Was in Vegas geschieht, bleibt in Vegas. Selbst wenn es der Tod eines unschuldigen Kuriers ist. Wir haben uns aus dem staubigen Wüstengrab erhoben und sind in „Fallout: New Vegas“ durch das postnukleare Nevada geschlichen. Ob „New Vegas“ die Messelatte für Open-World-Rollenspiele höher legt? Ihr erfahrt es im Test!
Eine Anmerkung in eigener Sache: Falls ihr euch fragt, warum der Test zu „Fallout: New Vegas“ erst jetzt bei play3.de online geht. Wir haben unsere Testversion leider erst zum Verkaufsstart erhalten.
Was wir cool finden
Die Spielwelt
„New Vegas“ ist riesig und facettenreich wie kaum eine andere Spielwelt im „Fallout“-Universum vor ihr. In der Wüste Nevadas entdeckt ihr unzählige verschrobene Orte, Höhlen und Unterschlupfe. Die hier beheimateten Charaktere sind erneut herrlich schräg und mit bitterer Ironie gezeichnet. Klasse: Eure Taten haben Einfluss auf euren Ruf. Stellt ihr euch anfangs mit den Einwohnern in Goodsprings gut, verscherzt ihr es euch gleich mit den Pulverbanditen.
Euer Image ist nicht bloß ein Eintrag im Charaktermenü, sondern absolut spürbar. Seid ihr beliebt, bekommt ihr Ermäßigung in Läden. Werdet ihr dagegen gehasst, machen die Burschen Jagd auf euch. Bevor ihr euch allerdings Weltruhm erspielt habt, vergeht einige Zeit. Bis zu den vier optionalen Enden dauert es – abhängig von eurem Entdeckergeist – locker 30 bis 40 Stunden.
Urteil: Sehr gut
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Das RPG-System
Was uns am besten am Charaktersystem von „Fallout: New Vegas“ gefällt: Jeder Levelaufstieg und jedes neue Perk hat einen Effekt auf das Spiel. Plötzlich können wir mit neuen Waffen hantieren, mit Sprengstoffen jonglieren, unsere Waffen reparieren oder andere Figuren im Dialog übers Ohr hauen. Zwar sind die Menüs noch immer ein wenig unübersichtlich, aber insgesamt ist und bleibt die Kombination aus Perks und Fähigkeiten einfach erstklassig.
Urteil: Sehr gut
Die Kämpfe
Wie gewohnt, lässt euch auch „Fallout: New Vegas“ die Wahl, ob ihr in Ego-Shooter-Manier ballern möchtet oder über den VATS-Modus das Spiel pausiert. Egal, welche Variante ihr bevorzugt, beide haben ihre ganz eigenen Finessen. Im VATS etwa erkennt ihr zwar die Treffergenauigkeit, seid aber durch Ability-Points eingeschränkt. Der Echtzeit-Modus ist ungleich schwieriger. Denn die Endzeit-Schießprügel verziehen abhängig von deren Zustand oftmals enorm und eure Widersacher sind häufig sehr flink auf den Beinen. Daher sind selbst kleinere Scharmützel eine Herausforderung und Mini-Geckos mutieren plötzlich zum Menschenfresser.
Urteil: Sehr gut
Das Crafting-System
Kämpfe spielen in „New Vegas“ erneut eine übergeordnete Rolle. Zwar dürft ihr euch keine eigenen Schießprügel mehr zusammen schustern, dafür könnt ihr bestehende Gewehre und Pistolen mit Visieren und anderen Extras aufrüsten. Zudem habt ihr die Möglichkeit, euch Munition selbst zusammen zu brauen. An Werkbänken und Nachladestationen wählt ihr aus einer langen Liste verschiedenster Rezepturen aus – ähnlich wie beim Anfertigen von Gegenständen wie Stimpacks. Sicher werden viele von euch das Crafting-System kaum nutzen. Hardcore-Spieler allerdings haben hier richtig viel zu basteln.
Urteil: Gut
Das Buddy-System
In „New Vegas“ schließen sich euch immer wieder NPCs an. Diese kommandiert ihr über ein Befehlsmenü. Sie sind aber nicht nur stupide Begleiter, sondern besitzen einen eigenen Charaktere. Gespräche mit ihnen bringen also wirklich etwas für den Spielverlauf. Leider ist ihre Rolle im Kampf nicht ganz so gut gelungen: Entweder agieren sie übermächtig und putzen alles für euch weg. Oder sie sterben allzu schnell im Wüstensand. Einen gesunden Mittelweg gibt es nur selten.
Urteil: Gut
Was wir weniger cool finden
Die Ideen
Die bahnbrechenden Neuerungen sucht ihr in „New Vegas“ leider vergeblich. Hier gibt es einige Detail-Verbesserungen wie etwa den Hardcore-Modus – nett, aber zu unbedeutend. Daher beschleicht gerade „Fallout“-Kenner immer wieder das Gefühl eines Remakes mit einem frischen Szenario. Derartige Ideenarmut bemängeln wir seit Jahren bei diversen Serien. Daher bleibt auch „Fallout: New Vegas“ von der Schelte nicht verschont.
Urteil: Ausreichend
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Die Technik
„Fallout: New Vegas“ tritt technisch auf der Stelle. Bis auf minimale Verbesserungen sieht es genauso aus wie der dritte Teil. Das wäre ja nicht weiter tragisch, hätte Bethesda nicht einige Kinderkrankheiten des Vorgängers ebenfalls übernommen. Beim Streaming der Landschaft ruckelt das Spiel immer wieder merklich. Die Ladezeiten zwischen Wechseln aus Gebäuden und der Oberwelt sind ebenfalls nicht von Pappe. Außerdem hätten wir uns einige Komfortfunktionen für das Charaktermenü gewünscht. Die Navigation fällt hier zuweilen ein wenig umständlich aus.
Urteil: Mangelhaft
Die Schnitte
Bei der deutschen Version wurde einmal mehr die Schere angesetzt. Allerdings nicht ganz so drastisch wie in „Fallout 3“. Menschen vergießen diesmal gar kein Blut. Bei verstümmelten Körperteilen nutzen sie die jeweiligen Extremitäten einfach nicht mehr. Bei Tieren wie Geckos spritzt dagegen Blut. Trotzdem: Normalerweise stören uns derartige Schnitte wenig. Bei „Fallout: New Vegas“ beeinflussen sie aber maßgeblich die Spielerfahrung und kosten Atmosphäre.
Urteil: Ausreichend
System: Playstation 3
Vertrieb: Bethesda
Entwickler: Obsidian Entertainment
USK: ab 18 Jahre
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: http://fallout.bethsoft.com