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The Callisto Protocol im Test: So eklig, dass es schön ist

Das Survival-Horror-Abenteuer “The Callisto Protocol” will mit grausigen Kreaturen und Schockmomenten in einer Sci-Fi-Welt überzeugen. Ob uns die erdrückende Stimmung und die mutierten Gegner überzeugt haben, lest ihr im Test.

play3 Review: The Callisto Protocol im Test: So eklig, dass es schön ist

8.0

Schon nach dem ersten Ankündigungstrailer zu “The Callisto Protocol” war das Spiel vor allem aufgrund seiner Ähnlichkeit zu “Dead Space” in aller Munde. Trotz einiger Parallelen ist es offiziell kein neuer Teil des beliebten Horror-Games, sondern betritt eigene Pfade. Nachdem auf der Gamescom 2022 zunächst nur ein Trailer gezeigt wurde, konnten wir kurz vor Release dem Grusel endlich in die widerwärtigen Augen blicken.

Ein Gefängnis voller Zombies

Alles beginnt mit eine Flugzeugabsturz auf dem Jupiter Totenmond Callisto. Euer Co-Pilot überlebt die Bruchlandung nicht, doch ihr habt sowieso keine Zeit zu trauern: Die Ordnungshüter des Planeten halten euch für einen Schwerverbrecher und sperren Protagonist Jacob ins Gefängnis. Hinter Gittern wird ihm er eine Art Überwachsungschip implantiert, der euch ab diesem Moment auch als Lebensanzeige im Nacken dient.

Kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse: Ein Großalarm im Gefängnis sorgt für ordentlich Chaos und plötzlich stehen an jeder Ecke groteske Kreaturen, die euch an den Kragen wollen. Jetzt heißt es überleben! Zusammen mit einem weiteren Insassen ist es euer Ziel, zum abgelegenen Hangar zu kommen und der Zombie-Hölle zu entfliehen. Dass das schwieriger wird, als es klingt, könnt ihr euch vermutlich denken.

Wir wollen an dieser Stelle weder genauer auf gewisse Charaktere (Kimiko!), noch auf die zombieartigen Kreaturen eingehen. Was genau sie sind, wie alles zustande gekommen ist und welche Rolle Jacob in diesem Konstrukt spielt, findet ihr lieber selbst heraus – wenn ihr euch traut!

Die Geschichte wird von Jakob und ein paar wenigen anderen Charakteren in spannenden Zwischensequenzen und Ingame-Gesprächen getragen. Weitere Informationen zu den Biophargen, dem Gefängnis und anderen Geheimnissen bekommt ihr nur über Memos, die überall versteckt liegen. Leider können sie nur stehend und bei geöffnetem Menü angehört werden, was den Spielfluss massiv stört.

Brutale Kämpfe und Todesanimationen

Jacob findet recht schnell eine Nahkampfwaffe, mit der sich die ersten Gegner zu Brei schlagen lassen. Und das ist keine Übertreibung! Das “The Callisto Protocol” hierzulande ungeschnitten mit USK 18 erscheint, hat uns überrascht. Zumindest wenn man bedenkt, wie viele Körperteile und Körperflüssigkeiten bei den Kämpfen durch die Gegend fliegen. Ihr schlagt den Feinden ihre Extremitäten ab, enthauptet sie und müsst trotzdem gegen ihre untoten, kopflosen Körper kämpfen, bis sie endlich Ruhe geben. Ih.

Die Todesanimationen, sei es beim Gegner oder Jacob selbst, sind ordentlich eklig und werden Gore-Fan-Herzen höher schlagen lassen. Jacobs Gesicht wird manchmal zermatscht, auseinandergerissen oder einfach völlig bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Und das ist erst der Anfang. Ähnlich geht es den Kreaturen, die zahlreiche Möglichkeiten aufweisen, das Zeitliche zu segnen. Wenn euch das nicht reicht, könnt ihr weitere Todesanimation via DLC dazu kaufen. Ein Aspekt, der heftig diskutiert wird und auch wir eher kritisch sehen. Muss das wirklich sein?

Damit ihr euer eigenes Blut nicht allzu oft sehen müsst, ist der linke Stick euer bester Freund. Generell ist Jacob nicht der Schnellste, wenn es um Bewegungen geht. Eine schnelle Drehung ist gar nicht möglich. Umso wichtiger ist es, das Ausweichen gut zu timen. Die Ausweichbewegung erspart schmerzhafte Treffer und kann später zum Blocken verwendet werden – was zugegebenermaßen in hektischen Gefechten gegen mehrere Gegner eher so semi gut funktioniert hat. Im Laufe der Zeit findet ihr weitere Waffen, die Gefechte auf Distanz möglich machen. Manche könnt ihr allerdings verpassen!

Die Entwickler sprechen von einem einzigartigen Waffenarsenal im Spiel. So weit würden wir bei Elektroschlagstock, Revolver und Schrotflinte nicht gehen. Eine Besonderheit gibt es trotzdem: Jacob findet einen verkleinerten Gravitationsfeld Generator (G.R.P.). Dieses Accessoire, das wie ein Handschuh getragen wird, erlaubt es Jacob, mit der Schwerkraft zu spielen und Feinde sowie Gegenstände durch die Gegend zu schleudern. Eine mutierte Kreatur zerreißt es damit in Sekundenbruchteilen in Stücke, wenn sie gegen einen Ventilator gestoßen wird. Praktisch! Und ein bisschen eklig.

