Mitte des Monats veröffentlichten die 11bit Studios das Science-Fiction-Abenteuer „The Alters“ für den PC und die aktuellen Konsolen. Während das Spiel an sich bei den Nutzern sehr gut ankommt, sorgte ein Aspekt von „The Alters“ in den vergangenen Tagen für reichlich Kritik.
Im Detail geht es um den Vorwurf, dass die 11bit Studios in mehreren Bereichen auf KI-Tools zurückgegriffen haben sollen, ohne in der offiziellen Produktbeschreibung darauf hinzuweisen. Seit Anfang 2024 verpflichtet Valve Entwickler dazu, den Einsatz von KI-generierten Inhalten im Rahmen des Steam-Distributionsvertrags offenzulegen. Dies betrifft unter anderem Grafiken, Code, Audio und andere Bestandteile, die mithilfe von KI-Tools erstellt wurden – sei es vorab oder in Echtzeit.
In der Steam-Beschreibung von „The Alters“ ist jedoch kein Hinweis auf den Einsatz von KI zu finden. Ganz zum Ärger der Spieler, die ihrer Meinung nach klare Hinweise auf die Verwendung von KI-Tools entdeckt haben möchten.
Übersetzung der Texte sorgt für Kritik
Auch wenn ein Teil der Spieler bei einzelnen Grafiken des Spiels den Eindruck hat, dass diese mithilfe von KI-Tools erstellt wurden, gibt es dafür zumindest bisher keine handfesten Hinweise oder Beweise. Anders verhält es sich laut Experten bei der Lokalisierung des Spiels, bei der Übersetzer bestätigten, dass offensichtlich ein Large Language Model (LLM) zum Einsatz kam.
Die auf Videospielübersetzungen spezialisierte Lucile Danilov schrieb: „Hört zu, ich liebe The Alters. Es ist großartig geschrieben, und ich hatte eigentlich vor, dem Spiel nach dem Durchspielen eine begeisterte Steam-Rezension zu hinterlassen. Aber das hier ist eine Schande. Wirklich – Teile eines KI-Prompts im Lokalisierungs-Toolkit zu belassen?! Das ist, als würde man der internationalen Spielerschaft direkt ins Gesicht spucken.“
Danilov vermutete, dass das Ganze entweder auf „einen nachlässigen Übersetzer zurückgeht, der sich mit Abkürzungen behelfen wollte“. Oder dass „jemand auf Entwickler- oder Publisher-Seite einfach keine Lust hatte, die fehlenden Zeilen in letzter Minute noch zur Übersetzung zu schicken, und sie stattdessen ohne jegliche Kontrolle wahllos durch ein Sprachmodell gejagt hat.“
Neben der brasilianisch-portugiesischen Übersetzung soll auch die südkoreanische Fassung auffällige Übersetzungsfehler enthalten, die laut einem Übersetzer auf den unsorgfältigen Einsatz von KI-Tools zurückzuführen sind. Darauf wies Handong Ryu hin, der an der koreanischen Lokalisierung des Spiels mitgearbeitet hat.
„Ich war für die Übersetzung des Großteils der koreanischen Version von The Alters verantwortlich. Leider besteht dasselbe Problem auch in der koreanischen Fassung, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass das zweite von dir genannte Szenario näher an der Wahrheit liegt“, sagte Ryu.
„Zwar wurde kein KI-Prompt offengelegt, aber ich kann bestätigen, dass derselbe Abschnitt der koreanischen Lokalisierung deutliche Anzeichen dafür zeigt, dass er ohne sorgfältige Überarbeitung durch ein großes Sprachmodell (LLM) gelaufen ist“, heißt es weiter. „Es gab erheblichen Gegenwind aus der koreanischen Gaming-Community, was besonders enttäuschend ist, da die Kritik einen Teil des Spiels betrifft, auf den ich keinen Einfluss hatte.“
Entwickler äußerten sich bislang nicht
Die Verantwortlichen der 11bit studios haben sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Das ändert jedoch nichts daran, dass der mögliche Einsatz von KI weiterhin teils scharf kritisiert wird. Dabei steht weniger die Nutzung der KI-Tools selbst im Fokus der Kritik, sondern vielmehr die Tatsache, dass in der offiziellen Produktbeschreibung auf Steam kein Hinweis darauf zu finden ist.
Ein Spieler wandte sich mit den folgenden Worten an die Entwickler: „Steam verlangt von Entwicklern aus gutem Grund, den Einsatz von KI offenzulegen. Wir haben das Recht zu wissen, was wir kaufen. Wenn ihr KI zur Erstellung von Inhalten nutzt, seid ehrlich darüber, anstatt es zu verstecken.“
„The Alters“ ist für PC, PS5 und Xbox Series X/S erhältlich.
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Kommentare
Afgncaap
30. Juni 2025 um 10:38 UhrKI-Einsatz, aka Google Translate, bei Übersetzungen die nachträglich anfallen, waren auch vor dem KI-Boom leider Standard. Wobei sich viele Entwickler schon anstrengen mussten, denn das, was dann in den Spielen stand, war meist schlechter als das, was dir das normale Google Translate ausgespuckt hat.
Erinnert sich noch jemand an die Releaseversion von Salt & Sanctuary? Komplett Maschinenübersetzt – ohne Option die Sprache ingame zu ändern. So unerfahren oder ignorant muss ein Entwickler erst einmal sein. Schlimm: Die nachträglich nachgereichte „professionelle“ Übersetzng hatte dann Rechtschreibfehler und klang auch alles andere als gut.
Kann mir vorstellen, dass bei Übersetzungen, die für Entwickler kaum Stellenwert haben, deutlich mehr mit Maschinenübersetungen geschummelt wird.
SaGat Tiger
30. Juni 2025 um 14:15 UhrDer Einsatz von KI in der Spieleentwicklung ist sowieso unumgehbar. Da die Kosten nicht mehr tragbar sind und weiter ansteigen ergibt das alles nur Sinn. Und ich finde wenn die Qualität am ende stimmt ist es mir egal .