Nachdem es zuletzt danach aussah, dass Microsoft in Großbritannien auf der sicheren Seite ist und die CMA die geplante Übernahme von Activision Blizzard durchwinken wird, gab es für das Xbox-Unternehmen heute ein böses Erwachen. Die dortige Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde hat das Ergebnis ihrer monatelangen Prüfung vorgelegt und angekündigt, den Deal blockieren zu wollen.
In ihrer Erklärung betonte die CMA, dass es Microsoft versäumt habe, die Bedenken in Bezug auf den Cloud-Gaming-Sektor wirksam zu berücksichtigen.
Microsoft machte laut der CMA zwar Vorschläge, um einige dieser Bedenken auszuräumen. Andere, die mit der wachsenden und sich schnell verändernden Natur von Cloud-Gaming-Diensten zusammenhängen, blieben allerdings bestehen:
- Der Vorschlag deckte die verschiedenen Geschäftsmodelle von Cloud-Gaming-Diensten nicht ausreichend ab, einschließlich der Multigame-Abonnementdienste.
- Er war nicht offen genug für Anbieter, die möglicherweise Versionen von Spielen für andere PC-Betriebssysteme als Windows anbieten wollten.
- Die Abhilfemaßnahme würde die Bedingungen, zu denen Spiele angeboten werden, standardisieren, anstatt sie von der Dynamik und Kreativität des Wettbewerbs auf dem Markt bestimmen zu lassen, wie es ohne den Zusammenschluss zu erwarten wäre.
- Da die Abhilfemaßnahme nur für eine bestimmte Gruppe von Activision-Spielen gilt, die nur in einer bestimmten Gruppe von Cloud-Gaming-Diensten gestreamt werden können, sofern sie in einer bestimmten Gruppe von Online-Shops erworben werden, bestehe ein erhebliches Risiko von Meinungsverschiedenheiten und Konflikten zwischen Microsoft und den Anbietern von Cloud-Gaming-Diensten, insbesondere über einen Zeitraum von zehn Jahren in einem sich schnell verändernden Markt.
„Microsoft genießt bereits eine starke Position und einen Vorsprung gegenüber anderen Wettbewerbern im Bereich Cloud-Gaming. Und dieser Deal würde diesen Vorteil noch verstärken und dem Unternehmen die Möglichkeit geben, neue und innovative Wettbewerber zu untergraben“, so Martin Coleman, Vorsitzender des unabhängigen Expertengremiums, das die Untersuchung der Wettbewerbs- und Marktbehörde durchführte.
„Microsoft hat konstruktiv mit uns zusammengearbeitet, um diese Probleme zu lösen, und dafür sind wir dankbar. Aber ihre Vorschläge waren nicht geeignet, unsere Bedenken auszuräumen, und hätten den Wettbewerb durch eine unwirksame Regulierung in einem neuen und dynamischen Markt ersetzt. Cloud-Gaming braucht einen freien, wettbewerbsfähigen Markt, um Innovation und Auswahl zu fördern. Dies wird am besten dadurch erreicht, dass die derzeitige Wettbewerbsdynamik im Cloud-Gaming weiterhin ihre Arbeit tun kann“, so die weiteren Worte.
Microsoft möchte Berufung einlegen
Brad Smith, der stellvertretende Vorsitzende und Präsident von Microsoft, reagierte auf die Entscheidung und betonte: „Wir halten an dieser Übernahme fest und werden Berufung einlegen. Die Entscheidung der CMA lehnt einen pragmatischen Weg ab, um Wettbewerbsbedenken auszuräumen, und schreckt technologische Innovationen und Investitionen im Vereinigten Königreich ab.“
Smith weiter: „Wir haben bereits Verträge unterzeichnet, um die beliebten Spiele von Activision Blizzard auf 150 Millionen weiteren Geräten verfügbar zu machen. Und wir sind weiterhin entschlossen, diese Vereinbarungen durch regulatorische Abhilfemaßnahmen zu stärken. Wir sind besonders enttäuscht darüber, dass diese Entscheidung nach langen Überlegungen anscheinend ein mangelhaftes Verständnis dieses Marktes und der Funktionsweise der relevanten Cloud-Technologie widerspiegelt.“
Ebenfalls meldete sich ein Sprecher von Activision zu Wort und erklärte: „Der Bericht der CMA widerspricht den Ambitionen des Vereinigten Königreichs, ein attraktives Land für den Aufbau von Technologieunternehmen zu werden. Wir werden gemeinsam mit Microsoft hart daran arbeiten, dies in der Berufung rückgängig zu machen.“
„Die Schlussfolgerungen des Berichts sind ein Bärendienst für die Bürger Großbritanniens, deren wirtschaftliche Aussichten immer schlechter werden. Wir werden unsere Wachstumspläne für das Vereinigte Königreich neu überdenken. Globale Innovatoren, ob groß oder klein, werden zur Kenntnis nehmen, dass das Vereinigte Königreich – trotz aller Rhetorik – eindeutig für Geschäfte geschlossen ist“, so der Activision-Vertreter weiter.
