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The Last of Us Part 1 im Test: Ein Gaming-Meilenstein strauchelt auf dem PC

"The Last of Us Part 1" ist die Neuauflage eines der besten PlayStation-Spiele aller Zeiten. Nun haben Naughty Dog ihren modernen Klassiker auf den PC gebracht, doch dies lief, wie ihr in unserem Test lesen könnt, nicht reibungslos ab.

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7.0

"The Last of Us Part 1" ist seit dem 28. März 2023 für den PC erhältlich.

Mit „The Last of Us Part 1“ fand kürzlich in weiteres PlayStation-Highlight seinen Weg auf den PC, allerdings sorgte dieser Umstand nicht nur für glückliche Gesichter. Wir haben uns mit Joel und Ellie einmal mehr in die von einem Pilz verwüstete postapokalyptische Welt gestürzt. Ob uns dort neben Clickern, Runnern und anderen Überlebenden noch mehr Dinge das Leben schwer gemacht haben, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.

Ein Hoffnungsschimmer für die Menschheit?

Für den Fall, das ihr noch nicht wissen solltet, worum es im Action-Adventure geht, zunächst eine kurze Story-Zusammenfassung: Ein Pilz hat vor einigen Jahrzehnten einen Großteil der Menschheit infiziert und diese in blutrünstige Monster verwandelt. Die letzten Überlebenden verschanzen sich seither in abgeriegelten Quarantänezonen und versuchen, irgendwie ihren gefährlichen Alltag irgendwie zu bestreiten.

Zu diesen Leuten gehört auch unser Protagonist Joel, ein Schmuggler, der seinen Lebenswillen nach einem harten Schicksalsschlag schon fast verloren hatte. Er und seine Partnerin Tess erhalten den Auftrag, ein junges Mädchen namens Ellie zu rekrutieren und zu einer entfernten Basis zu bringen. Wie das Duo später herausfindet, ist ihre „Ware“ immun gegen den Pilz und könnte der Schlüssel für ein Heilmittel sein – doch werden sie es bis ans Ziel schaffen?

Die Geschichte von „The Last of Us Part 1“ an sich ist eher simpel, doch was sie besonders macht ist die Art, wie sie erzählt wird. Mit ihrem packenden Storytelling setzten Naughty Dog („Uncharted“-Reihe) für Story-getriebene Games neue Maßstäbe in der Branche. Wir lernen die gut geschriebenen Charaktere nicht nur in klassischen Zwischensequenzen kennen, sondern auch während des eigentlichen Gameplays. Immer wieder unterhalten sie sich miteinander und enthüllen so neue Details über sich. Auf diese Art fühlen wir uns den Figuren noch mehr verbunden und jeder emotionale Tiefschlag schmerzt letztendlich umso mehr.

Es ist eine Stärke, die bereits das Original auszeichnete und die in diesem Remake dank der überarbeiteten Gesichtsanimationen und generell modernisierten Technik noch mehr zu Geltung kommt. Selbiges gilt für den Prequel-DLC „Left Behind“, welcher in der PC-Version ebenfalls enthalten ist und in dem wir mehr über Ellies Vergangenheit erfahren. Vertraut uns: Diese Reise werdet garantiert nicht allzu schnell vergessen.

Packendes Survival-Gameplay mit Abstrichen

Apropos Gameplay: Dieses fußt im Falle von Joels und Ellies gemeinsamer Reise auf drei großen Säulen, nämlich Erkundung, Kämpfen und einigen kleinen Rätseln. Gerade die Erkundung ist wichtig, insbesondere wenn ihr euch für einen der höheren Schwierigkeitsgrade entscheidet. Ihr seht nicht nur, ob die Umgebung sicher ist, sondern haltet Ausschau nach wichtigen Ressourcen, mit denen ihr beispielsweise provisorische Waffen oder Heilitems herstellen könnt. Je höher der Schwierigkeitsgrad, desto geringer eure Ausbeute und desto wichtiger der Ratschlag unseres Hauptcharakters: „Jeder Schuss muss sitzen.“

Die Kämpfe sind im Vergleich zum PlayStation 3-Original etwas anspruchsvoller geworden, denn Entwicklerstudio Naughty Dog hat der Gegner-KI für die Neuauflage ein paar neue Tricks beigebracht. Insbesondere menschliche Feinde, etwa Plünderer oder weitere Überlebende, gehen nun etwas geschickter vor, reagieren besser auf Geräusche in ihrer Umgebung und versuchen, Joel bei Sichtkontakt einzukesseln, um ihn so zu erledigen.

Da Munition und Heilgegenstände in „The Last of Us Part 1“ dank dessen Survival-Horror-Einschlag eher rar gesät sind, müsst ihr bedacht vorgehen und mit euren Ressourcen gut haushalten. All dies spielte sich auf der PlayStation 5 mit dem DualSense-Controller bereits wirklich gut und die Kämpfe fühlen sich nun auch auf dem PC wunderbar kräftig an. Wenn Joel und seine Gegner aufeinanderprallen, spürt ihr durch den Bildschirm die Schwere ihrer Schläge und die Wucht der Schüsse. Jeder Gegnertyp verlangt dabei nach einem eigenen Vorgehen, weshalb stets eine gewisse Prise Taktik mit im Überlebenskampf dabei ist.

