Review

TEST: NBA Jam

play3 Review: TEST: NBA Jam

6.5

„NBA Jam“ ist bekanntlich EAs Basketball-Notnagel in diesem Jahr – nachdem der Umbruch bei „NBA Elite 11“ in die Hose ging und das Spiel kurzerhand nicht veröffentlicht wurde. Der Schaden, den die Nichtveröffentlichung verursachte, soll laut diversen Internetquellen um die 300 Millionen U.S.-Dollar betragen.

Ursprünglich war geplant, dass „NBA Jam“ dem Vollpreisspiel „NBA Elite 11“ als Bonusdreingabe beiliegt bzw. als PSN-Titel angeboten wird. Doch alles verlief wie bereits erwähnt anders. EA verhökert nun seit Ende November eine angeblich inhaltlich leicht aufgebohrte PS3-/HD-Version von „NBA Jam“ für ca. 30 bis 35 Euro.

Für diejenigen unter euch, denen „NBA Jam“ nichts sagt, machen wir an dieser Stelle einen kurzen Abstecher in die 16-Bit-Ära:  Bei diesem Basketballspiel, das ursprünglich von Midway entwickelt und vertrieben wurde, steht das arcasdelastige, total überzogene und actionreiche Spielprinzip im Vordergrund. Anstatt der üblichen fünf B-Baller pro Team stehen sich nur jeweils zwei gegenüber . Mittels übertriebener Slam Dunks, Alley Oops, Korblegern oder Dreiern geht man auf Punktejagd.

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„NBA Jam“ erschien auf Konsole (SNES, Mega Drive) erstmals 1994, es handelte sich um eine Portierung des in den USA unglaublich populären Coin-ops. Das schnell erlernbare Gameplay gepaart mit der unglaublichen hohen Attraktivität und Popularität der NBA in den 1990ern waren das Erfolgsrezept der kurzweiligen Korbjagd.

Damals funktionierte das Gameplay unglaublich gut, bei dem man letzten Endes den größten Teil des NBA-Regelwerks zu Gunsten eines spaßigeren Gameplays über Bord warf. Es war das beste und unterhaltsamste Basketballspiel seinerzeit. Automatenumsetzungen für Konsolen hatten damals außerdem noch einen viel höhere Wertschätzung bei den Konsolenspielern.

Doch wie schaut es 16 Jahre nach dem Stapellauf von „NBA Jam“ aus. Reicht der Name und der Kult um das Sportspiel aus, um einen Volltreffer zu landen?
Trifft ein solch simples Gameplay überhaupt noch den Nerv der Konsoleros? Schließlich wuseln heutzutage kaum noch handanimierte Sprites über den HD-Bildschirm, sondern dreidimensionale Polygon-Athleten, die ihren Vorbildern ungemein ähneln.

Was wir cool finden

Die Aufmachung – eine Ode an das Original
Nun ja, „NBA Jam“ hat auch im PS3-Zeitalter seinen Reiz. Bricht man die PS3-Version auf das Wesentliche herunter, bekommt man den Kern der Original-Spielhallenversion aus den Neunzigern nahezu unverändert kredenzt. Wer drei Körbe in Folge wirft, der ist „On Fire“, sodass der Basket des Gegners von nun an lichterloh brennt und das Punkten insgesamt einfacher fällt. Diese feurige Eigenschaft hört mit dem nächsten Korb des Gegners auf.

Man rennt immer noch mit zwei Spielern des ausgewählten Teams das Spielfeld hektisch auf und ab. Zwar gibt’s eine Shot Clock, doch eine Rückpass- (Backyard Violation) oder eine Aus-Regel fehlen gänzlich. Das ist seit eh und je typisch für „NBA Jam“.

So kommt es auch bei dieser Edition auf die Zusammenstellung des 2-Mann-Teams an: Es empfiehlt sich ein Dunk-starker Forward und ein treffsicherer, wieselflinker Guard. Das ist nach wie vor die ideale Kombination. Der hünenhafte Center stopft die Bälle auf mannigfaltige Art und Weise (Slam Dunks, Alley Oops etc.) in den Korb, der kleiner gewachsene Guard ist im Normalfall für Assists, Dreier und Korbleger zuständig.

Dabei steuert ihr aktiv nur eine Figur, die andere wird von der CPU kontrolliert. Hat die computergesteuerte Figur den Ball, könnt ihr dieser mittels der Buttons Offensive-Befehle erteilen. So passt der KI-Athlet euch den Ball zu oder netzt diesen ein. Das gilt auch für sämtliche Aktionen in der Defense.

Kommen wir zum Sound. Neben dem allseits bekannten „Boomshakalaka!“ dröhnen auch altbekannte Floskeln wie „From Downtown!“ oder eben das besagte „He’s on fire!“ aus dem Lautsprechern. EA schickte  hierzu den original „NBA Jam“-Sprecher Tim Kitzrow ins Tonstudio. Das ist Retro Gaming pur!

