Das Sub-Genre der Taktik-Shooter hat auf den aktuellen Konsolen einen ziemlich schweren Stand und ist, von Platzhirsch „Rainbow Six Siege“ einmal abgesehen, stark unterrepräsentiert. VOID Interactive wollen dies nun ändern und schicken ihr Shooter-Game „Ready or Not“ auf die PlayStation 5 und Xbox Series X|S. Nachdem der Titel schon auf dem PC überzeugen konnte, soll dies nun auch auf den beiden großen Heimkonsolen gelingen.
Wir hatten bereits vor dem offiziellen Release des fordernden Taktik-Shooters die Chance, einen ausführlichen Blick auf die PS5-Version von „Ready or Not“ zu werfen. Nachfolgend verraten wir euch, ob uns das Game von sich überzeugen konnte, was uns weniger gut gefallen hat und ob sich auch für euch eventuell ein genauerer Blick lohnen könnte.
Euer SWAT-Team in hochriskanten Situationen
„Ready or Not“ entführt euch in die fiktive Stadt Los Sueños, in der seit einiger Zeit die Kriminalität, insbesondere Gewaltverbrechen, immer weiter zunimmt. Ihr schlüpft in die Rolle von Commander David „Judge“ Beaumont, der mit der Leitung einer SWAT-Einheit betraut wird. Gemeinsam mit eurem Team geht ihr an die Orte, an die sich normale LSPD-Beamte nicht mehr hin trauen. Bombendrohungen, Geiselnahmen und andere Verbrechen sind euer Alltag.
Als Commander ist es nicht nur eure Aufgabe, die immer häufiger auftretenden kriminellen Aktivitäten einzudämmen, sondern auch vielversprechende Rekruten auszubilden. Kurzum: Ihr müsst euch um euer Team kümmern und die Talente eurer Schützlinge fördern. Hierbei müsst ihr sowohl die körperliche als auch geistige Gesundheit eurer Teamkameraden im Blick behalten. Ist der mentale Zustand instabil, könnte das die Mission gefährden.


Gut, im Falle von „Ready or Not“ von einer richtigen Story zu sprechen, wie sie ältere Genre-Kollegen, etwa „Rainbow Six Vegas“ oder „Ghost Recon: Advanced Warfighter“ damals erzählt haben, wäre etwas übertrieben. Doch uns hat es gut gefallen, unser SWAT-Team immer weiter zu verbessern, um so auf nahezu jede Möglichkeit reagieren zu können. Insgesamt könnt ihr im Singleplayer rund 12-15 Stunden Spielzeit einplanen, abhängig vom Schwierigkeitsgrad. Insgesamt ist der Solo-Modus eine schöne, wenn auch etwas unspektakulär präsentierte Möglichkeit, euch mit den wichtigsten Spielmechaniken vertraut zu machen.
Exactly my tempo
Falls ihr primär an andere moderne Shooter-Games wie „Apex Legends“, „Call of Duty: Warzone“ oder „Valorant“ gewöhnt seid, werdet ihr euch in „Ready or Not“ übrigens zunächst wohl ganz schön umgewöhnen müssen. Das Tempo ist im Taktik-Shooter nämlich deutlich gemächlicher. Ihr könnt nicht sprinten und gerade in engen Fluren müsst ihr jeden eurer Schritte bedacht wählen. Hinter jeder Ecke, jeder Tür oder jeder Scheibe kann eine potentielle Bedrohung lauern.
Darüber hinaus müsst ihr während einer Mission diverse Dinge im Blick behalten, die einen nicht unerheblichen Einfluss auf den potentiellen Ausgang eurer SWAT-Einsätze haben können. Habt ihr genug Munition eingepackt? Ist euer Team gut zusammengestellt? Sind eure Kameraden gut drauf? Habt ihr mögliche Gefahren jederzeit im Blick? Und wann ist es besser, bedacht vorzugehen und wann solltet ihr den Vorschlaghammer auspacken und stürmen?

In einer Zeit, in der das Tempo in vielen Spielen gefühlt immer mehr anzieht, ist „Ready or Not“ ein ziemlich krasser Gegenentwurf. Diese entschleunigte Spielerfahrung ist es, was uns im Taktik-Shooter so gut gefallen hat. Das Spiel hat uns wieder und wieder dazu gezwungen, einen Schritt zurückzugehen, um unsere nächsten zwei Schritte zu durchdenken und vorzubereiten. Es ist eine Shooter-Erfahrung, wie ihr sie heute nur noch selten auf Konsolen bekommt.
Sichern, stürmen oder zurückziehen?
Seid ihr mit eurem KI-Team unterwegs, könnt ihr diesem über ein Ring-Menü, das ihr über die R1-Taste aufruft, unterschiedliche Befehle erteilen. Hier könnt ihr festlegen, ob eure SWAT-Einheit einen Bereich sichern, einen Raum stürmen oder sich bedeckt halten soll. Hiermit kratzen wir lediglich an der Oberfläche, denn es gibt eine ziemlich große Auswahl an Kommandos, die euch eure Einsätze im Taktik-Shooter idealerweise erleichtern sollen.
Der Clou: Diverse Befehle sind kontextsensitiv, also abhängig von eurer aktuellen Spielsituation. Sollen eure Teammitglieder einen Verdächtigen einschüchtern oder diesen überwältigen? Soll eventuell sogar Gewalt eingesetzt werden oder solltet ihr euch doch lieber bedeckt halten? Wenn alle Mechaniken ineinandergreifen, bietet euch „Ready or Not“ eine fesselnde, atmosphärisch dichte Spielerfahrung, die euch so derzeit kaum ein anderer Taktik-Shooter bietet.