Auf dem PC spielt sich dies wider Erwarten allerdings nicht so präzise, wie wir es uns vorab gewünscht hätten. Das liegt daran, dass die Steuerung noch immer eher auf die Eingaben mit einem Controller ausgelegt zu sein scheint. Es wirkte zwischenzeitlich auf uns so, als würden Kamera- und und Zielbewegungen zu einem Stottern des Geschehens führen. Die Handhabung von Pistole, Molotowcocktail & Co. scheint auch auf dem PC eher auf die gleichbleibenden Bewegungen mit einem Stick und nicht auf die deutlich feineren Eingaben mit einer Maus ausgelegt zu sein. Hier sollten die Verantwortlichen unbedingt mit einem Patch noch nachbessern.

Glücklicherweise unterstützt die PC-Version den DualSense-Controller inklusive dessen haptisches Feedback, weshalb ihr diesen ruhigen Gewissens anschließen und damit Clickern, Runnern & Co. entgegentreten könnt.

Insgesamt ist das Gameplay von „The Last of Us Part 1“ auch auf dem PC gut gelungen, denn es fügt sich wunderbar in die postapokalyptische Welt sowie die Geschichte ein und unterstützt diese. Zudem erlaubt das Spiel verschiedene Vorgehensweisen: Ihr könnt die Gegner leise ausschalten, provisorische Fallen vorbereiten, sie mit lauten Geräuschen anlocken oder, falls eure Vorräte es zulassen, in Rambo-Manier einfach alles niederballern, was euch vor die Flinte läuft.

Was Storytelling, Character Writing, die Cinematographie und die Symbiose all dieser Elemente mit dem intensiven Gameplay angeht, spielt das Naughty Dog-Werk zweifelsohne noch immer in der Oberliga mit und ist es wert, von jedem Gamer und jeder Gamerin selbst erfahren zu werden. Abgerundet wird dies von einem wundervollen Soundtrack und einer guten deutschen sowie sehr guten englischen Sprachausgabe.

Die Probleme der PC-Version liegen eher woanders und damit kommen wir nun zum Elefanten im Raum: der technischen Umsetzung des Titels.

Missglückte Optimierung

Bereits kurz nach dessen Veröffentlichung häuften sich bei Steam zahlreiche negative Stimmen, die sich über diverse Bugs und andere Probleme beklagten. Ähnliche Makel führten darüber hinaus die Kollegen anderer Games-Websites an und auch wir müssen in diesen Tenor mit einstimmen. Die Optimierung des Action-Adventure-Hits lässt leider in manchen Belangen arg zu wünschen übrig und bereitete uns während des Tests immer wieder Kopfschmerzen.

Für die Portierung von „The Last of Us Part 1“ arbeitete Naughty Dog mit Iron Galaxy zusammen, einem erfahrenen Studio, das sich bereits um diverse Projekte dieser Art gekümmert hat. Hierzu zählte unter anderem die vergangenes Jahr veröffentlichte „Uncharted: Legacy of Thieves Collection“, die unter ähnlichen Problemen litt, etwa dem langsamen Laden der „Gebäude-Shader“ (Shader-Compiling). Hierbei lädt das Spiel kurz gesagt die für die verbaute Hardware benötigten Shader hoch und diesen langwierigen Prozess, selbst High-End-PCs benötigen bei diesem Spiel mindestens 15 Minuten, solltet ihr unbedingt durchlaufen lassen.

Tut ihr das nicht und startet das Abenteuer ohne diese Vorbereitungsphase, werden euch immer wieder Unterbrechungen, genauer Ruckler und ziemlich lange Nachlader, aus der normalerweise dichten Atmosphäre herausreißen. Doch selbst wenn alles geladen wurde, hatten wir während des Tests dennoch immer wieder mit solchen Problemen zu kämpfen, was bei einem Spiel wie diesem, bei dem die Stimmung so wichtig ist, umso mehr ins Gewicht fällt.

Zudem ist das Spiel ein wahrer Speicherfresser, denn während unseres Tests war der VRAM, also der Grafikspeicher unseres PCs, regelmäßig deutlich über der empfohlenen Auslastung. Ausgehend von verschiedenen Online-Reaktionen scheinen viele Spieler hiermit zu kämpfen zu haben. Um das Game auf hohen oder sogar „Ultra“-Einstellungen vernünftig spielen zu können, sollten in eurem PC wohl mindestens 16GB VRAM und 32GB RAM verbaut sein.

