie dient maximal als roter Faden. Allerdings stehen das Gameplay und die Charakterprogression viel stärker im Mittelpunkt. Dem Spiel mangelt es an nennenswerten Figuren und Entwicklungen, als dass die Story hier wirklich eine Rolle spielen würde.

Soulslike im Weltraum

Massive Work Studio nahm sich für „Dolmen“ eindeutig FromSoftwares „Dark Souls“-Reihe zum Vorbild. Das zeigt sich im knackigen Schwierigkeitsgrad, aber vor allem auch im Speichersystem. In den Missionen entdeckt ihr immer wieder mechanische Leuchtfeuer. Sie dienen als Transportpunkte, von denen aus ihr zurück auf euer Schiff reisen könnt.

Zudem speichert ihr hier euer Spiel und ladet eure Batterien und die Lebensenergie auf. Allerdings kommen damit auch die zuvor besiegten Monster (außer Bossen) wieder zurück. Geht ihr drauf, unterbricht das die Zeitlinie. Ihr habt danach einen Versuch, bis dahin gesammelten Naniten-Kristalle zurückzuerobern – also wie in „Dark Souls“.

Dem futuristischen Setting zollt „Dolmen“ bei der Auswahl der Ausrüstung Rechnung: Beispielsweise verfügt der Commander über einen Reaktor mit dem ihr eure Rüstung überladen und so Elementarschaden ausrichten könnt. Aber Achtung, dieser Vorgang kostet – wie auch die Verwendung von Strahlenwaffen wie Blastern oder Schnellfeuergewehren – Energie. Diese füllt ihr im Feld mit Batterien auf.

Ein großes Problem: Beim Einsetzen einer neuen Batterie könnt ihr euch nicht bewegen. In Kämpfen ist es entsprechend schwierig, für neuen „Saft“ zu sorgen. Viel zu oft bekommt ihr beim Batteriewechsel allerdings einen drauf. Für den Nahkampf wiederum greift ihr auf ein- oder zweihändige Schlagwaffen wie Äxte, Klingen oder Schwerter. Alle Waffensystem verfügen zudem über Elementarschaden, der sich (abhängig vom Gegner) mal mehr und mal weniger auswirkt.

Zwischen Entdeckerlust und Soulslike-Frust

In den ersten Stunden erinnert „Dolmen“ sogar ein wenig an „Dead Space“, führt es euch doch durch finstere Innenräume und schleimige Alien-Katakomben. Erst im späteren Verlauf verschlägt es euch auch nach draußen. Mit der Zeit schaltet ihr Stück für Stück die einzelnen Bereiche frei und wechselt zwischen ihnen. Sehr schön: Zwischendurch lösen wir kleinere Rätsel, drücken Schalter und bahnen uns so den Weg durch die verschiedenen Bereiche.

Das Erforschen dieser Welt ist durchaus launig und wird vor allem durch straffe Charakterprogression und jede Menge Crafting-Materialien belohnt. Der Ausbau des Commanders und seines Arsenals ist dank einfacher RPG-Mechanik überschau- und gut bedienbar. Auch schön: Ausrüstung und Arsenal stammen entweder von den Menschen, den Revianern oder den Bohrern. Je nachdem wie ihr eure Gear zusammenstellt, schaltet ihr passive Boni frei.

Leider kommt bereits hier immer wieder Sand ins Getriebe. Speziell in den oftmals engen Innenräumen leiden die Kämpfe unter der wirren Kameraführung. Die Zielerfassung funktioniert dabei nur auf kurze Distanz. Auf Entfernung schwenkt die Kamera gar nach unten, wenn wir auf R3 drücken.

Befindet ihr euch zu dicht an einer Wand wechselt die Verfolger in die Ego-Perspektive, allerdings sind die Übergänge derart chaotisch, dass es einem immer wieder sämtliche Übersicht raubt. Dazu gesellen sich KI-Schwächen: Monster rennen etwa durch Feuer, um zu uns zu gelangen oder reagieren gar nicht auf unseren Beschuss, wenn wir zu weit weg sind.

Ein viel größeres Problem: Nicht immer sind die Attacken eurer Gegner gut les- und dadurch erkennbar. In einigen Bosskämpfen wurden wir daher immer wieder von plötzlichen Attacken und teils sogar unkalkulierbaren One-Hit-Kills überrascht. Das frustriert! Dem Gegnerdesign und speziell den Bossen mangelt es über weite Strecken zudem an Kreativität und auch an notwendig dramatischen Inszenierung. „Dolmen“ hat seine schönen Momente, wirkt aber auch viel zu oft etwas bieder und altbacken.


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Dazu gesellen sich Schwächen im Leveldesign: Wenn wir vor einem Bosskampf vom nächsten Leuchtfeuer erst einmal neunzig Sekunden durch leere Gänge im „Reich der Königin“ rennen müssen, dann fühlt sich das wie Zeitverschwendung an. Immerhin: Ihr könnt die Endgegner entweder von eurem Schiff oder direkt im Spiel im Koop angehen. Wollt ihr aber Unterstützung akquirieren, müsst ihr dafür mit Ressourcen bezahlen, um eine eigene Session zu erstellen. Selbst wenn ihr nur mit einem Freund einen Boss abfertigen möchtet, benötigt ihr „Dolmen“-Kristalle, um überhaupt antreten zu dürfen.

6.5

Wertung und Fazit

PRO
  • spannendes und düsteres Szenario
  • solides Waffen- und Kampfdesign
  • umfangreiche Crafting- und Charakteroptionen
CONTRA
  • noch viele Programmfehler
  • Kamera- und Übersichtsprobleme
  • teils arg unspektakulär präsentiert

Dolmen im Test: Dark Souls trifft auf Dead Space

„Dolmen“ hat – abseits einiger größerer Baustellen – ein großes Problem: „Elden Ring“. Im Vergleich zu FromSoftwares Abenteuer wirkt der Science-Fiction-Ausflug nach Revion Prime klein, unspektakulär und bisweilen auch unsauber.

Viele Schwächen verhageln uns leider den Spaß am Erforschen des fremden Planeten: Kamera und Zielerfassung sind gerade in den Innenräumen eine Qual. Das Leveldesign ist bisweilen fragwürdig. Und die Kämpfe schwanken stark zwischen spaßig fordernd und unpräzisem Chaos. Größtes Problem: Die oftmals schlechte Lesbarkeit von Gegnerattacken. Dadurch gerät der Spielfluss immer wieder ins Stocken.

Dabei besitzt „Dolmen“ auch seine guten Seiten: Das Kampfsystem ist über weite Strecken gefällig und das stückweise Entdecken des Szenarios durchaus spannend. Dazu überzeugen Crafting- und Inventarfunktionen. Trotzdem: „Dolmen“ reicht zu keinem Zeitpunkt an die Qualitäten seiner großen Vorbilder heran und landet im Genre der Soulslike-Games daher nur im Mittelfeld.