Hart, härter, “The Callisto Protocol”

“The Callisto Protocol” hat einen knackigen Schwierigkeitsgrad. Selbst auf einfachster Stufe rennt ihr nicht völlig stressfrei durch das Spiel. Ressourcen sind bereits auf der mittleren Schwierigkeitsstufe wirklich knapp und die Gegner hartnäckig. Vor allem, wenn sie plötzlich anfangen zu mutieren und totgeglaubte Feinde am Boden plötzlich wieder aufstehen. Besiegt ihr Gegner nicht umgehend, brechen Tentakel aus ihnen heraus und kündigen die baldige Mutation in ein noch stärkeres Monster an.

Wer in einem Horror-Game nicht so viel Aufsehen erregen möchte und den einen oder anderen Feind lieber still ausschaltet, kann sich anschleichen und einen “Resident Evil”-mäßigen Stealth Kill verüben. Das lohnt sich vor allem bei Gegnergruppen, denn sobald ein Kampf hektisch wird, spielt die Kamera verrückt. Sie zoomt teilweise so nah ins Geschehen, dass Ausweichmanöver oder korrektes Zielen nicht mehr möglich sind. Die Folge sind schwere Treffer oder gar der Tod.

Ekelerregend schön

Wir haben es bereits angerissen: Die zombieartigen Kreaturen in “The Callisto Protocol” sind wunderbar ekelhaft. Einen Schönheitspreis gewinnen sie wohl eher nicht, aber das Herausplatzen der Tentakel, die verzerrten Fratzen mit menschlichen Gesichtszügen und völlig mutierten Körper sind optisch ein echter Hingucker. Dagegen sieht das Gefängnis, trotz seiner unterschiedlichen Bereiche, fast langweilig aus.

Auf PlayStation 5 ist “The Callisto Protocol” einfach wunderschön, obwohl viele Bereiche karg und kalt sind. Wem Gefängnismauern nicht zusagen, der findet vielleicht Gefallen an der verschneiten Landschaft im Schneesturm. Die Atmosphäre erdrückt einen fast. Wild wirbelnde Schneeflocken, schleimige Poren von Feinden und Spiegelungen in Pfützen: Es sieht einfach super aus.

Gute Verknüpfung von Gameplay und Umgebung

Gut gefallen hat uns auch das Entwicklungssystem von Jacob. In verschiedenen Save Rooms kann er an einer Art 3D-Drucker seine Waffen verbessern oder Heilgegenstände kaufen. Da das Inventar begrenzt ist, bleibt hier allerdings nicht viel Platz für Vorrat. Die Erweiterung von Jacobs Lebensleiste und eine Vergrößerung des Inventars sind an die Story gebunden. Anzug und Helm für einen Mondspaziergang geben ihm beispielsweise eine erhöhte Lebensenergie. Das ergibt im Kontext der Geschichte Sinn und ist daher nachvollziehbarer als ein Item, das ihn wie durch Zauberhand grundlos stärker macht.

Etwas mehr Einfallsreichtum hätte man beim Entwickeln der Rätsel haben können: Vor allem in der ersten Hälfte nehmt ihr ständig nur die Sicherung aus einem Gerät an der Wand und steckt sie fünf Meter weiter in das Nächste hinein. Danach tauchen wie auf Knopfdruck Gegner auf, die euch zu Brei schlagen wollen. Das ist ziemlich repetitiv und wirkt veraltet.

8.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Gute deutsche Synchronisation
  • Ekelhafte Kreaturen
  • Verschiedene Locations mit bedrückender Atmosphäre
  • Gameplay und Story verschmelzen sinnvoll
  • Anspruchsvoller Schwierigkeitsgrad
  • Fantastische Grafik
  • Bekannte Gesichter (Stichwort “Days Gone” und “Bad Boys”)
CONTRA
  • Problematische Kameraführung (Kämpfe)
  • Vereinzelt englische Sprachausgabe
  • Sprachmemos nicht nebenbei abspielbar
  • “Rätsel” sehr repetitiv

The Callisto Protocol im Test: So eklig, dass es schön ist

“The Callisto Protocol” hat viel versprochen und viel geliefert. Der Survival-Ekel-Horror-Schocker hat einen knackigen Schwierigkeitsgrad, der die Gruselatmosphäre unterstützt.

Die verschiedenen Locations fügen sich harmonisch in die Geschichte ein und bringen Abwechslung ins Spiel. Mit ein paar Jumpscares müsst ihr rechnen, aber irgendwie gehört das auch dazu. Und wenn ihr noch nicht genug von stressigem Ekel habt, ist die Kamera euch gern behilflich und zoomt ganz nah ran.

Obwohl uns inhaltlich ein paar Dinge nicht ganz schlüssig sind, gefällt uns die in ihren Grundzügen altbekannte Story insgesamt gut. Störend sind, trotz zwischenzeitlichem Update, teilweise englisch abgespielte Textpassagen bei deutscher Audio. Die ist nämlich eigentlich ganz gut! Dank Untertitel kein Weltuntergang, aber dennoch ärgerlich.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass “The Callisto Protocol” trotz kleinerer Stolpersteine ein fantastisches Horrorgame für alle geworden ist, die sich vor Blut nicht ekeln.

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Kommentare

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