Des Weiteren hatte „The Last of Us Part 1“ während unseres Tests nicht nur mit diversen Grafikfehlern, Nachladern, Rucklern und Slowdowns, sondern vor allem mit wiederholten Abstürzen zu kämpfen. Die bisher veröffentlichten Patches scheinen deren Frequenz zwar bereits etwas reduziert zu haben, doch das Spiel läuft noch immer nicht wirklich rund. Generell wirkt es so, als sei die PC-Version nicht gründlich genug optimiert worden, weshalb Naughty Dog nun mit diversen Patches gegensteuern müssen, um nachzubessern und das Spiel an ihre eigenen Qualitätsstandards, die viele Fans von ihren Werken gewohnt sind, anzugleichen.

Wenn ihr eine entsprechend potente Hardware euer Eigen nennen können solltet, und die PC-Version hat diesbezüglich einen wirklich ordentlichen Appetit, erstrahlt das Game dafür in einer nie dagewesenen Pracht. Die Grafik war bereits auf der PlayStation 5 ein absoluter Augenschmaus und kann nun noch mehr glänzen. Die Charaktermodelle sind nichts weniger als der gegenwärtige Goldstandard und die Umgebungen punkten mit einer tollen Beleuchtung und vielen kleinen Details. Darüber hinaus könnt ihr euch auf viele Einstellungsmöglichkeiten freuen, die es euch erlauben, das Spiel minutiös an eure eigenen Vorlieben anzupassen.

Die Auswahloptionen sind schlichtweg beeindruckend und werden immer gut erklärt sowie ihre Veränderungen oft mit Bildern anschaulich demonstriert. Ihr könnt das Upscaling ebenso einstellen wie VSync, den Anzeigemodus, die Geometrie, Texturen, Schatten sowie Reflexionen und viele, viele weitere Parameter. Hier dürften wirklich keine Wünsche offen bleiben und ihr solltet für euch auf jeden Fall den besten Kompromiss zwischen Grafikpracht und Bildwiederholungsrate finden können.

Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben, sollen die vielen Zugänglichkeitsoptionen, die bereits in der PlayStation 5-Fassung enthalten waren und mit denen Naughty Dog im AAA-Bereich einen neuen Branchenstandard setzte. Es gibt viele umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten, die es auch Spielern und Spielerinnen mit Einschränkungen ermöglichen, dieses besondere Videospielabenteuer erleben zu können.

„The Last of Us Part 1“ legt somit auf dem PC keinen fehlerfreien Start hin, sondern hat kurz nach dem Launch mit allerlei Problemen zu kämpfen, die das ansonsten noch immer hochklassige Spielerlebnis trüben. Unter diesen Problemen dürfte sich jedoch eine gute PC-Version verstecken, die übrigens auch die Bildseitenverhältnisse 21:9 Ultrawide und 32:9 Super Ultrawide unterstützt. Allerdings kann diese Fassung derzeit noch nicht ihr volles Potential ausschöpfen.

7.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Emotional packendes, eindringliches Survival-Abenteuer
  • Joel und Ellie sind toll geschriebene Charaktere
  • Grafik mit der entsprechenden Hardware hervorragend
  • Intensives Gameplay
  • Viele Einstellungsmöglichkeiten & Zugänglichkeitsoptionen
CONTRA
  • PC-Portierung kämpft mit zahlreichen technischen Problemen
  • Wiederholte Abstürze
  • Großer Hardware-Hunger

The Last of Us Part 1 im Test: Ein Gaming-Meilenstein strauchelt auf dem PC

Was gibt es über "The Last of Us" zu sagen, das bisher noch nicht gesagt wurde? Naughty Dog haben mit Ellies und Joels gefährlichem Roadtrip nicht weniger als einen absoluten PlayStation-Kulttitel erschaffen, dessen erzählerische und inszenatorische Qualitäten in der überarbeiteten Neuauflage noch immer so überzeugen können wie während ihrer PS3-Premiere. Es ist schlichtweg ein ungemein packendes Erlebnis, das ihr auch auf dem PC so schnell definitiv nicht vergessen werdet.

Allerdings strauchelt die jüngste Iteration des modernen Klassikers auf dem PC aufgrund einer wenig überzeugenden Optimierung. Aktuell wird das Spiel noch von deutlich zu vielen Problemen, vor allem wiederholten Abstürzen, geplagt, die das im Kern hervorragende Spielerlebnis trüben. Gerade Gamer und Gamerinnen, die keine High-End-Hardware besitzen, sollten deshalb wohl noch weitere Patches abwarten oder müssen sich auf mehrere Einschränkungen hinsichtlich der technischen Qualität des Titels einstellen. Dabei sollten bei dieser Erfahrung eigentlich keine Kompromisse eingegangen werden.

Unter dem Haufen an Ungereimtheiten dürfte dennoch eine gute PC-Version des PlayStation-Hits schlummern, die mit einer Vielzahl an Optimierungsmöglichkeiten und einem grafisch noch einmal beeindruckenderen Erlebnis aufwartet, als die ihr zugrundeliegende PS5-Fassung. Damit diese wirklich strahlen und ihr ganzes Potential entfalten kann, werden Naughty Dog allerdings wohl noch einiges an Arbeit investieren müssen.