Der Wechsel der Marke „NBA Jam“ von Midway zu EA dem Produkt nicht geschadet. Das liegt mitunter auch daran, dass Electronic Arts den geistigen Vater der Serie, Marc Turmell, engagierte. Derzeit ist er als Senior Creative Director bei EA Tiburon (u.a. „Madden“-Serie) tätig.
Urteil: zufriedenstellend

Alte und neue Spielmodi
Das neue „NBA Jam“ wartet neben dem Classic Campaign Mode, hier spielt ihr mit eurem ausgewählten Team gegen die anderen NBA-Teams, auch mit neuen Spielvarianten auf. Das Highlight ist die Remix-Tour. Anstatt zig klassische „NBA Jam“-Partien bestreiten zu müssen, versucht man rivalisierende Teams mittels diverser Basketball-„Minispielchen“ (1-on-1, 21-Punkte-Shoot-Out) und dem Remix Mode zu schlagen. In diesem kommen Power-Ups zum Einsatz, mit denen ihr die Fähigkeiten eurer Spieler stärken oder schwächen könnt. Die Remix-Tour ist herausfordernd, erfrischend anders und kurzweilig zugleich.

Darüber hinaus wird ein Online-Modus mit mehreren Auswahlpunkten angeboten. Doch darauf gehen wir ausführlich im „Was uns nicht gefällt“-Block ein.
Urteil: Gut

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Die Grafik und die Boni
Optisch schlägt „NBA Jam“ nahezu in dieselbe Kerbe wie seine 16-Bit-Vorgänger. Nur ist jetzt alles in HD. Die Gesichter der NBA-Recken sind immer noch digitalisiert, aber nun fotorealistisch, und schneiden neuerdings lustige Grimassen bei Slam Dunks, erfolgreichen Korbwürfen oder Fouls.

Den Stadien bzw. Hallen fehlt es jedoch an Leben und optischen Details – auch wenn digitalisierte Coaches und Maskottchen an der Seitenlinie stehen. Hier vermisst man trotz aller Bemühungen den NBA-Budenzauber.

Übrigens: Wer das Training komplett absolviert, schaltet direkt den Big-Head-Modus frei. Mit den Riesenköpfen schaut „NBA Jam“ a) deutlich lustiger aus und b) es kommt auch dadurch einen Tick spaßiger und überzogener rüber.

Im Allgemeinen gibt es viel Freispielbares. Gemeint sind die vielen NBA-Stars und Team-Ups aus den 1980ern und 1990ern. Besonders Fleißige können obendrein auch mit den „Beastie Boys“, etlichen U.S.-Politikern oder Entwickler Marc Turmell und Sprecher Tim Kitzrow im Duett übers Parkett rennen.
Urteil: Gut

Was wir weniger cool finden

Zurück in die Vergangenheit
Auf den ersten Blick macht der Look von NBA Jam richtig Laune, alles ist bunt, alles ist schrill. Doch nach fünf Minuten hat man sich satt gesehen.

Mit der HD-Variante von „NBA Jam“ kommt die Ernüchterung. Der ganze Look nutzt sich schnell ab. Die Grimassen der NBA-Profis sind nur anfangs ulkig.

Des Weiteren rennt nach wie vor innerhalb von wenigen Augenblicken von links nach rechts bzw. umgekehrt. Gut, das ist zwar eine Art Markenzeichen von „NBA Jam“ seit eh und je – doch im Jahr 2010 verlangt man mehr.

Das ist einfach nicht mehr ganz zeitgemäß, das ist nicht das, was man heutzutage will. Hier fehlt einfach der zeitgemäße Touch, das gewisse Aufhübschen des Titels – selbst die witzig aufgemachte Remix-Tour macht diesen Malus nicht ganz wett.
Urteil: Zufriedenstellend

Schema-F-Gameplay anno 1995
Beim Spiel gegen die CPU nervt nach wie vor die Tatsache, dass es schwer ist, einen Punktrückstand aufzuholen. Diese hat uns bereits damals bei der originalen SNES-Version genervt, vor allem dann, wenn man die Classic Campaign oder jetzt obendrein noch die Remix Tour spielt.

Man versucht in der Regel immer einen sicheren Dunk – das sind zwei sichere Punkte. Korbleger oder 3er-Würfe sind mit einem mehr oder minder großen Restrisiko verbunden.

Jeder Punkt wird hart umkämpft, denn die CPU spult ihr Programm von der ersten bis zur letzten Sekunde einfach runter. Das heißt: Man spielt in den Vierteln immer wieder den selben Stiefel runter, um keinen Punktverlust zu riskieren.
Urteil: Ausreichend

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Online ist nix los
Der Online-Modus von „NBA Jam“ liest sich vielversprechend: Online entweder alleine oder zu zweit miteinander gegen andere Spieler antreten, Ranking Matches, verschiedene Spielmodi usw. Diese Idee hätte das einfache Gameplay interessanter gemacht und wäre zudem  optimal für den Online-Zock zwischendurch gewesen.

