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Little Nightmares 2 Test: Wie verstörend war eure Kindheit?

play3 Review: Little Nightmares 2 Test: Wie verstörend war eure Kindheit?

8.5

Der Name des Stealth-Horror-Spiels “Little Nightmares 2” ist etwas irreführend: Das sind nun wirklich keine kleinen Albträume! Obwohl sich das Franchise nicht mit Horror-Schockern ala “Silent Hill” in Sachen Grusel- und Angstmomenten messen kann, ist klar: Aus diesem Traum möchte man ganz schnell aufwachen.

Mit Six seid ihr in “Little Nightmares” durch den Schuld geschlichen und schließlich entkommen, zum Glück! In Teil 2 schlüpft ihr nun in die Rolle des neuen Protagonisten Mono, der mit einer Papiertüte auf dem Kopf durch eine völlig verzerrte Welt läuft. Die Realitätsflucht, die in “Little Nightmares 2” das zentrale Element darstellt, ist schon an seinem Look klar erkennbar. Was Mono nicht sehen kann, wird ihm auch nicht wehtun.

Zwei Kinder allein im Wald

Schnell stolpert Mono in einem Haus mitten im Wald über die aus dem ersten Teil bekannte Six. Sie fliehen gemeinsam vor dem Jäger, der mit seiner Schrotflinte vor nichts und niemandem halt macht und einige Schüsse auf die Kinder abfeuert. An diesem Punkt seid ihr erst wenige Minuten im Spiel und werdet bereits von einem wütenden, gesichtslosen Jäger gejagt, erlebt eure erste Fluchtsequenz und greift schließlich selbst zur Waffe – Selbstverteidigung muss sein!

Den ersten Schreck überwunden, geht es rasch ins nächste Szenario. Jedes Level in “Little Nightmares 2” passt auf dem ersten Blick nicht zu dem vorherigen: Überall stolpern die beiden Kinder in neue, verzerrte Umgebungen. Aufgrund ihrer kleinen Körpergröße bleibt ihnen meist nur die Flucht vor den Erwachsenen, die wie Monster in ihrer kleinen Welt hausen.

Es ist nicht alles so, wie es zunächst aussieht

Wir empfehlen euch, “Little Nightmares 2” langsam zu durchqueren, die Atmosphäre aufzusaugen und vor allem die Gegner ganz genau zu beobachten. Denn nicht alles ist so, wie es scheint! Nehmen wir die Lehrerin, der Zucht und Ordnung besonders wichtig ist: Auch sie flieht, ähnlich wie Mono, gern für einen Moment vor der Realität und zeigt sich in ihrem Kämmerlein ganz privat, ja fast schon menschlich. Sobald sie voller Wut Jagd auf Mono und Six macht, weicht all diese Menschlichkeit allerdings schnell ihren monströsen Begierden.

Euch fallen sicher die zahlreichen TV-Bildschirme auf, die in den Level mal mehr und mal weniger präsent zu finden sind. Anfangs nur schmückendes Beiwerk, werden sie später zu einem wichtigen Gameplay-Element: Mono kann die flimmernden Bildschirme nutzen, um an bisher unerreichbare Orte zu gelangen. Doch ihr solltet vorsichtig sein: Die Erwachsenen dieser verzerrten Welt scheinen wie hypnotisiert von der flackernden Technik und werden alles und jeden töten, der ihnen diese Sucht zu entziehen versucht.

Erdrückende, neue Rätsel

Wer “Little Nightmares” gespielt hat, weiß: Neben Stealth- und Fluchtpassagen gilt es zahlreiche kleine Rätsel zu lösen. Diese Prämisse wurde auch im zweiten Teil übernommen und stellt Mono vor eine Vielzahl an kniffligen Situationen, die sich in ihren Mechanismen vom ersten Teil abheben.

Besonders interessant ist beispielsweise das Türrätsel, bei dem die überaus gelungene Geräuschkulisse des Spiels sogar Teil der Lösung wird. Ihr müsst genau hinhören, um den richtigen Weg, beziehungsweise die richtige Tür, zu finden. Immer und immer wieder. Entscheidet ihr euch falsch, ist Mono in einer Schleife gefangen und wird es vermutlich niemals aus dem Korridor herausschaffen. Allein das ist ein Albtraum, der an der Seele nagt.

