Review

Darksiders Genesis im Test: Müder „Diablo“-Klon oder würdiges Spinoff der Kult-Serie?

Legt euch mit den apokalyptischen Reitern War und Strife mit Luzifer persönlich an: „Darksiders Genesis“ erweist sich im Test als herrlich unperfekter Dungeon-Crawler, der das Erbe der „Darksiders“-Serie würdigt und dennoch einige neue Ideen mitbringt.

play3 Review: Darksiders Genesis im Test: Müder „Diablo“-Klon oder würdiges Spinoff der Kult-Serie?

7.0

THQ Nordic und Entwickler Airship Syndicate gehen mit der „Darksiders“-Lizenz neue Wege. Denn anstatt dem bewährten Open-World-Pfad der großen Vorgänger zu folgen, präsentiert sich „Genesis“ als lupenreiner Dungeon-Crawler aus der Iso-Perspektive. Dadurch werden auf den ersten Blick Erinnerungen an das Kult-Rollenspiel „Diablo“ wach, jedoch besitzt der Titel genug eigene Ideen, um sich von dem Blizzard-Abenteuer abzusetzen. Wieso das Action-Rollenspiel für seine 35 Euro zwar einen längeren Blickwert aber längst kein Überraschungshit ist, erfahrt ihr im Test.

Was wir gut finden

Stimmungsvoller Dungeon-Crawler

Während die Hauptserie ein typisches Open-World-Spiel aus der Verfolgerperspektive ist, zeigt sich „Darksiders Genesis“ als Dungeon-Crawler, der das Geschehen mit fixen Kamerawinkel von schräg oben darstellt. Das Spiel erzählt die Vorgeschichte zur Trilogie und stellt die beiden apokalyptischen Reiter Strife und War in den Mittelpunkt. Die beiden begehren gegen Luzifer auf, müssen dafür aber zunächst einen wahren Spießrutenlauf erledigen. „Darksiders Genesis“ könnt ihr sowohl alleine, aber auch im Splitscreen oder im Online-Koop angehen.

Spaßiger Dungeon-Crawler mit kleineren Schwäche

Das Spiel erstreckt sich über eine Spielzeit von etwa 15 bis 20 Stunden – bei einem Preis von 35 Euro. Neben der Story tobt ihr euch auch in der Arena aus und könnt dort zehn Levels immer wieder absolvieren, um Belohnungen freizuschalten. Für ein Spiel dieser Preisklasse kann sich „Darksiders Genesis“ also sehen lassen. Auch technisch erweist sich das Spiel – abseits der Programmfehler – als ausgezeichnet.

Die 16 Kapitel entführen euch in die entlegensten Ecken der Unterwelt und geizen dabei nicht mit stimmungsvollen Locations wie Katakomben, Eiswüsten oder Sümpfen. Die Grafik ist enorm stimmungsvoll und gerade durch die fixen Kamerawinkel setzt das Spiel die Schauplätze immer wieder schön in Szene. Auch die Kampf-Animationen geizen nicht mit Details: speziell die Finishing-Moves erinnern teils fast schon an „God of War“.

Ein Hauch „Diablo“ – oder nicht?

Das Gameplay hinter „Darksiders Genesis“ fußt auf zwei tragenden Säulen: den Umgebungsrätseln und dem Kampfsystem. Während wir mit den Hüpfpassagen eher weniger zufrieden sind, wecken die Schlachten – trotz recht überschaubarer Anzahl unterschiedlicher Gegner – wohlige „Diablo“-Gefühle. Denn obwohl „Genesis“ natürlich im Koop seine ganze Stärke ausspielt, so verleiht das Wechselspiel zwischen War und Strife den Kämpfen erstaunliche Dynamik.

Auch wenn gerade das Handling aufgrund der vielen Aktionen und recht ungewöhnlichen Tastenkombinationen ein wenig Übung erfordert, entstehen im Verlauf effektvolle Schlachten. Sehr schön: Strife und War spielen sich sehr unterschiedlich. Während Strife mit seinen Pistolen aus der Distanz agiert und Nahkampfangriffe nicht blocken kann, erweist sich War als Brecher mit schwerem Schild und Paradefunktion. Schnelles Ausweichen gehört ebenso zum Repertoire wie Luftangriffe und Spezialattacken.

Das aus „Diablo“ bekannte Looten allerdings fällt hier vergleichsweise gering aus. Die Beute beschränkt sich sehr oft auf Seelenkugeln oder Kreaturenkerne. Doch gerade letztere bringen einen interessanten Twist in die Rollenspielmechanik, wodurch sich „Darksiders Genesis“ wohltuend von der Genre-Konkurrenz absetzt.