Nur findet man selten Gegenspieler. Wir haben in den EA-Foren von „NBA Jam“ recherchiert. Dort beklagen sich viele Leute über denselben Zustand. Auch Mitglieder aus der PLAY3.DE-Community, die „NBA Jam“ zocken, haben die gleichen Negativerfahrungen gemacht.

Man kann nur mutmaßen, was der Grund dafür ist. Offenbar hat sich das Spiel international kaum verkauft, so dass so gut wie keine „NBA Jam“-Besitzer online sind. Wenn das der Fall ist, macht sich die Tatsache bemerkbar, dass „NBA Jam“ in der Kombination mit „NBA Elite 11“ funktioniert hätte, aber als Einzelprodukt, das auch noch zu einem überhöhten Preis verkauft wird, zu wenig Interesse geweckt hat.

Es ist davon auszugehen, dass sich alle Basketballinteressierten in dieser Saison „NBA 2K11“ geholt haben und mit diesem Bombast-Produkt bestens bedient sind.
Urteil: gut, wenn mehr Spieler online vorhanden wären

Aus, bevor es vorbei ist
Wenn der Buzzer am Ende eines Viertels ertönt und die Spielzeitanzeige 0.0 Sekunden erreicht hat, ist er Spielabschnitt oder gar das Match vorbei. Wer beispielsweise ein paar Zehntelsekunden vor Schluss noch versucht, einen Dreier zu werfen, um damit einen Rückstand zu drehen, hat in „NBA Jam“ kaum eine Chance. Das Spiel endet im Vergleich zu anderen Basketballspielen übertrieben abrupt. Somit geht ein spannendes Element des Basketballs flöten: spielentscheidende Buzzer Beater im letzten Viertel sind nur schwer möglich.
Urteil: Ungenügend

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Die Sache mit dem Preis
„NBA Jam“ ist alles andere als ein 35-Euro-Game. Das Arcade-Basketball war ursprünglich als kostenlose DLC-Dreingabe zu „NBA Elite 11“ geplant. Da aber das EA-Entwicklerteam diesen Titel in den Sand setzten und dieser nicht veröffentlicht wurde, ist „NBA Jam“ der diesjährige B-Ball-Notnagel aus dem Hause EA.

Ein Preis von 9,99 bis 12,99 Euro und als Downloadtitel im PSN Store – diese Konstellation hätte dem Neo-„NBA Jam“ gut zu Gesicht gestanden. Mehr ist „NBA Jam“ nicht wert. Uns, als „NBA Jam“-Fans der ersten Stunde, blutet das Herz, diese Aussage treffen zu müssen.
Urteil: Mangelhaft

6.5

Wertung und Fazit

TEST: NBA Jam

Unsere Erwartungen hat "NBA Jam" nicht erfüllt, unseren Nerv hat es nicht getroffen. Leider! Wir haben dem Release entgegengefiebert. Jedes Mal, wenn im November 2010 der Kurier klingelte, haben wir gehofft, dass das "NBA Jam"-Muster geliefert wird. Nun sind wir doch enttäuscht. Das Spiel ist zu normal. Anno 1994 war es abgedreht, funny und kam zum rechten Zeitpunkt auf dem Markt - als fast die ganze Welt dank Michael Jordan & Co. im NBA-Fieber war. "NBA Jam" ist gut als zockerischer Pausensnack oder taugt für ein Koop-Match mit einem Kumpel - nicht mehr und nicht weniger. Früher haben wir die Campaign durchgezockt - diese hatte einen gewissen Suchtfaktor. Doch bei der neuen HD-Variante wollte der Funken nicht überspringen. Selbst die coolen freispielbaren Charaktere ließen uns kalt. Dafür sorgte die Remix-Tour, dass wir bei der Wertung anstatt der 6.0 eine 6.5 zücken. Diese erfrischende Spielvariante ist das Filetstück von "NBA Jam". Aber aufgepasst. Solo macht das Game nur halb so viel Spaß wie zu zweit - entweder gegeneinander oder miteinander. Den Todesstoß versetzt sich das Spiel selbst, da online nichts, aber rein gar nicht los ist. Einen Online-Gegner zu finden, kommt einem Sechser im Lotto gleich. Wie bereits erwähnt, war das auch der Grund, warum wir den Test erst jetzt veröffentlichen. Wir haben lange probiert und abgewartet, um zu sehen, wie sich das Basketballspiel online präsentiert. Doch leider fanden wir in den letzten vier Wochen kaum Kontrahenten. Es existiert wohl nur eine kleine Online-Community. Bitte wartet, bis das Spiel für einen Zwanni oder gar günstiger angeboten wird. Die 35 Euro, die EA aktuell als Verkaufspreis festgelegt hat, sind zu hoch. "NBA Jam" war ursprünglich als DLC ausgelegt - und genau so viel sollte es kosten, da es spielerisch – uns blutet das Herz, diese Aussage treffen zu müssen - im Jahr 2010 leider nicht mehr wert ist. Wer aktuell ein gutes Basketballspiel sucht, greift zum grandiosen, aber simulationslastigen "NBA 2K11!

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Kommentare

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