Braucht es wirklich Kämpfe?

Aufgrund seiner geringen Körpergröße kann es Mono kaum mit den ganzen Erwachsenen aufnehmen. Manche Spielpassagen geben euch allerdings die Möglichkeit, kleinere Waffen aufzunehmen und euch damit zur Wehr zu setzen. Zumindest, wenn die ungenaue Steuerung es zulässt! So zerschlagt ihr in einem Raum beispielsweise mühelos die Köpfe von unartigen Kindern, könnt im nächsten Zimmer aber partout die Spinnenhand nicht treffen. Vor allem bei den Kämpfen kann es zu unsichtbaren Wänden und verzogener Steuerung kommen.

Spärlich gesät sind Kampfeinlagen eine gute Möglichkeit, um das Stealth-Game etwas wachzurütteln. Da an deren Umsetzung allerdings noch ein bisschen gefeilt werden könnte, sollte man es damit nicht übertreiben. Gut gelöst ist es gegen Ende des Spiels: Hier müsst ihr in einer zermürbenden Sequenz, die verschiedene Rätselelemente der vorherigen Level vereint, unter einer furchtbaren Geräuschkulisse einen bestimmten Gegenstand mit eurer Waffe treffen. Obwohl die Steuerung auch hier etwas herausfordernd ist, sind es eher die Umstände, die diesen Abschnitt nervenaufreibend machen.

All das sind Dinge, die den Kern von “Little Nightmares 2” ausmachen: Die Angst in diesem schrecklichen Albtraum und der Wunsch, endlich zu entkommen. Mittendrin Mono, der sich vor all diesen schrecklichen Situationen eigentlich nur verstecken möchte und in diesem Spiel eine verstörende Sequenz nach der anderen erleben muss.

8.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Bizarre, verstörende Welt mit vielschichtigen Charakteren
  • Neue Spielmechaniken lockern die bekannte Formel auf
  • Grafisch ein Sprung nach vorn
CONTRA
  • Teils knifflige Steuerung
  • Frustrierende Kampfsequenzen

Little Nightmares 2 Test: Wie verstörend war eure Kindheit?

Die Storyteller von “Little Nightmares 2” müssen eine schreckliche Kindheit gehabt haben - oder verfügen einfach über eine blühende Fantasie. Das relativ kurze Spielerlebnis des Action-Stealth-Adventures hat mich verstört zurückgelassen. Da im Spiel selbst keinerlei Dialoge oder Erklärungen stattfinden, muss man sich das Gesehene selbst erklären. Dabei wirft das Ende teils mehr Fragen auf, als es beantwortet. Und das ist gut so!

“Little Nightmares 2” soll, darf und muss genau dieses Gefühl im Spieler wecken. Beklemmung, einen Hauch von Angst und eine gewisse Art von Verwirrung am Ende, weil doch alles anders war, als zunächst gedacht. In Punkto Horror lässt es sich nicht mit richtigen Horror-Games vergleichen, muss es aber auch nicht: Für mich ist “Little Nightmares” als Franchise ein ganz eigenes Genre, das sich weder vergleichen, noch verstecken muss. Es steht für sich in einer selbst erschaffenen, verstörten Welt.

Nur die ungenaue Steuerung ist ein Kritikpunkt, der am Ende doch deutlich mehr gestört hat, als ich es mir wünschen würde. Da deshalb zahlreiche Passagen immer und immer wieder abgespielt werden, verlieren sie mit der Zeit ihren Reiz. Ein Makel, der durch präzise Steuerung und ein bisschen weniger Kampfpassagen und Variabilität darin vermieden werden könnte.

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Kommentare

AloytheHunter

AloytheHunter

11. Februar 2021 um 11:35 Uhr
Knoblauch1985

Knoblauch1985

11. Februar 2021 um 11:36 Uhr
AloytheHunter

AloytheHunter

11. Februar 2021 um 11:41 Uhr
consoleplayer

consoleplayer

11. Februar 2021 um 11:45 Uhr
AloytheHunter

AloytheHunter

11. Februar 2021 um 15:39 Uhr