Aufgrund des gemächlichen Spieltempos und des anfangs etwas sperrigen Befehlssystem kann der Einstieg für Genre-Neulinge allerdings durchaus schwierig sein. Des Weiteren hat sich die KI unseres SWAT-Teams leider oft nicht so clever angestellt, wie wir es uns gewünscht hatten. Manchmal sind sie nur sehr langsam in Stellung gegangen, mal haben sie wiederholt nicht auf Kommandos reagiert. Außerdem hat die Gegner-KI auf uns oftmals einen eher mäßig intelligenten Eindruck gemacht: Mal hat diese einfach direkt aufgegeben, mal sind Feinde wild über eine Map gelaufen. Richtig rund lief die KI somit auf beiden Seiten nicht.
Hervorragendes Gunplay
Doch nicht nur die KI kann euch den Einstieg in „Ready or Not“ etwas erschweren, sondern auch die generell ziemlich düstere Grundstimmung des Taktik-Shooters. Einige Missionen, etwa ein Einsatz an einem College, sind nicht unbedingt für Spielerinnen und Spieler mit schwachen Nerven geeignet. Immer wieder etwas gebrochen wird diese geerdete, ernste Atmosphäre jedoch durch mitunter deplatzierten Humor, auf den wir gut hätten verzichten können.
Umso besser hat uns dafür das facettenreiche Gunplay gefallen, das sich glaubhaft anfühlt und nicht nur mit einem ordentlichen Trefferfeedback, sondern auch mit einem saftigen Sound und nachvollziehbaren Movement glänzt. Insbesondere in Kombination mit dem umfangreichen Waffenarsenal und den vielen Möglichkeiten, eure Ausrüstung vor einem Einsatz anzupassen, von schweren Sturmgewehren bis hin zu nicht-tödlichen Optionen, hat uns sehr viel Spaß gemacht. Zudem hat uns dies immer wieder dazu angehalten, mit verschiedenen Loadouts zu experimentieren und unser Vorgehen zu variieren.

Ebenfalls gut gefallen hat uns, dass sich der realistische Anspruch auch in den Schusswechseln selbst bemerkbar macht. Kopftreffer bedeuten das sofortige Aus, sowohl für euch als auch die Gegner, Körpertreffer verlangsamen euch. Ein Element, das wir sonst eher aus Militär-Simulationen kennen, ist das manuelle Checken des Munitionsvorrats. Im Gegensatz zu anderen Shootern wird euch dieser nämlich nicht permanent auf dem Bildschirm angezeigt.
Das Gunplay, die unterschiedlichen taktischen Möglichkeiten und das behäbige Movement, vom in die Hocke gehen bis hin zum um die Ecke linsen, sowie insbesondere die dichte Atmosphäre sind ganz klar die größten Stärken von „Ready or Not“. Hier läuft das Spiel zur Höchstform auf und bietet eine intensive, mitreißende Shooter-Erfahrung.
Was ist mit dem Multiplayer?
Zumindest, wenn die zuvor bereits angesprochenen KI-Probleme nicht wären. Im Mehrspieler-Part von „Ready or Not“ entfallen diese natürlich zu einem gewissen Grad, immerhin können wir hier im Verbund mit anderen menschlichen Mitspielerinnen und Mitspielern losziehen. Einmal zehrt die ernste Atmosphäre im Team nicht ähnlich stark an den Nerven und die Abstimmung innerhalb eures Teams funktioniert wesentlich angenehmer und einfacher.

Teamwork ist der berühmt berüchtigte Schlüssel zum Erfolg und idealerweise spielt ihr die fordernden Missionen zusammen mit einigen guten Freunden. Zu sehen, wie die eigene Taktik aufgeht und ihr euch erfolgreich Stück für Stück vorarbeitet, ist ein fantastisches Gefühl. Ihr könnt selbstverständlich auch mit zufälligen Leuten zusammenspielen, allerdings kann dies mitunter durchaus frustrierend sein.
Ehe wir zu unserem Fazit kommen, noch kurz ein paar Anmerkungen zur Grafik von „Ready or Not“. Die unterschiedlichen Levels bestechen mit vielen kleinen Details, die der ohnehin bereits dichten Atmosphäre merklich zugute kommen. Alles wirkt in sich stimmig und hat dabei geholfen, uns noch tiefer ins Geschehen hineinzuziehen. Eine richtige Augenweide ist der Taktik-Shooter deshalb jedoch nicht unbedingt, denn mit einem „DOOM: The Dark Ages“ kann der Titel zum Beispiel nicht mithalten. Wirklich unschön aufgefallen sind uns vor allem regelmäßig auftretende Texturnachlader und kleine Bugs, die an der Stimmung nagen.
Kommentare
Highman
14. Juli 2025 um 18:38 UhrFreu mich schon lange drauf. Endlich ein realistischer taktik shooter auf der ps5.
Falkner
14. Juli 2025 um 19:53 UhrVorbestellt. Morgen gehts los!