Nichtlineare Charakterentwicklung

„Darksiders Genesis“ verzichtet auf Klassen. Stattdessen sammelt ihr im Verlauf des Spiels unzählige Kreaturenkerne der Typen Zorn, Gesundheit und Angriff. Diese verteilt ihr dann auf Sockelplätzen und könnt euch so zusätzliche Talente und Boni freispielen. Sehr praktisch: wer maximale Boni herausholen will, der muss die Kerne entsprechend der auf dem Spielbrett verteilten Sockeltypen anordnen. Jokerplätze gibt es natürlich ebenfalls, sodass ihr auch übrige Kerne unterbringen und ihre Boni einsetzen könnt. Das Herumprobieren mit möglichen Kombinationen und Austauschen der „Steine“ besitzt Tiefe und motiviert auch zu gelegentlichen Runden in der Arena.

Im Vergleich etwa zu „Diablo“ oder anderen Rollenspielen findet ihr nahezu kein Loot. Im Verlauf entdeckt ihr lediglich neue Waffen und versteckte Ausrüstungssets. Aber der Fokus liegt in „Darksiders Genesis“ weniger auf dem Inventarmanagement als auf den Talenten und Fähigkeiten der beiden apokalyptischen Reiter. Diese entdeckt ihr entweder versteckt in den weitläufigen Levels oder kauft sie einfach in den Läden von Vulgrim und Dib ein.

Was wir schlecht finden

Katastrophale Kartenfunktion

Durch die vorgegebenen Kameraperspektiven fällt oftmals die Orientierung innerhalb der großen, dreidimensionalen Levels schwer. Ein HUD oder wenigstens ein Kompass wären in so einem Spiel absolute Pflicht gewesen. Stattdessen aber schenkt euch Entwickler Airship lediglich eine rudimentäre Kartenfunktion, die lediglich die Grundrisse und nach dem Fund der Schatzkarte die versteckten Extras jedoch nicht die eigene Position anzeigt. Entsprechend müsst ihr euch den Weg selbst anhand von Schlüsselpunkten selbst suchen, was wiederum das Tempo des Spiels merklich drosselt und alles andere als benutzerfreundlich daherkommt.

Überladen und kompliziert

Nicht nur die Navigation, auch die Steuerung selbst erweist sich in „Darksiders Genesis“ als unnötig kompliziert. Strife und War besitzen ein unterschiedliches Arsenal und entsprechend auch eine teils andere Button-Belegung. Teils doppelte Nutzung bestimmter Aktionstasten sorgt ebenso für Verwirrung wie die nicht immer exakte Interaktion mit der Umgebung. Gerade bei Kletterpassagen hüpfen wir immer wieder an Säulen vorbei oder kämpfen mit anderen Orientierungsproblemen. Indirekte Hilfefunktionen hätten Frustmomente minimiert und den Spielfluss gefördert.

Technisch mit Schwächen

Die Konsolenversion von „Darksiders Genesis“ bekam bereits zwei Monate mehr Entwicklungszeit als die PC-Version. Und trotzdem schlichen sich etliche Programmfehler ein, die mitunter sogar für handfeste Probleme sorgen. Gerade die Interaktion mit Umgebungsobjekten sorgt immer wieder für Probleme. Nicht selten bleiben Strife und War daran hängen. Gelegentliche Slowdowns und andere Probleme gehören hier ebenfalls zu den Problemenfeldern von „Darksiders Genesis“.

7.0

Wertung und Fazit

PRO
  • stimmungsvolle Grafik
  • nicht-lineares Charaktersystem gönnt viele Freiheiten
  • gute Mischung aus Kampf und Umgebungsrätseln.
CONTRA
  • Technische Probleme
  • Überladene Steuerung und miese Kartenfunktion
  • Story eher Nebensache

Darksiders Genesis im Test: Müder „Diablo“-Klon oder würdiges Spinoff der Kult-Serie?

Mit ein wenig mehr Feinschliff hätte aus „Darksiders Genesis“ ein richtig gutes Spiel werden können. So aber besitzt es noch zu viele Ecken und Kanten, als dass wir an dieser Stelle eine höhere Wertung vergeben könnten. „Darksiders Genesis“ entpuppt sich als launiger Dungeon-Crawler mit einem griffigen Kampfsystem und ausladenden Umgebungsrätseln.

Während die Schlachten – trotz allzu wenig Gegnertypen – durch die Bank Spaß machen, so stören immer wieder die überladene Steuerung, die gelegentlich auftretenden Programmfehler und andere Komfortmängel den Spielfluss. Gehörten die Umgebungsrätsel in der Hauptserie noch zu den Highlights, verkommen sie in „Genesis“ zu den Frustgaranten.

In Verbindung mit der miesen Kartenfunktion gerät so der Spielfluss immer wieder ins Stocken. Ansonsten hätte „Darksiders Genesis“ durchaus eine höhere Wertung einheimsen können. So aber ist der Dungeon-Crawler vor allem für Koop-Freunde oder für all jene interessant, die auf „Diablo 4“ nicht mehr warten können.

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