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Die CMA galt zuletzt nicht als die größte Hürde für die Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft. Mehr Ungemach droht in den Vereinigten Staaten, wo die zuständige Regulierungsbehörde FTC gegen die Übernahme klagt und von der CMA-Entscheidung gestärkt werden dürfte.
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Kommentare
naughtydog
27. April 2023 um 11:46 Uhr@SellOut
Nein. Das wäre eine lächerliche Behauptung.
Je mehr Spiele GP-eklusiv werden, desto mehr Spiele müssen nicht mehr gut genug für die Vollpreishürde werden, sondern nur noch gut genug für die Aufrechterhalt von Abonnements. Es liegt in der Natur der Sache.
naughtydog
27. April 2023 um 11:47 Uhr@SellOut
Meine Aussage muss ich natürlich auf die GP-eklusiven Titel begrenzen. Da war ich mit dem Wort „allgemein“ sehr leichtsinnig.
Hatschi
27. April 2023 um 12:19 Uhr@sellout vergisst immer halo und redfall 🙁
Zawa_Furuka
27. April 2023 um 12:44 UhrMicrosoft hat vergessen, dass die Mitarbeiter der CMA gar nicht die U-Bahn nutzen :-O
SellOut
27. April 2023 um 13:32 Uhr@naughtydog
Ich wollte nur damit sagen das schlechte Qualität in Games kein Abo/GP Problem ist . Das Problem gab’s lange vor GP und auch Abseits des GP und da bezahlt man Vollpreis für etwas was nicht mal gerade so gut genug wäre zum Release. Und das ist keine Seltenheit selbst bei Vollpreis Titel, siehe auch bei Nintendos Pokemon.
@hatschi“vergisst immer halo und redfall “
Nicht traurig sein. Redfall ist nicht mal erschienen. Und Halo erschien 2001/02 und war ein Meisterwerk.
naughtydog
27. April 2023 um 14:37 Uhr@SellOut
Klar, Müll- bzw. fehlerhafte Spiele gab es lange vor Abomodellen. Ich denke aber schon, dass so, wie es Serienproduktionen (oft von und) speziell für Streamingdienste gibt, wird es bei MS zugehörigen Studios eben auch immer mehr Produktionen für den GP geben, mit eben allen Vor- u. Nachteilen. Wenn immer mehr aktuelle noch Multiplattformmarken dort landen, geht es eben mit diesen Marken vermutlich künftig nur noch um Bestandskundensicherung zum Abopreis. Da dieses Abo einen Großteil seiner Attraktivität aus dem Preis zieht, steht auch nicht unendlich viel reinvestierbares Budget zur Verfügung, sofern sich das Angebot selbst tragen muss. Wieviele CoD:MWs bzw. andere 200Mio$-Games sollen dort dann rausspringen, frag‘ ich mich.
Date
27. April 2023 um 14:51 UhrBravo!
CybernetikFrozone
28. April 2023 um 05:12 UhrDa play3 nicht den Bericht verlinkt,mache ich es hier.
Quelle: https://www.gov.uk/government/news/microsoft-activision-deal-prevented-to-protect-innovation-and-choice-in-cloud-gaming
Jacksonaction
28. April 2023 um 23:11 UhrXbox Luschen immer noch am heulen? 😀